Auszählung der HP-Abstimmung könnte Wochen dauern

07.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem die US-Kartellbehörde FTC (Federal Trade Commission) am gestrigen Mittwoch ihre Zustimmung zu dem geplanten Merger von Hewlett-Packard (HP) und Compaq Computer gegeben hat, liegt die endgültige Entscheidung nun bei den HP-Aktionären. Diese sollen am 19. März abstimmen. Die Auszählung der Stimmen könnte jedoch Tage oder sogar Wochen dauern, warnen Analysten. Je enger das Ergebnis ausfällt, desto mehr Zeit könnte die Auswertung der Befragungsergebnisse beanspruchen.

Viele Aktionäre sind bereits jetzt dabei, ihre Stimme abzugeben. Sie wenden sich dabei an das HP-Management oder an dessen Gegner Walter Hewlett und übertragen der jeweiligen Partei ihr Stimmrecht. Mit Hilfe dieser Stimmen lässt sich jedoch allenfalls ein Trend ausmachen, da die Aktionäre bis zum Stichtag ihre Meinung beliebig oft ändern können.

Das HP-Management hat inzwischen viele Trümpfe auf seiner Seite, da es die Zustimmung der europäischen, kanadischen und US-amerikanischen Kartellbehörden sowie der einflussreichen Anlegerberatungsfirma ISS gewinnen konnte (Computerwoche online berichtete). Dagegen stehen die Hewlett- und Packard-Familienstiftungen, die auf jeden Fall mit ihrem 18-prozentigen Unternehmensanteil gegen den Merger votieren werden, und die mit weiterem Zulauf seitens institutioneller und privater Investoren rechnen können. Einige Analysten schätzen, dass HP bislang insgesamt acht Prozent der Aktionäre von den Vorteilen des umstrittenen Mergers überzeugen konnte.

FTC: Fusion dient dem Wettbewerb

Nach einer rund sechs Monate langen Untersuchung hat die FTC nun ebenfalls ihr Plazet zu der Hochzeit der IT-Giganten gegeben. Zur Begründung hieß es: "Die Kommission hat die Auswirkungen des Mergers auf den Wettbewerb im PC-, Server- und Mikroprozessormarkt ausführlich untersucht. Aufgrund dieser Analyse haben wir keine Belege dafür gefunden, dass die vorgeschlagene Transaktion den Wettbewerb in irgendeinem relevanten Markt behindern würde." Die fünf Mitglieder des Gremiums waren einhellig der Meinung, dass die rund 22 Milliarden Dollar schwere Fusion die Branche eher beflügeln werde. Die Genehmigung des Zusammenschlusses erfolgte wie auch in Kanada und Europa ohne Auflagen.

Während das HP-Management die Entscheidung selbstredend begrüßte, zeigte sich das Lager der Gegner rund um Walter Hewlett enttäuscht. Offensichtlich sei die Wettbewerbsposition des fusionierten Konzerns so schwach, dass es keinerlei Einwände von staatlicher Seite gebe. Ein Sprecher erklärte: "Die Regulierer melden normalerweise lautstark ihre Bedenken an, wenn es auch nur die Spur einer Wettbewerbsverzerrung bei einer Fusion gibt. Das ist offensichtlich bei HPs geplanter Akquisition von Compaq nicht der Fall." HPs Aktionäre sollten nach Meinung der Fusionsgegner darüber nachdenken, warum Konkurrenten wie Sun, Dell und IBM keinen Einspruch gegen die Transaktion eingelegt haben, die angeblich den Wert von HP steigern soll. (ka)