Mac OS X 10.6

Apple tritt mit schlankem Schneeleoparden gegen Microsoft an

27.08.2009
Zwei Monate vor dem Start von Windows 7 heizt Apple ab morgen mit seinem neuen Betriebssystem Mac OS X 10.6 "Snow Leopard" den Wettbewerb mit Microsoft an.
Snow Leopard vor und auf einem MacBook Pro
Foto: Apple

Im Gegensatz zu den Systemaktualisierungen zuvor setzt Apple dabei nicht auf eine Vielzahl von neuen Funktionen, sondern verspricht seinen Kunden ein schlankes und schnelles System, mit dem ein Macintosh-Rechner künftig noch zuverlässiger und einfacher zu bedienen sei. Von den Verbesserungen können allerdings nur die Besitzer eines modernen Macs mit Intel-Prozessor profitieren, da Snow Leopard auf älteren Maschinen mit PowerPC-CPU nicht mehr läuft.

Viele der Änderungen in Mac OS X 10.6 sind für die Anwender gar nicht oder zumindest nicht auf den ersten Blick sichtbar, da sie die Architektur "unter der Haube" betreffen. Das Apple-Betriebssystem unterstützt künftig neben 32-Bit auch 64 Bit-Systeme, womit mehr als 4 Gigabyte Hauptspeicher genutzt werden und Programme schneller laufen können. Außerdem führt Apple mit "Grand Central Dispatch" und "OpenCL" neue Technologien ein, um die Mehrkern-Architektur moderner Prozessoren sowie die ständig wachsende Leistung der Grafikchips besser auszunutzen.

Microsoft verfolgt mit dem im Vergleich zu Snow Leopard deutlich teueren Windows 7 einen anderen Ansatz. Mit dem Vorgängersystem Windows Vista hatte der Softwareriese bereits vor zwei Jahren gravierende Änderungen in der Systemarchitektur vorgenommen, die aber damals aber viele Partner und Kunden überforderten. So liefen dann etliche Programme oder externe Geräte wie Drucker zunächst nicht mit dem neuen System. Diese Schwierigkeiten sollen mit Windows 7, das am 22. Oktober auf den Markt kommen wird, überwunden werden. Außerdem nutzt Microsoft nun die Gelegenheit, die in der Kritik stehende Benutzeroberfläche von Vista zu überarbeiten, so dass die Anwender beispielsweise künftig seltener von dem System mit Sicherheitsnachfragen genervt werden.

Apple führe mit Snow Leopard "ein radikales Konzept eines Software-Updates ein, das schlanker, schneller und besser anstatt größer, langsamer und aufgeblähter" sei, urteilt David Pogue von der "New York Times". Nach der Installation kann man unmittelbar sehen, was Apple unter "schlank" versteht. Bis zu sieben Gigabyte Speicherplatz gibt Snow Leopard auf der Festplatte frei (unter anderem werden nicht mehr alle, sondern nur noch die benötigten Druckertreiber installiert). Das ist eine echte Premiere, denn bislang verschlangen neue Systeme stets nach mehr Platz. Die Geschwindigkeitsverbesserungen betreffen vor allem die Benutzeroberfläche "Finder", den Webbrowser "Safari" und das Programm für die elektronische Post "Mail".

Integration mit Exchange 2007 - mit Bordmitteln

Kurios ist die Tatsache, dass das neue Apple-Betriebssystem nun die Exchange-Systeme von Microsoft besser unterstützt als ein Windows 7 (ohne extra zu erwerbende Software). Exchange bildet in vielen Unternehmen und Organisationen das digitale Rückgrat der geschäftlichen Kommunikation. Das mit der Microsoft-Infrastruktur (allerdings nur der aktuellen Version Exchange 2007) nun kompatible "Mail" wird ohne Zusatzkosten mit Snow Leopard ausgeliefert werden und lässt sich ebenso wie der Kalender "iCal" und das Adressbuch von Mac OS X direkt an Exchange ankoppeln - auch wenn die Konfiguration in vielen Fällen komplexer sein wird, als Apple es verspricht. Windows 7 dagegen benötigt für die Kommunikation mit Exchange eine Software wie "Outlook", die nicht zum Betriebssystem gehört.

Unterschiedliche Ansätze verfolgen Apple und Microsoft bei der Positionierung ihrer Systeme auf dem Markt. Apple bietet letztlich nur eine Version von Snow Leopard für alle an. Nur bei der Preisgestaltung unterscheidet der kalifornische Computerbauer zwischen einer Aktualisierung vom Vorgängersystem Mac OS X 10.5 "Leopard" (29 Euro) und dem "Mac Box Set" für ältere Systeme für 169 Euro. Findige Tester - so auch Walt Mossberg vom "Wall Street Journal" - haben aber schon herausgefunden, dass die 29-Euro-DVD sich auch auf den älteren Systemen installieren lässt. Allerdings verstößt dieses Billig-Upgrade für Altsysteme gegen die Lizenzbedingungen.

Marktführer Microsoft hingegen offeriert Windows 7 hierzulande in fünf verschiedenen Editionen (Starter, Home Basis, Home Premium, Professional, Enterprise und Ultimate). In den USA sollen die Upgrade-Lizenzen zwischen 120 Dollar (Home Premium) und 200 Dollar (Ultimate) kosten, die Preise für Europa sind noch nicht bekannt. Kompliziert wird es insbesondere für die Kunden, die bislang ein System mit dem älteren System Windows XP einsetzen. Sie können nicht in einem Rutsch alle Einstellungen, installierten Programme und gespeicherten Daten übernehmen, sondern müssen die Festplatte ihres Rechners formatieren und das Windows-7-System komplett neu aufsetzen.

Kritisch bei Apple muss verfolgt werden, welche Software-Hersteller künftig das neue System unterstützen werden. So kündigte Adobe an, künftig nur noch sein aktuelles Kreativpaket "Creative Suite 4" (CS4) für Snow Leopard zu optimieren - nicht jedoch die weit verbreitete Vorgängerversion CS3. Laut verschiedenen Testberichten auch von Adobe selbst läuft aber auch das ältere Programmpaket auf Mac OS X 10.6. (dpa/tc)