Sechs Regeln für Jobsuchende auf der CeBIT

Bewerben am Messestand

25.02.2010 von Alexandra Mesmer
Wer einen neuen Job finden will, sollte über mehrere Kanäle suchen. Eine Möglichkeit ist die CeBIT in Hannover, speziell das Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE.

Unternehmen erhalten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Hunderte von Initiativbewerbungen. Eine gute Chance, aus der Masse der Jobsuchenden herauszutreten, ist die Bewerbung am Messestand. Wenn vom 2. bis 6. März 2010 die CeBIT in Hannover ihre Pforten öffnet, präsentieren sich verschiedenste Unternehmen als IT-Arbeitgeber auf dem Forum Jobs & Karriere der COMPUTERWOCHE (Halle 5, Stand B 50): angefangen von Herstellern wie Microsoft über große Anwender wie die Deutsche Bank und die Deutsche Bahn bis hin zu Behörden wie dem Bundesinnenministerium oder dem Bundesnachrichtendienst. Mit Hays, GFT und top itservices sind auch drei wichtige Vermittlungsagenturen für Freiberufler vertreten.

Wie für die schriftliche Bewerbung gelten auch für die Bewerbung am Messestand bestimmte Regeln. Nur wer sich gut vorbereitet und entsprechend auftritt, hinterlässt einen günstigen ersten Eindruck.

Regel 1: Informieren Sie sich über die Firmen

Im Vorfeld der Messe sollte sich der Jobsuchende über die Unternehmen informieren, deren Stände er besuchen will. Die Homepage anzuschauen ist Pflicht, um sich über Umsatz, Produkte, Ansprechpartner und schließlich die offenen Stellen zu informieren. Es passiere noch immer, beschwert sich Bayer-Personal-Manager Uwe Holländer, dass "Bewerber an den Stand kommen und uns fragen, womit sich unser Unternehmen beschäftigt". Wichtig ist für den Bayer-Mann, dass der Kandidat Interesse für das Unternehmen bekundet.

Regel 2: Was wollen Sie selbst?

Wenig begeistert sind die Personaler von Kandidaten, die nicht wissen, was sie wollen. Darum sollten sich Bewerber im Vorfeld der Messe überlegen, was die Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit sein sollen.

Regel 3: Bewerbungsunterlagen mitbringen

Wer seine Chancen auf der Messe erhöhen will, sollte mit kompletten, am besten auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenen Bewerbungsunterlagen antreten. Auch hier haben die Arbeitgebervertreter konkrete Vorstellungen. Am liebsten möchten sie auf den ersten Blick anhand von Anschreiben und Lebenslauf erfassen, ob der Interessent in Frage kommt.

Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.

Bekleidungstipp

Regel 4: Kleider machen Leute

Die Jeans und der Pulli sollten im Schrank hängen bleiben, wenn Jobsuchende oder Freiberufler auf Projektsuche die CeBIT besuchen. André Dathe, Teamleiter bei der GFT Resource Management GmbH, empfiehlt darum, "professionell und gepflegt aufzutreten". Einen seriösen Eindruck erwecke man vor allem über die Kleidung: Männern rät Dathe zum dunklen Anzug, einem schicken Hemd mit passender Krawatte, dunklen Socken und Lederschuhen. Für Frauen biete sich ein dunkler Hosenanzug oder Kostüm an, kombiniert mit heller Bluse und Business-Schuhen.

