Fünf Schritte zum neuen Job

Bewerbung ist ein anstrengendes Projekt

29.06.2010 von Hans Königes
Für alle, die sich im Augenblick mit der Jobsuche schwer tun, hat Personalberater Sönke Clausen ein Fünf-Schritte-Modell parat.

Ein Bewerber fragt im CW-Karriere-Online-Forum ganz direkt: "Woher den Job nehmen, wenn er nirgends ausgeschrieben wird? Wie stark darf man einen Personaler oder IT-Manager eines Unternehmens mit seiner Jobsuche nerven? Viele wollen ja nicht mal angerufen werden. Wie viel Kreativität ist erlaubt? Das gleiche gilt auch für die Bewerbung: Wie sind Ihre Erfahrungen mit Arbeitgebern? Was sind absolute K.o-Kriterien, wenn es um die Bewerbung geht?

Sönke Clausen,CAS: "Alle Qualifikationen müssen belegbar sein."

Personalberater Sönke Clausen hat sich die Mühe gemacht, einige grundsätzliche Anmerkungen zum verdeckten Stellenmarkt zu formulieren. "Sie liefern mir mit Ihren Fragen eine Steilvorlage für eine etwas ausführlichere Antwort. Als Arbeitsanbieter (Sie bieten Ihre Arbeit an) empfiehlt sich eine systematische Vorgehensweise:

1. Definieren Sie sich wie ein Produkt.

Der Arbeitsanbieter ist mit Kompetenzen ausgestattet ebenso, wie Produkte bestimmte Eigenschaften ausweisen. Daher ist es erforderlich, diese Kompetenzen zunächst einmal strukturiert zu erfassen. Der potenzielle Arbeitgeber will aus einer Bewerbung klar ersehen können, welchen Wert der Kandidat für seine Organisation hat. Erstellen Sie für sich einen Werkzeugkasten mit der Darstellung Ihrer Kompetenzen. Hier bietet sich eine Matrix mit der Bewertungskala 0 = keine Qualifikation bis 6 = Experte an. Die Kriterien sind zum einen die Beherrschung von Technologien, Techniken, methodische Vorgehensmodellen und zum anderen ausgeübte Tätigkeiten beziehungsweise Funktionen und Verantwortlichkeiten. In der ersten Liste erfassen Sie Ihre fachlichen Qualifikationen in der nächsten Ihre Kompetenzen auf der betriebswirtschaftlichen, kulturellen sowie Führungsebene. Alle Qualifikationen müssen belegbar sein.

Wenn Sie Ihren Werkzeugkasten zusammengestellt, schriftlich erfasst und mit kurzen Beispielen aus Ihrer Praxis ausgestattet haben, folgt der nächste Schritt.

2. Ergründen Sie Ihren Markt.

Woher den Job nehmen, wenn er nirgends ausgeschrieben wird? Ihr potenzieller Arbeitgeber sucht Mitarbeiter, die ihm in möglichst kurzer Zeit als Problemlöser zur Verfügung stehen. Daher trifft Ihre Bewerbung als Arbeitsanbieter immer dort auf Interesse, wo Sie offensichtlich wertvoll ist. Die Werte, die Sie dem Unternehmen bieten können, lassen sich aus einer gründlichen Recherche ableiten. Ihre Quellen für wertvolle Informationen über aktuelle Projekte sind: ehemalige Kollegen, das persönliche Netzwerk, Web-basierende Plattformen wie Xing oder LinkedIn, Wirtschaftsteil der Zeitungen, Projektberichte in Fachpublikationen, das Internet sowie als wichtiger Indikator die Jobbörsen. Suchen Sie Unternehmen die regional, technologisch und kulturell am meisten Ihren Werkzeugen entsprechen. Versetzen Sie sich in die Lage des Arbeitgebers und stellen Sie sich die Frage, welche Probleme kann mir dieser Kandidat lösen?

