CW-Ranking: Die Top-IT-Begriffe im Juni 2006

31.07.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings: die meistgenannten Unternehmen, die meistgenannten Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Top IT-Begriffe im Juni.

Boom-Format XML

Die Top 10 der meistgenannten IT-Begriffe im Juni 2006.

Vor zwei Jahren war es noch ein Geheimtipp – seit diesem Jahr hat XML den Sprung zum flexibel einsetzbaren „Boom“-Format geschafft. Wie die belgische Regierung Ende Juni ankündigte, soll beispielsweise das XML-basierende Open-Document-Format bis September 2007 zum internen Dokumentenaustausch in allen belgischen Behörden eingeführt werden. Das Datenformat landete im Juni zum dritten Mal in Folge auf Platz eins des COMPUTERWOCHE-Rankings für die am häufigsten genannten IT-Begriffe in den deutschsprachigen Medien. Neben Sun hat auch IBM die Aufmerksamkeit der Medien auf das Thema XML gelenkt. IBM hat seinen neuen Datenbankserver DB29 (Codenamen Viper) für Ende Juli angekündigt. „Niemand sonst hat so etwas und die anderen werden Jahre brauchen, um das aufzuholen“, verkündete Bob Picciano, Vice President of Data Servers der Öffentlichkeit und versuchte damit schon mal seinen stärksten Konkurrenten Oracle einzuschüchtern. IBM will mit Pure-XML-Support auch Oracle Kunden für sich gewinnen.

Drang nach Mobilität

Standortunabhängigkeit ist und bleibt ein beherrschender Impulsgeber des Technologiesektors und bescherte dem Thema „Wireless Technologien“ im Juni Rang zwei des COMPUTERWOCHE-Index. Die Themen, die Medien dabei aufgriffen sind vielfältig. Der Drang nach Mobilität trägt je nach Anwendungsgebiet unterschiedliche technologische Blüten: WLAN, UMTS, GPRS, RFID und Bluetooth wurden häufig genannt. In der Berichterstattung standen im Juni Anwendererfahrungen und die Gefahren von Wireless Technologien im Vordergrund. So können beispielsweise Unternehmensdaten leicht über WLAN ausspioniert werden, wenn Mitarbeiter von unterwegs ihre E-Mails abrufen und dabei nicht an den offiziellen Hotspot, sondern an einen Hacker geraten, der mit seinem Notebook ein legales Funknetzwerk vortäuscht. Ganz konkrete Sicherheitsprobleme hatte der Netzausrüster Cisco, der Ende Juni vor Sicherheitslücken im Interface des browserbasierenden Zugriffs für einige seiner Access-Point-Produkte warnte. Wireless verbindet nicht nur Geräte, sondern bildet auch kulturelle Brücken. Der indische IT-Dienstleister Wipro gab im Juni die Eröffnung seines Wireless-Testcenters in Kiel bekannt. Das beliebteste Ereignis der Publikumspresse im Zusammenhang mit dem Thema Wireless kam eher tierisch daher. Der Beagle-Dame Bell wurde der Wireless Samarita Award in den USA verliehen. Mit einem beherzten Biss in das Mobilfunktelefon seines Besitzers erregte der Hund die Aufmerksamkeit von Rettungskräften, die dem bewusstlosen Mann darauf hin erste Hilfe leisten konnten.

DSL zwischen Gemüse und Nudelpackung

Die Top 25 der meistgenannten IT-Begriffe im Juni 2006.