Farben und Muster
Ein kariertes Sakko mit Pünktchen-Hemd? Very stylish - wenn Sie in der Modebranche arbeiten. Merken Sie sich in puncto Farben und Muster: "weniger ist mehr". Eine weitere Faustregel lautet: das Muster der Krawatte sollte stärker sein als das des Hemdes.
Das Sakko
Hier hat sich jemand redlich bemüht, immerhin hat der Herr ein Sakko angezogen. Die schlechte Nachricht ist jedoch: Das T-Shirt geht gar nicht! Ein Hemd wäre hier angebrachter. Übrigens: Jeans und Sakko gelten nicht als "Business casual". Dann lieber zur Cordhose greifen.
Im Stehen ...
... sollte das Sakko NIE offen sein.
Die Ärmellänge
Wo wir schon beim Sakko sind: Die Ärmel sollten nicht länger als Hemdsärmel sein. Achten Sie darauf, dass die Ärmel des Hemdes immer ein bis zwei Zentimeter länger sind als die des Sakkos.
Die Hemdtasche
Sind Sie Handwerker? Oder warum stopfen Sie sich die Hemdtasche so voll? Die Hemdtasche ist reine Zierde und sollte nicht benutzt werden. Weder der persönliche Stift noch das dicke Handy oder die Zigarettenschachtel gehören hier hinein.
Die Armbanduhr
Achten Sie auf Ihre Wirkung: Eine teure Markenuhr kann zwar ein schönes Smalltalk-Thema sein, aber eben nur "kann". Dafür sollte man den Gesprächspartner und seine Interessen gut kennen. Die Uhr kann (genau wie bestimmte Autos) auch Neid auslösen. Beim Erstkontakt also am besten eine dezente Variante wählen.
Das Uhrenarmband
Gummiarmbänder mögen modisch sein, sind aber im Business-Umfeld nicht angebracht. Greifen Sie lieber zum klassischen Lederarmband. Merke: An den Uhren sollte man nicht das Hobby ablesen können. Taucheruhren mit Kautschukarmbändern bitte nur in der Freizeit, nicht zum Anzug.
Die Schuhe
Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Achten Sie auf jeden Fall auch auf die Sohle! Eine abgelatschte Gummisohle wie hier im Bild runiniert den Gesamteindruck. Faustregel: Ein Schuh zum Anzug hat immer eine Ledersohle.
Schwarz und Braun
An diese Farbkombination sollten Sie sich nur wagen, wenn Sie gebürtiger Italiener sind. Die kriegen das tatsächlich elegant hin. Für alle anderen gilt: Schwarz und Braun passen leider gar nicht zusammen. Was dagegen schon geht: Braune Schuhe zu dunkelblauen, grauen oder beigefarbenen Anzügen.
Die Socken
Achten Sie auf die Details: Zum einen sollten Sie Ihre Socken immer auf den Anzug abstimmen, zum anderen müssen die Socken lang genug sein. Nackte Waden und weiße Socken sind nur im Sport erlaubt.
Krawattenlänge
So schlampig wie auf dem Bild geht gar nicht. Achten Sie also beim Krawattenbinden auf die richtige Länge.
Die Krawatte
Bravo, so sieht es doch gleich viel eleganter aus. Die Krawatte reicht bis zur Gürtelschließe, so soll es sein.
Der Bart
Lässig und leger? Überlegen Sie, welchen Eindruck Sie im Geschäftsleben hinterlassen wollen. Nicht jedem steht der Bart so gut wie George Clooney.

Regel 5: Selbstbewusstes Auftreten

Zudem sollten Bewerber ihre Körpersprache bewusst einsetzen, um offen, sympathisch und selbstbewusst zu wirken. Die Personaler machen sich über den Messeauftritt eines Bewerbers Notizen und leiten sie an die Fachabteilung weiter. So fließt das persönliche Erscheinungsbild in die Auswahl ein, auch wenn der eigentliche Entscheider gar nicht vor Ort war.

