CW-Ranking: Die Top-IT-Begriffe 2006

30.01.2007
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings: die meistgenannten Unternehmen, die meistgenannten Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Übersichts-Ranking für die Top IT-Begriffe 2006.

2006 im Zeichen von XML

Die Top 10 der meistgenannten IT-Begriffe im Jahr 2006.
Foto: Computerwoche

Die Welt spricht XML. 40 Prozent der Daten, die jeden Tag weltweit erstellt werden, sind im offenen XML-Standard abgespeichert. Das Datenformat war 2006 der meistgenannte IT-Begriff in der deutsprachigen Presse. Vor zwei Jahren noch ein Geheimtipp, hat XML im Jahr 2006 den Sprung zum flexibel einsetzbaren „Boom“-Format geschafft. Sichtbares Zeichen der Erfolgsstory ist die Kooperation der großen System- und Softwarehäuser mit Gemeinschaftsprojekten wie der seit Februar 2006 ins Leben gerufenen Open AJAX Alliance. Lange Zeit hatten sich die Großen der Branche vor dieser Art von Zusammenarbeit gescheut, um ihre eigenen Entwicklungen nicht zu gefährden. Anfang des Jahres sind IBM, Bea Systems und Oracle der Allianz beigetreten, Mitte des Jahres folgte Sun Microsystems und im Juli verkündete Microsoft das Open-Document-Format mit seinem Open XML Translator zu unterstützen. Damit reagierte das Softwarehaus vor allem auf den Druck der US-Behörden und Regierung, die verstärkt auf XML zur Speicherung von Daten setzen. Auch andere Regierungen kündigten im Laufe des Jahres 2006 die Einführung des offenen Datenformats in ihren Behörden an. Im August kündigte Microsoft die Erscheinung seines neuen Betriebssystems Vista an – erstmalig mit dem Dokumentenformat XML. Im Dezember bescherte die European Computer Manufacturers Association (ECMA) dann Microsoft ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk und stimmte der Standardisierung des Microsoft proprietären Dateiformates Open XML zu, das im neuen Office 2007 als einheitliches Dateiformat zum Einsatz kommt. Damit ist der Software-Riese bei der Bemühung um eine Standardisierung von Open XML ein großes Stück vorangekommen. Der ECMA-Beschluss hat herbe Kritik der Open-Document-Verfechter hervorgerufen. Allen voran machte IBMs Open-Source-Verantwortlicher Bob Sutor seiner Entrüstung Luft, „Open Document ist in nahezu allen Punkten dem Open XML überlegen und ist bereits sehr weit verbreitet und von vielen Herstellern akzeptiert“. In seinem Blog wurde er noch deutlicher: „Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass sich eine gesamte Industrie dem Diktat eines einzelnen Softwaremonopolisten beugt“. Dieser Jahresabschluss lässt einen spannenden Auftakt für 2007 zum Thema XML vermuten. Der Machtkampf um die Anteile des XML-Marktes wird dem Thema sicherlich auch dieses Jahr zahlreiche Schlagzeilen bescheren.

Drahtlos setzt sich durch

Wireless Technologien setzen sich im täglichen Leben und bei industriellen Anwendungen immer stärker durch. Seit der CeBIT 2006 sind drahtlose Technologien ein Dauerbrenner des COMPUTERWOCHE-Rankings. Auf der Hannovermesse wurde Wireless Automation als einer der wichtigsten Trends gefeiert, „Drahtloses Ethernet und Industrial Wireless LAN werden sich rasant entwickeln – sobald die Sicherheitsprobleme gelöst sind“, sagte Helmut Gierse, Vorstandsvorsitzender des ZVEI-Fachverbandes Automatisierung. Im August eroberten vor allem Schlagzeilen aus der Verbraucherelektronik im Rahmen der IFA die Aufmerksamkeit der Medien für Wireless-Technologien. Der Drang nach Mobilität trägt je nach Anwendung unterschiedliche technologische Blüten: WLAN, UMTS, GPRS, RFID oder Bluetooth und reicht vom unsichtbar vernetzten Zuhause über Armbanduhren, die via Bluetooth über Kurzmitteilung und Anrufer-IDs informiert bis hin zum Snowboard-Helm, mit dem Sportbegeisterte sogar auf der Piste Anrufe entgegennehmen oder Musik hören können.

Seit Mitte des Jahres 2006 machen Wireless Technologien vor allem durch ihr viel versprechendes Entwicklungspotenzial auf sich aufmerksam. Studien wie die des US-Beratungsunternehmens ARC Advisory Group prognostizieren dem weltweiten Wireless-Markt im Bereich der industriellen Fertigung bis 2010 eine jährliche Wachstumsrate von 25 Prozent. Während der Gesamtumsatz für Hardware, Software und Services drahtloser Technologien im Jahr 2005 in diesem Marktsegment bei 325,7 Mio. Dollar lag, sollen die Einnamen in den nächsten vier Jahren die Milliarden-Marke durchbrechen. Die Anwendungsmöglichkeiten scheinen fast unbegrenzt. Im Dezember verkündete zum Beispiel die malaysische Regierung, ein Fahrzeugerfassungssystem auf RFID-Basis einzuführen. Fahrzeugkennzeichen werden dabei mit Funkchips ausgestattet und sollen somit automatisch erfasst werden und dadurch den Behörden die Fahndung nach gestohlenen Fahrzeugen erleichtern.

