Mikogo Cloud Desktop

BeamYourScreen bietet Windows aus der Cloud

02.04.2013 von Wolfgang Sommergut
Der Mikogo Cloud Desktop basiert auf den Terminal-Diensten von Windows Server und enthält einen HTML5-Client, so dass auf dem Endgerät keine Software installiert werden muss.

Die Mannheimer BeamYourScreen GmbH bietet unter der Bezeichnung "Mikogo Cloud Desktop" Windows als Service an. Das Unternehmen verdiente sein Geld bislang mit einer Screensharing-Lösung, die unter dem Namen "Mikogo" als Software-as-a-Service-(SaaS-)Angebot verfügbar ist.

Eines ihrer wesentlichen Features besteht in einem HTML5-Frontend. Dafür benötigt der Hersteller ein Gateway, mit dem das proprietäre Screensharing-Protokoll in HTML5 umgesetzt wird. Dieses hat BeamYourScreen nun für Microsofts Remote Desktop Protocol adaptiert und ermöglicht so den Zugriff auf die Windows-Oberfläche aus einem modernen Web-Browser.

Zunehmendes Angebot an HTML5-Clients

Der Mikogo Desktop beruht auf den Remote Desktop Services von Windows Server 2012 und bildet entsprechend auch den neuen Startbildschirm.
Foto: BeamYourScreen

Mit steigender Verbreitung von HTML5-fähigen Browsern bringen immer mehr Anbieter Lösungen auf den Markt, die den Zugriff auf virtuelle Desktops oder Terminal-Sessions erlauben, ohne dass dafür auf dem Endgerät eine eigene Software installiert werden muss. Erst kürzlich kündigte VMware anlässlich der Freigabe der "Horizon Suite" die Verfügbarkeit seiner Blast-Technik an, die dem gleichen Zweck dient.

Im Unterschied zu den meisten dieser frühen Implementierungen erlaubt der HTML5-Client von Mikogo Cloud Desktop ein flüssiges Arbeiten ohne Darstellungsprobleme. Darüber hinaus überträgt er im Unterschied zu VMware Blast auch die Audioausgabe des Remote-PC.

Hinzu kommt eine relativ gute Integration mit dem lokalen System, unter anderem das Copy and Paste zwischen lokalen und entfernten Anwendungen oder die Ausgabe von Printjobs von entfernten Applikationen auf lokale Drucker. Zu den weiteren Funktionen des HTML5-Frontends gehören der Up- und Download von Dateien, die Unterstützung für Touch-Bedienung sowie die verschlüsselte Kommunikation über SSL.

Unklare Nutzungsszenarien

Der unkomplizierte Zugriff von fast jedem Endgerät aus soll den Desktop aus der Cloud für mobile Mitarbeiter oder externe Projektbeteiligte interessant machen, weil er von überall und fast jedem Gerät aus erreichbar ist und schnell bereitgestellt werden kann. Aber gerade die Einsatzszenarien sind derzeit noch das große Fragezeichen für eine solche Lösung.

