Google vs. App-Hersteller Disconnect

Beschwerde bei EU-Kommission eingereicht

02.06.2015 von Florian Maier
Google droht neuer Ärger in Europa. Ein App-Hersteller hat Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht. Der Grund: die angebliche Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung des Android-Betriebssystems.

Dem Tech-Riesen Google droht neuer Ärger in Europa. Erst vor wenigen Wochen hatte die EU-Kommission dem US-Konzern eine Milliardenstrafe wegen Wettbewerbsverzerrung in Aussicht gestellt. Wie das "Wall Street Journal"(WSJ) berichtet, hat nun Disconnect, Inc. - ein Hersteller von Security- und Privacy-Apps - eine offizielle Beschwerde gegen Google bei der EU-Kommission eingereicht. Die Begründung: Ausnutzung der Vormachtstellung auf dem Markt für mobile Endgeräte.

Google im Visier der EU: noch ist nicht abzusehen, ob und wenn ja welche Auswirkungen die Beschwerde des App-Herstellers Disconnect auf die laufende Untersuchung der EU-Kommission haben wird.
Foto: Gil C / shutterstock.com

Android-Mobil-Monopol ausgenutzt?

Die neuerliche Beschwerde dürfte den EU-Regulatoren in die Hände spielen. Denn die hatten bereits angekündigt, auch das Google-Betriebssystem Android in einer getrennten Untersuchung unter die Lupe zu nehmen. Konkret begründet Disconnect seine Beschwerde damit, dass Google seine marktbeherrschende Position auf dem Mobile-Markt ausgenutzt habe, um sich einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen und so seine eigene Security-Software in den Vordergrund zu stellen.

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Fall 3:
Rechtsstreitigkeiten in Sachen automatischer Ausfüllvorschläge bei Suchanfragen bescheren Google immer wieder Probleme. Im Gegensatz zu Google sehen Gerichte diese aber nicht immer als harmlos an, weshalb der Suchmaschinenanbieter jüngst zwei Fälle in Frankreich verlor. In einem Rechtstreit wurde das französische Wort für „Betrug“ der französischen Organisation „Centre National Privé de Formation a Distance“ zugeordnet, wogegen diese klagte. Im zweiten Fall schlug Google die Begriffe „Vergewaltiger“ und „Satanist“ bei Suchanfragen nach dem Namen des Klägers vor.Google verlor ähnliche Fälle auch in Argentinien, Italien und Irland. Ein irischer Hotelbesitzer behauptet, die Auto-Ausfüll-Funktion stelle sein Hotel dar, als ob dieses zwangsverwaltet wird.
Fall 4:
Eine Niederländerin versucht immer wieder vor Gericht zu ziehen, nachdem sie bei Intel (INTC) und ihrer Regierung mit ihrer Beschwerde keinen Erfolg hatte. Sie behauptet, dass sie durch die hochfrequente Strahlung eines Pentium Prozessors Hautausschlag bekam. Allerdings wiesen bis zum jetzigen Zeitpunkt alle Gerichte die Klage der „Pentium-Allergikerin“ ab.
Fall 5:
In einem Werbespot anlässlich der Super Bowl, dem Endspiel im American Football, warben Babys für den Online-Broker-Dienst ETrade. Diesen Spot verfolgte auch der Kinderstar Lindsay Lohan und reichte Klage wegen Verleumdung in Höhe von 100 Millionen US-Dollar ein. Die Begründung: Lohan glaubte, dass eines der Babys auf ihre Anzeige „that milkaholic, Lindsay“ anspielt. Die beiden Parteien einigten sich außergerichtlich. Es ist davon auszugehen, dass Lohan eine Entschädigung von ETrade erhielt.
Fall 6:
Einige Fans des Online-Spiels „Star Wars Galaxies“ wären am liebsten mit einem Todesstern gegen Sony vorgegangen, als der japanische Konzern 2010 verkündete, die Sever für das Spiel abzuschalten. Es gab zwar keine tragfähigen Gründe für einen Rechtsstreit, dennoch entschieden sich die Fans aus Frustration für eine Sammelklage. Bisher ist nichts über einen Prozess bekannt und es wird wahrscheinlich auch nie einen geben.
Fall 7:
Ein Farmer aus Florida hat ein kleines Startup-Unternehmen verklagt, das Foren und Chat-Rooms betreibt. Der Grund: Er fand in einem Forum einen negativen Eintrag. In diesem 800 Millionen US-Dollar Rechtsstreit geht es darum, dass der Kläger dem Unternehmen unterstellt, durch negative Beiträge den Ausgang eines anderen juristischen Verfahren beeinflussen zu wollen, an dem Kläger ebenfalls beteiligt ist. Stellen Sie sich vor, jede Online-Beleidigung zöge eine Klage nach sich.
Fall 8:
Amanda Bonnen twitterte 2009 an ihre 20 Anhänger, dass ihre Wohnung verschimmelt. Ihr Vermieter reichte daraufhin Klage ein. Er sah seinen guten Ruf geschädigt und wollte 50.000 US-Dollar Schadensersatz Der Richter wies die Klage ab. Er war der Ansicht, dass die Tweets für den Verleumdungsvorwurf nicht ausreichten.
Fall 9:
Ein Schulbezirk in Chicago gilt als WiFi-Pionier, weil er schon 1995 öffentliche Funknetze an seinen Schulen installierte. Jahre später, 2003, verklagten Eltern des Bezirks die Schulen, weil die Router angeblich der Gesundheit der Kinder schaden. Jedoch ohne Erfolg, weil die Kläger keinen Nachweise einer eventuellen Gesundheitsgefährdung erbringen konnten..
Fall 10:
Im Jahr 2008 schlug der Bürgermeister der türkischen Stadt Batman vor, den Filmregisseur Christoper Nolan und das Filmstudio Warner Brothers zu verklagen – um Lizenzgebühren aus dem Blockbuster „The Dark Knight“ zu fordern. Soweit bekannt wurde aber nie eine Klage eingereicht. Unbestätigten Gerüchten zufolge, soll der dunkle Ritter nun die Stadt beschützen.

