Communication Enabled Business Process

Communications als Service aus der Cloud

06.06.2011 von Detlev Flach
Kommunikationsdienste aus der Private Cloud? Holger Imbery, Manager Unified Communications bei NextiraOne, erörtert, warum immer mehr Firmen diesen Weg in Erwägung ziehen.

Die Geschäftsprozesse in Unternehmen verschmelzen mit Unified-Communications-(UC-)Lösungen und entwickeln sich immer mehr zu Communications Enabled Business Processes (CEBP). Im Bereich der Unternehmensapplikation "Voice" drängen immer mehr Anbieter mit Services aus der Cloud auf den Markt. Diese Dienste werden oft mit UC-Funktionen angereichert.

Besonders für kleine und mittlere Unternehmen bieten die neuen Cloud-Angebote der Carrier und der großen Internet-Service-Provider augenscheinlich ein enormes Kostensenkungspotenzial, vor allem im Hinblick auf die Investitionen wie auch den Betrieb der klassischen Sprachinfrastruktur.

Europäische Unternehmen halten sich jedoch beim Umstieg auf Cloud-Services deutlich zurück. Bedenken bezüglich Sicherheit und Verfügbarkeit der Services und der Datensicherheit sind die Ursachen der Skepsis. Ein Umstieg auf Services aus der Private Cloud (virtualisiertes Inhouse-Data-Center) wird von vielen Unternehmen bevorzugt.

Kommunikation virtualisieren

Foto: Jakub Jirsak, Fotolia.de

Unternehmen, die das Potenzial der Server-Virtualisierung erkannt und verwirklicht haben oder Pläne zur Virtulisierung ihrer Server-Landschaft verfolgen, bietet die Virtualisierung der UC-Landschaft eine Möglichkeit zur Kostensenkung bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung, die sicherer ist als der Bezug von Services aus der Public Cloud. Dies wird mit zunehmender Unternehmensgröße und -reife noch deutlicher.

Obwohl sich die traditionelle Telefonanlage zu einer umfassenden UC- Landschaft auf Applikationsbasis entwickelt hat, verbleibt sie oft in einer Art Silo - mit eigener Infrastuktur und eigenen Servern im Unternehmensnetz. Holger Imbery sieht durch Virtualisierung von Unified Communications große Vorteile: "Die Virtualisierung dieser Umgebung bricht die Silostruktur auf.

Dadurch erreichen die Anwender in kurzer Zeit eine massive Kostensenkung im Bereich der Investitionen und der Betriebskosten. Parallel dazu ist es einfacher die Geschäftsprozesse mit denVorteilen von synchroner Kommunikation anzureichern." So kann man die UC-Applikation in der gleichen Umgebung betreiben, in der auch die für den Geschäftsprozess relevanten Applikationen laufen. "Erst dann gibt die Sache einen Sinn. Ein Silo durch ein Silo aus der Cloud zu ersetzen ist sicher der falsche Ansatz für die Unternehmens-IT", ergänzt Imbery.

Ökonomische Effekte

Die ökonomischen Effekte lassen sich dabei in zwei Bereiche untergliedern. Zum einen sinken die Kostensenkung durch die Eliminierung von parallelen Netzinfrastrukturen für Sprache und Daten. Zum anderen steigert Unified Communications die Produktivität der Mitarbeiter. Dieser Effekt verstärkt sich, wenn Unified Communications nicht mehr als Overlay-Applikation, sondern als Instrument zur Optimierung der Geschäftsprozesse genutzt wird. Der Geschäftsprozess verschmilzt mit Unified Communications und wird zu einem Communication Enabled Business Process.

Die Vorteile von virtualisierten UC-Landschaften sind identisch mit denen virtualisierter Data Center: Die ServerKonsolidierung bringt eine signifikante Senkung der Ausgaben für Anschaffung und Betrieb von Server-Hardware. Auch für die aktiven und passiven Netzwerkkomponenten muss weniger ausgegeben werden. Ferner vermindert sich der Bedarf an Energie, Platz und Kühlung. Letzteres führt zu einer Reduktion der CO2-Abgabe, sorgt also für Nachhaltigkeit und den Weg zur Green IT.

Einfachere Datenhaltung

Zusätzlich kann mit der Kommunikationsvirtualisierung die Deduplizierung der Daten weiter vorangetrieben werden. Durch die Silostruktur existiert nämlich immer noch eine parallele Datenhaltung in den Geschäfts- und Unified-Communications-Applikationen. Mit Hilfe der Virtualisierung und der Einführung von einheitlichen Datenstrukturen lassen sich die Datenbestände reduzieren.

