Plattform für autonomes Fahren mit Intel & Mobileye

BMWs iNext und die Allianz für selbstfahrende Autos

04.07.2016 von Florian Maier
BMW, Intel und Mobileye wollen zusammen die Technologie für ein autonomes Auto entwickeln. Das große Ziel: autonom fahrende Flotten bis zum Jahr 2021.

BMW hat ein vollautonomes Fahrzeug namens iNext angekündigt, das sich sowohl für den Stadt- als auch den Überlandverkehr eignen soll. Das ehrgeizige Projekt soll bis 2021 auf die Räder gestellt werden und zur Grundlage autonomer Fahrzeugflotten werden. Das Modell iNext wäre das erste vollautonome Fahrzeug des Münchner Premium-Herstellers, das in Serienproduktion geht. Die zugrundeliegende Technologie für den selbstfahrenden BMW will der Konzern mit seinen Partnern Intel und Mobileye entwickeln.

Technologie-Plattform für selbstfahrende Autos ab 2017

BMW, Intel und Mobileye arbeiten derzeit an einer gemeinsamen, offenen Technologie-Plattform für autonomes Fahren, die lediglich minimale Eingriffe des Fahrers aus Fleisch und Blut erfordern soll. Ab 2017 soll die Plattform auch für Tests von autonomen Fahrzeugflotten zum Einsatz kommen und nicht nur der Auto-, sondern auch sämtlichen anderen Industrien offenstehen, die von autonomer Mobilität und Machine Learning profitieren können.

Gemeinsam für autonomes Fahren: Intel-CEO Brian Krzanich, BMW-Vorstandsvorsitzender Harald Krüger und Mobileye-CTO Amnon Shashua.
Foto: BMW

BMW-Vorstand Klaus Fröhlich sagte zur Partnerschaft: "Letztes Jahr im Dezember haben BMW, Daimler und Audi durch die Akquisition von Here den Weg für hochpräzise Karten geebnet. Der nächste Schritt für BMW ist das Vorantreiben der Technologien für autonomes Fahren. Das beinhaltet neue Sensor-Technologien, Supercomputing und eine künstliche Intelligenz, die die menschliche Wahrnehmung vollständig ersetzen kann."

Welche KI-Systeme schon im Einsatz sind
Facebook Big Sur
Das unter Open-Source-Lizenz stehende KI-System setzt auf die Nvidia Tesla Accelerated Computing Platform und übernimmt bei Facebook heute komplexe Aufgaben, für die früher auf Drittanbieter-Hardware zurückgegriffen werden musste.
Google RankBrains
Für Suchanfragen, die erstmalig auftauchen, soll RankBrains menschliche Schriftsprache in mathematische Vektoren übersetzen, die die Suchengine dann verarbeiten kann. Diese Form des maschinellen Lernens wird mit steigender Zahl bislang unbekannter Suchanfragen immer besser. Wissbegierige Internetnutzer trainieren das System quasi unbewusst.
Google Deepmind AlphaGo
Besiegte kürzlich den Welt- und den Europameister im asiatischen Brettspiel Go: das KI-System Alpha Go, das von Google Deepmind entworfen wurde.
SwiftKey Neural Alpha
Wer SMS schreibt, bekommt schon länger Wortvorschläge. Mit Neural Alpha will "n-gram"-Erfinder SwiftKey nun aber auch ganze Satzzusammenhänge vorhersagen und so die Texteingabe noch intuitiver machen.
Open AI
Investor und Tesla-Gründer Elon Musk erforscht in der "Open AI"-Initiative zusammen mit anderen Silicon-Valley-Vordernkern die Künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit. Damit wir keine bösen Terminatoren bekommen, die uns alle versklaven wollen...
Microsoft XiaoIce
Der Microsoft-"Virtual Social Assistant" XiaoIce trägt seit Ende 2015 den Wettbericht im chinesischen Fernsehen komplett ohne menschliche Hilfe vor.
Roboter-Concierge Connie
Wenn Sie demnächst in einem Hilton absteigen, könnten Sie einem kleinen Roboter-Concierge begegnen: "Connie" arbeitet mit Watson-Technologie von IBM und steht Hotelgästen mit Rat und Tat zur Seite. Das Pilotprojekt läuft gerade in den USA.