3. Gestalten Sie Ihr Produkt individuell.

Die von Ihnen erstellte Liste mit Zielfirmen sollte mit individuellen Informationen versorgt werden. Ihr potenzieller Arbeitgeber sucht ein bestimmtes Kompetenzprofil. Dieses gilt es in Ihrer Bewerbung herauszuarbeiten und deutlich zu markieren. Spätestens jetzt unterscheiden sich gut vorbereitete Bewerber von der Masse. Erstellen Sie jede Bewerbung speziell abgestimmt auf das Zielunternehmen Schärfen Sie Ihr Profil! Der Linksaußen ist kein Mittelstürmer auch wenn beide im Angriff spielen.

4. Starten Sie eine Kampagne.

Gut vorbereitet und mit bestem Werkzeug präpariert verschaffen Sie sich jetzt Zugang zum Arbeitsmarkt. Mir liegt eine Studie vor, der zu Folge die Unternehmen ihre Mitarbeiter aus folgenden Ressourcen rekrutieren:

Ihr Marktpotenzial liegt in den Bereichen zwei, vier und fünf. Dort werden Stellen vergeben, die am Arbeitsmarkt nicht sichtbar sind. Sie erschließen sich diesen Markt durch gezielte Kontaktoffensiven. Zum Beispiel mit Direktansprachen von Linien- oder projektverantwortlichen Mitarbeitern bei Ihrer Zielfirma via E-Mail oder Telefon. Versenden Sie Initiativbewerbungen an Ihre Kontaktpersonen und zeigen Sie Ihr Lösungspotenzial auf. Bedienen Sie sich der Form eines Kurzlebenslaufes mit Skill-Matrix sowie eines qualifizierten Anschreibens.

Erfolg verspricht die Ansprache der klassischen Multiplikatoren in Ihrem Zielmarkt wie Beratungsunternehmen, Dienstleister im Projektumfeld, Personalberater etc. Letztendlich sind auch die Personalabteilungen ansprechbar, hier ist jedoch zu beachten, dass bedingt durch hohe Arbeitslasten Ihre Bewerbung im großen Ganzen unauffälliger wird.

Stellen Sie sich vor jeder Bewerbung die Frage nach der Validität. Mit welchen Kenntnissen und Fähigkeiten kann ich dem potenziellen Arbeitgeber am meisten Nutzen bringen und in seiner Organisation erfolgreich werden?

Wieviel Kreativität ist erlaubt? Die Form Ihrer Bewerbung ist übersichtlich, sachlich und neutral. Entwickeln Sie Kreativität in der empathischen Ansprache von Arbeitgebern, weniger in der künstlerischen Gestaltung von Unterlagen.

5. Kontrollieren Sie Ihre Kampagnenaktivitäten.

Wie stark darf man die Manager bei der Jobsuche nerven? Jetzt sind Sie aktiv geworden und sollten die Kampagne in sinnvollen Schritten verfolgen. Dokumentieren Sie Ihre Aktionen je Arbeitgeber, um im Falle der Nachfrage schnell und kompetent Auskünfte geben zu können. Mit wem habe ich wann gesprochen? Was haben wir vereinbart? Regelmäßiges Nachfassen via Telefon oder E-Mail zeichnet Sie als Kandidaten eher aus.

Jede Bewerbung ist ein Vorgang auf Augenhöhe. Beobachten und vermerken Sie die Beareitungsqualität Ihrer Bewerbung im Verlauf. Seien Sie wählerisch bei der Auswahl Ihres nächsten Arbeitgebers. Jeder Fehltritt verbaut Ihnen Möglichkeiten bei einer erneuten Jobsuche. Unter dem Strich zählen bei der Gestaltung einer erfolgreichen Kampagne am Arbeitsmarkt die Qualität der Zielgruppe und deren Ansprache. Massenaussendungen von Bewerbungen sind wenig zielführend.