Wieviel kostet die Cloud

Cloud Computing im Kosten-Check

02.09.2012 von Joachim Hackmann
Die Migration von IT in die Cloud verspricht geringere und transparentere IT-Kosten. Aber wird der IT-Betrieb auch dauerhaft günstiger?
Foto: Thomas Weissenfels - Fotolia.com

Seit Jahren elektrisiert das Cloud-Betriebsmodell die IT-Branche, weil es schnellen Zugriff auf IT-Ressourcen, transparente Kosten und einfaches Management verspricht. Als wesentliches Argument für den externen Cloud-Betrieb werden in Umfragen diverser Institute immer auch die angeblichen Einsparungsmöglichkeiten genannt, die Anwender zum Wechsel auf Cloud-Plattformen veranlassen. Die Marketing-Abteilungen der Anbieter tun ein Übriges, das Image der kostengünstigen IT-Dienste aus der Wolke zu pflegen und zu schärfen.

Ein gutes Beispiel lieferte in diesem Zusammenhang vor wenigen Monaten Amazon. Der Cloud-Pionier hatte im Februar 2012 angekündigt, die Preise für seinen Speicherdienst S3 (Simple Storage Service) rückwirkend zum Monatsanfang um bis zu 13,5 Prozent zu senken. Nutzer, die beispielsweise zwischen 50 TB und 500 TB Speicherplatz bei Amazon belegen, zahlen noch neun Cent je GB und Monat. Angesichts solch günstiger Preise steht mit Fug und Recht die Frage im Raum, ob der Eigenbetrieb von Speicherinstallationen Sinn ergibt.

Die Antwort fällt nicht eindeutig aus: "Wenn man nur den reinen Speicherservice betrachtet, der das Ablegen von Daten erlaubt, dann ist Amazon, von kurzfristig gemachten Lockangeboten abgesehen, nahezu konkurrenzlos günstig", meint Steve Janata, Senior Advisor bei der Experton Group. "Allerdings zahlen Anwender auch zusätzliche Transaktionskosten!" Eine sinnvolle Kostenbetrachtung berücksichtige daher immer, wie häufig und in welchem Umfang Daten hin- und hergeschoben werden.

Tools für das Cloud-Management
Acht Tools zur Cloud-Verwaltung
Auf den folgenden Seiten finden Sie einen kurzen Überblick über acht Tools, die das Verwalten, Einrichten, Monitoren und Automatisieren von Cloud-Installationen unterstützen.
PlanningIT
"PlanningIT" von Alfabet ist eine Software, die IT-Planungs- und -Management-Funktionen integriert. <br/><br/> Die Suite umfasst mehrere Komponente, die sich mit spezifischen Aspekten einer strategischen IT-Planung befassen.
WebExcellence
WebExcellence von Apica ist ein Load-Testing- und Performance-Monitoring-Tool für Cloud-Anwendungen. <br/><br/> Für das Load-Testing simuliert die Firma Lastprofile, die die echten Anforderungen abbilden. Für Testverfahren werden Scripts verwendet, die Kundenszenarien nachstellen und Leistungs- sowie Geschäftsziele berücksichtigen.
V-Command
V-Commander von Embotics für das Private-Cloud-Management. <br/><br/> In weniger als einer Stunde soll sich die Software installieren lassen. Sie sei dann für das Self-Service-Provisioning und für das Anforderungs-Management bereit, betont der Hersteller. Zudem bietet sie Funktionen, um Servicekataloge zu erstellen.
Jamcracker
Jamcracker ist für das Delivery- und Life-Cycle-Management von Cloud-Diensten entworfen worden. <br/><br/> Die Plattform erlaubt es Firmen, das Nutzer-Provisioning und Single-Sign-On für private und öffentliche Cloud-Dienste zu implementieren. Zudem können die IT-Abteilungen mit Jamcracker ihren Nutzern einen Servicekatalog zur Verfügung stellen und diesen zentral verwalten.
Jitterbit
Jitterbit 4.0, eine Suite für die Datenintegration. <br/><br/> Die Engine namens "Jitterbit Integration Server" koordiniert Integrations-Prozesse und validiert, bereinigt und transformiert Daten. "Jitterbit Application" erlaubt es Anwendern, Integrationsprojekte zu konfigurieren, zu testen, zu verwalten und zu betreiben.
Netuitive
Netuitive ist ein Produkt für die vorausschauende Analyse (Predictive Analytics) in physikalischen und virtualisierten Installationen. <br/><br/> Eine selbstlernende Engine analysiert, korreliert und normiert ständig einlaufende Leistungsdaten von mehreren Subsystemen. Zudem erstellt sie Verhaltensprofile von Datenströmen, die für das jeweilige Unternehmen relevant sind.
New Relic
New Relic bietet Performance-Management für SaaS-Anwendungen aus Nutzersicht (Real User Monitoring = RUM) an. <br/><br/> Agenten auf Produktions-Servern senden Daten über die Applikations-Aktivitäten in das Rechenzentrum von New Relic. Dort werden sie ausgewertet und aufbereitet.
Opscode
Opscode bietet ein System-Integration-Framework in verschiedenen Ausführungen. <br/><br/> Ein Ruby-on-Rails-basierendes Provisioning-Tool hilft, wieder verwertbare Rezepte und Kochbücher zu gestalten, die Infrastruktur-Komponenten hinter der Firewall beschreiben und integrieren. Das soll die Bereitstellung und Konfiguration einer Umgebung beschleunigen

