CW-Ranking: Die Top-IT-Begriffe im Juli 2006

28.08.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings: die meistgenannten IT-Unternehmen, die meistgenannten IT-Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Top IT-Begriffe im Juli.

Microsoft knickt ein

Die Top 10 der meistgenannten IT-Begriffe im Juli 2006.

XML ist nicht von Platz eins des COMPUTERWOCHE-Rankings für die meistgenannten IT-Begriffe zu verdrängen. Das Format wird durch immer neue Schlagzeilen aus der Open-Source-Szene zum Dauerbrenner der Medien. Im Juli verkündete Microsoft die Nachricht, das OpenDocument-Format mit seinem Open XML Translator zu unterstützen. Damit gibt der Softwaregigant vor allem dem Druck von US-Behörden und Regierung nach, die verstärkt auf die Nutzung des XML-basierten OpenDocument-Format bei der Speicherung von Dokumenten und Daten setzen. Auch europäische Regierungen sind mehr und mehr von dem offenen Speicherformat überzeugt. Microsoft hatte sich lange Zeit mit der Unterstützung von OpenDocument zurückgehalten und damit argumentiert, dass es an einem eigenständigen Open-Source-Format, Office Open XML, arbeite. Der IT-Riese hatte die Notwendigkeit einer eigenen Lösung damit begründet, dass OpenDocument nicht alle Eigenschaften der bisherigen proprietären binären Office-Dateienformate abbilden könne. Hinsichtlich der Open-Source-Szene scheint der US-Monopolist eine Kehrtwende zu machen. Neben der Ankündigung seines Open XML Translators beteuerte der britische Microsoft-Manager Jerry Fisheden jetzt auf der Open-Source-Business-Konferenz, die Ende Juni in London stattfand, der Ruf, strikt gegen das Open-Source-Modell zu sein, beruhe auf einem Missverständnis: „Wir sind Teil eines größeren Ökosystems“, ließ er die Teilnehmer der Konferenz wissen. Ob die Werbungsversuche von Microsoft in der Open-Source-Welt jedoch ankommen ist fraglich; die Szene bleibt skeptisch. Das Interesse des US-Unternehmens zeigt allerdings deutlich, dass die Bedeutung des Open-Source-Marktes nicht mehr zu verleugnen ist. Die Veröffentlichung des Microsoft Open XML Translators ist hierfür ein deutliches Zeichen.

WLAN erobert Unternehmensumfeld

Eine Studie des Analystenhauses Gartner beflügelte im Juli die Diskussion um das Einsatzgebiet von Wireless-LAN (WLAN) in Unternehmen und sichert dem Thema Wireless-Technologien abermals den zweiten Platz des COMPUTERWOCHE-Rankings. Zwei von drei Unternehmen werden laut der Studie in den kommenden zwölf Monaten zusätzliche WLANs in Betrieb nehmen. Nach Aussage der 200 befragten nordamerikanischen und europäischen Netzwerk- und Business Techonolgy-Unternehmen ist eine Steigerung der Mobilität der Mitarbeiter und damit eine Verbesserung der Produktivität einer der Hauptgründe für den Einsatz und den Ausbau von WLAN in Unternehmen. 60 Prozent der Befragten sind jedoch skeptisch was die Sicherheit der drahtlosen Verbindung angeht. Für Unternehmen wird es zusehends schwieriger festzustellen, ob Schwachstellen im Netzwerk oder bei den Endgeräten bestehen, da die Anzahl von drahtlosen Anwendungen und Equipment ständig ansteigt. Die Bedeutung von WLAN ist längst über das einfache Vernetzen von Mitarbeitern hinausgewachsen und wird immer beliebter in der Produktion und Automation. Der Weltmarkt für drahtlose Kommunikationstechnologien in der Automation soll laut IMS Resarch in den nächsten fünf Jahren durchschnittlich um 28 Prozent jährlich wachsen. Die Schlagzeilen aus der Unternehmenswelt rund um das Thema Wireless wurden mit einer Neuigkeit aus der Konsumer-Welt komplimentiert. Wireless USB (WUSB) stehe kurz vor der Marktreife, hieß es von der Certified Wireless USB Developer Conference in Taipeh. Das neue Familienmitglied der Wireless Technologien ist zwar noch nicht auf dem Markt erhältlich, regt aber schon zu Prognosen über dessen Erfolg an. Jeff Ravencraft, Präsident des USB Implementers Forum und Intel-Technikstratege geht davon aus, dass die elf Millionen WUSB-Netzknoten im kommenden Jahr bereits auf 300 Millionen in 2010 anwachsen werden. Diese Zahlen laden zum Träumen ein und verdeutlichen: Der Weiterentwicklung und Vielfalt der drahtlosen Technologien sind keine Grenzen gesetzt.

Von Macht und Ohnmacht der Blogs

Die Top 25 der meistgenannten IT-Begriffe im Juli 2006.

