Dass er noch einmal für die Informatik herhalten müsste, hätte Neil Armstrong wohl auch nicht gedacht. Doch die Analysten von Accenture bemühen den ersten Mann auf dem Mond als Vergleich der gestrigen und der künftigen Sicht auf die IT. In ihrer "Accenture Technology Vision 2011" prophezeien sie sozusagen einen schwerelosen Umgang mit Daten. Das soll heißen: Es geht künftig nicht mehr um Anwendungen. Informationen kursieren durch so viele verschiedene physische und virtuelle Welten, dass sie nicht mehr lokalisiert werden können.
Accenture nennt drei Megatrends:
1. Informationen verteilen sich: Daten wie auch IT-Services sind über immer mehr Quellen und Orte verstreut. Analyse-Tools müssen diese Bewegungen dokumentieren können. Daher gewinnen Stammdaten-Management, IT-Sicherheit und Identitäts-Management an Bedeutung.
2. Daten entkoppeln sich: Software-Layer, Daten-Zugang und Informationen selbst - all das muss immer stärker gesondert betrachtet und gemanagt werden. Digitale Größen sind nicht mehr an physische Größen gebunden.
3. Analyse ist alles: Vom Tastendruck bis zum Einkaufsverhalten privater Endverbraucher - Entscheider sammeln Informationen jeder Art. Die Analyse dieser Daten und ein sinnvoller Umgang damit gelten als neue Super-Tools im Business.
CIOs brauchen "Analytical literacy"
BI heiße künftig nicht mehr, Reportings zu erstellen, sondern Business-Aktivitäten zu managen. Die steigende Datenflut verlangt Entscheidern Souveränität ab - dass Informationen in Echtzeit vorliegen, muss nicht automatisch heißen, dass Beschlüsse in Echtzeit getroffen werden. Unternehmen müssen das Zusammenspiel und die Interdependenzen der Daten verstehen. Accenture nennt hier den Begriff "Analytical literacy".
Eine weitere Folge: IT-Architekturen verändern sich von Server-zentriert zu Service-zentriert. Systeme müssen in verschiedenen Umgebungen laufen. Das macht Software-Engineering nicht einfacher.
Die Entwicklung zu immer mehr und immer beweglicheren Daten wirkt sich außerdem auf das Thema Sicherheit aus. Nach Meinung von Accenture glauben zu viele CIOs an hundertprozentige IT-Security. Die Idee einer "Festung" müsse einem pragmatischen Ansatz weichen. Pragmatisch heißt: Entscheider müssen mit mehrstufigen Systemen arbeiten und so viel wie möglich automatisieren.
Die Analysten gehen davon aus, dass biometrische Lösungen über kurz oder lang in alle Lebensbereiche einziehen. Biometrie wird demnach nicht nur den Zugang zu Unternehmen regeln, sondern zum Beispiel auch im Rahmen von Wahlen oder Pass-Kontrollen eingesetzt. Accenture rechnet damit, dass die Mehrzahl der Menschen das akzeptiert.
Nichtsdestoweniger sind Unternehmen gefordert, Sicherheitsrichtlinien und Policies zu erstellen und zu kontrollieren. Risk Management und Governance gewinnen an Bedeutung, auch wegen der zunehmenden Nutzung von Social Media.
Aus der Cloud wieder raus, das ist das Problem
Accentures Visionen beziehen sich auch auf Cloud Computing. Das steigende Interesse an Cloud solle nicht über die damit verbundenen Probleme hinwegtäuschen. In die Cloud hineinzukommen sei kein Problem, so die Analysten. Wieder heraus schon.
Das hängt zum Beispiel damit zusammen, dass jeder SaaS-Anbieter (Software as a Service) seinen eigenen Stil in Sachen Data Models, Meta Data, Administration von Nutzergruppen usw. hat. Accenture fasst zusammen: Daten wieder zurückzuholen ist so aufwändig wie ein komplettes Migrationsprojekt.
Flexibilität as a Service
Dennoch: SaaS, Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) liegen im Trend. IT-Entscheider sollten auch hier eine Strategie entwickeln, die auf Transformation und Flexibilität abstellt.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)