SaaS kostet dauerhaft, IT-Investitionen nur einmalig

Auf den ersten Blick scheinen die Kosten oft für Angebote aus der Public Cloud zu sprechen, weil sie derart günstige Infrastruktur- und Betriebspreise versprechen, dass interne IT-Abteilungen und die meisten Anbieter klassischer Hosting- und Outsourcing-Services schnell abwinken. Der zweite Blick zeigt aber, dass die Kostendifferenzen doch nicht so eindeutig für den IT-Bezug aus der öffentlichen IT-Wolke sprechen und dass sich langfristig sogar Nachteile ergeben können. Das zumindest behaupten die Management-Berater von McKinsey. Schon vor drei Jahren rechneten sie in einer vielbeachteten Studie vor, dass Public-Cloud-Dienste insbesondere für Großunternehmen zu teuer seien.

Eine umfangreiche Server-Installation mit Windows-Betriebssystem koste laut McKinsey im internen Betrieb 150 Dollar, bei Amazon zahlten Kunden für die gleiche Einrichtung 366 Dollar. Selbst die vielen Preissenkungen bei Amazon dürften die Differenz nicht ausgeglichen haben, zumal ein ordentlicher Batzen auf Personalkosten entfällt, die im Cloud-Betrieb zwar reduziert werden, aber nicht ganz verschwinden. In diesem Jahr legte Gartner mit einer eigenen Kalkulation nach, die den SaaS-Betrieb ebenfalls aufs Korn nahm. In einer Studie, die die Akzeptanz von BI-Anwendungen (Business Intelligence) analysiert, kommen die Analysten zu dem Schluss, dass SaaS "in den ersten fünf Jahren günstiger als der On-Premise-Betrieb sein kann". Die Analysten bemängeln jedoch, dass Anwender oft ungeprüft annehmen, mit SaaS Kosten zu sparen.

Die kritischen Kostenanalysen gehen davon aus, dass die für den Applikationsbetrieb gekauften Lizenzen und Server irgendwann abgeschrieben sind und sich die finanziellen Aufwendungen für den internen Betrieb dann nur noch aus Support und laufenden Aufwendungen etwa für Energie und Personal ergeben. SaaS- und Cloud-Anwender zahlen dagegen kontinuierlich weiter.

Eine langfristige Betrachtung beider Betriebsarten erreicht nach einigen Jahren den Breakeven, danach kippt der Kostenvorteil zugunsten des Inhouse-Modells. "Die Lizenzkosten im SaaS-Betrieb sind ab dem sechsten oder siebten Jahr definitiv höher als die abgeschriebenen Kosten für die On-Premise-Lizenzen und Server sowie den laufenden Betrieb", meint auch Nikolaus Krasser, Vorstandsmitglied beim IT-Beratungshaus Pentos AG in München. "Gespart wird im SaaS-Modell in den ersten Jahren."