Security vs. Werbung und Big Data

Der Hintergrund des Vorfalls: Google hatte im vergangenen Jahr eine App von Disconnect aus dem Play Store mit der Begründung entfernt, die Software verstoße gegen eine Richtlinie die besagt, dass keine Software andere Apps störend beeinflussen darf.

Die Verantwortlichen bei Disconnect sehen die Sache jedoch ganz anders: demnach habe man die App seitens Google nur deshalb entfernt, weil sie das Sammeln von Nutzer- und Bewegungsdaten und die Ausrollung von Werbung verhindert habe, die wiederum die beiden wesentlichen Profit-Faktoren für Google darstellen. Deshalb fordert Disconnect nun über die EU-Kommission die Wiedereinstellung ihrer App in den Google Play Store.

Die beliebtesten Android-Apps im Google-Play-Store
Platz 9: Firefox
Den bekannten Internetbrowser Firefox von Mozilla gibt es neben der Desktopvariante auch als App für Android-basierte Mobilgeräte. Dieser besitzt viele der Funktionen des großen Bruders. So lässt sich zum Beispiel das Tab-Browsing nutzen. Auch die Funktionen Chronik und Lesezeichen stehen dem Anwender zur Verfügung genauso wie das Verwalten von Passwörtern des Browsers. Zusätzlich kann der User seine Privatsphäre durch verschiedene Sicherheitseinstellungen individuell bestimmen, unübersichtliche Internetseiten automatisch in lesefreundliche Seiten umwandeln und den Browser durch Add-ons erweitern.
Platz 8: AVG AntiVirus Free
Die AVG AntiVirus App in der Free-Version schütz das Smartphone und Tablet in Echtzeit vor Virusattacken. Darüber hinaus bekämpft es Malware sowie Spyware und verhindert, dass schädliche Textnachrichten das mobile Gerät kompromittieren könnten. Auch das Aufbewahren von persönlichen Daten wird von der App unterstützt. Ein besonders Feature ist die Anruf- und Nachrichtenblockierung. Damit kann sich der Anwender vor Spam, Scam und Hacker-Angriffen schützen. So warnt zum Beispiel die Anruf- und Nachrichtenblockierung den User nicht nur vor verdächtigen Textnachrichten sondern ermöglicht auch durch Setzen von Filtern das Blockieren unerwünschter Anrufe und Nachrichten. Darüber hinaus bietet eine Widget-Funktion, dass der Nutzer auf die wichtigsten Optionen der Security-App direkt vom Startbildschirm zugreifen kann.
Platz 7: Instagram
Die kostenlose Android-App Instagram ermöglicht, komfortabel Fotos aufzunehmen und diese über die sozialen Kontakte des Anwenders zu verteilen. Dazu bietet die Software zahlreiche Filtereffekte oder verwende Tilt und Shift, um die Smartphone-Fotos ins rechte Licht zu rücken. So lassen sich zum Beispiel wichtige Momentaufnahmen aus dem Berufsleben mit den Kollegen teilen. Dazu können die Fotos direkt auf die sozialen Netzwerkangebote wie Facebook, Twitter, Flickr, Tumblr und Foursquare weitergeleitet werden. Laut Hersteller stehen dem Anwender stehen Uploads in unbegrenzter Menge zur Verfügung.
Platz 6: Adobe Reader
Sehr viele Dokumente werden im PDF-Format verteilt. Dementsprechend fällt ein schlechter PDF-Reader auf dem Smartphone ins Gewicht. Der Adobe Reader für Android gehört zu den besseren Leseprogrammen - insbesondere was die Bedienung angeht. Überfrachtete Menüs gibt es nicht, gesteuert wird über bekannte Android-Gesten. Dateien werden direkt vom Smartphone-Speicher oder E-Mails geladen. Verschiedene Einstellungsmöglichkeiten was die Darstellungsqualität auf dem Smartphone angeht sollen helfen, auch lange PDF-Dokumente gut lesen zu können.
