Infrastruktur-Outsourcing

Das eigene RZ - ein Auslaufmodell?

30.09.2012 von Holger Eriksdotter
Die aktuelle Studie „IT Leadership Report“ sagt eine weitere Zunahme von Infrastruktur-Outsourcing voraus. Danach hat schon jetzt ein knappes Drittel der Unternehmen den Großteil ihrer IT-Infrastruktur ausgelagert. Fast 60 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass der Inhouse-Betrieb schlecht genutzte Ressourcen und höhere Kosten verursacht.
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Zentrale Erkenntnis der Studie: Das Outsourcing von IT-Infrastruktur wird auch für deutsche Unternehmen zu einem immer attraktiveren Modell. Zu den wichtigsten Vorteilen von IT-Outsoucing (unter Verwendung eines Utility Based Models) zählen 45 Prozent der deutschen IT-Entscheider die höhere Sicherheit; für 32 Prozent ist die Skalierbarkeit und Flexibilität der Infrastruktur ein wichtiges Argument; der gleiche Prozentsatz der Befragten erwartet von der Auslagerung eine Verbesserung der Service-Qualität (QoS).

Foto: Savvis/Vanson Bourne 2012

Besonders auffällig: Die Zustimmung zum Outsourcing von IT-Infrastruktur ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Waren es 2010 noch unter 40 Prozent der Studienteilnehmer, die der These zustimmten, dass der Eigenbetrieb der IT-Infrastruktur zu höheren Kosten und der Verschwendung von Ressourcen führt, waren es in diesem Jahr schon fast 60 Prozent. Dabei nimmt die Zustimmung mit der Größe des Unternehmens zu - ebenso wie das Eingeständnis, bei der Anschaffung von Infrastruktur-Komponenten nicht immer richtig gelegen zu haben. Mehr als die Hälfte der Unternehmen räumt Fehler beim Hardware-Einkauf ein.

Die jährlich durchgeführte Studie hat der IT-Dienstleister Savvis beim unabhängigen Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Auftrag gegeben. Der „IT- Leadership-Report“ zum Thema IT- Outsourcing basiert auf der Befragung von 550 CIOs und IT-Entscheidern aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Die Studienergebnisse liefern einen globalen Ausblick auf die Trends im IT-Outsourcing (ITO) für ausgewählte Branchen wie Finanzdienstleister, Medien, Einzelhandel, Gesundheitswesen, Software und Automotive. In diesem Jahr wurden erstmals auch IT-Verantwortliche deutscher Unternehmen befragt. Damit erweitert sich der Fokus der Untersuchung auf insgesamt sechs führende Industrieregionen: Neben Deutschland nahmen auch Firmen aus den USA, Großbritannien, Japan, Hongkong und Singapur teil.

Kosten sparen an erster Stelle

Dabei sind die deutschen IT-Verantwortlichen – anders als die Mehrzahl ihrer internationalen Kollegen – am wenigsten von Budget-Restriktionen betroffen. Lediglich 22 Prozent von ihnen gaben an, dass sie mit gekürzten Etats zu kämpfen hätten. Dennoch ist der Aspekt der Kosteneinsparung erneut das entscheidende Kriterium für das Outsourcing der IT-Infrastruktur. Immerhin erwarten sich deutsche Unternehmen durschnittliche Einsparungen von 25 Prozent der IT-Ausgaben.

Savvis Deutschland-Geschäftsführer Donald Badoux hält Kosteneinsparungen von 25 Prozent für realistisch.

Besonders die Software- und Finanz-Branche rechnen mit 30 beziehungsweise 26,5 Prozent mit den höchsten Einsparungen durch IT-Outsourcing. Nach Ansicht von Savvis Deutschland-Geschäftsführer Donald Badoux handelt es sich dabei durchaus um realistische Einschätzungen: „Abhängig von der IT-Outsourcing-Lösung können die Einsparungen sogar noch höher ausfallen“, kommentiert er das Studienergebnis.

Foto: Savvis/Vanson Bourne 2012

Trotz deutlich steigender Tendenz liegt Deutschland im internationalen Vergleich zurück. In den USA wird der Anteil der outgesourcten IT-Infrastruktur in den nächsten fünf Jahren um 14 Prozent auf dann 45 Prozent ansteigen. In Singapur liegt der Anstieg mit 26 Prozent auf dann über 50 Prozent sogar noch deutlich höher. Für Deutschland dagegen weist die Studie eine Zunahme von 12 Prozent auf etwa 33 Prozent im Jahre 2017 aus.

Mit 43 Prozent lagern deutsche Unternehmen derzeit am häufigsten die Website-Infrastruktur aus. An zweiter Stelle folgen die Bereiche Backup und Disaster Recovery, die von 39 Prozent der befragten Unternehmen nicht mehr selbst betrieben werden. Immerhin 38 Prozent der Studienteilnehmer haben den Bereich Test und Entwicklung bereits ausgelagert. Zudem wurde in der Studie auch nach Bereichen gefragt, die derzeit noch inhouse betrieben werden, aber nach Meinung der Befragten für zukünftiges Outsourcing in Frage kommen. Am häufigsten genannt wurden in diesem Zusammenhang die Bereiche eCommerce mit 40 Prozent, sowie Big Data Analysen mit 38 Prozent.

Fachkräftemangel treibt Outsourcing

Foto: Savvis/Vanson Bourne 2012

In allen Regionen werden neben der Kostenersparnis weitere Vorteile wie verbesserte Agilität, geringere Abhängigkeit von Legacy-Systemen, die Umwandlung von Kapital-Investment in operative Kosten sowie größere Transparenz bei den IT-Ausgaben genannt. Für fast 30 Prozent der Unternehmen spielt der Mangel an qualifizierten IT-Fachleuten bei der Entscheidung für Infrastruktur-Outsourcing eine Rolle. In Deutschland liegt dieser Anteil sogar noch höher.

„Auch wenn es nicht überraschend ist, fällt als Ergebnis der Studie besonders ins Auge, dass Deutschland im Vergleich mit den anderen untersuchten Ländern besonders unter einem IT-Fachkräftemangel leidet“, kommentiert Savvis-Manager Badoux. So gaben hier 35 Prozent der deutschen Unternehmen an, dass sie der Mangel an qualifizierten IT-Fachkräften zum Outsourcing ihrer Infrastruktur veranlassen würde.

Die Palette der gewünschten Dienstleistungen deckt dabei das gesamte Feld der Infastruktur-Landschaft ab. Von der temporären Anmietung von Hardware-Ressourcen und Hybrid-Architekturen aus eigenen und fremden RZ-Leistungen, über Utility-Computing und Application Hosting bis hin zu Public und Private Cloud-Modellen reicht das Spektrum an Services, die Unternehmen an den Outsourcing-Provider auslagern wollen. Dabei würden 82 Prozent der befragten IT-Entscheider in Deutschland einen Outsourcing-Anbieter mit einer möglichst breiten Angebotspalette bevorzugen, der sowohl das Outsourcing der Applikationen als auch der Infrastruktur anbieten kann.