Thin Clients lösen alte Desktops ab

Berlitz verabschiedet sich von DOS-basierten PCs und Cobol-Software

22.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Unter der Projektbezeichnung Götterdämmerung renovierte der Sprachtrainings- und Übersetzungsanbieter Berlitz seine IT-Struktur in Europa. Alte DOS-PCs mußten einer Thin-Client-Installation auf Basis von Citrix Metaframe weichen.

Als sich Berlitz 1998 entschloß, Stand-alone-PCs unter MS-DOS und eine veraltete Cobol-Anwendung abzulösen, stand zunächst auch ein Konzept mit Desktop-Rechnern und einer Light-Version von Novell Netware zur Diskussion. Für Lothar Wilhelm, verantwortlich für die IT-Infrastruktur von 144 Berlitz-Niederlassungen in 23 europäischen Ländern, gaben Vorteile der Thin Clients den Ausschlag: Einfache Administration, Robustheit und Langlebigkeit.

Im Rahmen des Projekts Götterdämmerung entwickelte Berlitz eine Kernanwendung mit der Bezeichnung Language Center Management System (LCMS) auf Basis einer SQL-Datenbank. Kunden und eigenen Mitarbeitern stellt das System Funktionen wie Beratung, Einschreibung zu Sprachkursen sowie Abrechnung und Dokumentation der Lernfortschritte zur Verfügung. Für das LCMS und einige Windows-Standard-Anwendungen wie Word oder Excel erwies sich eine Thin-Client-Architektur auf Basis von Citrix-Servern als die geeignete Plattform, berichtet Wilhelm.

Microsofts Protokoll reichte nicht aus

Berlitz installierte in jeder der 144 Niederlassungen je einen NT-Server mit der Citrix-Software Metaframe. Die Citrix-Lösung mit dem ICA-Protokoll (ICA = Independent Computing Architecture) setzten die IT-Verantwortlichen ein, weil das von Microsoft mit dem Terminal-Server angebotene Remote Desktop Protocol (RDP) für die eigenen Zwecke nicht ausgereicht hätte.

"Wir konnten auf die ICA-Features wie beispielsweise Session Shadowing zur Verwaltung der Clients nicht verzichten", so Wilhelm. Mit Citrix'' ICA Neighbourhood lasse sich etwa über TCP/IP und ICA eine Wahlverbindung mit sämtlichen Servern aufbauen. Probleme an den Client-Rechnern könnten damit zum großen Teil von Administratoren aus der Ferne behoben werden.

Hinsichtlich der Client-Rechner griff Berlitz auf die von Siemens angebotenen Windows-based Terminals "Scovery 110" zurück, die mit den Modellen "Winterm 3315SE" von Wyse baugleich sind. Für den Einsatz der Thin Clients sprach laut Wilhelm auch die längere Einsetzbarkeit dieser Rechner. Eine Vorgabe für die Systeme sei es gewesen, daß die Arbeitsplätze über einen wirtschaftlichen Zeitraum von fünf Jahren Bestand haben müßten. Seiner Ansicht nach könne man ein Windows-based Terminal rund sieben Jahre unverändert verwenden, einen PC dagegen lediglich zweieinhalb Jahre.

Während die Clients damit die Anforderungen erfüllten, kam es auf der Server-Seite offenbar zu Engpässen. Die eingesetzten Dell-Server mit 128 MB RAM und jeweils zwei Pentium-III-Prozessoren schienen anfangs üppig ausgestattet zu sein. Nach ersten Erfahrungen erwies sich der Arbeitsspeicher aber doch als zu gering dimensioniert. Eine Ausstattung mit 256 MB RAM sei unbedingt empfehlenswert, so Wilhelm, obwohl von Microsoft lediglich 128 MB angegeben wurden. Auch die verbreitete Annahme, mit einem Server ließen sich bis zu 25 Windows-Terminals im Netz bedienen, hält er für unrealistisch. Nach seiner Einschätzung liegt die Grenze bei maximal zehn Client-Stationen.