Mehr Leistung und mehr Laufzeit

Das bringt BIOS-Tuning am Notebook

26.02.2012 von Sebastian  Jentsch
Mehr Laufzeit oder mehr Leistung: Mit ein paar Handgriffen optimieren Sie das BIOS ihres Notebooks. Risiko gibt es keines, die Vorteile überzeugen.
BIOS-Tuning am Notebook

Viele Laptop-Nutzer kennen es. Das neue oder auch ältere Notebook schafft nicht die erhofften Laufzeiten oder das Lieblings-Game ruckelt. Das BIOS bietet unter Umständen einige Möglichkeiten, um hier Abhilfe zu schaffen. Wer an den richtigen Stellschrauben dreht, der sollte zwar keine Wunder erwarten, aber für eine halbe Stunde mehr Laufzeit oder ein paar Frames mehr im Spiel kann das Feintuning schon sorgen.

Wie jeder PC besitzen auch Notebooks ein BIOS (Basic Input Output System). Es sitzt als kleiner Flash-EEPROM-Speicherbaustein auf der Hauptplatine. Hier sind die grundlegenden Einstellungen für Prozessor, Festplatte, Arbeitsspeicher, optische Laufwerke, Anschlüsse und interne Geräte festgelegt. Das BIOS teilt dem Prozessor beim Start mit, mit welchen Geräten er auf welche Weise arbeiten kann und auf welchem Medium der Bootsektor mit dem Betriebssystem liegt.

In jedem Notebook steckt ein speziell an die Hardware angepasstes BIOS. Grundlage hierfür sind das Phoenix-Award-, das American-Megatrends- (AMI), das InsydeH2O- oder das MR BIOS (veraltet, jetzt Phoenix). Durch diese Varianten sind Aussehen und Menüstruktur von Laptop zu Laptop unterschiedlich. So kann es sein, dass Sie Tipps von den folgenden Seiten nicht anwenden können, weil es die Option in ihrem BIOS gar nicht gibt. Manchmal handelt es sich aber nur um andere Bezeichnungen.

Wie kommen Sie ans BIOS? Je nach Variante drücken Sie direkt nach dem Start ihres Systems die Taste ENTF, F1, F2 oder F12. Welche es ist, wird fast immer im ersten oder zweiten Start-Bildschirm angezeigt. Wenn es zu schnell geht, dann drücken sie Pause/Unterbrechen. Toshiba Laptops sind eine Ausnahme, sie müssen bei gedrückter ESC-Taste starten und dann F1 betätigen.

BIOS-Tuning

Die folgenden Seiten geben Ihnen Tipps, wie Sie ihr Notebook-BIOS für mehr Leistung oder mehr Laufzeit optimieren. Nach dem Verändern der Einstellungen verlassen Sie das BIOS mit „Save & Exit“, um die Einstellungen zu speichern. Wenn sie etwas ungewollt verstellt haben, wählen Sie „Load default configuration“. Damit ist ihr Notebook wieder auf der sicheren Seite.

Energie-Sparen: Geräte abschalten und Leistung begrenzen

Im Energiehaushalt eines Notebooks werden jede Menge Geräte durchgefüttert. Das fängt beim optischen Laufwerk an und hört beim Netzwerk-Anschluss und der Webcam auf. Sie benutzen die Webcam sowieso nie? Warum schalten Sie diese dann nicht einfach komplett ab? Sie surfen nur per WLAN? Auch die LAN-Netzwerkkarte können Sie abschalten. Dasselbe gilt für die Soundkarte, den Kartenleser, das Bluetooth-Modul oder den internen 3G-Chip.

LAN-Off

Die Abschaltung nicht benötigter Anschlüsse oder Geräte spart Energie. Wenn ihr Notebook vorher zwei Stunden mit dem Akku durchhielt, sollten Sie jetzt aber nicht drei Stunden erwarten. Ein LAN-Controller oder eine Webcam werden sich mit einigen Minuten bemerkbar machen, ein optisches Laufwerk kann aber durchaus 20 Minuten einbringen.

Sie haben einen Laptop mit Hybrid-Grafik, also zwei umschaltbaren Grafikkarten? Sie können möglicherweise die schwächere Chipsatz-Grafik komplett deaktivieren.

Hybrid Hyperthreading Off

Um die bestmöglichen Batterielaufzeiten zu erzielen, sollte das Advanced Configuration and Power Management Interface (ACPI) aktiviert sein. Das ist eigentlich Standard, bei vielen Laptops gibt es gar keine Option zur Abschaltung. ACPI erlaubt dem Betriebssystem das Energie-Management des Prozessors und der Geräte.

Leistungs-Features aktueller Intel Core Prozessoren (i3, i5, i7) können deaktiviert werden. Hierzu gehört das Hyper Threading, welches jedem Kern einen virtuellen Kern zur Seite stellt. Auch die dynamische Übertaktung namens Turbo-Boost (teilw. Dynamic Frequency, nur i5, i7) können Nutzer abstellen. Das System rechnet dadurch zwar langsamer, aber die Laufzeit erhöht sich. Falls der Prozessor einen Power Saving Mode besitzt, so sollte der aktiviert werden.

