Hey, Social-Media-Marketing-Fuzzi! Ja, genau Du. Bekomme mal Deine Fakten auf die Reihe. Und engagiere jemanden, der Deine Tweets gegenliest. Vor dem Posten! Davor überlege Dir bitte, wie Deine Zielgruppe wohl auf den Inhalt reagiert. Und dann nochmal von vorne. Und bitte: Benutze ein separates Smartphone für Business-Posts, damit Dir etwaige Peinlichkeiten, die durch versehentlich abgesetzte, persönliche Status-Updates heraufbeschworen werden könnten, erspart bleiben. Und uns. Danke! Ach, und eines noch: Vergiss niemals, Social-Media-Land ist Troll-Land!
Aus den größten und peinlichsten Social-Media-Marketing-Fuckups im Unternehmensumfeld, die das Jahr 2016 bislang aus sich herausgepresst hat, lassen sich etliche Lektionen lernen und lehren. In unsere Webfail-"Hall of Shame" hat es neben Aldi auch das amerikanische Justizministerium und das italienische Gesundheitsministerium geschafft. Herzlichen Glückwunsch!
Ist das nicht…?
Bereits im Vorfeld der Oscar-Verleihung 2016 werden öffentlich Vorwürfe der Bevorteilung hellhäutiger Schauspieler laut. Die Betreiber des Blogs "Total Beauty" setzen während der Veranstaltung einen Tweet ab, in dem Sie das Tattoo von Oprah Winfrey loben. Dumm nur, dass es sich bei der Person auf dem roten Teppich um Whoopi Goldberg handelt. Die ohnehin aufgeladene Atmosphäre entlädt sich schließlich in einem medialen Shitstorm auf "Total Beauty". Die haben den Tweet bereits nach einer Stunde wieder gelöscht, wie "Entertainment Weekly" berichtet; doch zu spät, denn Oprah hat bereits via Instagram reagiert und so dem Ganzen einen viralen Touch verliehen.
Die Bleichheits-Pille
In Thailand gilt ein heller Hautton als Statussymbol, ein dunkler Teint hingegen nicht. Ein thailändisches Kosmetik-Unternehmen ist sich der Globalität des World Wide Web wohl nicht bewusst, als es diese speziellen kulturellen Gepflogenheiten in eine Werbekampagne verpackt auf die digitale Reise schickt. Die Folge: weltumspannende Empörung, öffentliche Entschuldigung, Kampagnenstopp auf allen Ebenen. Merke: Globale Möglichkeiten, globaler Shitstorm!
Justizministerium off the record
Während sich im Juli Teile der Prominenz der republikanischen Partei versammeln, um Donald Trump offiziell zu ihrem neuen Guru zu küren, setzt das amerikanische Justizministerium einen Tweet ab, in dem es auf eine CNN-Story zur Rede von Melania Trump verlinkt und CNN als "größten Troll" überhaupt bezeichnet. Abgerundet wird das Ganze mit einem schelmischen "lmao" ("laughing my ass off").
Wie das "Time Magazine" später berichtet, hat ein Mitarbeiter der PR-Abteilung versehentlich einen privaten Tweet über den offiziellen Account abgesetzt. Und weil wir zuvor die Social-Media-Marketing-Experten so ruppig angegangen sind: Liebe Unternehmenslenker und Entscheider - bitte sorgt dafür, dass Eure Mitarbeiter Unternehmens-Smartphones an die Hand bekommen. Das empfiehlt übrigens auch Mary Nice, Social-Media-Expertin beim Beratungsunternehmen Convince & Convert. Tun Sie das nicht, laufen Sie Gefahr, dass es immer wieder zu solchen Vorfällen kommt. Wobei dieser noch recht glimpflich ausgefallen ist. Da wären noch ganz andere Szenarien denkbar.
