Schwarzweißfilme haben bald Seltenheitswert:

Computer färbt Filmklamotten

26.08.1983

Die Umsetzung von Schwarzweißfilmen in Farbfilme mit Computerhilfe ist eine der jüngsten DV-Anwendungen. Wurden Stan Laurels rote Haare in den frühen 30er Jahren noch grün eingefärbt, um sie dunkler erscheinen zu lassen, hat die Vidcolor Image Inc. jetzt beschlossen, Stans Haare braun werden zu lassen.

Dank eines Computersystems müssen sich die Künstler in den Vidcolor-Studios jetzt nicht mehr mit der aufwendigen Handkolorierung jedes einzelnen Negativs abmühen. Der automatisierte Prozeß dauert 30 Minuten in der Programmierung und etwa 72 Stunden im Labor. Das 1,5-Millionen-Dollar-Projekt wird von der Hal Roach Studios Inc. finanziert. Man verweist auf die vorhandenen Rechte an mehr als 1000 Schwarzweiß-Klassikern, unter anderem auch an so beliebten Filmen der Serie "Dick und Doof".

Der computerisierte Farbgebungsprozeß beginnt mit einem "elektronischen Bemalen" des ersten Negatives jeder Filmszene, wobei die Hilfe von derzeit noch im Versuchsstadium befindlicher Hard- und Software in Anspruch genommen wird. Hierzu sitzt ein Künstler vor einem 61-cm-Bildschirm, dessen Darstellung aus 525 000 Bildpunkten besteht.

Mit einem Lichtgriffel und einer Palette von 4096 Farbtönen ordnet der Künstler jedem Bildpunkt eine Farbe zu, wobei die einmal getroffene Auswahl gleichzeitig in den Computer codiert wird. Auf dem nächsten Negativ werden die Farben des vorherigen automatisch übernommen.

Falls ein neues Objekt auf der Bildfläche erscheint, beispielsweise wenn ein Klavier von einem Hochhaus; ins Bild fällt, dann wird der Computer die bisher vorherrschende Farbe automatisch auch an dieses neue Objekt vergeben und das Klavier grau einfärben.

Um den jeweiligen Künstler auf die automatische Farbgebung aufmerksam zu machen, wird das neue Objekt zunächst auf dem Bildschirm ständig aufleuchten. Der Künstler kann dann die Farbe entsprechend korrigieren und der Realität anpassen.

Gegenwärtig arbeitet man bei Vidcolor noch mit Mikrocomputern, jedoch ist der Kauf einer IBM-Anlage noch unbekannter Größe geplant.

Derzeit sind Abschnitte von drei "Dick-und-Doof"-Filmen fertiggestellt. Man befindet sich noch in der Experimentierphase. Die volle Produktion soll in den nächsten Wochen aufgenommen werden. Vidcolor hofft, bei den Farben eine Auswahl zu treffen, die einerseits genau und dokumentarisch ist. "Wir wollen die Filme aber auch gefällig für das Auge(..)machen", kommentierte man bei Vidcolor. "Die Farbgebung soll interessant, aber korrekt und so orginal(..)reu wie möglichsein".