On-Premise-Kosten sind schwer kalkulkierbar

Doch auch diese Betrachtung wird einem belastbaren Kostenvergleich nicht gerecht, denn sie stellt Kapitalkosten (Capex = Capital Expenditures) und Betriebskosten (Opex = Operational Expenditures) gegenüber. In der Praxis kommt das einem Äpfel-Birnen-Vergleich nahe, weil sich die Rahmenbedingungen über eine lange Nutzungszeit ständig ändern.

Pentos-Vorstand Krasser verdeutlicht das am Beispiel eines großen deutschen Konzerns, in dem im Jahr 2005 die Entscheidung für eine neue HR-Software anstand. Zu dem Zeitpunkt war das SaaS-Angebot noch nicht so umfangreich und der Cloud-Erfahrungsschatz weder im Unternehmen selbst noch in den Beratungshäusern und im Markt sonderlich ausgeprägt. Der Konzern entschied sich daher für eine Lösung eines namhaften Herstellers im Eigenbetrieb.

Weil die Verantwortlichen mit dem Anbieter einen ordentlichen Mengenrabatt aushandelten, orderten sie über 100.000 Lizenzen für sämtliche Mitarbeiter, obwohl schon eingangs klar war, dass der Rollout einige Jahre dauern würde und Nutzer erst nach und nach auf das neue System migriert werden konnten. Zu den Lizenzen addierten sich noch die üblichen Migrationskosten sowie die Anschaffung eines leis-tungsstarken Servers. Im Jahr 2010, so die ursprüngliche Planung, wären alle Einmalausgaben abgeschrieben, der Unterhalt des HR-Systems würde sich nur noch auf die Kosten für die Betreuung und Energie beschränken.

Es kam anders. Bereits 2006 traten erste Probleme auf, die Einführung dauerte länger als erwartet. 2007 konnten die ersten Anwender auf der Installation arbeiten, die Akzeptanz der Mitarbeiter blieb hinter den Erwartungen zurück. Später zeigte sich zudem, dass die Leistung des internen Netzes die große Nutzerzahl nicht bewältigen konnte. 2010 waren erst wenige tausend Anwender auf das System migriert. Zu allem Überfluss kündigte der Anbieter auch noch das Ende der Software an.

"Der Hersteller ist ein Konzern, der seinen Kunden eine lange Übergangsphase einräumt, in dem Fall wird die Software wohl erst 2020 eingestellt", sagt Krasser. "Aber sobald ein Sunset-Datum genannt wird, fahren die Firmen üblicherweise ihre Investitionen in die Softwareentwicklung zurück, es gibt weniger Upgrades, und die Funktionalität bleibt hinter der von der Konkurrenz zurück." Insgesamt hatte das Projekt viele Millionen Euro verschlungen mit äußerst mäßigem Ertrag.

Capex oder Opex - eine sinnvolle Debatte?

Die Debatte um die Wirtschaftlichkeit von Cloud Computing läuft häufig auf den Capex-Opex-Vergleich hinaus. Dabei stehen die Investitionskosten (Capital Expenditure = Capex) von hausinternen Installationen den regelmäßigen Zahlungen an externe Provider für den IT-Betrieb (Operational Expenditure = Opex) gegenüber. Während Investitionskosten nach wenigen Jahren abgeschrieben sind, laufen die monatlichen Lizenzkosten für ein SaaS-Abo weiter, übersteigen also irgendwann die Anschaffungskosten eines On-Premise-Betriebs.