Im Juni überraschte der Lebensmitteldiscounter Lidl die Telekommunikationsbranche und die Konsumenten mit der Ankündigung in das DSL-Geschäft einzusteigen. Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch alle Bereiche der Presse und verhalf dem Thema auf den dritten Platz des Rankings. Neben Flatrate und der Möglichkeit zur Internet-Telefonie bietet Lidl auch die passende Hardware an. DSL ist die Cash-Cow der Telekommunikationsbranche. Nach Angaben der Bundesnetzagentur gab es Ende 2005 rund 10,6 Millionen deutsche Haushalte mit einem breitbandigen Internetanschluss. 2006 dürfte der Markt um über 20 Prozent wachsen. Als ob diese Statistik die Bevölkerung wachgerüttelt hätte, meldeten sich gleich mehrere Gemeinden, die ihre ausbleibenden DSL-Anschlussmöglichkeiten einforderten. Zahlreiche Tageszeitungen verfolgten die Anstrengungen der Bürger und Gemeinden, ihrem Wunsch nach einem raschen Anschluss Ausdruck zu verleihen. United Internet, der zweitgrößte Internetanbieter hatte im Juni gleich zwei bittere Pillen zu schlucken. Zum einen wird das Unternehmen die DSL-Anschlüsse bei der Deutschen Telekom weniger günstig einkaufen können als erhofft, da die Bundesnetzagentur die von der Telekom geplanten Rabatte für Großabnehmer gestoppt hat. Zum anderen hagelte es kräftig Kritik für seine Internetsparte 1&1 wegen unsauberer Methoden bei der Behandlung wechselwilliger Kunden. Die Medien griffen in zahlreichen Artikeln die Rüge der Verbraucherschützer gegenüber DSL-Anbietern auf, die Kunden mit komplizierten, langwierigen und oft fehlerhaften Kündigungsverfahren an den „Rand des Nervenzusammenbruchs“ zu treiben, sobald diese den Provider wechseln wollten.

Schnüffelmöglichkeiten

Genau wie im Vormonat hält sich das Thema Datenschutz auch im Juni auf Platz vier des COMPUTERWOCHE-Rankings. Datenschutz und Technologie sind eine brisante Kombination, die von der Presse immer wieder gerne aufgegriffen wird. So berichtete zum Beispiel Der Spiegel über die Spionageanfälligkeit von Freundschaftsnetzwerken wie MySpace. Laut Aussagen des amerikanischen Magazins New Scientist plane der US-Geheimdienst, neue Möglichkeiten des Webs für das Sammeln privater Informationen über Internet-User zu nutzen. Viele deutsche Unternehmen scheinen die Schnüffelmöglichkeiten, die von abgespeicherten oder versendeten Daten ausgehen, kalt zu lassen. Tätigkeitsberichte der Datenschutzaufsichtsbehörden bescheinigen vielen Unternehmen und vor allem mittelständischen Firmen einen zu lockeren Umgang mit dem Datenschutz. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte bemängelte zum Beispiel, dass 20 Prozent der Unternehmen, keinen Datenschutzbeauftragten vorzuweisen hatten. Oftmals haben Firmen und deren Mitarbeiter keine Ahnung, wo Daten gespeichert werden oder welche Informationen überhaupt das Unternehmen verlassen.

Google unter Beschuss

Google kündigte im Juni sein eigenes Bezahlsystem an und facht damit die Diskussion über die Gefahren eines Informationsmonopols weiter an. Die Suchmaschine wird Schritt für Schritt zum allumfassenden Informationsdienstleister. Google gibt sich verantwortungsbewusst: „Wir wollen diese neue Macht nutzen, um Menschen zu helfen. […] Der Zugang zu Informationen ist für uns das Wichtigste“, erklärt Rachel Whetstone, Kommunikationschefin bei Google. Das Credo der Suchmaschine „do no evil“ wurde im Juni jedoch kräftig angekratzt. Der deutsche WBG-Verlag sowie ein französisches Verlagshaus hatten Klage wegen Urheberrechtsverletzung gegen Google eingereicht, da das Unternehmen ungefragt Buchauszüge in Google Books veröffentlicht hatte. Wegen Werbe-Links zu Produktpiraten wurde die Internet-Suchmaschine in Frankreich zu 300.000 Euro Schadensersatz verurteilt und steht vermehrt in der Kritik wegen seiner zensierten chinesischen Version. Die Diskussion um Googles wachsende Monopolstellung im Suchmaschinenmarkt und den Umgang des Unternehmens mit seiner Rolle als Torwächter zum Informationsreichtum des World Wide Webs beherrscht die Medien und verhalf dem Begriff „Suchmaschine“ im Juni auf den fünften Platz des COMPUTERWOCHE-Rankings.