Traditionell bekommen die Ubuntu-Versionen Codenamen. Ubuntu 9.04 darf sich mit dem Decknamen "Jaunty Jackalope" schmücken. Dieser Jackalope ist so eine Art amerikanischer Wolpertinger, ein Hase mit einem Geweih, somit ein Fabelwesen. Jaunty wiederum heißt "flott" beziehungsweise "keck". Ubuntu basiert auf der Debian-Distribution, ist aber seit geraumer Zeit die beliebtere Linux-Ausführung.
Mit Ubuntu 9.04. das wie gehabt als Desktop- und als Serverversion erscheinen wird, will Canonical-Gründer Mark Shuttleworth (Canonical ist Sponsor des Ubuntu-Projekts) vor allem in den Consumer-Bereich stärker eindringen und damit Microsoft und Apple Marktanteile abnehmen. Damit Jaunty Jackalope das schafft, soll Ubuntu 9.04 besonders durch seinen schnellen Boot-Vorgang begeistern: Der Systemstart auf einem Netbook gelingt in rund 25 Sekunden, wie Tests mit Vorab-Versionen gezeigt haben. Zudem soll Ubuntu für das immer stärkere Zusammenwachsen von Web- und Desktop-Anwendung optimal vorbereitet sein.
Netbooks wichtig für Ubuntu
Strategisch besonders wichtig erscheint Shuttleworth der Netbook-Sektor, bei dem Canonical auch mit Intel eng zusammenarbeite. Linux sei insbesondere für Consumer-Electronics die perfekte Plattform und Linux würde hier bei der Herstellern auf große Akzeptanz stoßen. Doch leider gäbe es viele verschiedene Projekte und Frameworks für den Bereich Linux auf Smartphones - das würde zu einer unerwünschten "Fragmentierung" führen. Abhilfe könnte laut Shuttleworth das Moblin-Projekt schaffen. Moblin ist ein von Intel gefördertes Open Source-Projekt für die Entwicklung von Entwicklersoftware für Mobile Internet Devices (MIDs) und für andere mobile Geräte. Die nächste größere Version von Moblin soll eine breite Basis für den Linux-Einsatz auf mobilen Endgeräten schaffen.
Der Schwerpunkt bei den bisher erschienenen Alpha-Versionen von Ubuntu 9.04 lag auf einem verkürzten Boot-Vorgang. Außerdem haben die Entwickler den Installer fortlaufend verbessert und an den Backup-Funktionen und am besseren Support für mobile Geräte gebastelt.
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Neues Dateisystem
Eine wichtige Änderung betrifft das Standard-Dateisystem von Ubuntu. Zwar wird Ext3 auch bei Ubuntu 9.04 als Standard bei der Installation ausgewählt, doch Ext4 soll zumindest optional mit an Bord sein. Ext4 unterstützt deutlich größere Partitionen und Laufwerke als Ext3, nämlich bis zu einem Exabyte, und soll sich robuster bei Festplattenschäden verhalten und zudem schneller arbeiten.
Die Darstellung und Größe von Schriftarten, das haben die Alpha-Versionen gezeigt, soll besser an die tatsächliche Monitorauflösung angepasst werden. Außerdem arbeiten die Entwickler an einem neuen Benachrichtigungssystem, mit dem Ubuntu auf Systemereignisse wie beispielsweise eine abgerissene WLAN-Verbindung oder auf eingehende Nachrichten hinweisen soll.
Wer Ubuntu als Kubuntu nutzt, sprich mit KDE als Oberfläche, darf sich auf KDE 4.2 freuen. Dabei soll Quassel als neue standardmäßige IRC-Software zum Einsatz kommen. In diesem Zusammenhang sollte natürlich der Hinweis nicht fehlen, dass wie gehabt alle mit Ubuntu mitgelieferten Anwendungen so weit als möglich aktualisiert werden. So kommt Ubuntu 9.04 mit dem X.Org Server 1.6. Als Kernel kommt 2.6.28 zum Einsatz.
Ubuntu 9.10 (Codename "Karmic Koala")
Mittlerweile sickern auch immer mehr Informationen zum Herbst-Update für Ubuntu durch. So will Canonical den bereits bei Ubuntu 9.04 eingeschlagenen Weg Richtung Cloud Computing ausbauen. Das gilt zumindest für die Server-Version von Ubuntu 9.10, die sich an Entwickler und Web-Server-Administratoren richtet.
Laut Mark Shuttleworth soll Ubuntu 9.10 die Elastic Compute Cloud (EC2) von Amazon Web Services (AWS) unterstützen und ein Portfolio an standardisierten Amazon Machine Images (AMIs) bieten. Das soll die Zusammenarbeit zwischen Applikationen erleichtern, die in der Cloud laufen. EC2 unterstützt bereits Windows Server 2003, OpenSolaris und verschiedene andere Linux-Distributionen, darunter die Enterprise-Varianten von Red Hat und Oracle.
Neben der Unterstützung für AWS/EC2 wird Karmic Koala auch das Open-Source-Tool "Eucalyptus" enthalten, mit dem Firmen EC2-artige Infrastrukturen im eigenen Rechenzentrum aufbauen können. Überdies soll die neue Version bessere Management-Fähigkeiten aufweisen, um den Energieverbrauch im Data Center zu senken.
Aber auch Endanwender sollen von Ubuntu 9.10 profitieren. So will Canonical erneut die Startzeit bei Netbooks verkürzen. Die Boot- und Log-in-Bildschirme sollen gleichzeitig optisch aufgepeppt werden. Für Netbooks erscheint zudem eine speziell optimierte Ubuntu-Variante, die besonders an die kleineren Bildschirmauflösungen angepasst ist.
Der Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation PC-Welt.