"New York Times"

Britische Botschaft wollte Snowden-Dokumente

14.10.2013
Vertreter von Großbritannien in den USA wollten die US-Zeitung "New York Times" dazu bringen, Material des ehemaligen Geheimdienstlers Edward Snowden an die Briten zu übergeben.

Mitarbeiter der britischen Botschaft in Washington hätten sie dazu aufgefordert, sagte die Chefredakteurin der "NYT", Jill Abramson, dem britischen "Guardian". "Selbstverständlich habe ich in Betracht gezogen, was sie mir sagten, und Nein gesagt", sagte Abramson. Die beiden Zeitungen arbeiten bei der Berichterstattung über die Spionageprogramme von USA und Großbritannien zusammen, seit der "Guardian" unter massivem Druck der britischen Regierung mehrere Computer mit Snowden-Dokumenten zerstörte. In den USA sei die Pressefreiheit gesetzlich besser geschützt, erklärte der "Guardian".

"NYT"-Chefredakteurin Abramson erklärte, die Berichte über Geheimdienstprogramme seien von kritischer Bedeutung. "Hier wird im Namen der Bevölkerung ein Kampf gegen den Terror geführt, und die Bevölkerung hat ein Recht auf Informationen darüber", sagte sie. Gleichzeitig gehe auch die US-Regierung unter Präsident Barack Obama besonders aggressiv gegen Informanten vor. "Es gibt Menschen innerhalb der Regierung, die Informationen weiter geben wollen und jetzt Angst haben zu reden", sagte Abramson.

Erst vergangene Woche stellte sich die versammelte Weltpresse hinter den "Guardian". Unter anderem drückten Chefredakteure und leitende Redakteure von "New York Times", "Le Monde" (Frankreich), "El Pais" (Spanien) "Haaretz" (Israel), "Washington Post", des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" sowie der "Neuen Zürcher Zeitung" ihre Solidarität in Botschaften aus, die am Freitag abgedruckt wurden. Der Chef des Geheimdienstes MI5 hatte die Berichterstattung des "Guardian" über die Spionageprogramme scharf angriffen. Geheimdienstchef Andrew Parker bezeichnete die Berichte als "Geschenk" und "Vorteil" für potenzielle Terroristen. (dpa/tc)