CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im April 2006

29.05.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings. Die meistgenannten Unternehmen, die meistgenannten Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die meistgenannten Vorstände der Top-IT-Unternehmen im April.

Gute Zahlen katapultieren Kagermann an die Spitze

Die Top 10 der meistgenannten Vorstände von IT-Unternehmen im April 2006.

„Wir sind auf dem besten Weg, unsere Wachstumsziele für 2006 zu erreichen", dieser Satz katapultierte Henning Kagermann an die Spitze der meistgenannten Manager im April. Der CEO von SAP, Europas größtem Softwarehersteller, beherrschte im April die Schlagzeilen. Denn das Ergebnis des Walldorfer Unternehmens im ersten Quartal übertraf das des Vorjahres deutlich. So stieg der Gesamtumsatz um 18 Prozent auf 2,04 Millionen Euro. Ein Grund für die guten Zahlen waren die Softwareverkäufe in den USA. Insofern erfreulich, da dies der Heimatmarkt des direkten Wettbewerbers Oracle ist. Kagermann vermeldete, dass SAP dem US-Konzern im laufenden Jahr bereits 40 Unternehmens-Kunden abwerben konnte. Ein Beweis für den Erfolg des von SAP aufgelegten „Safe-Passage“-Programm, mit dem Oracle-Kunden geködert werden. Vor allem Kagermanns Zuversicht das von Analysten als ehrgeizig eingestufte Ziel für 2006 zu erreichen, beschäftigte die Medien. Das Walldorfer Unternehmen will weiterhin den Lizenzumsatz um 15 bis 17 Prozent sowie den Produktumsatz um 13 bis 15 Prozent verbessern.

Auch die Gerüchte-Küche verhalf dem SAP-Vorstandschef im April zu der Top-Platzierung. Anfang des Monats gab es Berichte über einen möglichen Zusammenschluss der Kooperationspartner IBM und SAP. Henning Kagermann jedoch dementierte diese Gerüchte mit dem Argument, dass die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen besser den je sein und er nicht beabsichtige etwas daran zu ändern. Außerdem bekräftigte er die langfristige Unternehmensstrategie des Software-Konzerns mit den Worten „Die zweitbeste Strategie ist Akquisition, die beste organisches Wachstum. Wir haben das Gefühl, stärker zu sein und schneller wachsen zu können als der Rest der Branche.“

Heuschrecken und Minister-Schelte für Ricke

Franz Müntefering hatte letztes Jahr die so genannte „Heuschrecken“-Diskussion ausgelöst, als er internationale Finanzinvestoren als „Heuschrecken“ bezeichnet hatte. Und genau diese „ungeliebte“ Gattung brachte dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom Kai-Uwe Ricke den zweiten Platz der meistgenannten IT-Vorstände im April ein. Denn der amerikanische Finanzinvestor Blackstone durfte 192 Millionen Telekom-Aktien und damit 4,5 Prozent der Deutschen Telekom kaufen. Neben Telekom-Chef Ricke, der seine Freude über den Einstieg mit den Worten „Wir freuen uns, mit Blackstone einen Anteilseigner gewonnen zu haben, der eine ausgewiesene Expertise im Bereich Telekommunikation hat“ zum Ausdruck brachte, begrüßten auch Politik und Wirtschaft das Geschäft. Eine erstaunliche Reaktion, betrachtet man die letztjährige „Heuschrecken“-Diskussion.

Ein anderes Thema durch das der Telekom-Chef in die Schlagzeilen im April geriet war, der „Zweite Gipfel zur Sicherheit in der Informationsgesellschaft“ der Initiative „Deutschland sicher im Netz“ in Berlin. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ließ sich von der feierlichen Stimmung in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom wenig beeindrucken und las dem Gastgeber, Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke, und Microsoft-Chef Steve Ballmer stellvertretend für die gesamte Branche die Leviten. „Die Sicherheitslage ist durchaus prekär“, sagte Schäuble und verwies auf die ständig wachsende Zahl von Angriffen aus dem Netz und Sicherheitslücken in den Computersystemen. Der Minister lobte zwar die erzielten Erfolge der Initiative, stelle aber fest, dass die Initiative in einigen Bereichen hinter den Versprechungen zurückgeblieben ist. Ein wichtiger Sicherheits-Faktor seien die Anwender selbst sagte Schäuble. An die Verantwortung der Anwender appellierte auch der Telekom-Vorstandschef. „Wer mit seinem Auto am Straßenverkehr teilnimmt, schützt sich durch einen Sicherheitsgurt und eine angemessene Fahrweise. Und wer mit seinem Rechner im Internet surft, muss sich mit wirkungsvoller Software und einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Internet schützen“, so Ricke.

Überraschender Gewinn für Wolfgang Ziebart

Die Top 25 der meistgenannten Vorstände von IT-Unternehmen im April 2006.

Der April war der Monat der Quartalszahlen und diesen hat es der Infineon-Vorstands-Chef Wolfgang Ziebart hauptsächlich zu verdanken, dass er den dritten Rang der meistgenannten IT-Vorstände im vergangenen Monat belegt. Infineon überraschte Anleger und Analysten mit einem deutlich besseren Ergebnis für das zweite Quartal des Geschäftsjahres. Nach vier Quartalen konnte Wolfgang Ziebart einen Gewinn beim Halbleiter-Hersteller verkünden. „Nach vier Quartalen, in denen wir einen EBIT-Fehlbetrag verzeichnet haben, haben wir nun wieder ein positives EBIT erzielt“, sagte der Infineon-Chef. Vor Steuern und Zinsen erzielte die Infineon Technologies AG zwischen Januar und März 28 Millionen Euro. Analysten hingegen hatten einen Verlust von 67 Millionen Euro erwartet. Auch für die nahe Zukunft gab sich Ziebart optimistisch. Seit 1. Mai ist das volatile Geschäft mit Speicherchips in Form des neu gegründeten Unternehmens Qimonda ausgegliedert. „Die Ergebnisse des zweiten Quartals zeigen, dass sowohl das Geschäft mit Speicherprodukten als auch das Logikgeschäft gut aufgestellt sind, um zukünftig erfolgreich als separate Unternehmen zu agieren“, kommentierte der CEO diesen Schritt.

