KI im Recruiting

Chatbot verfeinert Suche nach Kandidaten

10.09.2019 von Alexandra Mesmer
Wie finden Unternehmen Kandidaten, die nicht aktiv auf Jobsuche sind, aber zu der gesuchten Stelle passen? Eine Personalberatung hat dafür einen digitalen Weg entwickelt.

Mehrere Monate müssen Personaler einplanen, bis sie eine freie IT-Stelle besetzen können. Sie müssen auf zahlreichen Kanälen und Plattformen unterwegs sein, um fündig zu werden. Armin Betz ist seit 23 Jahren als Personalberater im Geschäft und weiß um die Nöte seiner Kunden, aber auch um die Befindlichkeiten seiner Kandidaten.

Über 500.000 Experten haben ihr Profil in seiner Datenbank hinterlegt. Betz und sein Team haben diese Leute unter anderem gefragt, unter welchen Bedingungen sie sich eine neue Stelle suchen würden. "Die Wechselbereitschaft ist je nach Lebensalter oder Geschlecht unterschiedlich. Wir haben festgestellt, dass Männer ab 45 Jahren am flexibelsten sind. Jüngere Männer unter 30 und Frauen zwischen 30 und 45 Jahren würden dagegen nur ungern umziehen", sagt Betz. "Spannende Aufgaben sind der wichtigste Grund, den Arbeitgeber zu wechseln. Jüngere Mitarbeiter wollen zudem Aufgaben, die Spaß machen."

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Die Wechselbereitschaft eines Kandidaten ist aber nicht der wichtigste Gradmesser, ob er zu einer Suchanfrage passt. Betz und sein Team von Matchflix haben ein Tool entwickelt, das Personalern hilft, die Anforderungen der Stellenanzeige mit den Qualifikationen der Kandidaten in der Datenbank abzugleichen. Nach jeder Eingabe eines Schlagworts aus der Stellenanzeige schärft der Chatbot durch gezielte Nachfragen das Profil, so dass die Zahl der vorgeschlagenen Kandidaten steigt.

Am Ende dieses iterativen Prozesses steht eine Kandidatenliste, ähnlich der Ergebnisliste, wie man sie von anderen Online-Plattformen, etwa Booking.com, kennt. Ganz oben finden sich die Kandidaten mit fünf Sternen, deren Profile am besten den Anforderungen der Stellenanzeige entsprechen. Die Personaler können die Lebensläufe und die Wechselbereitschaft der Kandidaten einsehen und dann entscheiden, wie vielen der vorgeschlagenen Kandidaten eine Interviewanfrage zugeschickt werden soll.

Die Personalberater von Matchflix lassen sich bei der Kandidatensuche von einem Bot helfen. Armin Betz, Geschäftsführer, Matchflix: „Spannende Aufgaben sind der wichtigste Wechselgrund.“
Foto: sdecoret - shutterstock.com

"Je nach Wechselwahrscheinlichkeit ergibt sich die Quote derer, die nach Auskunft ihres Profils wahrscheinlich an einem Wechsel interessiert sind", erklärt Betz. "Daraus lässt sich ableiten, wie viele Personen angefragt werden sollten, um am Ende tatsächlich Kandidaten zu haben." Der Matchflix-Chef rät, Interviewanfragen auch an Kandidaten mit geringer Wechselwahrscheinlichkeit zu schicken, "denn man weiß nie, in welcher Lebenssituation sich jemand gerade befindet". Der Berliner IT-Dienstleister Beta Systems hatte vergeblich nach einem IT-Consultant gesucht und dann die Bot-gestützte Suche von Matchflix ausprobiert, sechs Wochen später war der Arbeitsvertrag unterschrieben. Betz betont, dass erst bei Besetzung eine Gebühr fällig wird.