Segen und Gefahren digitaler Datenerfassung

Die Top 25 der meistgenannten IT-Begriffe im Jahr 2006.
Foto: Computerwoche

Die Erfassung digitaler Daten erleichtert Menschen das Leben. Die Speicherung und Versendung digitaler Daten ermöglicht einen unkomplizierten Einkauf im Internet, erleichtert Behördengänge, öffnet die Pforten zu zahlreichen nützlichen Online-Anwendungen, usw., diese Liste ließe sich fast unendlich fortzusetzen. Datenspeicherung, besonders von persönlichen Daten, hat aber auch eine Kehrseite, die Zweifel über die Sicherheit dieser Daten aufkommen lässt. Mit neuen Anwendungen und Technologien, die User-Daten speichern, weiterleiten oder nutzen, werden auch Stimmen laut, die mehr Datensicherheit fordern. Allen voran Deutschlands oberster Datenschützer Peter Schaar, der immer wieder einen verbesserten Datenschutz fordert. Der Bundesbeauftragte für Datenschutz hat deshalb im Dezember „zehn Thesen für eine datenfreundliche Informationstechnik“ aufgestellt und sieht Staat, Wirtschaft und Wissenschaft gleichermaßen in der Verantwortung. Die stetige Kritik der Datenschützer hat dem Begriff Datenschutz den dritten Platz im Gesamtjahresranking der COMPUTERWOCHE beschert und sogar die großen amerikanischen Technologieunternehmen dazu gebracht, die Sorgen der Verbraucher über Online-Datenschutz und Sicherheit ernst zu nehmen. Mitte Dezember verkündeten sie die Bildung eines Consumer Privacy Legislative Forums (CPLF), das vereinfachte Gesetze für Verbraucher bezüglich Sicherheit und Datenschutz in den USA vorantreiben will. Zu den Mitgliedern gehört die Crème de la Crème der US-amerikanischen IT-Unternehmen: Google, eBay, Intel, Hewlett-Packard, Oracle, Sun Microsystems und Mircosoft.

Blogs - vom kurzlebigen Phänomen zur festen Mediengröße

Der Begriff Weblog (Blog) schaffte es auf den vierten Platz des Gesamtjahresrankings für IT-Begriffe. Die Häufigkeit, mit der Blogs in den Medien diskutiert werden, zeigt deutlich, dass diese Mediengattung schon längst aus ihren Kinderschuhen entwachsen ist und sich zu einer ernstzunehmenden Mediengröße und Informationsquelle entwickelt hat. Auch wenn noch Anfang und Mitte 2006 über das Für und Wider von Blogs und deren Einfluss auf Bevölkerung, Medien und Wirtschaft diskutiert wurde, so hat sich das Internet-Tagebuch letztlich als wichtiges Medium etabliert, das zunehmend von Wirtschaft und Marketingexperten genutzt wird. Immer mehr CEOs eröffnen ihre eigenen Blogs, um sich Konsumenten und Mitarbeitern mitzuteilen und schnell auf Online-Gerüchte und -Informationen über ihr Unternehmen reagieren zu können. Doch der Umgang mit Blogs ist nicht leicht, und das eine oder andere Firmenoberhaupt hat schon böse Erfahrungen gemacht, wenn beispielsweise Mitarbeiter oder Verbraucher ihrem Ärger über Produkte oder Unternehmensentscheidungen Luft machen – wie jüngst nach der Bekanntmachung einer 30-prozentigen Gehaltsteigerung des Siemens-Vorstandes geschehen.

Die Entdeckung der Blogs als Kommunikationsmedium von und Marketingspezialisten hat aber auch eine gravierende Veränderung der Blogosphere mit sich gebracht. Die Integrität der Blogger durch glaubhafte Verbrauchererfahrungen ist durch einträgliche Geschäftsmöglichkeiten mit den Online-Tagebüchern angekratzt. So bietet eine in Florida beheimatete Werbeagentur beispielsweise ein System (Pay Per Post) an, bei dem Blogger für die Erwähnung von Firmen und Produkten in ihren Blogs bezahlt werden.

DSL wächst

Die schnelle Datenverbindung setzt sich weltweit durch. Die Nutzung des Breitbandanschlusses ist im letzen Jahr weltweit um 38 Prozent gestiegen. Besonders stark war das Wachstum in Europa. So ist es nicht verwunderlich, dass Unternehmen mit ständig neuen Angeboten und Preisnachlässen bei DSL-Anschlüssen 2006 für Schlagzeilen gesorgt haben und DSL auf Platz fünf des COMPUTERWOCHE-Rankings landet. Der Markt wächst, und selbst IT-fremde Branchen und Unternehmen versuchen, sich ein Stück des DSL-Kuchens zu sichern. Größter Cup war bisher die Bekanntgabe des Einstiegs des Lebensmitteldiscounter Lidl im Juni in das Geschäft mit der schnellen Datenleitung. Der DSL-Markt entwickelt sich rasant und voller Überraschungen. Der Lidl-Anbieter Carpo, der bislang seine DSL-Zugänge über den Discounter vertrieb, bietet seit Dezember beispielsweise seine eigenen DSL-VoIP-Pakete an. Auch andere bisher unbekannte Anbieter tummeln sich auf dem DSL-Markt und trugen zum vorweihnachtlichen Tarifdschungel bei. Bereits im August entbrannte eine Diskussion über das so genannte „nackte“ DSL, bei dem ein - meist durch die Telekom gestellter - Festnetzanschluss überflüssig wird. Deutschland ist laut Telekom-Studie „Deutschland online4“der am schnellsten wachsende Breitbandmarkt Europas mit einem erwarteten Umsatzwachstum von zwei Drittel bis 2015 auf 223 Milliarden Euro. Diese Prognose lässt auch für 2007 zahlreiche Schlagzeilen über DSL und dessen Marktentwicklung erwarten.