Autobauer paktieren mit der IT-Branche

Viele Fahrzeuge sind bereits heute mit zahlreichen Assistenten ausgestattet - etwa einem automatischen Notbremssystem. Die immer weiter um sich greifende Verbreitung von HD-Kamera-, Radar- und Sensor-Systemen ist ebenfalls nur eine Vorhut dessen, was uns in der automobilen Zukunft erwarten könnte. IT-Riesen wie Google und Apple wollen ebenfalls ein Stück vom Mobilitäts-Kuchen abhaben und treiben ihre eigenen Projekte zum selbstfahrenden Auto voran.

Die klassischen OEMs der Autoindustrie gehen indes ihrerseits Partnerschaften - vor allem mit großen Chip-Herstellern - ein, um den Anschluss nicht zu verlieren. Der BMW-Partner Mobileye ist so ein Technologie-Lieferant. Deren proprietärer Chip namens EyeQ5 soll die selbstfahrenden Autos sicherer machen, indem er permanent die Daten von Kameras und Sensoren simultan aufnimmt und auswertet. Die Mobileye-Technologie kommt übrigens auch in Fahrzeugen des Elektro-Pioniers Tesla zum Einsatz.

Letztgenannter sorgte nur wenige Stunden vor der Ankündigung von BMW, Intel und Mobileye für Furore, als bekannt wurde, dass in den USA erstmals ein Mensch in einem autonom fahrenden Auto ums Leben gekommen ist.

Halbleiter-Gigant Intel hingegen könnte verschiedene Prozessoren, FPGAs (field programmable gate arrays) und Security-Tools zum Projekt iNext beisteuern. Zudem sieht der Konzern eine Chance, durch den steigenden Bedarf an KI-Systemen mehr Server-Chips abzusetzen. Solche Systeme auf Cloud-Basis dürften aller Voraussicht nach auch beim autonomen Fahren zum Einsatz kommen, wenn es darum geht, den Autos "beizubringen" Objekte und Verkehrszeichen selbständig zu erkennen. Intel-CEO Brian Krzanich äußerte sich dazu wie folgt: "Autos und alle Systeme die mit diesen vernetzt sind, brauchen extrem leistungsfähige, sichere und zuverlässige elektronische Gehirne, die sie mindestens so klug wie menschliche Fahrer macht."

Intel hat in diesem Jahr unter anderem bereits die Unternehmen Yogitech und Itseez aufgekauft - beide Firmen beschäftigen sich unter anderem mit Fahrsicherheits-Lösungen für den Automotive-Bereich.

