CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Dezember 2007

29.01.2008
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im Dezember 2007.

René Obermann – der Umbau der Deutschen Telekom geht weiter

Im Dezember hat es Telekom-Chef René Obermann auf Platz eins der meistgenannten Vorstandsvorsitzenden gebracht, wenn auch mit einem Thema, das ihm nicht überall Applaus bringen wird. Nach Angaben von Obermann geht der Umbau der Deutschen Telekom weiter. "Wir müssen zum Beispiel in den Verwaltungsbereichen sparen, und wir haben heute viel zu viele kleine Standorte über das gesamte Bundesgebiet verteilt." Dass mit neuen Sparmaßnahmen auch neue Konflikte einhergehen werden, "das kann ich nicht schönreden", sagte der Telekom-Chef der Süddeutschen Zeitung. Einzelheiten zu den Sparmaßnahmen nannte Obermann nicht. Derzeit läuft ein Sparprogramm, mit dem sich die Telekom bis 2008 von 32.000 Beschäftigten trennen will.

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im Dezember 2007.
Foto: Computerwoche

Zugleich verteidigte Obermann die Pläne des Managements, die Dividende um sechs Cent auf 78 Cent pro Aktie zu erhöhen. "Wir müssen als börsennotiertes Unternehmen die Interessen verschiedener Gruppen berücksichtigen, die der Anleger und die der Mitarbeiter", so der Telekom-Chef. Bereits vor einigen Monaten hatte Obermann den Zorn der Gewerkschaften auf sich gezogen, als zirka 50.000 Mitarbeiter der Servicesparte in neue Tochterunternehmen ausgegliedert wurden. Trotz wochenlangen Streiks bleib Obermann hart und hat es nach eigenen Angaben auch nicht bereut. Bleibt abzuwarten, wie die Gewerkschaft ver.di auf die neue Ankündigung Obermanns reagiert. Die ersten Spekulationen von Gewerkschaftern, die Telekom wolle 35.000 Stellen streichen, wies Obermann jedenfalls vehement zurück.

Friedrich Joussen scheitert beim iPhone

Vodafone-Chef Friedrich Joussen ist mit dem iPhone für alle vor dem Hamburger Landgericht gescheitert. Der Kampf ist nach Joussen aber noch nicht verloren. Noch wartet der Manager auf die schriftliche Urteilsbegründung. Danach wird entschieden, wie man weiter vorgeht. An der Argumentation hat sich laut Joussen allerdings nichts geändert. Und selbst Branchenexperten räumen Vodafone vor Gericht nach wie vor gute Chancen ein. "In T-Mobiles und unserer Lizenz steht drin, dass alle Telefone, die mit Verträgen angeboten werden, auch ohne diese erhältlich sein müssen", so Joussen. "Beim Netzbetreiber O2, der später an den Markt kam, steht das nicht mehr drin, der Richter hat deshalb beschlossen, dass diese Regel auch für die anderen nicht mehr gilt. Das sehen wir nicht so. Zudem halte ich es für hilfreich, dass sich die Europäische Kommission in die Diskussion einschaltet. In Frankreich regelt das Verbraucherschutzgesetz, dass es nicht ausschließlich Koppelgeschäfte geben darf. Ich gehe davon aus, dass die EU daran interessiert ist, die Dinge einheitlich zu halten." Im Kampf gegen den Branchenriesen T-Mobile ging es um die Exklusivrechte am iPhone in Deutschland. Demnach können Kunden das Objekt der Begierde nur in Verbindung mit einem Zweijahresvertrag bei T-Mobile erwerben. Für andere Netze ist das iPhone gesperrt. Gegen dieses Vertriebsmodell hat Joussen geklagt. T-Mobile zahlt Apple für das alleinige Vertriebsrecht rund ein Drittel der mit dem iPhone erzielten Umsätze - ein Novum für die Branche. Joussen sieht darin einen "Sündenfall", der Schule machen könnte. T-Mobile wiederum sieht in Joussen einen schlechten Verlierer. Auch der Vodafone-Chef hatte sich damals um die Exklusivrechte für das iPhone beworben.

