Microsoft-Managerin Gifford

"Es zählt nicht, ob man Hose oder Rock trägt"

08.01.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Nur wenn sich Beruf und Freizeit vereinbaren lassen, sind die Mitarbeiter zufrieden und motiviert, lautet das Credo der "Managerin des Jahres" Angelika Gifford von Microsoft.

CW: Frauen sind in Führungspositionen eine Minderheit - in der IT-Branche sogar eher die Ausnahme. Wie behauptet man sich dennoch?

GIFFORD: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, bleibt aber nach wie vor deutlich hinter den Erwartungen zurück. Vor allem die IT-Branche ist stark männerdominiert, aber ich fühle mich in dieser Männerdomäne sehr wohl, denn bei meinem Arbeitgeber zählt Kompetenz und nicht, ob man Hose oder Rock trägt. Dennoch musste ich mich anfangs auch besonderen Herausforderungen stellen. Zu Beginn meiner Karriere bei Microsoft wurde ich beispielsweise von einem internationalen Projektteam, für das ich die Leitung übernahm, für die Sekretärin des Chefs gehalten und bekam auch die Irritation des rein männlichen Teams zu spüren. Aber ich habe mich behauptet, und das Projekt wurde einer der Meilensteine in meiner Karriere. Als Leiterin setzte ich zusammen mit meinem Team die Entwicklung und Implementierung eines Vertriebsmodells für große und mittelständische Unternehmen in 24 europäischen Ländern auf.

CW: Welche Eigenschaften mussten Sie dafür mitbringen?

Angelika Gifford, Microsoft: 'Frauen sollten die Herausforderungen einfach annehmen.'
Angelika Gifford, Microsoft: 'Frauen sollten die Herausforderungen einfach annehmen.'
Foto: Microsoft, Angelika Gifford

GIFFORD: Eine große Portion Ehrgeiz, Durchsetzungskraft und Management-Talent braucht es, um als Frau in die obersten Führungsebenen aufzusteigen. Zudem mag ich neue Herausforderungen, bei denen ich mich weiterentwickeln kann. Doch auch Unternehmen müssen bestimmte Voraussetzungen bieten, um Frauen auf ihrem Karriereweg zu fördern. Dazu zählen Vertrauensarbeitszeit oder ergebnisorientiertes, selbständiges Arbeiten. Bei Microsoft wurde erkannt, dass hochqualifizierte Mitarbeiterinnen ein großes Potenzial in der schnell wachsenden Hightech-Branche darstellen. Deshalb werden Frauen verstärkt für die Management-Laufbahn qualifiziert. Davon habe ich profitiert.

CW: Wie schaffen Sie es, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen?

GIFFORD: Spätestens zu Frau Merkel - wie mein Sohn die Tagesschau um 20 Uhr nennt - bin ich abends zu Hause. Solche Fixpunkte sowie eine präzise Planung und Organisation des Tagesablaufs sind wichtig, damit Beruf, Karriere und Familie im Einklang stehen. Persönlich treffe ich gemeinsam mit meinem Mann viele Vorkehrungen, um Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. Dabei helfen mir auch der Grundsatz der Vertrauensarbeitszeit sowie moderne Kommunikationsmittel. Durch Unified-Communications-Lösungen und Technologien, die virtuelle Kooperation ermöglichen, stehen mir auch zu Hause Arbeitsstände auf Knopfdruck zur Verfügung. Mein "Büro" - bestehend aus Notebook und Mobiltelefon - habe ich immer dabei.

Angelika Gifford auf der CeBIT

Die Microsoft-Managerin Angelika Gifford wird auf der CeBIT auch auf dem Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE zu Gast sein. Am ersten Messetag, Dienstag, 2. März, wird sie zusammen mit anderen Managerinnen über die Chancen von Frauen in der IT diskutieren. Erste Informationen zum Karrierezentrum finden Sie hier.