Brian Boruff, CSC

"Cloud Computing lässt die Enterprise-IT intakt"

21.12.2010
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
Cloud-Vordenker Brian Boruff, Vice President Emerging Markets von CSC, erläutert, wie eine traditionelle Unternehmens-IT die Vorteile von Cloud Computing nutzen kann.

CW: Zurzeit überschlagen sich Anbieter mit Angeboten und Ankündigungen zum Cloud Computing, aber viele Anwender bleiben skeptisch. Worauf führen Sie das zurück?

Brian Boruff: "Die IT mag es nicht, wenn die Fachbereiche selbständig einkaufen."
Brian Boruff: "Die IT mag es nicht, wenn die Fachbereiche selbständig einkaufen."
Foto: Witte

BORUFF: Deutschland hinkt bezüglich der Akzeptanz hinterher. In den USA hingegen arbeiten schon sehr große Unternehmen, zum Beispiel der Pharmakonzern Eli Lilly, in der "Wolke". Das Unternehmen rechnet Gensequenzierungen und andere High-Performance-Computing-Aufgaben in der Amazon-Cloud. Die amerikanische Regierung hat bereits Cloud-Services ausgeschrieben, die von allen Bundesbehörden genutzt werden sollen.

Oder denken Sie an das rasante Wachstum von Salesforce.com. Auffällig ist, dass die Business-Seite das Modell viel schneller akzeptiert als die IT-Organisationen. Denen bereiten Governance, Integration, Sicherheit und Datenschutz Sorgen. Außerdem mögen sie es gar nicht, wenn Fachabteilungen ohne ihre Zustimmung oder ihren Rat Cloud-Services einkaufen.

CW: Vielleicht halten sich die CIOs auch deshalb zurück, weil sie die Organisation ihrer Enterprise-IT neu aufstellen müssen.

BORUFF: Die Manager bei Eli Lilly erzählen, dass ihre Enterprise-IT etwa zwölf Wochen braucht, bis sie einen neuen Server funktionstüchtig aufgesetzt und mit Applikationen bestückt hat. Bei Amazon habe der gleiche Vorgang nur drei Minuten gedauert. Das ist natürlich ein frappierender Unterschied, mit dem sich auch die Verantwortlichen in der Enterprise-IT auseinandersetzen müssen.

CW: Mag sein, dass die US-Unternehmen Cloud Computing ausprobieren. Aber inwiefern beziehen sie schon nennenswerte Services aus der Wolke?

BORUFF: Viele CIOs amerikanischer Unternehmen machen sich in bestimmten Bereichen die Cloud begeistert zu eigen. Man kann wohl kaum mehr von einem Pilotversuch reden, wenn etwa die Stadtverwaltung von Los Angeles mit uns einen Vertrag schließt, der die Mails von mehr als 30.000 städtischen Angestellten in die Google-Cloud verlagert.

Zur Person

  • Brian Boruff ist Vice President Emerging Technologies beim IT-Dienstleister CSC. In dieser Funktion zeichnet er weltweit für die Kommunikation mit Analysten und Third-Party-Advisors verantwortlich.

  • Darüber hinaus leitet er eine CSC-weite Cloud-Computing-Initiative.

  • In den vergangenen 26 Jahren begleitete Brian Boruff große und einschneidende Veränderungen in der IT-Branche an vorderster Stelle.

  • Während der Zeit der Mini-Computer arbeitete er bei Hewlett-Packard (ab 1982), anschließend war er neun Jahre lang bei Apple tätig.

  • 15 Jahre lang bekleidete er die Position eines Senior Executive bei Microsoft.