Einer der wichtigsten Vorteile von Windows 8 ist das neue einheitliche Bedienungskonzept für verschiedene Gerätetypen vom Smartphone bis zum PC. Die neuen speziell auf die Touch-Oberfläche abgestimmten Applikationen (kurz Apps) bieten einen vereinfachten und auf allen Geräten ähnlichen Zugriff auf Unternehmensinformationen und Workflows. Oberfläche und Apps konzentrieren sich auf die wesentlichen Funktionen und die intuitive Touch-Screen-Nutzung. Die erweiterte Cloud-Unterstützung auf allen Gerätetypen erleichtert darüber hinaus das Zusammenspiel dieser Geräte über die Cloud. Zu diesem Zweck hat Microsoft die Unterstützung mobiler Verbindungen mit dem integrierten "Connection Manager" und "Connected Standby" verbessert. Connected Standby ermöglicht zum Beispiel den Empfang von Nachrichten ähnlich wie bei Handys auch im Standby-Modus.
Da der Einsatz von Windows 8 möglicherweise nur für einzelne Mitarbeitergruppen und nicht generell für das gesamte Unternehmen sinnvoll ist, sollten die Verantwortlichen die Mitarbeitergruppen in ihrem Unternehmen differenziert betrachten. Drei Beispiele erläutern dieses Vorgehen:
Mitarbeiter mit stationärem Arbeitsplatz und festen Aufgaben, etwa in Verwaltung, Fertigung, Versand und Logistik verfügen in der Regel über einen fest installierten Computer und nutzen zumeist klassische Arbeitsplatz-Anwendungen, deren kurzfristige Verfügbarkeit als Applikation für die neue Kachel-Oberfläche nicht absehbar ist. Daher wird diese Nutzergruppe von den neuen Bedienkonzepten von Windows 8 nicht profitieren.
Mitarbeitern, die sich mit anderen einen Rechner teilen oder an verschiedenen PCs arbeiten, bietet Windows die neue Funktion "Windows ToGo" als komplett abgeschlossene Installation von Windows 8 auf einem mobilen Medium, zum Beispiel einem USB-Stick. Diese Mitarbeiter können damit alle persönlichen Programme, Einstellungen und Daten an jedem beliebigen PC nutzen, auf dem mindestens Windows 7 lauffähig ist. Die Systemvoraussetzungen für Windows 7 und Windows 8 sind identisch und auf der Microsoft-Website unter http://windows.microsoft.com/de-AT/windows7/products/system-requirements erhältlich.
Mitarbeiter die häufig nicht an einem festen Arbeitsplatz arbeiten, nutzen meist mehrere Endgeräte, vom Smartphone über Tablet und Laptop bis zum stationären PC. Diese Nutzer können von der verbesserten Unterstützung mobiler Verbindungen profitieren. Sollte auf allen eingesetzten Endgeräten Windows 8 eingesetzt werden, profitieren sie außerdem von dem einheitlichen Bedienkonzept und dem direkten Zugriff auf Unternehmensinformationen. Die neuen Tablets mit ARM-Prozessor (Windows on ARM, kurz WoA) werden als neue Windows 8-Geräteklasse unter anderem wegen ihres geringen Energieverbrauchs für Vielreisende interessant. Zu beachten ist hier, dass klassische Windows Anwendungen auf diesen Geräten nicht lauffähig sind und die für diese Geräte im Windows Store künftig angebotenen Apps im Vergleich zu klassischen Windowsprogrammen zum Beispiel Office meist einen reduzierten Funktionsumfang haben werden. Für Vielreisende, die primär flexibel auf Informationen zugreifen möchten, sind diese neuen Apps jedoch häufig besser geeignet.
Vorteil einheitliche Plattform
Die Vorteile für die Mitarbeiter im Unternehmen sind indes nur ein Aspekt bei der Entscheidung für oder gegen eine Migration auf das neue Microsoft-Betriebssystem. Windows 8 bietet insbesondere dann Vorteile, wenn sich dadurch die Anzahl der zu verwaltenden Plattformen reduziert. Aufgrund zunehmender Forderungen nach mobilen Endgeräten wurden in vielen Unternehmen bereits Plattformen wie zum Beispiel iOS oder Android eingeführt. Bei einem durchgängigen Einsatz von Windows 8 auf Handys, Tablets, Laptops und PCs entfällt die Administration verschiedener Plattformen. Auf Basis der neuen Runtime WinRT, die auf allen Gerätetypen vorhanden sein wird, können Applikationen einheitlich für alle Gerätetypen entwickelt werden.