Knitterfreier Stoff
Wählen Sie einen Stoff für Kostüm oder Anzug aus, der nicht schnell knittert. Prüfen Sie beim Kauf, ob sich der Stoff schnell wieder glättet.
Mantellänge
Mäntel sollten länger als der Rocksaum sein. Ist das nicht möglich, tragen Sie einen Mantel/Jacke, die deutlich (über zehn Zentimeter) kürzer ist als der Rock.
Schmuck
Kombinieren Sie nie Modeschmuck mit echtem Schmuck! Weniger ist mehr: Eine schlichte, dezente Goldkette ist perfekt für den Business-Look.
Accessoires
Denken Sie an Ihre Außenwirkung! Faustregel: Verzichten Sie auf verspielte und kindliche Accessoires im Business. Ein Seidentuch schützt nicht nur vor Klimaanlagen, sondern auch vor Blicken in den Ausschnitt. Aber bitte keine dicken Wollschals zum Büro-Outfit tragen, auch wenn Schals derzeit Trend sind.
Ihr Kleidungsstil muss zum Unternehmen passen
Überprüfen Sie Ihren Kleiderstil dahingehend, ob er mit der Kernaussage des Unternehmens, für das Sie arbeiten, übereinstimmt.
Gesamteindruck
Erfüllen Sie in Ihrer Kleiderwahl mehr als nur "die Pflicht"! Sorgsamkeit bei Frisur, Make-up und Accessoires zahlen sich aus.
Blusenkragen
Der Blusenkragen wird normalerweise unter dem Blazer getragen. Um einen zu harten Kontrast im Winter zwischen Anzug und (blassem) Gesicht zu vermeiden, kann der Kragen aber auch über dem Blazer getragen werden.
Ton in Ton
Arbeiten Sie bei der Wahl Ihrer Garderobe mit Ton-in-Ton-Kombinationen. Das heißt - zumindest im Business: ohne große Kontraste. So fallen kräftige Körperpartien weniger auf.
Dunkle Farbtöne
Je dunkler Sie die Farbe Ihres Outfits wählen, desto seriöser wirken Sie.
Ihren Typ unterstreichen
Die Farbe, die Ihren Typ unterstreicht, sollte möglichst in der Nähe Ihres Gesichts sein (z. B. Bluse oder Tuch).

Regel 6: Dankes-Mail nicht vergessen

Die Benimm-Expertinnen Christina Tabernig und Anke Quittschau empfehlen: "Nach der Messe bedanken Sie sich bei Ihren Gesprächspartnern per E-Mail für das Gespräch. Dabei fassen Sie das Besprochene noch einmal kurz zusammen und halten die vereinbarten Schritte zur weiteren Vorgehensweise fest."

Karrierezentrum auf der CeBIT

Die Messebesucher können die kurzen Wege im CW-Karrierezentrum nutzen, um sich über die Arbeitgeber zu informieren und erste Vorstellungsgespräche mit den Personalverantwortlichen am Stand zu führen. Täglich organisiert die CW-Redaktion ein Begleitprogramm mit Diskussionen und Vorträgen.

Die Auftaktpodiumsdiskussion am Dienstag, 2. März, hinterfragt die Chancen von Frauen in der IT-Branche. Mit dabei sind die Managerin des Jahres, Angelika Gifford (Microsoft), IG-Metall-Vorstandsfrau Helga Schwitzer, Angela Weißenberger, CIO des Knabbergebäckherstellers Lorenz Bahlsen, Consol-Geschäftsführerin Andrea Stellwag sowie die Informatikprofessorin Elisabeth Heinemann. Von Mittwoch bis Freitag werden die Jobperspektiven der SAP-Spezialisten, der Entwickler und der Berater beleuchtet. Personalverantwortliche und Geschäftsführer von IT-Unternehmen werden den Jobsuchenden sagen, wie sich die Anforderungen verändert haben und worauf es heute ankommt. Zudem gibt es auch Tipps für die (Online-) Bewerbung und das Auftreten im Vorstellungsgespräch. Am Mittwoch, 3. März, stellt die CW ihre neue Gehaltsstudie in Zusammenarbeit mit dem Vergütungsspezialisten Personalmarkt aus Hamburg vor. Eine Podiumsdiskussion am Freitag, 5. März, befasst sich mit den Berufsaussichten von Freiberuflern. Um die Einstiegschancen von Hochschulabsolventen dreht sich die Diskussion am letzten Messetag, dem 6. März.