„To be or not to be“ fragt sich derzeit die Medienbranche, wenn es um das Thema Blogs (kurz für Weblogs) geht. Der Sinn oder Unsinn von Blogs wurde im Juli heftig in den Medien diskutiert und bescherte demWeblog den dritten Platz des COMPUTERWOCHE-Rankings. Laut einer Studie der Blog-Suchmaschine Technorati gibt es bereits mehr als 35 Millionen Blogs weltweit und jeden Tag kommen gut 75.000 weitere hinzu. Bei dem rasanten Anstieg stellt sich allerdings die Frage, ob den Bloggern nicht bald die Leser ausgehen. Zurzeit gibt es rund 50 Millionen davon, die für Industrie und Unternehmen eine potenzielle Zielgruppe darstellen. Lange Zeit hat die Industrie Blogs nur als ein kurzzeitiges Phänomen betrachtet, bei dem man nicht so recht wusste, wie man damit umgehen sollte. Blogs können aber aufgrund der steigenden Anzahl und ihrer millionenfache Leserschaft nicht mehr ignoriert oder abwartend beobachtet werden. Findige Unternehmen wie das Online-Auktionshaus Ebay haben Blogger und Blog-Leser schon längst als potenzielle Kunden identifiziert. „Unser Ansatz ist, neue Werkzeuge zu entwickeln, die wir Bloggern anbieten, damit sie den Marktplatz selbst definieren können“, verkündete Doug MacCallum, Geschäftsführer von Ebay in Großbritannien. Die kommerzielle Erschließung der Blogger-Szene ist erst noch am Anfang und bietet noch viel Raum für Spekulationen. Neben findigen Unternehmen gibt es auch geschäftstüchtige Blogger, die wiederum Unternehmen als mögliche Kunden für sich entdeckt haben und offen ihre Dienste für Werbemöglichkeiten anbieten. Eine in Florida beheimatete Werbeagentur bietet beispielsweise ein System (Pay Per Post) an, bei dem Blogger für die Erwähnung von Firmen und Produkten in ihren Blogs bezahlt werden. Beispiele wie Nestle - das Unternehmen hat in der Schweiz mit erheblicher Kritik aus der Blogger-Szene zu kämpfen - zeigen den Einfluss, den Blogs auf das Image oder die Verkaufszahlen von Unternehmen haben können. Immer mehr Unternehmen und PR-Agenturen beginnen daher, jetzt vermehrt selbst in der Blogosphere tätig zu werden. Humana startete kürzlich ein Online-Tagebuch für Mütter. Es gibt mittlerweile über 1000 Corporate-Blogs in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Content-Business-Agentur Econcon hat in Zusammenarbeit mit Ketchum die aktuelle Corporate-Blog-Szene recherchiert und eine aktuelle Rangliste der meistgelesenen Internettagebücher unter Top100-business-blogs.de zusammengefasst.

Daten im Visier von Freibeutern und Terroristen

Das Thema Datenschutz landet im Juli erneut auf Platz vier des IT-Begriffe-Rankings. Datenschutz ist und bleibt aktuell – besonders im Zusammenhang mit der erneut entbrannten Diskussion um die Eindämmung der Terrorismusgefahr. Das Karlsruher Verfassungsgericht prüft beispielsweise, ob die Erfassung persönlicher Daten beim Anmelden eines Handy-Anschlusses oder beim Kauf von Prepaid-Telefonkarten gegen den Datenschutz verstößt. Diese Daten wurden laut Bundesnetzagentur letztes Jahr von Polizei, Staatsanwaltschaft, Steuerfahndern und Geheimdiensten ca. 3,4 Millionen Mal abgefragt. Die Weitergabe von Bankdaten deutscher Kunden über das in Belgien ansässige Überweisungssystem SWIFT wurde von der deutschen Presse angeprangert, nachdem diese Vorgehensweise bereits von US-amerikanischen Zeitungen aufgedeckt und kritisiert wurde.

Die Diskussion um die Sicherheit von RFID-Chips wurde ebenfalls heftig diskutiert. Die Industrieverbände BITKOM und BDI warnen vor einer Überregulierung von RFID und werben für mehr Akzeptanz. Sie halten das Datenschutzgesetz in der aktuellen Form für vollkommen ausreichend. Kritiker, wie der niederländische Wissenschaftler Andrew Tanenbaum, warnen vor Datenpiraterie. Bei dem geplanten Einsatz von RFID-Chips in Banknoten könnten Verbrecher laut Tanenbaum beispielsweise mit Hilfe eines RFID-Scanners nach prall gefüllten Geldbörsen suchen und anhand der übermittelten Daten das lohnenste Ziel ausfindig machen. Was viele Verbraucher nicht wissen, immer mehr mit RFID-Chips bestückte Waren gelangen ohne Kennzeichnung in den Handel. Der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, fordert daher klare Verhaltensregeln im Umgang mit Funkchips von der Industrie.

Novell sorgt für Wirbel

Die Medienresonanz zur Einführung von Novells Suse Linux Enterprise 10 beschert dem Betriebssystem Linux den fünften Platz des COMPUTERWOCHE-Rankings für den Monat Juli. Die Einführung des neuen Enterprise Servers und die damit verbundene Trennung von dem bisherigen Partner Jboss sorgten im Juli für Wirbel. Suse enthält nicht mehr den Application Server von Jboss, der von Mitbewerber Red Hat geschluckt wurde, sondern den IBM-unterstützten Server der Apache Software Foundation. Die wichtigste Neuerung des Suse Linux Enterprise Servers 10 ist die Unterstützung für den Virtualisierungs-Hypervisor „Xen“, das mehrere Virtual Machines auf einem System unterstützt. Dabei handelt es sich um ein Open-Source-Projekt des Startup-Unternehmens Xensource, das von verschiedenen Hard- und Softwareunternehmen unterstützt wird. Die zweite große Nachrichtenwelle im Zusammenhang mit Linux ging von IBM aus. Der US-Konzern brachte im Juli die lange ersehnte Version von Lotus Notes für Linux heraus. Damit können Anwender endlich einen nativen Linux-Client einsetzen.