Webconferencing-Tools im Test
Für Online-Meeting, Webinar, Chat, Messenger und Desktop Sharing gibt es viele Tools. Wir stellen Grundlagen sowie elf Collaboration-Systeme vor.
Citrix GoToMeeting
Citrix GoToMeeting ist eine schlanke und intuitiv nutzbare Web-Konferenzlösung, die sich in Outlook und andere Microsoft-Office-Produkte integriert.
Adobe Connect Professional 8
"Adobe Connect 8" ist ein umfangreiches, übersichtlich gestaltetes Webconferencing-Tool. Die Lösung eignet sich für verschiedene Einsatzszenarien von virtueller Teamarbeit über Online-Demonstrationen bis zu Online Trainings.
Cisco WebEx Meeting Center 8.5
"Cisco WebEx Meeting Center" ist ein Web-Konferenz-Tool vom Marktführer für Ad-hoc-Meetings sowie geplante Online-Treffen.
Fastviewer confered
"Fastviewer" eignet sich als Web-Konferenzlösung für geplante und Ad-hoc-Web-Meetings. Das Tool bietet alle erforderlichen Basisfunktionen vom Screen-Sharing über die Whiteboard-Funktion bis zum Chat und der Übertragung von Dateien und ermöglicht so die Online-Zusammenarbeit virtueller Teams. Fastviewer ist ein deutscher Anbieter und wurde 2011 von Siemens Enterprise Communications übernommen.
BeamYourScreen 4.0
"BeamYourScreen" bietet mit Version 4.0 seines Web-Konferenzsystems ein übersichtliches und intuitiv nutzbares Tool. Alle verfügbaren Funktionen lassen sich in Meetings durch Profile anpassen. Das Werkzeug wird auch unter dem Namen "Mikogo" vertrieben, wobei der Unterschied zwischen beiden Varianten im Preismodell besteht.
TeamViewer 7
Der deutsche Anbieter Teamviewer ist vor allem mit seinen Tools für Remote Support und Fernwartungssoftware bekannt. Das gleichnamige Web-Konferenzwerkzeug wurde in den letzten Jahren funktional erweitert und verfügt seit der neuen Version 7 über alle wesentlichen Funktionen für Online-Meetings.
Saba Meeting
Charakteristisch für "Saba Meeting" ist das schnelle Aufsetzen von Meetings, die Verfügbarkeit grundlegender und wichtiger Funktionen sowie deren übersichtliche Anordnung.
PGi GlobalMeet
"PGi GlobalMeet" bietet als Online-Konferenzlösung alle Funktionen, die für die virtuelle Zusammenarbeit notwendig sind. Hersteller PGi liefert neben GlobalMeet weitere Webconferencing-Lösungen wie iMeet und vertreibt Produkte anderer Softwarehersteller wie Adobe Connect, Cisco WebEx und Microsoft Lync Online.
Skype
Skype zählt zu den Pionieren unter den Peer-to-Peer-Conferencing-Anwendungen. 2005 wurde das Unternehmen von Ebay übernommen, seit 2011 gehört es zu Microsoft. Nach wie vor agiert es allerdings unabhängig, über die Integration in andere Microsoft-Anwendungen gibt es bisher lediglich Spekulationen.
Spreed Meeting
"Spreed Meeting" ist ein kostenlos erhältliches Online-Meeting-Tool, das plattformübergreifend unter Windows, Linux und Mac OS X läuft.
Microsoft Lync Online
Microsoft bietet mit "Lync" (früher Office Communications Server) eine Messaging- und Conferencing-Lösung an, die sich insbesondere an mittlere und große Unternehmen richtet. Lync integriert sich eng in die Office-Anwendungen und wird vom Hersteller auch als Alternative für klassische Telefonanlagen positioniert.
Im Gegensatz zu anderen RDP-Clients auf HTML5-Basis überträgt der von BeamYourScreen auch die Audiosignale des Remote-PC.
Foto: BeamYourScreen

Der Cloud-Service soll (und kann) nämlich kein Ersatz für einen regulären Firmen-Desktop sein, so dass er parallel dazu oder nur temporär eingesetzt würde. Daher dürfte die einfache Erreichbarkeit des Mikogo Desktop in den meisten Fällen nur dann von Nutzen sein, wenn die Benutzer dort ihre Daten und Anwendungen vorfinden. Dagegen wiederum sprechen die Restriktionen bei der Programminstallation auf einem Terminal-Server, für den der Anwender keine administrativen Rechte hat.

DaaS-Blockade durch Microsoft

Diese Schmalspurvariante von Desktop as a Service (DaaS) verdankt sich wie bei anderen Cloud-Providern den lizenzrechtlichen Vorgaben von Microsoft, das auch für Windows 8 noch keine Service-Provider-Lizenz einräumt. Diese gibt es weiterhin nur für Windows Server. Der einzig gangbare Weg für einen virtuellen Desktop aus der Cloud bestünde also darin, dass die Anwender ihre eigene Lizenz mitbringen.

Die Motive für diese Haltung sind ebenso unklar wie die lizenzrechtlichen Auflagen, mit denen Microsoft die Einrichtung von virtuellen Desktops in den Unternehmen erschwert. Bei seinen eigenen Cloud-Ambitionen spielt der traditionelle Windows-Desktop keine Rolle mehr, wie Office 365 zeigt. Hier geht es ausschließlich um die Bereitstellung von Anwendungen als Service.

Anbindung an die Firmen-IT

Der HTML5-Client des Cloud-Desktops unterstützt auch Copy and Paste zwischen lokalen und entfernten Anwendungen.
Foto: BeamYourScreen

Für die Synchronisierung der Daten sieht der Mikogo Cloud Desktop die Installation des Dropbox-Clients vor. Allerdings ist Verteilung von Firmeninformationen auf diesem Weg nirgendwo gerne gesehen und von kaum einer IT-Abteilung zugelassen. Daher richtet sich diese Option primär an private Anwender des Cloud-Desktops, die der Anbieter ebenfalls ansprechen möchte.

Um Unternehmen die Anbindung des Cloud-Desktops an ihre IT zu vereinfachen, möchte BeamYourScreen ein Site-to-Site-VPN anbieten und die Einrichtung von Vertrauensstellungen mit der AD-Domäne des Cloud-Dienstes erlauben. Das würde die Rechteverwaltung vereinfachen und den Zugriff vom Cloud-Desktop auf interne Ressourcen ermöglichen.

Dennoch dürfte für viele potenzielle Firmenkunden der HTML5-Client zwar interessant, ein weiterer Desktop aus der Cloud jedoch überflüssig sein. Daher plant BeamYourScreen die Bereitstellung des RDP-zu-HTML-Gateways als eigenständigen Service, der über ein VPN auf die Rechner hinter der Firewall des Kunden zugreifen kann.

