Projektmarkt

Big Data für Freiberufler noch ein Randthema

11.06.2013
Ausgesprochene Big-Data-Experten suchen Unternehmen noch selten im Freiberuflermarkt. Aber die Zahl der Projektaufträge für selbständige Administratoren und Programmierer mit Zusatzwissen über große Datenmengen oder Data Warehousing wächst.
Zusatzwissen über den Umgang mit großen Datenmengen wird öfters nachgefragt.
Foto: Gorgsenegger - Fotolia.com

Die erste Projektanfrage für "Big Data" registrierte Gulp im März 2012. Seitdem wurden über das Projektportal gut 500 Projektanfragen versandt, in denen freiberufliche Spezialisten für Big Data beziehungsweise große Datenmengen/-banken gesucht wurden. Die Bedeutung von Big Data für den IT-Projektmarkt ist noch vergleichsweise gering, steigt aber rasant, so ein Fazit von Stefan Symanek, Marketing-Leiter von Gulp: "Wir sehen nicht, dass seit dem Aufkommen des Schlagworts Big Data in Unternehmen ein neuer Typus des Freiberuflers nachgefragt wird. Im Grunde umschreibt es nur, was es unter anderem Namen und etwas seltener vorher schon gab."

Datenbankentwickler stärker gefragt als Analysten

Gesucht werden in den meisten Fällen klassische IT-Freelancer, von Administratoren bis zu Beratern, die ein Zusatzwissen über große Datenmengen oder Data Warehousing mitbringen sollten. Ein Beispiel: Von einem SQL- oder Java-Programmierer, der an großen Datenbanken entwickelt, werden nicht nur Kenntnisse über die verwendeten Datenbanksysteme, sondern auch Erfahrung in der Massendatenverarbeitung nachgefragt. So gilt es, gezielt nach Daten zu suchen, sie anzuzeigen oder zu reduzieren. Die Nachfragen nach Analysten, die Daten aus verschiedenen Quellen so kombinieren, dass das Unternehmen auf Basis der Ergebnisse spezielle Dienstleistungen anbieten können, sind noch überschaubar. Die Skills, die dafür nötig sind, hängen stark von den verwendeten Datenquellen ab (etwa Web Applications, CRM-Datenbanken, Schnittstellen zu Telekommunikation, ...), aber immer gehört Know-how über Datenbanken und die Verarbeitung von großen Datenmengen dazu.

Trendthema Big Data
Von der Auswertung der riesigen Datenmengen, die täglich von IT-Systemen erfasst werden, versprechen sich Unternehmen, aber auch öffentliche Einrichtungen große Vorteile.
Vorteile von Big Data
Laut der Untersuchung von Barc erwarten sich Unternehmen von Big Data vor allem Vorteile auf strategischer Ebene. Doch das setzt voraus, dass Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen Hand in Hand arbeiten: Business Manager, IT-Fachleute und Experten für das Sammeln und Auswerten von großen Datenbeständen.
Benno Zollner, Chief Information Officer von Fujitsu Technology Solutions
" Big Data Lösungen kombinieren Informationen aus unterschiedlichen Quellen und einer Vielzahl von Technologien. Deshalb müssen Big-Data-Fachleute interdisziplinäre Erfahrungen mitbringen."
Big Data: Wer analysiert?
Die Analyse der Daten, die im Rahmen von Big-Data-Projekten erfasst werden, erfolgt laut einer Studie von TCS vornehmlich durch die Fachabteilungen, die diese Informationen verwenden. Die IT-Abteilung spielt eine untergeordnete Rolle.
Kay Müller-Jones, Head of Global Consulting Practice bei Tata Consultancy Services:
"Neben technischen Fertigkeiten und fachlichem Wissen sollten Big-Data-Fachleute über ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl im Umgang mit Kollegen verfügen. Denn gerade Big Data erfordert ein fachbereichsübergreifendes Denken, das Informationen aus vormals klar abgegrenzten Bereichen zusammenführt."
Big Data, die Probleme
Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Barc zählt fehlendes Fachwissen zu den größten Hemmnissen, mit denen sich europäische Unternehmen bei Big-Data-Projekten konfrontiert sehen.
Big Data: Wer ist zuständig?
Die Verarbeitung, das "Processing", von Big Data ist Aufgabe von IT-Fachleuten. Das können hauseigene Mitarbeiter sein, aber auch externe Spezialisten.
Analytische Infrastruktur für Big Data

