Niedrige Kosten und Ausfallsicherheit mit Tape-Libraries

Big Data braucht Bandlaufwerke

15.04.2014 von Andy Walsky
Zur Überraschung vieler sind Bandlaufwerke nicht vom Markt verschwunden, der Bedarf wächst sogar. Gründe hierfür gibt es viele: Die Datenexplosion, Big Data und neue Tape-Technologien verhelfen dem Bandlaufwerk zu einem Comeback.

Falls es der eine oder andere noch nicht mitbekommen haben sollte: Die Daten unserer Welt explodieren! Diese aus der englischen Sprache entlehnte Analogie der Datenexplosion klingt im Deutschen natürlich viel langweiliger: Eine exponentiell ansteigende Datenmenge klingt nun mal einfach nicht so dramatisch wie eine "Data Explosion", wenn man bedenkt, dass 90 Prozent aller Daten auf der Welt erst in den zurückliegenden beiden Jahren erzeugt wurden. Die Schuldigen sind schnell identifiziert: Facebook, Videos allerorten, Smartphones, Online-Banking, Twitter, WhatsApp und GPS-Systeme spielen hierbei alle ihre Rolle und generieren weiter fleißig Daten, die in den immer größer werdenden Mega-Datenzentren der Welt gespeichert werden.

Lücke: Die Menge der Daten wächst weltweit schneller als die verfügbare Speicherkapazität.
Foto: Information Storage Industry Konsortium

Aber auch viele normale Unternehmen stehen vor der Herausforderung, mehr und mehr Daten speichern zu wollen oder zu müssen, auch um Gesetzen zur Datenspeicherung zu folgen. Damit betrifft die Datenexplosion nicht nur die Facebooks, Googles und Amazons dieser Welt, sondern so gut wie jedes Unternehmen, das Daten generiert und speichert. Wie jedoch sichert man Daten auf lange Zeit verlässlich und effizient, um darauf später bei Bedarf wieder zugreifen zu können? Immerhin ist einer der propagierten Nutzen von Big Data, Schlüsse aus alten Daten ziehen zu können.

Tape als Teil der Lösung von Big Data

Eine Lösung, die dieses Problem adressiert, ist tatsächlich Tape-Speicher. Obwohl sich in den vergangenen Jahren die meisten Neuentwicklungen um Festplattenspeicher drehten, blieb Tape-Speicher ein wichtiger Teil der IT-Infrastruktur.

Band ab: Der Markt der Tape-Speicher wächst durch die steigenden Datenmengen ebenfalls.
Foto: Information Storage Industry Konsortium

Bei einer Befragung von 1000 Unternehmen in Großbritannien durch Vanson Bourne zeigte sich, dass 83 Prozent der Unternehmen noch immer auf Tape setzten, um ihre Daten zu schützen. Und mehr als die Hälfte dieser Unternehmen plante weitere Investitionen in Tape noch vor 2015.

Es ist also nichts wirklich Neues, dass Tape noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Dass es allerdings eine wichtige Rolle bei Big Data und Cloud Computing spielt, dürfte so manchen überraschen, der ob des Geschwindigkeitsvorteils eher auf SSDs getippt hatte. Eine Studie von Intersect360, die Big-Data-Anwendungen untersuchte, fand heraus, dass 35 Prozent der Befragten Tape als Teil ihrer Speicherinfrastruktur für Big Data nutzten. Ganz offenbar ist die Bandspeicherung also eine Realität, nicht nur bei der normalen Speicherung von Daten, sondern auch bei Big Data.

Kosten, Ausfallsicherheit und Innovation

Im Mai 2012 gaben zwölf Tape-Hersteller eine gemeinsame Erklärung ab, die die Bedeutung der Bandlaufwerke für Big Data bekräftigte. Darin wurden eine Reihe großer Unternehmen genannt, die Tape als Teil ihrer Speicherinfrastruktur nutzten, um besonders große Datensätze zu sichern. Auch die Langlebigkeit des Mediums und seine geringen Kosten wurden genannt, genauso wie hohe Datenintegrität und zahlreiche Schnittstellen zu unterschiedlichen Dateisystemen. Mit diesen positiven Eigenschaften spielt Tape in Sachen Kosten, Ausfallsicherheit und Innovation in der Ersten Liga der Speichermedien mit.

Gerade wenn es um Kosten geht, ist es dank der Standardisierung der LTO-Technik gelungen, große Kapazität, hohe Geschwindigkeit und energieeffiziente Performance mit den Möglichkeiten leistungsfähiger Möglichkeiten zum Datenmanagement unter einen Hut zu bringen. Forscher der Clipper Group berichten von Ergebnissen, die belegen, dass die Energiekosten für Festplatten im Vergleich zu Tape über einen Zeitraum von fünf Jahren 290-mal höher waren.

Dicht gepackt: Die aktuelle LTO-6-Generation speichert ganze 2,5 TByte pro Kassette.
Foto: Overland

Im Lauf der zurückliegenden zehn Jahre hat sich Tape-Technik stetig weiter entwickelt. So stiegen die Transferraten von 21 GByte/h auf 1,3 TByte/h, und die Kapazität erhöhte sich von 40 GByte auf 6,25 TByte pro Cartridge. Abgesehen davon können diese haltbaren Kassetten einfach transportiert werden, was Vorteile bei der Lagerung von Daten an einem anderen Ort oder beim Transport sehr großer Datenmengen bedeutet.

Tape-Speicher ist bereits eine gute Lösung für Unternehmen, die Daten auf lange Sicht speichern und auf den idealen Mix aus Kapazität, Energieeffizienz und Mobilität setzen wollen. Und seitdem LTFS mit neuen Funktionen wie Drag & Drop-Funktionalität aufwartet, sehen Storage-Experten eine neue Welle von Tape in den Datenzentren der Welt.

Mischung aus HDD, Flash, Cloud und Tape

Die meisten Unternehmen werden gezwungen sein, verschiedene Speichermedien und -plattformen zu mischen, um sowohl kurz- als auch langfristige Ziele zu erreichen. Disk-, Tape- und Cloud-Speicher werden in unterschiedlicher Mischung mit dabei sein, um je nach Unternehmen eine effektive und nahtlose Lösung zu erreichen. Beim anhaltenden Anstieg der Datenmenge scheint es tatsächlich unwahrscheinlich zu sein, auf Tape verzichten zu können.

Auch in der Cloud spielt Tape eine wichtige Rolle. Ein White Paper des Information Storage Industry Consortium Ende des Jahres 2011, betitelt mit International Magnetic Tape Storage Roadmap, argumentierte, dass die Beständigkeit und die Möglichkeiten zur Verschlüsselung Tape ideal für den Einsatz im Hintergrund von Cloud-Speicher machen würde. Auch dass Tape-Speicher analog zu Cloud-Speicher weiter wachsen würde, wurde prognostiziert - immerhin mit einer Wachstumsrate von 45 Prozent bis 2015.

Heute ist Tape ein 2,3 Milliarden US-Dollar großer Markt, der seine Heimat in der Backup- und Archivierungsindustrie hat. Wenn Hersteller und ihre Partner im Channel ihren Kunden die am besten gemischte Speicherplattform für Big Data und Cloud anbieten wollen, sollten auch die guten alten Bandlaufwerke ein Bestandteil des Angebots sein. (cvi)