Globale IBM-Studie

CEOs wollen den Kunden 2.0 und neue Geschäftsmodelle

08.09.2008 von Diego Wyllie
Weltweit reagieren Mittelständler auf die sich stark veränderden Kundenanforderungen und wollen die Chancen der Globalisierung nutzen. Ihr Wachstumspotenzial schätzen sie optimistisch ein, vor allem in aufstrebenden Märkten wie in Asien, Osteuropa oder Lateinamerika. Das geht aus der "IBM Global CEO Study - The Enterprise of the Future" hervor.

Für die Studie ließ IBM eigenen Angaben zufolge weltweit mehr als 1.100 Vorstandsvorsitzende aus 40 Ländern und 32 Branchen zu ihren aktuellen Herausforderungen befragen. Wie der Konzern mitteilt, ergab die gesonderte Auswertung der Ergebnisse für den Mittelstand, dass 86 Prozent der beteiligten Unternehmen in den nächsten Jahren große Veränderungen erwarten. Die Untersuchung zeigt allerdings auch, dass es in der Vergangenheit nicht allen CEOs gelang, einen solchen Wandel erfolgreich zu managen: Nur 57 Prozent gaben laut Studie an, die bereits in der Vergangenheit notwendig gewordenen Veränderungen mit Erfolg umgesetzt zu haben. Bei den anderen klafft noch eine Umsetzungslücke, welche die Analysten "Change-Gap" nennen.

Neben diesen Herausforderungen beschäftigen sich die befragten CEOs mit einer Reihe von strategischen Investitionen, um ihr Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. So ergab die Studie, dass die meisten CEOs in ein Wachstum durch Globalisierungmaßnahmen investieren, in mehr Kundenservice, der den gestiegenen Ansprüchen der fordernden und besser informierten Kunden gerecht wird, und in Maßnahmen zur "Corporate Social Responsibility" (CSR).

Mittelständler investieren in Asien, Osteuropa und Lateinamerika

In den kommenden drei Jahren wollen die CEOs mittelständischer Unternehmen etwa 20 Prozent mehr als bisher in die aufstrebenden Märkte in Ländern aus Asien, Osteuropa und Lateinamerika investieren, so die Studie. Mittelständler sehen dort gute Chancen für das eigene Wachstum, was die Autoren der Studie vor allem mit der zunehmenden Kaufkraft der Konsumenten begründen.

Thomas Fell: Der gut informierte Konsument legt großen Wert auf Vernetzung und Zusammenarbeit.
Foto: IBM

"Die CEOs mittelständischer Unternehmen haben erkannt, dass der effektivste Weg zu nachhaltigem Erfolg über Innovationen, Wissen und aktive Partnerschaften führt", betont Thomas Fell, Geschäftsführer General Business bei der IBM Deutschland GmbH. "Sie verändern ihre Unternehmensstruktur drastisch, um besser in wachsende Märkte expandieren zu können und knüpfen enge Beziehungen mit der neuen Kundengruppe der stets gut informieren Konsumenten, die auf diese Art der Zusammenarbeit und Vernetzung größten Wert legen."

Um ihre globale Expansion voranzutreiben, würden viele Mittelständler daher ihre Unternehmensstruktur überdenken: Drei Viertel der befragten mittleren Unternehmen werden laut Studie in den kommenden drei Jahren ihr Geschäftsmodell ändern mit dem Ziel, sich besser vom Wettbewerb abzuheben. Die befragten CEOs haben dabei drei grundlegende Maßnahmen identifiziert, durch die sie ihre Ziele erreichen wollen: Die Zusammenstellung des Wissens- und Asset-Portfolios grundlegend überarbeiten (60 Prozent), intensiv mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten (54 Prozent) und den Eintritt in neue Märkte aktiv angehen (51 Prozent).

Der neue Kundentyp ist aktiv und anspruchsvoll

Laut IBM-Studie werden mittelständische CEOs weiter in Bereiche investieren, durch die sie dem "wissensdurstigen" Kunden näher kommen können. Diese neue, bestens informierte und vernetzte Gruppe von Konsumenten bewertet die große Mehrheit der CEOs als positiv für ihr Geschäft. Der Kunde im Zeitalter von Web 2.0 sucht umfassend nach allen Informationen und tauscht regelmäßig seine Meinung und Erwartungen mit anderen über das Internet aus, erklären die Autoren. Dieser neue Kundentyp tauscht seine passive Rolle gegen ein wesentlich stärkeres Engagement ein. Konsumenten werden damit gleichsam zu Produzenten, die innerhalb ihrer Peer-Groups oft eigene Unterhaltung und Werbung gestalten. Gleichzeitig verlangen sie mehr Flexibilität und schnellere Reaktionszeiten von den Unternehmen, mit denen sie Geschäfte machen wollen.

Weil sie beweglich sind und auch den Willen haben, anspruchsvolle Kunden zu bedienen, fällt es nach Angaben der Autoren mittelständischen Unternehmen meist leichter als Großunternehmen, den wissensdurstigen Konsumenten gezielt zu bedienen und in ihn zu investieren. Aus der Untersuchung geht hervor, dass in den kommenden drei Jahren 22 Prozent der befragten mittelständischen CEOs planen, insbesondere in diese anspruchsvolle Klientel zu investieren.

Soziale Verantwortung wird immer wichtiger

Ferner belegt die IBM-Studie, dass CEOs aus dem Mittelstand der einhelligen Meinung sind, dass die Kundenerwartungen in Richtung Corporate Social Responsibility weiter wachsen und zukünftig ebenfalls eine wichtige Rolle als Unterscheidungsmerkmal im Wettkampf um die Gunst des Kunden spielen werden. Mittelständische Unternehmen seien sich bewusst, dass sich immer mehr Kunden für das soziale Profil eines Unternehmens interessieren und dass Kunden auch nach moralischen und sozialen Gesichtspunkten Produkte, Services und Lieferketten nachfragen. So ergab die Studie, dass der Mittelstand weltweit seine Ausgaben für CSR-Maßnahmen in den kommenden drei Jahren um 34 Prozent steigern will.