Das Connected Car des Jahres 2015 & die besten Car-IT-Lösungen
"Auto Connect Trophy 2015"
Rund 12.500 Leser der Fachzeitschriften "Auto Zeitung" und "Connect" haben die besten Car-IT- und Connectivity-Lösungen gewählt - und das Connected Car des Jahres 2015. Hier kommen die Gewinner!
Bestes Bedien- und Anzeigekonzept
In dieser Kategorie siegt Audi mit seinem "MMI Touch"-Interface im gerade ganz frischen Luxus-SUV Q7. Die Möglichkeit zur Bedienung mittels Sprachsteuerung und das große Touchpad, das auf Tippen und auf handschriftliche Zeichen reagiert, haben knapp 39 Prozent der Leser von "Auto Zeitung" und "Connect" überzeugt. Auf den Plätzen folgen die Lösungen von BMW und Mercedes.
Beste Sprachsteuerung
Auch in der Kategorie Sprachsteuerung heißt der Sieger Audi. Die - beispielsweise im aktuellen Audi TT Coupé erhältliche - "MMI"-Sprachsteuerung erkennt und verarbeitet natürlich gesprochene Sätze. Das hat 38 Prozent der Leser überzeugt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Lösungen von BMW und Mercedes.
Beste Business-Lösung / Infodienst
Geht es um die beste Business-Lösung, beziehungsweise den besten Infodienst, hat BMW die Nase vorn. Der "Concierge-Service" des Münchner Autobauers überzeugt mit Features wie Hotelbuchung, Übersetzungshilfe und Sekretariats-Dienst stolze 55 Prozent der Leser. Volvos Cloud-Dienste und Opels "OnStar"-Lösung belegen die Plätze zwei und drei.
Bestes Audio-Soundsystem
Fast 49 Prozent der "Auto Connect Trophy"-Teilnehmer entschieden sich für das "3D"-Soundsystem aus dem Hause Bang & Olufsen, das zum Beispiel für den aktuellen Audi Q7 erhältlich ist. Die Klangqualität und eine leichte Bedienung sind für die Teilnehmer die Qualitätsmerkmale des B&O-Soundsystems. Platz zwei belegt das Bose-Soundsystem, das in Fahrzeugen von Mazda zu finden ist, Rang drei belegen die Audio-Lösungen von Burmeister, die in Mercedes-Fahrzeugen zu finden sind.
Bestes Nachrüst-Radio
Klingt analog, ist es aber nicht: das Blaupunkt DAB+-System "Cape Town 945" auf Android-Basis ist für 25 Prozent der Leser das beste Digitalradio zum Nachrüsten. Damit kann Blaupunkt die Konkurrenzprodukte von Pioneer und Becker auf die Plätze verweisen.
Beste Smartphone-Integrationslösung
Audis "Phone Box" und ihre Möglichkeit zum induktiven Laden und kabelloser Datenübertragung ist die beste Smartphone-Integrationslösung 2015 - meinen 37 Prozent der Umfrageteilnehmer. Die Mercedes "Komfort-Telefonie" und die Volkswagen "Koppelbox" belegen die Plätze zwei und drei.
Bestes Funknetz
"Erdrutsch"-Sieg für die Deutsche Telekom in der Kategorie "Bestes Funknetz": 57 Prozent der Teilnehmer sind der Ansicht, dass das Netz der Telekom dank LTE-Ausbau und stabiler Verbindungsqualität nicht zu schlagen ist. Die Wettbewerber Vodafone und O2 belegen die Plätze zwei und drei.
Bester In-Car-Hotspot
Kein Connected Car ohne Hotspot. Den besten ins Auto integrierten WLAN-Hotspot bietet nach Meinung von 38 Prozent der Leser Audi - auch dank eines einfachen Zugangs für bis zu acht Personen gleichzeitig. BMW und Mercedes haben auch in dieser Kategorie das Nachsehen.
Bestes Navigationssystem
Audis "Virtual Cockpit" (zum Beispiel erhältlich im aktuellen Audi TT und Q7) überzeugt knapp 38 Prozent der Umfrageteilnehmer und ist damit das beste (werksseitig integrierte) Navigationssystem - noch vor BMWs "Navi Professional" und dem "Comand"-System von Mercedes.
Bestes Nachrüst-Navigationssystem
Bei den Navi-Lösungen zum Nachrüsten siegt Navigations-Urgestein TomTom mit dem "Go 5100". Verkehrsinfos in Echtzeit und eine integrierte SIM-Karte überzeugen 45 Prozent der Leser. Garmins "Nüvi 67 LMT" landet auf Rang zwei, das Becker "Professional.6 LMU" rangiert auf dem dritten Platz.
Beste Stauwarnung in Echtzeit