Zudem werden auf diese Weise die im Geschäftsprozess benötigten Datenbestände mit den zur Unterstützung des Prozesses erforderlichen Kommunikationsmedien verwoben. "Kostensenkungen im Bereich Storage und Vereinfachungen durch Continuous Data Protection und Zero Downtime Backup sind zusätzliche, aber durchaus willkommene Nebeneffekte", weist der NextiraOne-Manager auf einen anderen Aspekt hin.

Viele dieser Effekte sind nicht zu realisieren, wenn Unified Communications vom Silo in die Public Cloud wandert. Zwar fallen die Investitionen und die Kosten für den Betrieb komplett weg, dafür entstehen Kosten für das Management der Service-Level-Agreements (SLAs) und die Provider-Steuerung. Für Unternehmen, die einen Reifegrad erreicht haben, auf dem synchrone Kommunikation als Beschleuniger und integraler Bestandteil der Prozesslandschaft verstanden wird, so die These Imberys, schaffen Public-Cloud-Services eher mehr zu bedienende Schnittstellen als weniger.

Mehr Produktivität mit Unified Communications

Letztlich steigert Unified Communications die Produktivität. Unternehmen haben die Möglichkeit, komplexe Vorgänge durch Kommunikation zu vereinfachen, Dienste wie Video zu integrieren, Schnittstellen zu reduzieren und Medienbrüche zu vermeiden. Ein Potenzial, das nicht mit der simplen Frage nach dem günstigsten Sourcing zerstört werden sollte.

So werden mit einer kompletten Auslagerung von prozessrelevanten Daten - also einer Abbildung der Vorteile der privaten in der Public Cloud - unternehmenskritische Informationen in die Hände Dritter gegeben. Selbst mit noch zu schaffenden europäischen Regeln zum Datenschutz in der Public Cloud und noch zu entwickelnden Sicherheitsmechanismen ist dies laut Imbery ein Risiko, das Anwender vorerst vermeiden sollten.

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QoS und CoS sind gefragt

Allerdings stellt die Virtualisierung von Echtzeitkommunikation besondere Anforderungen an die Virtualisierungsumgebung. Vor dem Hintergrund der unangenehmen Erfahrungen, die viele Unternehmen in der Vergangenheit beim Umstieg von Time Division Multiplexing (TDM) auf Voice over IP (VoIP) gemacht haben, rät Imbery, "wichtige Rahmenbedingungen zu beachten, um ähnlich negative Erfahrungen im Zuge der Virtualisierung zu vermeiden". Stichworte sind in diesem Zusammenhang etwa die Zuweisung von Ressourcen und Mechanismen wie Quality of Service (QoS) und Class of Service (CoS).

Allerdings ist die Virtualisierung von Unified Communications längst keine Zukunftsvision mehr. So stellen alle führenden UC-Hersteller ihre Lösungen auch in einem virtualisierten Umfeld zur Verfügung. Positive Beispiele hierfür sind nach Meinung von Imbery die Umsetzungen von Marktführern wie Alcatel-Lucent, Cisco Systems und Microsoft auf der Infrastrukturseite. Hinzu kommen viele Implementierungen, die auf diesen Lösungen aufsetzen.

Ein wichtiger Fakt ist, dass eine Lösung in der Public Cloud stark standardisiert aufgesetzt werden muß, um die anvisierten Skaleneffekte zu erreichen. Damit ist diese Lösung sehr eng gefasst, während in einer Private Cloud eine auf den Geschäftsprozess individuell zugeschnittene Lösung bereitgestellt werden kann. Der Entscheider hat die Wahl zwischen einem wirtschaftlich optimierten "Maßanzug" und einer Standardlösung mit zusätzlichen Herausforderungen im Bereich der Sicherheit und Verfügbarkeit. (hi)

9-Punkte-Plan für mehr Erfolg mit Collaboration
Stufe 1
Konzept erstellen
Stufe 2
Ziele festlegen und Einflussfaktoren berücksichtigen
Stufe 3
Instrumente auswählen
Stufe 4
Fokussieren statt generalisieren
Stufe 5
Wirtschaftlichkeit prüfen
Stufe 6
Zuständigkeit festlegen
Stufe 7
Mitarbeiter schulen
Stufe 8
Bewusst implementieren
Stufe 9
Erfolg messen