MDA als mobiles Kreditkarten-Terminal

Ausweiskontrolle im Taxi?

25.01.2006
COMPUTERWOCHE VERLEGERPUBLIKATION - Das Bezahlen mit EC- und Kreditkarten ist längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Kaum ein Dienstleister kann es sich noch leisten, das Plastikgeld als Zahlungsmittel abzulehnen. Auch in den meisten Taxis ist die bargeldlose Zahlung inzwischen zum Standard geworden. Die Hamburger Firma Payco GmbH bietet jetzt erstmals ein System an, bei dem Standard-Kleincomputer (so genannte MDAs) mit Mobilfunk-GSM-Verbindung als mobile Kreditkarten-Terminals fungieren.

Schon seit einigen Jahren ist der Einsatz elektronischer Zahlungssysteme nicht mehr auf die Geschäftsräume eines Unternehmens beschränkt. Auch im Verkehrsgewerbe sind mobile Zahlungssysteme inzwischen weit verbreitet.

Wer am Ende einer Taxifahrt seine EC-Karte zum Bezahlen zückt, erwartet keinerlei Probleme. EC- und Kreditkarten sind inzwischen auch in Deutschland so weit verbreitet, dass Handel und Dienstleistungsgewerbe das Plastikgeld fast überall akzeptieren. Trotzdem kann es vorkommen, dass sich ein Taxifahrer zusätzlich zur Karte den Personalausweis reichen lässt. Ist das Zahlungsmittel also doch nicht so sicher, wie uns Banken und Sparkassen glauben machen?

Einer der Gründ dafür liegt den Erfahrungen in der Vergangenheit mit den bisherigen mobilen System: Die erste Generation der Abrechnungs-Terminals hatte während der Zahlung keine Verbindung zur Abrechnungsstelle. Die Folge: Besonders die Zahlung mit EC-Karten geriet für den Dienstleister nicht selten zu einem Vabanquespiel.

Denn im Gegensatz zu Kreditkarten gibt es bei EC-Karten keine Zahlungsgarantie. Die Geräte lesen die Kontodaten auf dem Magnetstreifen der Karte, drucken einen Lastschriftauftrag, den der Kunde unterzeichnet, und übertragen den Auftrag über eine Abrechnungsstelle an die Bank des Kunden. Bei der ersten Generation mobiler Kartenleser waren die Geräte offline und die gespeicherten Zahlungsvorgänge wurden in unregelmäßigen Abständen mittels sogenannter Clearing-Stationen - etwa in den Geschäftsräumen oder an Tankstellen - ausgelesen. Dabei übertrugen die Clearing-Geräte die gespeicherten Zahlungsdaten über eine Festnetzleitung an die Abrechnungsstelle.

Bei jedem Clearing-Vorgang schickte der Abrechnungsserver eine Liste der aktuell gesperrten Karten auf das Mobilgerät zurück. Das war – neben dem Unterschriftenvergleich – die einzige Möglichkeit, um einen Betrug zu verhindern. Bei den Geräten ohne Online-Verbindung vergingen meistens einige Tage bis zur Übertragung an die zentrale Abrechnungsstelle. Die Auszahlung des Lastschriftauftrags hängt jedoch davon ab, dass das Konto zum Zeitpunkt der Abbuchung über eine ausreichende Deckung verfügt und die Karte nicht als gestohlen gemeldet wurde. Andernfalls weist das Kreditinstitut den Auftrag kostenpflichtig zurück.

Auch im Taxengewerbe, wo zwar die Einzelbeträge relativ gering sind, summierten sich die Forderungsausfälle durch fehlgeschlagene Lastschriften zu erheblichen Beträgen. Nicht selten verlangten Taxifahrer deshalb von ihren Fahrgästen die Vorlage eines Ausweisdokuments. Eine Maßnahme, die bei den Kunden auf wenig Verständnis stieß.

Abhilfe schuf die nächste Generation mobiler Kartenleser, die über ein eingebautes GSM-Modul verfügte und heute im mobilen Einsatz als Standard gilt. Die Geräte stellen während des Zahlungsvorgangs über ein beliebiges Mobilfunknetz eine Verbindung zum Abrechnungsserver her. Der Vorteil: schon vor Abschluss der Zahlung wird durch eine Abfrage der aktuellen Bankensperrliste überprüft, ob die Karte auch gültig ist.

