IDC-Studie zu Big Data

Auf dieser Welle müssen Unternehmen reiten

12.02.2013 von Matthias Zacher (IDC)
Big Business dank Big Data? Dieser Frage geht die aktuelle IDC-Studie nach. Sie will beantworten, welche neuen Wege der Datenanalyse Firmen beschreiten sollten.
Wird es gelingen, aus den wachsenden Datenbergen einen wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen?
Foto: fotolia.com/EpicStockMedia

Die wachsenden Datenmengen werden für Unternehmen immer stärker zu einem ernsthaften Problem. Da vorhandene Lösungen und Systeme an ihre Grenzen gelangen, erproben und nutzen Fachbereiche und IT-Abteilungen zahlreiche technologische und organisatorische Ansätze, von denen sie sich zugleich bessere Geschäfte erhoffen.

Unternehmen starten jetzt erst

Viele Organisationen befinden sich noch im Anfangsstadium und erledigen derzeit Basisarbeiten. Dies ist das Fazit der IDC-Studie "Big Business dank Big Data? Neue Wege des Daten-Handlings und der Datenanalyse in Deutschland 2012". Ziel der von IDC im September 2012 vorgenommenen Befragung unter 254 deutschen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern war es, die aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätze für das neue IT-Paradigma Big Data zu untersuchen. Der Schwerpunkt lag insbesondere auf Umsetzungsszenarien zur Verbesserung von Daten-Management und Datenanalyse aus Sicht der IT- und der Business-Entscheider. In die Befragung wurden nur solche Unternehmen einbezogen, die sich mit Datenaspekten intensiv auseinandersetzen und das Big-Data-Thema angehen.

Das Ziel: Daten zu Geld machen

Die Projekte bewirken große Veränderungen. Big Data umfasst riesige Datenmengen, unterschiedliche Datenformate und Datenquellen, die mit herkömmlichen Methoden und Vorgehensweisen (Datenorganisation, Datenarchitektur, Daten-Management, Datenanalyse und Datenpräsentation) nur unzulänglich bearbeitet werden können. Ziel ist es, mit speziellen Tools und Konzepten wirtschaftlichen Nutzen aus den Daten zu ziehen.

Datenberge wachsen ständig

Deutsche Unternehmen stellen ein stetiges Wachstum ihrer Datenbestände fest. Wie die Befragungsergebnisse zeigen, erwarten mehr als drei Viertel der Verantwortlichen in den nächsten zwei Jahren einen jährlichen Datenzuwachs von bis zu 25 Prozent. Immerhin 13 Prozent rechnen damit, dass ihr Datenberg im selben Zeitraum um 25 bis 50 Prozent wächst.

Der Datenstrom speist sich aus einer Vielzahl von Quellen. Das stärkste Wachstum messen die IT- und Business-Verantwortlichen den mobilen Anwendungen (40 Prozent der Nennungen) zu. Bedeutende Datenquellen sind zudem IT- und TK-Systeme (39 Prozent) und Anwendungen in der Cloud (36 Prozent). Häufig genannt wurden zudem unstrukturierte Daten (34 Prozent). Die Befragten haben also sehr wohl erkannt, dass akuter Handlungsbedarf besteht.

Kaum Zeit für Innovationen

Die IDC-Untersuchung hat dabei ein Dilemma ausgemacht, das im Prinzip bekannt ist, das sich aber für die Nutzung neuer Techniken wie eben Big Data immer wieder als hinderlich erweist: Die IT-Organisationen sind durch operative Aufgaben dermaßen ausgelastet, dass kaum Zeit für Innovation bleibt.

Die größten Herausforderungen sind der Schutz der Informationen (46 Prozent), die effiziente Speicherung von Daten (43 Prozent) und die Frage, wie hoch die Kosten für die Beherrschung der Daten sind (39 Prozent). Die Erhebung unter den Anwenderunternehmen belegt demnach, dass grundlegende Aufgaben fortbestehen und keineswegs gelöst sind.