Freenet-Chef unter Verdacht

Eckhard Spoerr dürfte sich über seinen Platz in der Liste der im April am häufigsten erwähnten Vorstände nicht gerade freuen. Denn sein Name tauchte in den Schlagzeilen häufig zusammen mit dem Vorwurf des Insiderhandels auf. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Freenet-Chef wegen des Verdachts auf Insiderhandel mit Aktien der Telekomgesellschaft. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte im September 2004 eine Prüfung wegen des Verdachts des Insiderhandels eingeleitet, nachdem Auffälligkeiten im Handel mit Freenet-Anteilen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen der Gesellschaft am 9. August aufgetreten waren. Nun erstattete die BaFi Anzeige, ohne weitere Details zu nennen. Spoerr wies die Anschuldigung von sich und bekräftigte, dass der von ihm getätigte Verkauf von Freenet-Aktien in den drei Wochen vor Veröffentlichung der Halbjahreszahlen regulär verlaufen sei.

Auch sonst verdankte Eckhard Spoerr seine Popularität im April dem Kadi. Die geplante Fusion von Mobilcom und Freenet liegt auf Eis, weil zahlreiche Aktionäre gegen die entsprechenden Beschlüsse der Hauptversammlungen vom vergangenen Jahr geklagt haben. In Kiel sind die Anfechtungsklagen von 15 Anteilseignern der Mutter Mobilcom anhängig, mit weiteren drei Eingaben von Freenet-Anlegern ist das Landgericht Hamburg befasst. Eckhard Spoerr, hatte wiederholt gesagt, dass durch die Verzögerung der Fusion und das Ausbleiben der erwarteten Synergieeffekte beiden Gesellschaften Nachteile entstehen. Bei einem anderen Rechtsstreit ging um den Verkauf von DSL-Anschlüssen durch die Deutsche Telekom. Diese macht Unterschiede zwischen den Wiederverkäufern und bietet größeren Providern bessere Einkaufsmöglichkeiten.

Das Landgericht Köln, das sich mit einem Antrag auf Unterlassung durch den Provider Freenet beschäftigte, wies den Antrag zurück. Anbieter wie beispielsweise AOL und United Internet, die mehr als 120 Kunden in einem DSL-Anschlussgebiet haben und in dem Gebiet mehr als 192 so genannte Ports mieten, profitieren durch den so genannten Net-Rental-Vertrag von deutlich niedrigeren Verkaufspreisen für die DSL-Vorleistungen. „Freenet verliert bereits heute Marktanteile oder kann kein wirtschaftliches Geschäft mehr machen, wenn wir mit United Internet mithalten wollen“, sagte der Freenet-Chef. "Wenn der Vertrag nicht verboten wird, sind wir auch gezwungen, ihn zu unterschreiben und damit dem Oligopol der Großen beizutreten", so Spoerr weiter. Bleibt nur zu hoffen, dass die Berichterstattung im Mai positiver für Echard Spoerr ausfällt.

Zum Abschied Platz fünf für Thomas Ganswindt

Die Siemens-Sparte Com, die mit Telefonnetzen und Telefonanlagen rund ein Viertel des Konzernumsatzes erwirtschaftet, verliert in weiten Teilen Geld. Dass Handlungsbedarf besteht, ist nichts Neues. Eine Maßnahme war die Streichung tausender Stellen, um die Kosten zu senken. Eine weitere bestand darin, die Führung des maroden Konzernbereichs an immer neue Manager zu übertragen. 2004 war Lothar Pauly als Hoffnungsträger gestartet, wechselte aber 2005 zur Deutschen Telekom. Auf ihn folgte Thomas Ganswindt, der sich schon früher als Sanierer der Netze versucht hatte, allerdings mit mäßigem Erfolg. Er konnte auch die Com-Sparte nicht auf den richtigen, profitablen Kurs bringen und wurde nun zum 1. Mai durch den bisherigen Siemens-Chef in Spanien, Eduardo Montes, abgelöst. Die weiter bestehende Problematik und sein Weggang von Siemens Com brachte Thomas Ganswindt im April den fünften Platz in unserer Rangliste der meistgenannten Vorstände ein. Nach seinem „Ausscheiden“ wird er sich wieder auf seine Aufgaben im Siemens-Zentralvorstand konzentrieren. Doch der Bereich Com bleibt sicherlich auch weiterhin ein Problemfall für Siemens. Motorola würde Siemens gerne den profitablen und wachstumsträchtigen Geschäftsbereich Mobilfunknetze abkaufen, aber wenn schon verkaufen, dann als Paket. Also auch mit den verlustreichen Teilen der wichtigsten Sparte. Das kann allerdings teuer werden, wie sich an dem Verkauf des Handy-Bereichs an den taiwanesischen Hersteller Benq gezeigt hat. Ein halbe Millionen Euro musste Siemens damals drauflegen. Thomas Ganswindt jedenfalls darf sich zum Abschied über Platz Fünf im April freuen. Wenigstens ein gutes Ergebnis für den Ex-Com-Chef von Siemens.