Platz 5: Viber - Free Messages & Calls
Über die Gratis-App Viber Free Messages & Calls für Android-basierende Smartphone und Tablets lassen sich kostenlos SMS verschicken sowie Telefonate führen. Auch der Versand von Fotos und das Führen von Videogesprächen sind kostenfrei möglich. Allerdings wird vorausgesetzt, dass das mobile Gerät eine 3G- beziehungsweise WLAN-Verbindung ins Internet besitzt und die Gegenstelle ebenfalls die Viber-App auf seinem Gerät installiert hat. Viber nutzt dabei die Rufnummer des Smartphone oder Tablets als ID-Nummer. Die App synchronisiert sich mit der Kontakteliste des mobilen Gerätes und erkennt automatisch die Kontakte, die ebenfalls Viber zur Kommunikation nutzen.
Platz 4: Facebook Messenger
Der Facebook Messenger ermöglicht es, jederzeit mit seinen Freunden per Smartphones, Handys oder auf dem Computer n Kontakt zu treten. Über ein Chatsymbole werden die Nachrichten und SMS immer im Vordergrund gehalten, um jederzeit darauf zugreifen zu können. Der Clou: Der User kann mit seinen Kontakten chatten und gleichzeitig seine Hauptanwendungen bedienen beziehungsweise nutzen.
Platz 3: Skype
Der populäre VoIP und Instant-Messenging-Dienst Skype findet nun mit einer eigenen App den Weg in den Android Market. Das Programm bietet alle Möglichkeiten des Dienstes an, wozu hauptsächlich die VoIP-Telefonie über WLAN und 3G zählen, genauso wie der integrierte Instant Messenger. Zusätzlich lassen sich auch Videogespräche führen. Auch eine direkte Anrufe und SMS an Handys oder Festnetztelefone sind möglich.
Platz 2: Facebook
Mit der Facebook App für Android ist der Anwender in der Lage, das eigen Profil und die Kontakte bequem über das Smartphone zu verwalten inklusive Statusupdates der Freunde. Zusätzlich lassen sich Nachrichten samt Fotos direkt mit den Freunden austauschen. Auch die Verwaltung von Gruppen und Veranstaltungen ist kein Problem. Eine einfach zu bedienende Suchfunktion vereinfacht das Auffinden von Personen. Über 3G/4G oder WLAN kann der User auch seine Facebook-Freunde per integrierter Internet-Telefonierfunktion direkt kontaktieren oder ihnen sogennate Sticker zukommen lassen.
Platz 1: WhatsApp Messenger
Der WhatsApp Messenger ist ein Messaging-Programm nicht nur für Android-basierende Smartphones oder Tablets. Mit der App kann der Anwender kostenfrei Nachrichten, Bilder, Videos und Sprachnotizen verschicken. Allerdings muss der Empfänger der Nachricht ebenfalls die WhatsApp-Software auf seinem System besitzen. Der WhatsApp Messenger nutzt dabei eine Internetverbindung, sodass keine Kosten für den Nachrichtenversand entstehen. Die App ist auch für iPhone- und BlackBerry-Plattformen verfügbar.

Das sagt Google zu den Vorwürfen

Die Reaktion von Google auf die neuen Vorwürfe fällt erwartungsgemäß eher einsilbig aus. Wie das "WSJ" unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher schreibt, betrachtet Google die Beschwerde schlicht als "unbegründet".

Die EU-Kommission hat nun die Möglichkeit, die Beschwerde von Disconnect in einem gesonderten Verfahren zu behandeln, sie in die geplante Android-Untersuchung einzugliedern oder sie schlichtweg zu ignorieren.