Big Data: Kenntnisse der Freelancer

Das Projektportal hat auch die Profile der Freiberufler ausgewertet, die sich im Umfeld von Big Data bewegen: In der Datenbank finden sich beispielsweise Berater für Data Warehouse und Business Intelligence, die sich speziell mit der Analyse und Verarbeitung großer Datenmengen beschäftigen (etwa Datamining, multidimensionale Datenverarbeitungssysteme, OLAP). Zum anderen gibt es Datenbank-Spezialisten (Oracle, PL/SQL, SQL, Siebel, Java, C++, Perl, Python, …), die entweder als Architekt, Administrator oder Entwickler mit großen Datenmengen zu tun haben. Oft mitgebrachte Skills sind hier Apache Hadoop und HBase. Im Schnitt fordern diese Spezialisten einen Stundensatz von 79 Euro und setzen ihr Honorar damit um 5 Euro höher an als der durchschnittliche, bei Gulp eingetragene Freiberufler. Selbständige Big-Data-Experten sind mit 47 zwei Jahre älter als der Durchschnitt und haben mit 23 Jahren auch eine längere Berufserfahrung.

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Big Data: Neue Berufsbilder
In den teilweise euphorischen Einschätzungen von Markforschern und IT-Unternehmen ist immer wieder die Rede von neuen Berufsbildern, die Big Data mit sich bringen soll. Dazu zählen unter anderem folgende Tätigkeiten:
Data Scientist
Er legt fest, welche Analyseformen sich am besten dazu eignen, um die gewünschten Erkenntnisse zu erzielen und welche Rohdaten dafür erforderlich sind. Solche Fachleute benötigen solide Kenntnisse in Bereichen wie Statistik und Mathematik. Hinzu kommen Fachkenntnisse über die Branche, in der ein Unternehmen beziehungsweise tätig ist und über IT-Technologien wie Datenbanken, Netzwerktechniken, Programmierung und Business Intelligence-Applikationen. Ebenso gefordert sind Verhandlungsgeschick und emotionale Kompetenz, wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen geht.
Data Artist oder Data Visualizer
Sie sind die "Künstler" unter den Big-Data-Experten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Auswertungen so zu präsentieren, dass sie für Business-Verantwortliche verständlich sind. Die Fachleute setzen zu diesem Zweck Daten in Grafiken und Diagramme um.
Data Architect
Sie erstellen Datenmodelle und legen fest, wann welche Analyse-Tools Verwendung finden und welche Datenquellen genutzt werden sollen. Auch sie benötigen ein umfassendes Know-how auf Gebieten wie Datenbanken, Datenanalyse und Business Intelligence.
Daten-Ingenieur
Diese Aufgabe ist stark auf die IT-Infrastruktur ausgerichtet. Der Dateningenieur ist das Big-Data-Analysesystem zuständig, also die Hard- und Software sowie Netzwerkkomponenten, die für das Sammeln und Auswerten von Daten benötigt werden. Eine vergleichbare Funktion haben System- und Netzwerkverwalter im IT-Bereich.
Information Broker
Er kann mehrere Rollen spielen, etwa die eines Datenhändlers, der Kunden Informationen zur Verfügung stellt, oder die eines Inhouse-Experten, der Datenbestände von unterschiedlichen Quellen innerhalb und außerhalb des Unternehmens beschafft. Außerdem soll er Ideen entwickeln, wie sich diese Daten nutzbringend verwenden lassen.
Data Change Agents
Diese Fachleute haben eine eher "politische" Funktion. Sie sollen bestehende Prozesse im Unternehmen analysieren und anpassen, sodass sie mit Big-Data-Initiativen kompatibel sind. Nur dann lässt sich aus solchen Projekten der größtmögliche Nutzen ziehen. Wichtig sind daher ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten, Verständnis für Unternehmensprozesse sowie Kenntnisse im Bereich Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (Six Sigma, ISO 9000).