Diese Debatte hält Bernard Golden, CEO der auf Virtualisierungslösungen spezialisierten Consulting-Firma Hyperstratus, für verfehlt: "Hinter dem Capex- und Opex-Vergleich steht die strategische und nur schwer zu beantwortende Frage nach der Zukunft der IT: Wollen Unternehmen Betreiber und Eigentümer einer IT samt den dafür erforderlichen Anlagen sein? Oder wollen sie IT auf Anlagen und Installationen betreiben, die externen Providern gehören?", fragte er in der amerikanischen CW-Schwesterpublikation "CIO.com".

Vielen IT-Managern, so unterstellt Golden, geht es um das Prestige. Immer noch verleihen IT-Anlagen im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar und viele Mitarbeiter dem IT-Verantwortlichen Bedeutung, mehr jedenfalls als die Betreuung eines externen Providers. Diese Beobachtung kann Nikolaus Krasser, Vorstandsmitglied der Pentos AG, bestätigen: "Ich glaube nicht, dass ein CIO im Kollegenkreis Eindruck machen kann, wenn er beispielsweise vier SaaS-Plattformen nutzt. Das kommt erst noch."

Ähnlich wie seinerzeit das Outsourcing empfinden manche IT-Beschäftigte heute die Cloud als Bedrohung. Sie fürchten den Verlust von Arbeit und Bedeutung, sehen aber nicht die neuen Aufgaben. Das können etwa Schnittstellenfunktionen, Migrations- und Integrationsprojekte sowie Reporting und Analyse von SaaS-Installationen sein. Um diesen Veränderungen vorzubeugen, argumentieren manche mit den angeblich höheren Kosten in der Cloud. Der Konflikt mit den Fachbereichen ist dann unausweichlich, denn die Nutzer interessieren sich selten für Kosten. Sie achten auf Usability, Funktionen und Best Practices.

Die SaaS-Lösung punktet mit einer modernen Benutzeroberfläche

Schon während des Projekts entstand in der Fachabteilung der Wunsch nach einem alternativen Produkt. Die Fachkollegen hatten ihr Auge auf die Talent-Management-Lösung von SuccessFactors - inzwischen von SAP übernommen - geworfen, die ausschließlich im SaaS-Betrieb angeboten wird. Der Grund für das Interesse war die User-Schnittstelle, sie hatte eine moderne und benutzerfreundliche Anmutung. Die Lösung wurde im Jahr 2009 gegen den Willen der IT und der Berater eingeführt, die Experten hatten vor funktionalen Defiziten gewarnt.

Die Einführung wurde zum Erfolg, weil die Lösung von den Anwendern akzeptiert wurde. Die ständigen Updates der Software haben zudem die funktionalen Lücken schnell gestopft. "2005 war die Entscheidung für den etablierten On-Premise-Hersteller betriebswirtschaftlich und technisch absolut richtig, man konnte damals nicht ahnen, dass man auf einen Zug aufgesprungen war, der mit Volldampf in die Sackgasse abbog", sagt Krasser.

Migrationskosten fallen in beiden Betriebsmodellen an

Die SaaS-Lösung hat sich unter dem Strich als günstiger und benutzerfreundlicher erwiesen, dennoch verwehrt sich der Berater gegen die gängige Meinung, im On-Premise-Modell entständen zwangsläufig hohe Migrations- und Anpassungkosten, während im SaaS-Betrieb die Installation quasi Plug-and-Play innerhalb weniger Tage oder Stunden erledigt sei. Die größten Aufgaben und damit auch Kosten entfallen in Softwareprojekten darauf, die Ist-Prozesse zu analysieren, die Sollabläufe zu definieren, die Software einzuführen und die Mitarbeiter zu schulen.

Das sind Arbeiten, die in On-Demand- und stationären Umgebungen gleichermaßen anfallen. Die Cloud-Angebote erweisen sich oft nur deswegen als günstiger, weil die Anwender bereitwilliger Best-Practice-Abläufe akzeptieren und Sonderwünsche hintanstellen. "Doch das könnten On-Premise-Lösungen im Prinzip auch", meint Krasser. Wer vom Standard abweiche, zahle im Cloud- wie im On-Premise-Modell kräftig drauf.