Kalibrierung

Möglicherweise besitzt ihr BIOS eine Funktion zur Wartung des Akkus (Kalibrierung). Hier werden drei bis fünf Lade- und Entladevorgänge durchgeführt, was eine erschöpfte Kapazität wieder erhöhen kann. Oder sie begrenzen die Ladekapazität auf 80%, was die Lebensdauer der Zellen erhöht.

Volle Leistung durch inaktive Energie-Features

Die Grundeinstellung eines Notebooks ist für Energieeffizienz ausgelegt. Wer die maximale Leistung aus dem System herausholen will, etwa für Spiele oder Video-Rendering, der sollte zum Beispiel den „Power Saving Mode“ des Prozessors abstellen. Jetzt fällt die CPU im Leerlauf nicht mehr in niedrige Taktungen zurück, was die Latenzen verringert. Turbo-Boost und Hyper Threading sollten auf jeden Fall auf „Enabled“ eingestellt sein.

Manchmal kann im BIOS die „Intel Virtualization Technologie“ aktiviert oder deaktiviert werden. In diesem Fall unterstützt Ihr Prozessor Vanderpool, eine Technik, die hardwareseitig den Betrieb einer virtuellen Maschine erlaubt (VMware). Als Nicht-Profi-Nutzer können Sie dieses Feature getrost deaktivieren.

Die Krönung des BIOS-Tunings wäre die Übertaktung. Auf Desktop-Mainboards, die im Prinzip dieselben BIOS-Varianten benutzen, ist ein Verändern des Frontside-Bus zur Erhöhung der CPU-Taktrate in den meisten Fällen möglich. Nicht so bei Notebooks. Die Hersteller deaktivieren diese Optionen, weil Laptops empfindlicher auf Temperaturerhöhungen reagieren. Das Kühlsystem ist für eine bestimmte maximale Wärmeabgabe zugeschnitten (TDP = Thermal Design Point), z. B. 35 Watt.

Wenn Sie über spezielle Programme wie RMClock etc. im Betriebssystem der Übertaktung frönen, so sollte im BIOS der „Max CPUID Value Limit“ auf „Disabled“ gestellt sein. Dies ist bei Windows-Betriebssystemen aber bereits das Standard-Setting.

Sicherheit durch Kennwörter

Mit dem BIOS eines Notebooks kann man viel anstellen. Wenn viele Personen mit dem Notebook umgehen, sollte der Administrator bzw. Besitzer das BIOS vor Veränderungen durch Dritte schützen. Dies erfolgt mit einem BIOS-Kennwort.

Password

Wer es mit der Datensicherheit sehr ernst meint, der kann auch ein Passwort für den Zugriff auf die Festplatte bzw. das System einrichten. Jetzt kann niemand ohne das Kennwort den Rechner hochfahren. Falls Sie das Password vergessen, kann nur ein CMOS-Reset durch Entnahme der BIOS-Batterie für zirka 10 Minuten den Werkszustand wiederherstellen. Die Batterie kann in Laptops unter Umständen schwer zugänglich sein.

HDD Protect

Falls die Festplatte oder das Mainboard einen Fall-Sensor besitzt, so muss dieser möglicherweise aktiviert werden. Falls Sie öfters Ihren Fingerabdruck-Leser ungewollt auslösen und diesen gar nicht brauchen, dann kann auch selbiger abgestellt werden.

FingerPrintOff

TPM, das so genannte Trusted Plattform Module, ist ein Business-Feature für den autorisierten Zugriff auf einen Computer. Wenn Ihr Notebook damit ausgerüstet ist, kann die Funktion bei Nicht-Gebrauch deaktiviert werden.

Uhrzeit ändern und BIOS-Updates

Wenn sie einfach wissen wollen, welchen Prozessor Sie im System haben oder wie die aktuelle Versionsnummer des BIOS lautet, dann können Sie das im Haupt- oder System-Bildschirm einsehen. Hier werden auch das Datum und die Uhrzeit (Systemzeit) eingestellt.

Uhrzeit

Wie für Hardware-Treiber gibt es auch für das BIOS Updates. Beim Hochfahren, nach dem Betreten des BIOS oder mit einem Hardware-Tool erkennen Sie, welche Version aufgespielt ist. In der Support/Downloads-Sektion Ihres Notebook-Herstellers finden Sie, sofern vorhanden, einen BIOS-Update-Installer. Diese Programme sind in der Regel benutzerfreundlich und können direkt im Betriebssystem ausgeführt werden. DOS-Boot-Disks wie in Zeiten von Windows 98 werden nicht mehr benötigt. Was bleibt ist eine Sicherheitsregel: Während des BIOS-Updates darf das Notebook nicht stromlos werden.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.