CW-Ranking: Die meistgenannten Unternehmen im August 2006

25.09.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert Computerwoche.de drei Rankings. Die meistgenannten Unternehmen, die meistgenannten Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Top IT Unternehmen im August.

Microsoft-Monopoly

Microsoft behauptet sich auch im August auf dem Spitzenplatz des IT-Unternehmens-Rankings. Der amerikanische Monopolist bekam eine indirekte Kampfansage von Google und Apple. Google-Chef Eric Schmidt wurde in den Aufsichtsrat von Apple gewählt. Jetzt erwartet die Branche, dass Apple-Gründer Steve Jobs und Eric Schmidt ein Bündnis gegen den Rivalen Microsoft schmieden. Googles Bekanntmachung, sein Geschäftsmodell auf Firmenkunden zu erweitern, wird von der Presse als ein weiterer Angriff auf das Microsoft-Monopol interpretiert. Eine zusätzliche Schlappe erlebte der Software-Riese im Boom-Markt Indien. Die Regierung des indischen Bundesstaates Kerala hat beschlossen, alle Microsoft-Produkte aus Verwaltung und Schulsystem entfernen zu lassen und durch Linux und Open-Source-Lösungen zu ersetzen. Microsoft erleidet durch diese Maßnahme einen Rückschlag auf dem Subkontinent. Kerala ist der indische Bundesstaat, in dem die meisten PCs verkauft werden. Grund für den Microsoft-Rausschmiss ist die Monopolstellung des Unternehmens. "Wir sind nicht gegen Microsoft", erklärte Bildungsminister MA Baby des kommunistisch geführten Bundesstaates, "wir stellen uns nur gegen ihre monopolistischen Neigungen".

Die Top 10 der meistgenannten IT-Unternehmen im August 2006

Den führenden Unternehmen des Sicherheitssoftwaremarktes steht es leider nicht frei, ihre Branche zur "Microsoft-freien Zone" zu erklären. Der Markteintritt des IT-Giganten hat zu einem Preisrückgang im gesamten Sektor gesorgt. "Was den Preis angeht, bringt Microsoft den ganzen Markt durcheinander", sagte Chris Swenson, Analyst bei der NPD-Group. Microsoft bietet sein Security-Produkt knapp um die Hälfte günstiger an als die Marktführer McAfee und Symantec und sicherte sich dadurch in kürzester Zeit einen Marktanteil von 15 Prozent. Einen Preisnachlass erwägt Microsoft angesichts des verzögerten Starts seines Betriebssystems Vista für das dementsprechende Update. Der Handel befürchtet durch die Verspätung ein Abwarten der Verbraucher beim Kauf von neuen PCs. Um sein Image in Deutschland muss sich Microsoft allerdings keine Sorgen machen, die Nachricht 200 neue Arbeitsplätze zu schaffen, bringt dem US-Konzern zahlreiche Sympathiepunkte.

Telekom auf der Flucht nach vorn

Im August legte die Telekom eine gewaltige Bruchlandung hin. Die Aktie befindet sich auf Talfahrt, die Kunden laufen davon, seitens der enttäuschten Investoren hagelte es derbe Kritik für den Rettungsplan des Vorstands. Nach den schwachen Quartalszahlen und der Gewinnwarnungen für 2006 und 2007, die zu einem deutlichen Kurseinbruch führten, ringt das Management-Team um Fassung und um das Vertrauen der Großaktionäre. Die schlechten Nachrichten des größten Telekommunikations-Unternehmens in Europa setzten den gesamten europäischen Sektor unter Druck, der wie im Vorjahr dem Gesamtmarkt hinterherläuft. Seit Jahresbeginn fiel der Stoxx-Telekomindex um sechs Prozent.

Der steigende Druck auf das Unternehmen und dessen Konzernspitze zwingt den rosa Riesen zu einer Flucht nach vorn. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke rückt vom Hochpreisniveau ab und will mit günstigen Tarifen Umsatzrückgang und Kundenschwund im Festnetz- und Mobilfunkmarkt entgegenwirken. Im ersten Halbjahr alleine haben eine Million Kunden der Telekom den Rücken gekehrt. Um nicht noch mehr Anteile auf dem boomenden DSL-Markt zu verlieren, setze das Unternehmen vor allem auf Flatrates, hieß es Mitte August. Im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung in Berlin nutzte der CEO der Telekom die Consumer Electronics-Messe, um das neue Preissystem anzukündigen. Das Unternehmen wolle zudem mit Triple-Play seine Marktposition stärken und seinen Kunden Internet, Festnetz- und Mobiltelefonie sowie Unterhaltung aus einer Hand bieten. Ob die Strategie der Telekom aufgeht, bleibt abzuwarten. Der erhoffte Durchbruch mit Internet-TV über ihr schnelles VDSL-Netz ist der Telekom noch nicht geglückt. Genaue Zahlen über die Nutzung des Internet-TVs gibt das Unternehmen nicht heraus. In Branchenkreisen wird angenommen, dass es bisher nur einige Dutzend Kunden gibt. Die Diskussion um die Zukunft der Telekom bescherte dem rosa Riesen den zweiten Platz des Computerwoche-IT-Rankings.