Updates- und Release-Wechsel machen Lizenzsoftware teuer

Einen Vorteil bietet eine Cloud-Umgebung auch durch die zentrale Installation mit nur einem Applikationsbetrieb. Sämtliche Änderungen, Updates und Upgrades werden nur einmal im Data Center des Anbieters eingespielt und stehen dann allen Anwendern zur Verfügung. Das ist bisweilen lästig, da sich die Nutzer immer wieder mit Neuerungen auseinandersetzen müssen. Immerhin können Anwender funktionale Erweiterungen und Anpassungen teilweise eine Weile aufschieben, aber Fehlerbehebungen und große GUI-Updates sind unumgänglich. So garantieren die Anbieter im Idealfall Zugriff auf eine stets aktuelle Software mit moderner Anwenderschnittstelle. Die Neuerungen stehen oft ohne Aufpreis bereit und müssten streng genommen in einen Kostenvergleich mit einer On-Premise-Alternative Beachtung einfließen.

Zehn Tipps zum Umgang mit Lizenzen
Alles zum Lizenz-Management
Zu viele Lizenzen kosten unnötig Geld, zu wenige bringen juristischen Ärger. Das ewige Kreuz mit dem Lizenz-Management.
1. Bestimmen Sie einen Verantwortlichen
Der erste Schritt zu einem funktionierenden Lizenz-Management ist nicht der Kauf eines entsprechenden Werkzeugs, gibt Aagon zu bedenken. Viel wichtiger sei es, einen verantwortlichen und verantwortungsbewussten Lizenz-Manager zu berufen, der die notwendigen Prozesse im Unternehmen etabliert, laufend überprüft und - in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung - anpasst.
2. Konsolidieren Sie Ihre Software
Je weniger vielfältig die Softwareprogramme in einem Unternehmen, desto einfacher das Management der jeweiligen Lizenzen. Selbstverständlich dürfe die Konsolidierung nicht zu Lasten der Produktivität gehen, warnt Aagon. Doch allein die Beschränkung beispielsweise auf ein PDF-Tool erspare der Systemadministration und dem Support schon viel Arbeit.
3. Zentralisieren Sie die Beschaffung
Software sollte im Unternehmen grundsätzlich von einer zentralen Stelle aus beschafft werden, empfiehlt Aagon. So könne sie auch nicht über Umwege wie Spesenabrechnungen in das Unternehmen gelangen. Zudem habe nur ein zentraler Software-Beschaffer die Möglichkeit, zu prüfen, ob dafür noch freie Lizenzen im vorhanden sind oder ob eventuell auch eine alternative Software in Frage kommt. Unnötig zu erwähnen, dass Verwaltung und Kontrolle der Lizenznachweise und Datenträger auf diese Weise deutlich vereinfacht werden.
4. Achten Sie auf korrekte Lizenzierung
Die hohe Kunst besteht darin, die für die jeweilige Unternehmenssituation beste Lizenzform zu wählen. Das sei nicht immer die mit dem günstigsten Preis, mahnt Aagon - und nennt dazu ein Beispiel: Bei Microsoft Office- seien manche Unternehmen versucht, statt einer Volumenlizen die günstigeren Home&Business-Lizenzen zu kaufen.
5. Integrieren Sie das Lizenz- in das Client-Management
Zu einem einheitlichen Prozess für die Beschaffung gehört auch ein zentral gesteuerter Prozess für die Installation. Der lässt sich am besten mit einem professionellen Client-Management-System (CMS) umsetzen. Dessen Inventarisierungsfunktion liefert regelmäßig aktuelle Daten über jede im Unternehmen installierte Software, die das Lizenz-Management dann in Form einer Lizenzbilanz oder eines Compliance-Checks mit den hinterlegten Lizenzpaketen abgleichen kann.
6. Weisen Sie Open-Source- und Gebrauchtsoftware gesondert aus
Der Einsatz von Open-Source-Software oder Shareware in Unternehmen kann durchaus kostenpflichtig sein. Unternehmen, die beispielsweise die Datenbank MySQL einsetzen, vergessen häufig, dass hierfür im kommerziellen Umfeld eine Lizenzpflicht besteht. Der Lizenz-Manager muss deshalb auch die Lizenzbedingungen von Open-Source-Software prüfen und ausweisen. Ähnliches gilt für gebrauchte Software: Auch hier empfiehlt es sich, die Lizenzen gesondert auszuweisen - zumal die Rechtslage noch unklar ist. So lässt sich das Risiko einer potentiellen Nachlizenzierung besser bewerten.
7. Bewahren Sie Lizenznachweise und Datenträger sicher auf
Im Büro des Anwenders oder gar in dessen Home Office haben Lizenznachweise und Datenträger nichts verloren, konstatiert Aagon. Alle mit einer Lizenz verbundenen Unterlagen sollten zentral und an einem sicheren, feuergeschützten Ort aufbewahrt werden, zu dem nur autorisierte Personen Zugang haben.
8. Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter
Jedem muss klar sein, dass und warum Lizenz-Management für das Unternehmen, also auch für seinen eigenen Job wichtig ist. Eigentlich sollte dieses Wissen per se verhindern, dass Mitarbeiter selbst Software mitbringen und auf ihren Rechnern installieren - wofür das Unternehmen gegebenenfalls haftet. Ein verantwortlicher Umgang mit dem Unternehmenswert Softwarelizenzen muss aber auch "von oben" gelebt werden.
9. Schließen Sie Betriebs- und Mitarbeitervereinbarung
Aagon rät jedem Unternehmen, eine Betriebsvereinbarung und/oder Mitarbeitervereinbarung für die private Nutzung des Arbeitsplatz-PCs und des Internet abzuschließen. Augrund der aktuellen Rechtslage in Deutschland hält die Unternehmensberatung eine unpopuläre Maßnahme für sinnvoll: Die private Nutzung des PCs und des Internets sollte strikt untersagt sein.
10. Lassen Sie Ihren Lizenzstatus zertifizieren
Wer sein Lizenz-Management allein oder mit Hilfe eines Partners in Ordnung gebracht hat, kann sich dessen Korrektheit von den großen Softwareherstellern zertifizieren lassen. Beispielsweise bestätigt ein Zertifikat von Microsoft, dass aus Sicht des Herstellers das Lizenz-Management des Kunden effektiv aufgestellt und das Unternehmen korrekt lizenziert ist. Mit einem solchen Zertifikat ist der Kunde dann für ein Jahr vor Lizenz-Audits des ausstellenden Anbieters sicher.