Preis und Verfügbarkeit

Derzeit befindet sich der Mikogo Cloud Desktop noch in einer Erprobungsphase, und einige der angekündigten Dienste wie die AD-Integration oder die VPN-Anbindung werden nur auf Anfrage bereitgestellt. Die Nutzung des Dienstes ist bis jetzt kostenlos, die Anmeldung für ein Demo-Konto erfolgt über die Website des Anbieters. (hv/sh)

Grundlagen des Webconferencing
Um sich im Angebotsdickicht zurechtzufinden, empfiehlt sich ein Überblick über die Funktionen des Webconferencing. Hier gibt es im Wesentlichen fünf große Differenzierungsmerkmale:
Meeting-Arten: Webinare
Die Meeting-Form des Webinar kennzeichnet sich dadurch, dass ein Moderator vor mehreren Teilnehmern (one-to-many) präsentiert. Meist können dabei die Teilnehmer über einen Text-Chat Feedback geben. Gute Webinar-Software bietet vielfältige Zusatzfunktionen wie zum Beispiel Erinnerungsnachrichten, eine Webinar-Landingpage sowie Chat- und Umfrage-Tools. Die Infrastruktur muss hunderte Teilnehmer unterstützen.
Meeting-Arten: Webcasts
Webcasts ermöglichen die Veranstaltung virtueller Events mit vielen Teilnehmern, meist jedoch ohne Interaktionsmöglichkeit. In der Regel kommen bei Webcasts professionelle Videoübertragungstechniken zum Einsatz. Die Infrastruktur ist meist gehostet.
Varianten der virtuellen Zusammenarbeit: Desktop-Sharing
Das Desktop-Sharing beinhaltet in der Regel viele Webconferencing-Tools. Nutzer können dabei allen anderen Teilnehmern ihren eigenen PC-Desktop oder eine bestimmte Anwendung präsentieren. Modernere Werkzeuge erlauben differenzierte Einstellungen wie etwa das Verbergen persönlicher Elemente und vertraulicher Dokumente auf dem Desktop.
Varianten der virtuellen Zusammenarbeit: Virtuelle Räume
Sie liefern alternativ zum geteilten Desktop die Möglichkeit, Dokumente separat für ein bestimmtes Meeting zu laden. Damit haben Anwender mehr Kontrolle über ihre präsentierten Inhalte, wobei im Vergleich zum geteilten Desktop die Bedienung etwas umständlicher ist.
Unterstützte Kommunikationskanäle: Audiokonferenzen
Audiokonferenzen werden in der Regel parallel zu Web-Konferenzen betrieben - als begleitender Sprachkanal. Für den Audiokanal gibt es verschiedene Auswahloptionen. Oft kommt das klassische Telefon oder alternativ eine VoIP-Verbindung zum Einsatz. Verfügt das Unternehmen bereits über eine Telefonkonferenzlösung, sollte geprüft werden, ob eine Integration möglich ist. Am einfachsten sind kombinierte Audio-Web-Konferenzsysteme zu handhaben, da hier immer nur für ein Meeting konfiguriert und eingeladen werden muss.
Unterstützte Kommunikationskanäle: Videokonferenzen
Video-Meetings gewinnen zunehmend an Popularität. Während auf diesem Gebiet lange die High-end-Kategorie Telepresence für die Vorstandsebene dominierte, ermöglicht billigere Hardware inzwischen auch preisgünstige Low-end-Lösungen. Allerdings setzen diese Lösungen bei bis zu 500 Kbit/s eine gut ausgebaute Netzinfrastruktur voraus.
Deployment-Varianten: Software-as-a-Service
Viele Web-Konferenzanwendungen werden als Software as a Service (SaaS) angeboten. Solche extern gehosteten Lösungen haben aus Kundensicht den Vorteil, dass allenfalls ein Client-Programm installiert werden muss, aber weder Server noch Backbone-Anbindung benötigt werden. Bei global aufgestellten Anbietern gibt es in der Regel weltweit verteilte Zugangspunkte, die für gute internationale Verbindungen sorgen.
Deployment-Varianten: Lokale Installation
Die lokale Installation einer Webconferencing-Lösung im Unternehmen ist vor allem für mittlere bis große Betriebe interessant. Bei vorhandener IT-Infrastruktur liegen die Kosten häufig unter denen der Mietmodelle, zudem spielen für Anwender oft Datenschutzaspekte eine Rolle.
Lösungsarten: Speziallösungen
Etliche Webconferencing-Anbieter fokussieren ihre Produkte auf eine Kernfunktion, um die Implementierung und die Verwendung möglichst schnell und einfach zu gestalten. Beispiele dafür sind Citrix GoToMeeting, Adobe Connect und Cisco Webex.
Lösungsarten: Integrierte Lösungen
Einige große Softwareanbieter offerieren unter dem Stichwort Unified Communications integrierte Lösungen, die die Office- und Telefonie-Welt im gesamten Unternehmen zusammenführen. Beispiele dafür sind Microsoft Lync und IBM Sametime.