Alan Rusbridger

Britische Regierung setzte den "Guardian" massiv unter Druck

20.08.2013
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die britische Regierung und der Geheimdienst GCHQ haben die linksliberale Zeitung "The Guardian" in der vom Whistleblower Edward Snowden enthüllten Ausspähaffäre massiv unter Druck gesetzt.

Darüber berichtet der weltweit angesehene Journalist und "Guardian"-Chefredakteur Alan Rusbridger in einem Kommentar. Anlass dafür war, dass der Lebenspartner und Helfer des "Guardian"-Kolumnisten Glenn Greenwald, David Miranda, am Sonntag neun Stunden lang am Flughafen Heathrow festgehalten und verhört wurde. Außerdem wurden Mirandas Laptop, Telefone, Festplatten und Kamera durchsucht. Möglich wurde dies durch ein britisches Anti-Terror-Gesetz.

Was Rusbridger dann berichtet, ist ungeheuerlich: Die britische Regierung und der Geheimdienst GHCQ haben den "Guardian" unter Druck gesetzt, nach seinen anfänglichen Enthüllungen in der Ausspähaffäre nicht weiter über die Kontrolle des Internets durch vor allem US-amerikanische und britische Dienste zu berichten. Das ging schließlich sogar so weit, dass zwei GCHQ-Agenten im Keller der Zeitung die Zerstörung von Festplatten beaufsichtigten, auf der sie Material für die Recherchen vermuteten - laut Rusbridger "einer der bizarreren Momente in der langen Geschichte des ‚Guardian‘".

Und angefühlt habe sich das wie ein "eigentümlich sinnlose Stück Symbolismus, das aber auch gar nichts vom digitalen Zeitalter verstand", schreibt der Chefredakteur weiter. Der "Guardian" werde natürlich unbeirrt weitermachen mit seiner geduldigen und akribischen Berichterstattung über die Snowden-Dokumente - nur eben nicht in London (Greenwald zum Beispiel lebt und arbeitet in Brasilien).

Rusbridger warnt abschließend ganz ausdrücklich vor der totalen staatlichen Überwachung - bei der inzwischen eher die Frage sei, wann sie komme und nicht mehr ob - als absolute Bedrohung für den Journalismus. Bleibt zu hoffen, dass die öffentliche Debatte dazu in Großbritannien an Schwung gewinnt und Regierung und Geheimdienst dadurch unter Druck geraten.

Seine Heimat Großbritannien sieht der "Guardian"-Chefredakteur hier in der Tat stärker in Gefahr als die USA - dort sei trotz aller Probleme mit Mediengesetzen und Whistleblowern immerhin die Pressefreiheit in der Verfassung festgeschrieben. Auch sei es hoffentlich undenkbar, dass eine US-Regierung versuchen würde, eine Nachrichtenorganisation vorab an der Veröffentlichung von Material zu hindern ("prior restraint"), das, egal wie lästig oder peinlich, eine wichtige öffentliche Debatte anrege.