Wird Software im Unternehmen installiert, können die Kunden selbst entscheiden, ob sie Neuerungen einspielen oder Update-Zyklen überspringen möchten. Letzteres ist oft der Fall, allerdings geraten Firmen durch dieses Verhalten schnell einige Jahre in Rückstand, bevor ein Major-Update unumgänglich und teuer wird. Die Folge ist eine heterogene Landschaft mit vielen verschiedenen Release-Ständen selbst innerhalb von Unternehmen. Diese Vielfalt der Installationen wird auch für die Softwarehersteller zu einem kaum noch zu beherrschenden Problem, weil sie die vielen Migrationspfade ihrer Kunden berücksichtigen müssen.

Stetige SaaS-Aktualisierung fördert Effizienz und Akzeptanz

Die permanente Erneuerung der SaaS-Umgebung hat einen weiteren finanziellen Vorteil, der oft jedoch nicht in Heller und Pfennig zu beziffern ist. Die Modernität der Lösung und Oberfläche schafft Akzeptanz und folglich Effizienz, denn nur eine optimal genutzt Software kann die gewünschte Produktivitätsverbesserung auch tatsächlich gewährleisten. SaaS-Management-Konsolen verschaffen den Anwenderunternehmen Transparenz darüber, wie gut die Software von ihren Nutzern angenommen wird. Ist die Akzeptanz schlecht, sollte die SaaS-Lizenz gekündigt und durch Alternativen ersetzt werden. "Die SaaS-Anbieter stehen damit unter dem Druck, ihre Software so zu gestalten, dass sie wirklich nutzbar ist. Das tun sie in der Regel auch, und das sieht man den Angeboten dann an", sagt Experton-Berater Janata.