Neben bereits aus Windows 7 bekannten Funktionen wie DirectAccess, BitLocker und AppLocker gibt es auch zahlreiche Detailverbesserungen bei den Sicherheits- und Verwaltungsfunktionen zum Beispiel bei der Verschlüsselung von Laufwerken mit BitLocker. Mit dem AppLocker, der die Ausführung von Windows-Anwendungen sehr genau steuern kann, lassen sich mit Windows 8 auch Apps aus dem Windows Store kontrollieren. Beabsichtigt ein Unternehmen die direkte Kontrolle über die Bereitstellung von Apps, so können diese auch unter Umgehung des Windows Store direkt auf den verwalteten Windows-8-Geräten verteilt werden. Ob es möglich sein wird, Apps über AppStores nur an eigene Mitarbeiter zu verteilen, ist derzeit noch unklar.
Windows-Umstieg - eine Frage des Zeitpunkts
Unternehmen, die heute bereits Windows 7 einsetzen, müssen prüfen, ob und in welcher Form sie Windows 8 einführen wollen. Ihre Entscheidung hängt stark davon ab, wie die Vorteile von Windows 8 für die einzelnen Mitarbeitergruppen im Unternehmen bewertet werden. Wenn sich für den Großteil des Unternehmens deutliche Vorteile durch die Nutzung von Windows 8 ergeben, weil zum Beispiel ein großer Teil der Mitarbeiter im Außendienst unterwegs ist, sollte möglichst bald, in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit entsprechender Geräte mit Touch-Oberfläche, mit der Umstellung begonnen werden. Wenn die Vorteile von Windows 8 für das Unternehmen nicht maßgeblich sind, weil nur einzelne Mitarbeiter davon profitieren würden, kann die Einführung von Windows 8 schrittweise mit der Anschaffung der entsprechenden Hardware erfolgen. Während der Koexistenz von Windows 7 und Windows 8 lassen sich erste Erfahrungen sammeln, die einen späteren kompletten Übergang erleichtern. Aufgrund der - abgesehen von der Kachel-Oberfläche - großen Ähnlichkeit von Windows 7 und Windows 8 sollten während dieser Koexistenz kaum Probleme auftreten.
Obwohl Microsoft den Support für Windows XP am 8. April 2014 einstellen wird, haben viele Unternehmen dieses Betriebssystem weiterhin im Einsatz und teilweise noch nicht mit Projekten für eine Migration auf eine aktuellere Version wie Windows 7 begonnen. Diese Unternehmen stehen jetzt vor der Frage, ob möglicherweise eine direkte Migration auf Windows 8 sinnvoller wäre. Aufgrund der für Windows 7 und Windows 8 gleichen Systemanforderungen, die ein Großteil der für Windows XP eingesetzten Geräte voraussichtlich nicht erfüllt, muss in beiden Fällen die Hardware zumindest teilweise ausgetauscht werden. Leider sind derzeit erst wenige Systeme am Markt verfügbar, die die Touch-Oberfläche von Windows 8 voll unterstützen. Folglich ist die Beschaffung von Hardware für Windows 8 momentan noch schwierig und gegebenenfalls auch kostspielig. Angesichts der kurzen Zeit bis zur angekündigten Support-Einstellung von Windows XP ist das entscheidende Kriterium hier die fehlende Erfahrung mit einer Migration auf Windows 8 und das damit verbundene Risiko. Parallel zur Umstellung auf Windows 7 kann jedoch - analog zu Unternehmen, die heute bereits Windows 7 einsetzen - mit der Migration einzelner Geräteklassen (Tablets, etc.) und Benutzergruppen (Management, Außendienstmitarbeiter, etc.) auf Windows 8 begonnen werden.
7 Schritte zur Vorbereitung einer erfolgreichen Migration von Windows XP nach Windows 8
Vor dem Planungsbeginn der eigentlichen Migration muss geklärt werden, ob ein Update auf der bestehenden Hardware möglich ist. Die eingesetzten Gerätetypen sollten anhand ihrer Daten mit den Anforderungen von Windows 8 überprüft werden. Um die Entscheidung vorzubereiten, müssen die Kosten für das Update bestehender Geräte mit den Kosten einer kompletten Neuausstattung verglichen werden. Die teilweise von einigen Unternehmen genutzte Option, den Austausch des Betriebssystems mit den normalen Zyklen für den Hardwareaustausch zu verbinden, scheidet möglicherweise wegen der angekündigten Support-Einstellung für Windows XP aus. Der komplette Hardwareaustausch muss deshalb in einem sehr kurzen Zeitrahmen erfolgen. Vor diesem Hintergrund sind bei der eigentlichen Planung folgende Schritte zu beachten.