Das Lückentext-No-Go
Wenn Sie es mal so richtig darauf anlegen und sämtliche Trollhorden der Internetwelt locken wollen, posten Sie am besten einen Lückentext mit Aufforderung auf Twitter. Natürlich ist das Exemplar von Aldi Australien eine ganz besonders gelungene Einladung für fantasievolle Fäkalsprachen-Bastler:
Anschließend braucht das bestürzte Social-Media-Team nur noch dabei zuzusehen, wie die Schimpf- und Schmäh-Vokabeln im Sekundentakt eintrudeln. Vorschläge wie "diarrhea" haben wohl noch zu den vorzeigbarsten gehört, wie ein australisches News-Portal berichtet.
Das Doppelturm-Desaster
Bei einer Matratzen-Firma in San Antonio, Texas hält man es für eine tolle Idee, anlässlich des 15. Jahrestags der Terroranschläge auf das New Yorker World Trade Center einen Sonderverkauf abzuhalten. Der Name? Ebenso geschickt gewählt wie der Anlass: "Twin Towers". Das Ganze gipfelt in folgendem Facebook-Werbeclip:
Die "Huffington Post" bezeichnet das Machwerk später als "wohl kontroversesten Werbeclip aller Zeiten". Und die Internet-Gemeinde? Lesen Sie einfach die Kommentare unter dem Video. Der CEO von "Miracle Mattress" entschuldigt sich öffentlich, der Clip wird umgehend gelöscht. Zuvor ist er nur schon bei Youtube gelandet. Merke: Was einmal im Cyberspace landet, bleibt meist auch im Cyberspace.
Schlechte Kombination
Was macht ein britischer Prince-Fanatiker, der gleichzeitig leidenschaftlicher Metzgermeister ist, wenn sein Idol unerwartet verstirbt? Richtig: Er kreiert einen Würstchenkorb. Wie "The Mirror" berichtet, gibt’s neben den "purple sausages" auch noch ein Best-Of-Album dazu. Und eine purpurne Feder.
Prince war übrigens Veganer. Das ruft unter anderem PETA auf den Plan. Der Metzger wird in der Folge dazu aufgefordert, gefälligst fleischlose Würstchen anzubieten, um wenigstens noch einen Rest an Respekt zu wahren. Hätte sich der Fleischer vorher über sein Idol informiert, wäre ihm viel Ärger erspart geblieben. Vielleicht wollte er aber auch einfach die Wahrheit nicht akzeptieren. Ein gründlicher Fakten-Check ist jedenfalls vor jedem Social-Media-Post eine sehr gute Idee.
Lügen-Lochte
Ryan Lochte holt bei den Olympischen Spielen in Rio Gold für die USA. Ein paar Tage später folgt der tiefe Fall, der sich durch die Social-Media-Maschinerie weiter verstärkt. Eine amüsante und dennoch in Teilen sehr treffende Zusammenfassung der Geschehnisse liefert an dieser Stelle Satiriker John Oliver:
Der Fruchtbarkeits-Tag
Bestimmt hat es auch das italienische Gesundheitsministerium nur gut gemeint, als man versucht, den 22. September zum "Fruchtbarkeits-Tag" zu stilisieren. Mit einer aufwändigen Online-Kampagne will man alle Frauen des Landes davon zu überzeugen, dass dieser Donnerstag der allerbeste Tag im Jahr ist, um sich in Empfängnis zu üben. Slogan: "Schönheit kennt kein Alter. Fruchtbarkeit schon", Beweggrund: die sinkende Geburtenrate in Italien.
Wie die "New York Post" berichtet, fällt das Echo im Twitter-Universum derart harsch und blitzartig aus, dass das italienische Gesundheitsministerium die Kampagne stoppt. Irgendwie. Zumindest wird die bereits eingerichtete Webseite abgeschaltet. Deshalb kann auch Digital Marketing Consultant Alessia Camera nur empfehlen: "Analysieren Sie ihre Zielgruppe ganz genau, bevor sie eine Kampagne mit oberflächlichen Inhalten starten."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation cio.com.