Nur die Public Cloud verspricht bedeutsame Kostenvorteile

Die genannten Kostenvorteile stellen sich in der beschriebenen Form nur in Public-Cloud-Angeboten ein. Für sie müssen Anwender keine Softwarelizenzen erwerben, sie garantieren stetige Updates durch die Anbieter, und sie gewährleisten, dass Unternehmen nur für solche Ressourcen zahlen, die sie auch tatsächlich verbrauchen. "SaaS bedeutet immer Public Cloud. Alles andere ist Hosting von On-Premise-Lösungen. Wählt man diesen Weg, spart man sich allenfalls Infrastrukturkosten, muss aber dennoch Softwarelizenzen kaufen und bereitstellen", winkt Janata ab. Das Sparpotenzial sei dann gering.

Nicht für alle IT-Funktionen stehen aber öffentliche SaaS-Angebote bereit. Selbst im populären ERP-Segment hat die Experton Group in ihrer jüngsten Erhebung lediglich sechs Cloud-Angebote für deutsche Kunden gezählt. Zudem besteht in vielen Unternehmen auch gar nicht die Notwendigkeit, vorhandene Installationen zu ersetzen und teure SaaS-Migrationsprogramme zu starten, solange die internen Installationen und Applikationen den Nutzern genügen.

Cloud-Anbieter im Vergleich
Einige Ergebnisses des Cloud Vendor Benchmark
Die Experton Group hat die Dienste von insgesamt 109 Anbieter in 16 Kategorien analysiert und in ihrem Bewertungsquandranten zugordnet: Oben rechts sind die Marktführer platziert, unten links die unausgereiften Angebote. Anbieter in der oberen rechten Ecke verfügen über gute Produkte aber wenig Durchschlagskraft im Markt, Hersteller, die sich unten rechts wieder finden, sind wettbewerksstark, ihre Lösungen könnten aber besser sein.
Public Infrastructure as a Service (IaaS)
Die Amazon Web Services (AWS) sind unangefochtener Marktführer im Bereich Public IaaS. Amazon baut die Plattform weiter n Richtung Enterprise-IT aus, hält aber auch gegenüber den Geschäftskunden am Vertriebskonzept der Self-Services fest. IBM bietet ein deutsches RZ sowie geschäftskundenorientierte SLAs und Serviceangebote. Die Google App Engine und Microsofts Azure liefern zwar gute Usability und hohe Skalierbarkeit, der integrierte PaaS-Ansatz bietet nicht die gewünschte Auswahlfreiheit und Kombinationsmöglichkeiten.
Managed Infrastructure as a Service (IaaS=
Das Geschäft mit IaaS Managed Cloud wird von solchen etablierten Service Providern dominiert, die früh in Cloud-Infrastrukturen und das Know-how ihrer Mitarbeiter investiert haben. T-Systems führt das Feld vor Schwergewichten wie IBM, BT Germany und Fujitsu an. Auch Telco-Töchter warten mit interessanten Paketen aus Managed-IaaS- und Netzdienste auf (etwa Telefonica, Claranet und NTT).
ERP aus der Cloud
Das Angebot an SaaS-Lösungen für ERP ist überschaubar, es gibt nur sechs Angebote. SAP liefert m it Business byDesign die SaaS-Lösung mit dem größten Funktionsumfang und der Option, auf größere Lösungen zu migrieren. Dahinter gibt es interessante Alternativen von jungen Firmen in Deutschland, etwa Weclapp aus Marburg.
Infrastruktur-Technologien für Cloud-Installationen
Der Markt für Cloud-Technologien wird von wenigen Konzernen dominiert, die als Komplettanbieter nahezu das gesamte Spektrum an Server-, Storage- und Netzkomponenten abdecken. IBM, HP, Fujitsu, Oracle und Dell zählen zu dieser Gruppe. Cisco konnte sein Unified Computing System (UCS) im Feld der dominierenden Hardware-Plattformen etablieren.
Cloud-Management-Plattformen
An der Spitze der Anbieter von Cloud-Management-Plattformen hält sich weiter VMware. Doch der Platzhirsch muss sich ständig im Wettbewerb mit einer Vielzahl junger Softwarefirmen sowie mit den etablierten, globalen Technologielieferanten beweisen. Zudem ist der Markt geprägt von einer Vielzahl unterschiedlicher Kooperationen und Allianzen. Insgesamt haben sich die Lösungen binnen Jahresfrist funktional deutlich weiter entwickelt.
Deutliche Umsatzsteigerung
Der Cloud-Umsatz im deutschen B2B-Markt wird sich von knapp über drei Milliarden Euro in diesem Jahr auf 10,6 Milliarden Euro im Jahr 2016 verdreifachen. In die Erhebung fließen alle Umsätze mit Cloud-Diensten (etwa SaaS, IaaS, PaaS), mit Integrations- und Beratungsprojekten sowie mit Cloud-Technologien ein. Die Entwicklung der einzelnen Einnahmenblöcke zeigt, dass sich der Schwerpunkt mehr und mehr zu den Cloud-Diensten verlagert. Hier wird sich das Marktvolumen in den Jahren 2012 bis 2016 vervierfachen.