Henning Kagermann und der Fachkräftemangel

Im Dezember hat es SAP-Chef Henning Kagermann auf Platz drei der meistgenannten Vorstandsvorsitzenden geschafft. Die breite Medienresonanz konzentrierte sich dabei auf den zweiten nationalen IT-Gipfel in Hannover. Henning Kagermann gehört zu den Initiatoren dieses Gipfels. Auch in diesem Jahr treffen sich wieder Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Michael Glos. Unmittelbar vor dem Gipfel der Bundesregierung hat die Wirtschaft einen eklatanten Fachkräftemangel in der Informationstechnologie beklagt. Der Branchenverband Bitkom hält den Zuzug von jährlich 10.000 Computerspezialisten aus Ländern außerhalb der Europäischen Union für nötig. Das Software-Unternehmen SAP warf Bund und Ländern eine verfehlte Bildungspolitik vor. "Wenn die Politik und die Hochschulen früher damit begonnen hätten, mehr Informatiker auszubilden, dann hätte SAP heute mehr Mitarbeiter in Deutschland."

Eckhard Spoerr ohne Macht

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Dezember 2007.
Foto: Computerwoche

Es scheint so, als ob Freenet-Chef Eckhard Spoerr einen weiteren Aufschub gegen die Zerschlagung seines Unternehmens bekommen hat. Nach langem Widerstand hat sich Spoerr im Sommer dem Druck der Großinvestoren geschlagen gegeben und Freenet selbst zum Verkauf gestellt. Nachdem sich aber kein Käufer gefunden hatte, schloss Spoerr nach einigem Zögern auch eine Aufspaltung nicht aus. Allerdings müssten für alle Bereiche – Festnetz, Mobilfunk, Webhosting – neue Eigentümer gefunden werden, forderte Spoerr. Als Käufer hatten sich United Internet und Drillisch in Stellung gebracht, die über eine gemeinsame Holding ein Fünftel von Freenet kontrollieren. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als ob Spoerr seinen Lebenstraum aufgeben musste. Jedoch liefen die Gespräche anders als erwartet. Während die Verhandlungen mit United Internet über eine Übernahme des DSL-Geschäfts scheiterten, vereinbarte Spoerr exklusive Verhandlungen mit Drillisch über die Handy-Sparte. Diese wurden nun ebenfalls beendet, teilte Freenet mit. Jetzt schwimmt der Freenet-Chef wieder obenauf. Spoerr bläst die Verkaufspläne ab und verkündete wie in alter Manier, dass Freenet künftig allein bleiben werde. Was der Manager laut der Welt aber zu vergessen scheint ist, dass diese Entscheidung gar nicht in seiner Hand liegt. Denn an den Besitzverhältnissen bei Freenet hat sich bis heute nichts geändert.

Eckard Heidloff startet durch

Wincor Nixdorf-Chef Eckard Heidloff ist im Dezember der Fünfte im Bunde der meistgenannten Vorstandsvorsitzenden. Anlass war das überaus gute Geschäftsjahr 2006/2007. Dieses hatte Wincor Nixdorf mit einer Steigerung des operativen Ergebnisses (EBITA) um 16 Prozent und einer Erhöhung des Umsatzes um zehn Prozent beendet. Auch für das laufende Jahr geht das Unternehmen von ähnlichen Wachstumsraten aus. "Wir sind bestens für die Zukunft gerüstet", sagte Heidloff laut dem CIO Magazin. Im zurückliegenden Geschäftsjahr hat der Anbieter von IT-Lösungen für das Filialgeschäft von Banken und Handel sein operatives Ergebnis von 161 auf 186 Millionen Euro gesteigert, der Konzernumsatz erhöhte sich auf knapp 2,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,9 Milliarden Euro). Das ist zum dritten Mal in Folge ein zweistelliges Wachstum. Wesentlicher Treiber für das Wachstum von Wincor Nixdorf war das internationale Geschäft. Während in Deutschland das Wachstum bei einem Prozent lag, waren es in Europa 14 Prozent. In Zukunft will Wincor Nixdorf in den USA weiter wachsen und den Branchenführern Diebold und NCR Marktanteile streitig machen. "In den kommenden zwei bis drei Jahren wollen wir unseren Marktanteil in Amerika auf zehn Prozent verdoppeln", sagte Heidloff. Nachdem Wincor die beiden Großbanken Wells Fargo und JPMorgan als Kunden gewonnen habe, stünden die Chancen gut. Auch kleinere Institute würden laut Heidloff nun wohl nachziehen.