Hinzu kommen aus IT-Sicht weitere Fragestellungen, etwa nach der Bewältigung der Datenmenge insgesamt, dem Handling des starken Datenverkehrs und der Datenverwaltung. Die genannten Punkte spiegeln somit die Breite und den Umfang einer Herausforderung wider, die letztendlich - wenn auch in unterschiedlicher Dringlichkeit - das gesamte Unternehmen durchdringt.

Nur punktuelle Lösungen

Die Befragungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass IT-Organisationen und Fachbereiche zwar um das Datendilemma wissen, aber auf dessen Breite und Intensität oftmals nur mit punktuellen Lösungsansätzen reagieren. Das ist durchaus nachvollziehbar, weil die in den Firmen installierten Lösungen und genutzten Konzepte zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Die Unternehmen sind damit kaum noch in der Lage, die Daten ausreichend zu erschließen. Um ein Scheitern zu vermeiden, sind strategische Ansätze gefragt. IDC erwartet, dass viele Organisationen für Big Data hybride Szenarien aus vorhandener und neuer Technologie entwickeln. Die ersten Ansätze dazu sind IDC-Beobachtungen zufolge bereits in einigen Unternehmen sichtbar.

Breite technische Vielfalt

Gleichwohl erproben und nutzen die befragten IT-Entscheider zahlreiche Technologien, die mit Big Data in Verbindung gebracht werden. Am häufigsten kommen heute In-Memory-Datenbanken, High-Perfomance-Computing und Enterprise-Content-Management (ECM) zum Einsatz. Zu den weiteren von den Befragten genannten technologischen Ansätzen zählen spaltenorientierte Datenbanken, Software-Caching, verteilte Architekturen, dokumentenorientierte Datenbanken, paralleles Processing und weitere Lösungen.

Die Dimension von Big Data

Dies zeigt deutlich die Dimension von Big Data, die sich über die Infrastruktur, das Daten-Management und Analyse-Tools bis hin zur Präsentationsebene erstreckt. Technologie bedeutet in diesem Zusammenhang Hardware und Software sowie die damit verbundenen Services.

Kritik an Skalierbarkeit

Wie die Befragung zeigt, sehen die Unternehmen aber zahlreiche Hürden bei der Nutzung von Big-Data-Technologie: 34 Prozent der Befragten bemängeln eine unzureichende Skalierbarkeit der vorhandenen IT-Infrastruktur, 33 Prozent sehen Performance-Probleme der Netze. Weitere 29 Prozent sind der Ansicht, dass die Big-Data-Technologie noch nicht vollständig verstanden worden ist.

Zudem haben die Unternehmen erkannt, dass Datenkonsolidierung eine permanente Aufgabe ist, und dass sie die Speicherung und den Zugriff auf strukturierte und unstrukturierte Daten verbessern müssen.

Organisationen, die hier im Status quo verharren, werden sich schwer tun, ihr Daten-Handling zu beherrschen, das von der Datenerzeugung bis zur Umsetzung in einen geschäftlichen Mehrwert reicht.

Big Data soll Kosten sparen

Die befragten Organisationen versprechen sich von der Nutzung von Big- Data-Technologien an erster Stelle eine Kostenoptimierung (45 Prozent). Das bedeutet nichts anderes, als dass die datenrelevanten Prozesse kostengünstiger werden müssen. Das weitere Potenzial ist klar auf einen Business-Nutzen ausgerichtet. Dazu zählen schnellere Informationsgewinnung (42 Prozent) sowie ein besseres Informations-Management (36 Prozent), eine bessere Steuerung des Unternehmens (33 Prozent) und die Verfügbarkeit von detaillierteren Informationen als bisher (33 Prozent).

Dies bestätigen auch die weiteren Aspekte, denn die Daten sollen ein effizienteres Geschäft ermöglichen und neue Geschäftspotenziale erschließen helfen. Das ist an sich nicht neu. Aber das Mehr an Daten und neue beziehungsweise massenkompatible Technologien bieten neue Chancen.