SAP setzt auf Mittelstand und Handel

Laut Handelsblatt ist SAP der ertragstärkste Konzern im Deutschen Aktienindex DAX. Im vergangenen Monat unterstrich die Walldorfer Softwareschmiede diesen Anspruch mit überwiegend positiven Artikeln in den Medien und sicherte sich so den dritten Platz des IT-Unternehmens-Rankings. Weltweit will SAP in diesem Jahr 3500 neue Stellen schaffen, davon bis zu 20 Prozent in Deutschland. SAP arbeitet schon jetzt an einer Fortsetzung seines Erfolges und will vor allem aus Mittelstand und Öffentlicher Hand neue Kunden generieren. "Bei den Top 100 Unternehmen gibt es für uns wenige weiße Flecken", erklärte CEO Kleinemeier und möchte verstärkt Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 130 und 500 Millionen Euro für SAP gewinnen. Bei dieser Unternehmensgröße hat der IT-Konzern nur einen Marktanteil von 50 Prozent vorzuweisen.

Die Top 25 der meistgenannten IT-Unternehmen im August 2006

Einen weiteren Eroberungszug führt SAP im Handel. Die Walldorfer haben diesen als strategische Zielgruppe ins Auge gefasst und können erste Erfolge vorweisen. Der Softwarelizenz-Umsatz für diesen Bereich war im zweiten Quartal doppelt so hoch wie im restlichen Geschäftsfeld. Analysten gehen davon aus, dass SAP im Handel viermal schneller wächst als der Markt und bis Jahresende um ca. 20 Prozent zulegen wird. Darüber hinaus verkündete SAP Anfang August, Indien zum strategischen Mittelpunkt seiner Asien-Pazifik-Aktivitäten zu machen. Rund eine Milliarde Dollar sollen in den nächsten fünf Jahren in den Subkontinent fließen. Derzeit hat SAP 1.050 Kunden in Indien, und bis 2010 sollen es bereits 15.000 sein. Mit diesem Schritt sichert sich SAP schon jetzt zukünftige Kunden und baut damit sein Wachstumspotential aus.

Unendliche Geschichte - Siemens und SBS

Die Gerüchte und Verlautbarungen um die Zukunft der angeschlagenen Siemens-Tochter Siemens Business Services (SBS) nehmen kein Ende. Sie glichen letzen Monat einer Achterbahnfahrt, da Siemens nicht so recht zu wissen schien, ob es seine defizitäre Dienstleistungssparte selbst umstrukturiert oder doch verkauft. Mitte August schien der Verkauf von SBS so gut wie sicher. Die Verhandlungen mit ausländischen Interessenten könnten noch innerhalb des bis Ende September laufenden Geschäftjahres zu einem Abschluss führen, hieß es in führenden Zeitungen. Als heißester Abnehmer wurde der französische Wettbewerber Atos Origin gehandelt. Siemens hielt sich jedoch mit Kommentaren zurück und wollte zu Marktgerüchten keine Stellung nehmen. Ende August kam dann die strategische Wende: Eine interne Lösung werde im Moment bevorzugt, SBS solle eingegliedert und aus eigener Kraft saniert werden. Laut Financial Times war Siemens nicht bereit, die von Atos Origin geforderte Summe von bis zu einer Milliarde Euro als Mitgift für die hochdefizitäre Tochter auf den Tisch zu legen. Das eigens von Siemens-Chef Klaus Kleinfeld vorgegebene Margenziel für SBS von fünf Prozent bis April 2007 scheint aber eher unwahrscheinlich und spricht für eine Neuauflage des Siemens-Dauerbrenners SBS. Im vergangenen Monat beförderte er das Unternehmen auf Platz vier des Computerwoche-Rankings.

IBM im Kaufrausch

Innerhalb eines Monats kaufte IBM gleich vier Softwareunternehmen ein und stellte die Presse vor Rätsel. IBMs Shopping-Tour bescherte dem US-Unternehmen den fünften Platz des IT-Rankings der Computerwoche. Auf den ersten Blick macht der scheinbar wahllose Kaufrausch des weltweit größten IT-Konzerns keinen Sinn. Erst bei näherer Betrachtung der Konzernstrategie wird deutlich, warum IBM-Chef Sam Palmisano immer wieder bei kleineren, spezialisierten Unternehmen das Portemonnaie zückt. Das IT-Schwergewicht will die Erlöse seines Dienstleistungsgeschäfts ausbauen, dort verändert sich der Markt zurzeit am stärksten. Mit dem jüngsten Kauf des Sicherheitsanbieters Internet Security Systems (ISS) gab IBM im vergangenen Monat für "Firmenshopping" insgesamt fast 4 Mrd. Dollar aus. ISS passt gut in die neue Strategie der Servicesparte. Neben Hard- und Software bietet Big Blue jetzt auch eine profitable Rundumbetreuung für alle Sicherheitsfragen durch ISS an. IBMs Shopping-Tour scheint allerdings immer noch nicht beendet: "Wir schauen weiter nach Gelegenheiten, mit denen wir das Tempo unseres Marktauftritts beschleunigen können", sagte Elizabeth Smith, hochrangige Führungskraft im Bereich Global Technology Service bei IBM. In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat IBM 30 Firmen gekauft, neue Zukäufe werden also nicht lange auf sich warten lassen.