Google Maps bietet die beste Echtzeit-Stauwarnung - sagen 30 Prozent der "auto Zeitung"- und "Connect"-Leser. Die Lösungen HD Traffic und Staufunk TMC pro belegen Platz zwei und drei.
Beste App fürs Auto
Die "Clever-tanken"-App ist für 49 Prozent der Umfrageteilnehmer die beste Auto-Applikation des Jahres 2015. Sie hilft, die günstigste Tankgelegenheit in der Umgebung zu identifizieren. Die ADAC "Auslandshelfer-App" landet auf Platz zwei, die Fahrzeug-Such-App "Find My Car" auf dem dritten Rang.
Beste App der Autohersteller
Die beste Hersteller-App bietet nach Meinung von nahezu 32 Prozent der Leser Audi mit seiner "Konfigurator"-App, die Kunden auch unterwegs das Audi-Neufahrzeug der Wahl en detail zusammenstellen lässt. BMWs "MyRemote"-App, mit deren Hilfe sich Fahrzeugfunktion per Smartphone aus der Ferne steuern lassen, landet auf dem zweiten Rang. Die "Guides"-App von Mercedes bietet eine elektronische Bedienungsanleitung für so gut wie jedes Daimler-Fahrzeug, muss sich jedoch mit Rang drei begnügen.
Beste Musik-App
Geht es um Musik-Streaming im Auto, setzen knapp 47 Prozent der Teilnehmer auf den Streaming-Dienst von Spotify. Napster und Deezer sind dagegen nur zweite, beziehungsweise dritte Wahl.
Beste Navigations-App
Google Maps ist nach Ansicht der Umfrageteilnehmer auch bei den Navi-Apps Spitze. 32 Prozent setzen auf den Google-Dienst und geben ihm damit den Vorzug vor Lösungen von TomTom und Navigon.
Beste Carsharing-App
Der von Daimler und Europcar ins Leben gerufene Carsharing-Dienst "Car2go" ist für 41 Prozent der Leser die Nummer eins unter den Carsharing-Apps. BMWs "DriveNow" und die App des Carsharing-Verbunds Stadtmobil komplettieren das Podium dieser Kategorie.
Bester Sicherheitsassistent
Audis Abbiege-Assistent (ebenfalls für den neuen Q7 zu haben) überzeugt 25 Prozent der Leser. Das Sicherheits-Feature überwacht beim Linksabbiegen den Gegenverkehr und leitet - falls nötig - eine Bremsung ein. Audi sichert sich in dieser Kategorie den Sieg vor dem "Assist-Paket Plus" aus dem Hause Daimler und der "Multikollisionsverhinderung" der Konzern-Mutter Volkswagen.
Beste Fahrerunterstützung Stau
Sieg-Kategorie Nummer neun für Audi: Der "Stop&Go-Stauassistent", der den Fahrer durch Bremsen, Gas geben und Lenken unterstützt, ist die beste Stau-Lösung in den Augen von 46 Prozent der Teilnehmer. Mercedes ("Stop&Go-Pilot") und BMW ("Driving Assistent Plus") haben erneut das Nachsehen.
Connected Car des Jahres 2015
Dieser Sieg ist das Tüpfelchen auf dem I für den Audi-Triumph bei der "Auto Connect Trophy 2015": Der in diesem Jahr in zweiter Generation erschienene SUV Q7 ist das Connected Car des Jahres - zumindest meinen das 41 Prozent der Leser. Audis LTE-fähige Wuchtbrumme verweist damit die Mercedes S-Klasse und den BMW i3 auf die Ränge zwei und drei.

Zukunftstrend autonomes Fahren

BMW setzt darauf, dass die autonome Mobilität sich in den nächsten Jahren durchsetzt und geht davon aus, dass insbesondere automatisierte Taxis und Ride-Sharing-Dienste die automobile Zukunft bestimmen. Die Konkurrenz sieht das offenbar ganz ähnlich: Uber beispielsweise experimentiert in den USA bereits mit selbstfahrenden Autos.

Der schwedische Hersteller Volvo kooperiert beim Thema autonomes Fahren mit Chip-Hersteller Nvidia. Dieser bietet unter anderem Chips und Systeme an, die Verkehrssignale, Objekte, Fußgänger und Fahrspuren erkennen. Auch einen leistungsfähigen, wassergekühlten "Auto-Computer" namens Drive PX2 hat der Chiphersteller im Angebot.

Zahlreiche Analysten und Studien gehen davon aus, dass sich die autonome Mobilität in den nächsten Jahren durchsetzen wird. So gehen die Analysten von IHS davon aus, dass bis zum Jahr 2035 rund 21 Millionen selbstfahrende Autos unsere Straßen bevölkern werden.

Mit Material von dpa & IDG News Service