Kommunikation – Um Unsicherheiten und Vorbehalte zu vermeiden, muss die Kommunikation im Vorfeld sorgfältig geplant und nachhaltig erfolgen. Die Umstellung muss frühzeitig und während der gesamten Migration an alle betroffenen Mitarbeiter kommuniziert werden.
Hardwarebeschaffung – Während für Windows 8 geeignete klassische Laptops und PCs bereits in großer Vielfalt am Markt verfügbar sind, ist die Auswahl an Geräten, die die neue Touch-Oberfläche unterstützen, noch eingeschränkt (was sich mittelfristig aber ändern dürfte). Die Verfügbarkeit geeigneter Hardware muss daher frühzeitig geklärt werden.
Schulungsmaßnahmen für Endbenutzer und Helpdesk – Der Umstieg von Windows XP auf Windows 8 bedeutet für den durchschnittlichen Endbenutzer eine große Umstellung und muss von entsprechenden Schulungsmaßnahmen flankiert werden; der Helpdesk wird mit neuen Fragen konfrontiert beispielsweise zum Windows Store und muss darauf vorbereitet werden.
Kompatibilitätsprüfung von Peripheriegeräten – Peripheriegeräte, Drucker und insbesondere spezielle Geräte, wie an den Computer angeschlossene Waagen und Steuergeräte müssen auf ihre Kompatibilität mit Windows 8 hin geprüft werden. Eventuell sind Treiber zu beschaffen oder entsprechende Geräte aus dem Updateprogramm auszuschließen. Eine Vorprüfung kann über das Microsoft Compatibility Center for Windows 8 erfolgen.
Kompatibilitätsprüfung von Software – Zu prüfen ist ferner, ob im Unternehmen eingesetzte Software unter Windows 8 lauffähig ist. Für kritische Anwendungen sollten zusätzlich entsprechende Tests durchgeführt werden. Erste Anhaltspunkte bietet das Microsoft Compatibility Center for Windows 8. Dort werden neben entsprechender Hardware auch Anwendungen in Bezug auf ihre Kompatibilität mit Windows 8 aufgeführt.
Erstellung von Images – In der Regel erfolgt die Installation von Windows 8 über vorbereitete und getestete Images. Je nach Mitarbeitergruppe werden dabei unterschiedliche Images eingesetzt. Dabei ist es wichtig, Vertreter der Mitarbeitergruppen mit ihren jeweils spezifischen Anforderungen einzubeziehen. Bei der Vorbereitung der Images bietet die Installation von Windows 8 mit dem Compatibility Report und weiteren teilweise schon aus Windows 7 bekannten Hilfsmitteln umfangreiche Unterstützung an.
Migration der Benutzerdaten – Neben der Migration des Betriebssystems müssen auch Anwendungen, Daten und Konfigurationen migriert werden. Diese Migration kann in einem Unternehmensnetzwerk mit dem Microsoft „User State Migration Tool“ (USMT) das Bestandteil des „Windows Automated Installation Toolkit“ (WAIK) ist, erfolgen. Dabei muss geprüft und festgelegt werden, welche Daten und Einstellungen migriert werden können beziehungsweise sollen.
Fazit
Auch wenn zum heutigen Zeitpunkt eine kurzfristige flächendeckende Migration auf Windows 8 für die meisten Unternehmen noch Unwägbarkeiten birgt, ist eine strategische Entscheidung für Windows 8 und eine schrittweise erfolgende Einführung sinnvoll. Die Vereinheitlichung der Administration durch Konsolidierung der Plattformen und die Möglichkeit, einheitliche Applikationen für Smartphones, Tablets und PCs erstellen zu können, sind wichtige Vorteile aus IT-Sicht. Der Anwender wird das einheitliche Look&Feel und die einfache Zusammenarbeit zwischen den Gerätetypen schätzen. Um erste Erfahrungen zu sammeln und die beschriebenen Vorteile zu nutzen, sollten bei der Neuanschaffung, unabhängig vom Gerätetyp, bevorzugt mit Windows 8 kompatible Geräte gewählt werden. (ba)