Zahlreiche Einsatzoptionen

Der Wert von Big-Data-Initativen lässt sich letztendlich nur im konkreten Business Case fassen. IDC beobachtet eine rasch wachsende Zahl von Anwendungsfällen, die auch durch die Aussagen der Befragungsteilnehmer belegt werden. Zu den am häufigsten genannten Einsatzszenarien zählen Controlling, Finanzplanung und Budgetierung, Preisoptimierung, Kundenrentabilität und Kundenverhalten, Vertriebssteuerung, Maschinenauslastung, Betrugserkennung, Wettbewerberanalysen und Simulationen. Aber auch zur Verbesserung der eigenen IT kommt Big-Data-Technologie zur Anwendung, beispielsweise zur Messung und Optimierung des Datenverkehrs, zur besseren Auslastung der ICT-Infrastruktur oder zum effizienteren Betrieb von Web-Anwendungen. Somit können sowohl das Business als auch die IT von Big Data-Lösungen profitieren.

Gezwungen, aktiv zu werden

Big Data zählt wie Cloud Computing, Mobility und Social Media zu den universellen Fragestellungen, die die IT-Entwicklung derzeit prägen und in den nächsten Jahren bestimmen werden. Sie beeinflussen alle Bereiche der betrieblichen IT. Big Data stellt insbesondere deswegen eine große Herausforderung an die Unternehmen, weil sie gezwungen sind, aktiv zu werden, um dem Datenwachstum, der Datenvielfalt und den verschiedenen Datenquellen entgegenzutreten und geschäftlichen Nutzen daraus zu ziehen.

Big Business dank Big Data?

Daten werden ohne Zweifel zum Produktionsfaktor, aber verspricht Big Data auch das große Geschäft? Für viele Organisation ist das noch lange nicht Realität. Sie sollten sich dennoch jetzt schon den Herausforderungen von Big Data stellen. Um so eher werden Erfolge sichtbar. (ph)

Impressionen vom Big Data Award 2012
Impressionen vom Big Data Award 2012
Professor Andreas Seufert, Direktor am Institut für Business Intelligence an der Steinbeis Hochschule Berlin, eröffnete das Vortragsprogramm mit einem umfassenden Überblick zum Thema Big Data.
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Der Kampf gegen die Uhr: Zehn beziehungsweise sechs Minuten hatten die Vortragenden Zeit, ihre Projekte beziehungsweise Tools vorzustellen.
COMPUTERWOCHE-Redakteur Martin Bayer ...
... führte durch den Big Data Award 2012.
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Cafer Tosun (re.), Senior Vice President und Managing Director im SAP Innovation Center, erläuterte wie SAPs neue In-Memory-Technik funktioniert.
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Zahlreiche Besucher konnten sich an den Ausstellungsständen über neue Techniken und Lösungen rund um Big Data informieren.
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Eine hochkarätige Jury (v.r.n.l.: Andreas Zilch, Experton Group, Norbert Deuschle, Storage Consortium, Prof. Andreas Seufert, Alexander Neff, Universität St. Gallen, und Carsten Bange, BARC) bewertete die Projekte und Tools.
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Der zweitägige Big-Data-Kongress der COMPUTERWOCHE fand 2012 im K39 in Offenbach statt.
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Viele Teilnehmer machten mit und beteiligten sich an der Wahl der Publikumsfavoriten.
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Auch das Publikum war aufgerufen, ihre Favoriten für die beiden Publikumspreise zu wählen: Es gewannen die The unbelievable Machine Company GmbH und die Talend GmbH.
Michael Beilfuss, IDG, ...
... läutete die Preisverleihung auf dem Gala-Abend am ersten Tag ein.
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Melanie Krüp vom Veranstalter HG-Editors spielte die Glücksfee für die Verlosung eines Lenovo-Ultrabooks, das Sponsor Intel zur Verfügung gestellt hatte.
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v.l.n.r. Martin Bayer, Redakteur Computerwoche; Jörg Bienert, CTO und Mit-Gründer von Parstream; Andreas Zilch, Vorstand und Lead Advisor der Experton Group AG.
Impressionen vom Big Data Award 2012
v.l.n.r. Martin Bayer, Redakteur Computerwoche; Martin Lange, Business Development Manager der Talend GmbH; Andreas Zilch, Vorstand und Lead Advisor der Experton Group AG.