"Diskussionen um Cloud-Alternativen entzünden sich zwischen Fach- und IT-Abteilungen immer dann, wenn die Anwender mit dem Gebotenen unzufrieden sind. Gibt es funktionale und qualitative Defizite, hat die IT keine Chance, sich erfolgreich gegen SaaS-Alternativen zu stemmen", beobachtet Pentos-Vorstand Krasser. In solchen Fällen ordern die Fachbereiche SaaS-Services auch deshalb ohne Rücksprache mit der zentralen IT, damit sie diese in ein Change-Projekt zwingen können. Verweise auf SaaS-kritische Erhebungen etwa von McKinsey und Gartner sind in dieser Situation nur noch stumpfe Waffen im Rückzugsgefecht. Zumal auch Gartner in seiner BI-Studie betont, dass das SaaS-Modell auf Dauer die günstigere Betriebsart ist. (mhr)

Kostenvergleich Exchange Server 2010 und Microsoft Office 365

Art der Anschaffung

Produkt

Preis (zuzüglich MwSt.)

Betrieb eines Exchange Server 2010 vor Ort

Neuer Server

HP ProLiant DL380 G7, 12 GB RAM, zwei 146-GB- und vier 300-GB-Festplatten, redundante Stromversorgung, 36 Monate Vor-Ort-Garantie

4000 Euro

Windows-Server-Lizenz

Windows Server 2008 R2 plus fünf CAL (Client Access Licences)

500 Euro

Windows Server CAL

15 weitere CAL

500 Euro

Exchange Server 2010

Exchange-Lizenz

800 Euro

Exchange-Server-Lizenzen

20 weitere CAL

1200 Euro

Mail-Archivierungssoftware

Mailstore

680 Euro

Windows-Lizenz für Archiv-Server

Windows Server 2008 R2

500 Euro

Backup-Hardware

externes HP-LTO3-SAS-Laufwerk

1700 Euro

Backup-Software

Microsoft Data Protection Manager

600 Euro

USV

1000VA USV

350 Euro

SSL-Zertifikat

Zertifikat für den Exchange

100 Euro

Dienstleistung

Installation und Einrichtung der Umgebung

2000 Euro

Virenschutz

SonicWALL TZ 100 Total Secure (ein Jahr)

400 Euro

Summe

13.330 Euro

Nutzung von Office 365

Exchange-Online-Lizenzen

Microsoft Office 365, Kosten Exchange Online P2 (monatlich)

180,00 Euro

Mail-Archivierung

Archivierung der Mail in der Cloud (monatlich)

71,40 Euro

Dienstleistung

Installation und Einrichtung der Umgebung

1500,00 Euro

Summe (erster Monat)

1751,00 Euro

Summe (laufende Kosten)

251,00 Euro