Megatrends und ihre Folgen

Das Daten-Management von morgen

25.05.2011 von Christiane Pütter
Heute konzentriert sich die IT auf Anwendungen, morgen sind es die Daten selbst. Das prophezeien die Analysten von Accenture in der Studie "Technology Vision 2011".
Megatrends beim Daten-Management
Foto: Andrea Danti/Fotolia

Dass er noch einmal für die Informatik herhalten müsste, hätte Neil Armstrong wohl auch nicht gedacht. Doch die Analysten von Accenture bemühen den ersten Mann auf dem Mond als Vergleich der gestrigen und der künftigen Sicht auf die IT. In ihrer "Accenture Technology Vision 2011" prophezeien sie sozusagen einen schwerelosen Umgang mit Daten. Das soll heißen: Es geht künftig nicht mehr um Anwendungen. Informationen kursieren durch so viele verschiedene physische und virtuelle Welten, dass sie nicht mehr lokalisiert werden können.

8 Faktoren für den Nutzwert von Daten
8 Faktoren für den Nutzwert von Daten
Accenture empfiehlt, dass die IT-Entscheider Daten an sich in den Fokus rücken müssen. Sie brauchen flexible Plattformen, die mit Komplexität und Menge der Informationen umgehen können. Plattform- und Daten-Architektur würden künftig weit wichtiger als Anwendungs-Architektur, so die Analysten.<br>Der Nutzwert von Daten hängt dabei von acht Faktoren ab:
1. Qualität:
Die Analysten nennen Daten-Qualität als erste Dimension.
2. Struktur:
IT-ler arbeiten sowohl mit strukturierten als auch unstrukturierten Informationen.
3. Externalität:
Unternehmen haben mit internen wie externen Daten zu tun.
4. Stabilität:
Eine Schlüsselfrage ist, wie häufig Daten sich ändern.
5. Granularität:
Informatiker müssen überprüfen, ob Informationen detailliert genug sind.
6. Aktualität:
Daten verlieren ihren Nutzwert, wenn sie veralten.
7. Kontext-Abhängigkeit:
Wer Daten verstehen will, muss wissen, in welchem Kontext ("Meta-Information") sie stehen.
8. Herkunft:
Herkunft und Weg der Informationen bestimmen ebenfalls ihren Nutzwert.
Das berührt zunächst einmal Business Intelligence (BI).
Das berührt zunächst einmal Business Intelligence (BI). Herkömmliche BI-Systeme kämen mit der Menge unstrukturierter Daten nicht klar, so Accenture. Sie sehen daher zum Beispiel einen steigenden Bedarf an Data Quality Tools.

Accenture nennt drei Megatrends:

1. Informationen verteilen sich: Daten wie auch IT-Services sind über immer mehr Quellen und Orte verstreut. Analyse-Tools müssen diese Bewegungen dokumentieren können. Daher gewinnen Stammdaten-Management, IT-Sicherheit und Identitäts-Management an Bedeutung.

2. Daten entkoppeln sich: Software-Layer, Daten-Zugang und Informationen selbst - all das muss immer stärker gesondert betrachtet und gemanagt werden. Digitale Größen sind nicht mehr an physische Größen gebunden.

3. Analyse ist alles: Vom Tastendruck bis zum Einkaufsverhalten privater Endverbraucher - Entscheider sammeln Informationen jeder Art. Die Analyse dieser Daten und ein sinnvoller Umgang damit gelten als neue Super-Tools im Business.

CIOs brauchen "Analytical literacy"

BI heiße künftig nicht mehr, Reportings zu erstellen, sondern Business-Aktivitäten zu managen. Die steigende Datenflut verlangt Entscheidern Souveränität ab - dass Informationen in Echtzeit vorliegen, muss nicht automatisch heißen, dass Beschlüsse in Echtzeit getroffen werden. Unternehmen müssen das Zusammenspiel und die Interdependenzen der Daten verstehen. Accenture nennt hier den Begriff "Analytical literacy".

