Studie

Cloud Computing verändert das IT-Service-Management

08.09.2010 von Karin Quack
IT-Manager erwarten die Notwendigkeit von stärkerer Standardisierung und Automatisierung der IT-Prozesse.
Sieben von zehn der Befragten erwarten wesentliche Änderungen des ITSM.
Foto: Exagon

Wenn die Anwender Geschmack an Cloud-Diensten finden, wird sich das spürbar auf das IT-Service-Management (ITSM) auswirken. Diese Ansicht äußerten IT-Manager gegenüber dem Beratungsunternehmen Exagon Consulting. Wie die Mehrzahl der rund 300 befragten Anwender sagte, müssen die Unternehmen Cloud-gerechte Bedingungen schaffen. Dazu zählten besonders die Standardisierung und Automatisierung der IT-Prozesse sowie der Aufbau von Servicekatalogen. Vor allem aber verdiene das Management von Service-Level-Agreements (SLAs) mehr Beachtung.

Cloud-Einsatz in Unternehmen
Cloud Computing in Unternehmen
Nur wenige Unternehmen (13 Prozent) haben keine Verwendung für Cloud Computing. Die meisten nutzen bereits vorhandene Dienste.
Cloud genießt hohe Bedeutung
Auf einer Skala von 5 (sehr große Bedeutung) bis 1 (sehr geringe Bedeutung) erreicht das XaaS-Modell einen Index-Wert von 3,42. Das ist überdurchschnittlich hoch, so die Autoren der Studie.
Favorisierte Modelle
Die meisten Befragten streben Kombinationen aus privater und öffentlicher Cloud an.
Die Vorteile der Cloud
Unternehmen wollen mit Cloud-Installationen vor allem Kosten sparen. Aber auch die in Aussicht gestellte Flexibilität interessiert Anwender.
Bedenken gegenüber der Cloud
Vor allem die Sicherheit und der Datenschutz beschäftigen die Anwender. Hier müssen Provider noch mehr Vertrauen schaffen.
Cloud und SOA
Mehr als ein Drittel der Befragten sieht eine starke Verbindung von Cloud Computing und SOA.
Cloud und BPM
Die Verbindung von Cloud Computing mit dem Business Process Management (BPM) ist weniger stark ausgeprägt.

"Das Thema Cloud bedeutet letztlich eine Reduzierung der Fertigungstiefe in der IT", erläutert Exagon-Geschäftsführer Werner Stangner. Das ziehe "zwangsläufig" Veränderungen in den Management-Funktionen und Prozessbedingungen nach sich. Diese Ansicht teilen zumindest die 18 Prozent der Umfrageteilnehmer, die vom Cloud Computing "sehr tiefgreifende" Konsequenzen für das IT-Service-Management TSM erwarten.

SLA-Management ist ein erfolgskritischer Faktor

Auf die Frage, worauf sich diese Konsequenzen konkret beziehen, antworten die meisten Studienteilnehmer (71 Prozent), sie erwarteten ein intensiveres SLA-Management. Für diese Einschätzung hat Stangner eine plausible Erklärung: "Je vielfältiger die Cloud-Aktivitäten, desto mehr Dienstelieferanten müssen in ihren Leistungen und Prozessen gesteuert werden." Der Exagon-Geschäftsführer sieht deshalb im SLA-Management einen für den Erfolg des Cloud Computing erfolgskritischen Faktor.

Aber auch die Standardisierung und Automatisierung der IT-Prozesse spielt nach Auffassung der IT-Manager eine tragende Rolle: 66 beziehungsweise 61 Prozent äußerten die Ansicht, das Cloud Computing stelle hier höhere Anforderungen als die herkömmliche Bereitstellung von IT-Services. Jeder zweite Befragte (52 Prozent) betonte zudem die Notwendigkeit von Servicekatalogen. 44 Prozent sehen hier Selfservice-Portale für die Fachbereiche als sinnvoll an. Dass sich infolge des Cloud-Trends die internen Mitarbeiterkompetenzen verändern, fürchten oder hoffen immerhin 42 Prozent.

Abwarten ist keine Option

Die wichtigste Veränderung betrifft laut Anwenderbefragung das SLA-Management
Foto: Exagon

Einen Grund zu übertriebener Hektik sieht Stangner zwar nicht: "Die Auswirkungen auf das IT-Service-Management kommen wohl eher sukzessive." Aber er warnt auch davor, einfach abzuwarten und möglicherweise Fehler zu wiederholen, die viele Unternehmen schon beim klassischen Outsourcing gemacht haben: "Es wurden häufig IT-Funktionen ausgelagert, ohne die für das IT-Service-Management relevanten Qualitäts- und Leistungsbedingungen einzubeziehen." Oft seien weder die Schnittstellen der von außen kommenden Prozesse klar definiert noch ein sachgerechtes Monitoring eingeführt worden. Zudem habe man es häufig versäumt, die vertraglichen Bedingungen der verschiedenen Lieferanten aufeinander abzustimmen.

So kann das ITSM seine Aufgabe erfüllen

Nicht einmal ein Drittel der Anwender bereitet sein Service-Management auf die Cloud-Zukunft vor.
Foto: Exagon

Wie der Experton-Geschäftsführer betont, müssen die Cloud-Nutzer frühzeitig "eine gesicherte konzeptionelle Basis für unterschiedliche Cloud-Optionen" schaffen. Anderenfalls könnten bei jeder Cloud-Initiative aufs Neue die Rahmenbedingungen, beispielsweise die Prozessstrukturen, in Unordnung geraten: "Und dann ist das ITSM mehr mit einer ständigen Reorganisation beschäftigt als mit seinen eigentlichen Aufgaben."

Von einer solchen Basis sind die meisten Unternehmen offenbar noch weit entfernt. Nur jeder zehnte Umfrageteilnehmer (elf Prozent) kann von seinem Unternehmen behaupten, dass es ausreichend auf die Cloud-Zukunft vorbereitet sei. 18 Prozent befindet sich derzeit in der Planungsphase. Die weitaus meisten haben mit den Vorbereitungen nicht einmal begonnen (55 Prozent) oder sehen keinen Bedarf für Anpassungen (16 Prozent). (qua)