„Sofort nach Einführung der neuen Systeme sank die Anzahl der Forderungsausfälle drastisch. Das Problem der Totalausfälle durch gestohlene Karten hat sich nahezu erledigt.“ sagt Manfred Schröder, Geschäftsführer der Hamburger Firma Payco GmbH, die integrierte Zahlungssysteme entwickelt. Damit entfiel auch die Überprüfung der Personalien der Fahrgäste durch den Fahrer. Der Fortschritt hatte allerdings seinen Preis: Die neuen Geräte mit Online-Verbindung sind teurer, die Mobilfunkanbindung kostet zusätzliches Geld. Neben einer monatlicher Gebühr für den Mobilfunk-Account entstehen Verbindungskosten. Die Geräte besitzen zwar, wie auch Handys, eine eigene Sim-Card. Die Nutzung ist jedoch ausschließlich auf den Austausch von Zahlungsdaten beschränkt.

Besonders kleinere Taxenunternehmen, die auf Grund der Zahlungsunsicherheit und des zusätzlichen Organisationsaufwandes ohnehin Barzahlung bevorzugen, taten sich schwer mit der Kartenzahlung. Deshalb ging der Payco-Geschäftsführer, der als Kreditkartenpionier vor 20 Jahren an der Entwicklung der ersten Kartenlesegeräte in Deutschland beteiligt war, einen neuen Weg: Zusätzlich zu den üblichen Kartenlesern bietet er jetzt ein mobiles Zahlungssystem an, das ohne spezielle Hardware auskommt und vollständig auf marktüblichen Standard-Komponenten basiert Auf einem handelsüblichen Minicomputer mit integriertem GSM-Modul – beispielsweise des von T-Mobile angebotenen MDA 2 – wird eine Payco spezifische Abrechnungs-Applikation installiert. Die Bedienung erfolgt über den Touchscreen des MDA. Ein kompakter Kartenleser samt Belegdrucker ist per Bluetooth an das System angeschlossen.

Die Vorteile des Systems: Anstatt eines teuren Spezialgerätes, das außer dem Abwickeln von Zahlungsvorgängen keinen weiteren Nutzen bietet, sind hier lediglich Standard-Hardwarekomponenten erforderlich. Trotz größerer Leistung sind sie weit günstiger in der Anschaffung als proprietäre Geräte und bieten zudem weitere Nutzungsmöglichkeiten - wie GPS-Navigation, E-Mail-Zugang oder Office-Anwendungen. Das Mobilfunk-Konto für das Abrechnungssystem kann auch zum Telefonieren oder für den Zugriff auf das Internet genutzt werden.

Außerdem entfällt durch das System das finanzielle Risiko für den Nutzer: Die Kartenzahlungen, die Payco gegen eine marktübliche Provision abwickelt, sind bis zu 100 Euro pro Transaktion versichert. Über eine Internetverbindung tauscht das System die Daten SSL-verschlüsselt mit dem Payco-Server aus. Die Software ist auf jedem modernen MDA mit dem Betriebssystem Windows Mobile lauffähig .

Im Fahrzeug wird das Gerät über eine Halterungen am Armaturenbrett befestigt. Zusätzlich kann eine GPS-Antenne für ein Fahrzeug-Navigationssystem angeschlossen werden. Das Gerät ist transportabel und kann auch mitgenommen werden, um auch außerhalb des Fahrzeugs direkt beim Kunden zu kassieren - oder auch nur schlicht als Handy zum telefonieren.

Payco-Chef Schröder ist überzeugt, dass zukünftig kein Weg an der Kombination von MDA und Internetverbindung zum mobilen Datenaustausch mit Fahrzeugen vorbei führt: „Es macht keinen Sinn, teure Spezial-Hardware und proprietäre Übertragungsmethoden zu verwenden, wenn die gleichen Aufgaben besser und kostengünstiger von aktuellen Standardsystemen erledigt werden können“, sagt Geschäftsführer. Nicht nur im Taxengewerbe, das seit Jahren mit rückgängigen Umsätzen zu kämpfen hat, werde ein günstiges, leistungsfähiges und auf Standard-Hardware basierendes System geschätzt. Auch für alle andere Unternehmen mit Außendienst-Inkasso sei das MDA mit Abrechnungssoftware eine kostengünstige und flexibel einsetzbare Lösung. Denn kein Dienstleister könne es sich auf Dauer leisten, sich dem Trend zur Kartenzahlung zu widersetzen - oder seine Kunden mit Ausweiskontrollen zu vergraulen.

Sven Althorn