Eine weitere Folge: IT-Architekturen verändern sich von Server-zentriert zu Service-zentriert. Systeme müssen in verschiedenen Umgebungen laufen. Das macht Software-Engineering nicht einfacher.

Die Entwicklung zu immer mehr und immer beweglicheren Daten wirkt sich außerdem auf das Thema Sicherheit aus. Nach Meinung von Accenture glauben zu viele CIOs an hundertprozentige IT-Security. Die Idee einer "Festung" müsse einem pragmatischen Ansatz weichen. Pragmatisch heißt: Entscheider müssen mit mehrstufigen Systemen arbeiten und so viel wie möglich automatisieren.

Die Analysten gehen davon aus, dass biometrische Lösungen über kurz oder lang in alle Lebensbereiche einziehen. Biometrie wird demnach nicht nur den Zugang zu Unternehmen regeln, sondern zum Beispiel auch im Rahmen von Wahlen oder Pass-Kontrollen eingesetzt. Accenture rechnet damit, dass die Mehrzahl der Menschen das akzeptiert.

Nichtsdestoweniger sind Unternehmen gefordert, Sicherheitsrichtlinien und Policies zu erstellen und zu kontrollieren. Risk Management und Governance gewinnen an Bedeutung, auch wegen der zunehmenden Nutzung von Social Media.

Aus der Cloud wieder raus, das ist das Problem

Accentures Visionen beziehen sich auch auf Cloud Computing. Das steigende Interesse an Cloud solle nicht über die damit verbundenen Probleme hinwegtäuschen. In die Cloud hineinzukommen sei kein Problem, so die Analysten. Wieder heraus schon.

Das hängt zum Beispiel damit zusammen, dass jeder SaaS-Anbieter (Software as a Service) seinen eigenen Stil in Sachen Data Models, Meta Data, Administration von Nutzergruppen usw. hat. Accenture fasst zusammen: Daten wieder zurückzuholen ist so aufwändig wie ein komplettes Migrationsprojekt.

Flexibilität as a Service

Dennoch: SaaS, Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) liegen im Trend. IT-Entscheider sollten auch hier eine Strategie entwickeln, die auf Transformation und Flexibilität abstellt.

Top 5 der Cloud-Computing-Anwendungen
Top 5 der Cloud-Computing-Anwendungen
Die Experton Group hat herausgefunden, in welchen Segmenten Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern Cloud Computing-Technologien einsetzen.
1. Virtualisierung:
Die Virtualisierung der eigenen Rechenzentrumsressourcen ist für eine Vielzahl von Unternehmen seit Jahren eines der strategisch wichtigen Themen. Einerseits versprechen sie sich dadurch eine höhere Kosteneffizienz und andererseits mehr Flexibilität in der Bereitstellung von Rechen- und Speicherleistung.
2. SaaS:
Die Nutzung von Anwendungen im Rahmen des Software as a Service-Modells ist im laufenden IT-Betrieb mittlerweile weit verbreitet. So nutzen schon heute Unternehmen in Deutschland Standard-Anwendungen wie CRM, Security, Projektmanagement oder Collaboration über das Internet.
3. Backup:
Storage as a Service-Konzepte sind hochinteressant und sehr sinnvoll, da der Aufbau und das Management hochskalierender Storage-Architekturen hohe Investitionen und entsprechende Skills auf der Personalseite erfordert. Unternehmen nutzen die Storage-Infrastrukturen der Cloud-Anbieter, um web-basierten und ressourcenintensiven Content zu speichern oder im Rahmen von Backups zu sichern.
4. Webanwendungen:
Bowser gestützte und mobile Applikationen kommen immer dann zum Einsatz, wenn variable Last- und Workloadprofile benötigt werden oder Last- und Nutzungsprofile schlecht planbar sind ...
5. Mobile Apps:
... Cloud-Infrastrukturen bieten hier den Vorteil, dass nur die real genutzten Server- und Speicherkapazitäten zu bezahlen sind.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)