Neues Design, Control Center & Co.

Apple stellt iOS 7 vor - Die neuen Funktionen im Überblick

11.06.2013 von Christian Vilsbeck
Apple zeigt auf der eigenen Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco mit iOS 7 die nächste Generation seines mobilen Betriebssystems. Der Nachfolger von iOS 6 präsentiert sich im neuen Design, erhält ein Control Center, bekommt AirDrop und nutzt den Sperrbildschirm besser.

Apples neues Betriebssystem iOS 7 wird für das iPhone 4, iPhone 4S, iPhone 5, iPad 2, iPad 3, iPad 4, iPad mini sowie den iPod touch der 5. Generation angeboten werden. Im Herbst will Apple iOS 7 in der finalen Version als kostenloses Update anbieten. Wir haben die Keynote von Apple-CEO Tim Cook der Entwicklerkonferenz WWDC für Sie mitverfolgt. Lesen Sie nachfolgend eine Zusammenfassung der Neuigkeiten zum neuen Betriebssystem iOS 7, das Apple auf der WWDC in San Francisco vorgestellt hat.

Neues und klareres Design

Apple kündigt iOS 7 als "the biggest change since the iPhone" an. iOS 7 wurde mit einer komplett neuen Benutzeroberfläche völlig umgestaltet, soll aber sofort eine vertraute Bedienung ermöglichen. Das Design fällt vor allem durch eine klarere Struktur auf, weniger auf bunte Effekte getrimmt, sondern auf eine "flache" Oberfläche. Verschiedene Bewegungen zeigen dabei unterschiedliche Effekte auf dem iOS-Gerät; beispielsweise bewegt sich der Hintergrund beim Schwenken des iPhones, die Icons im Vordergrund bewegen sich entgegen. So will Apple einen "lebendigen" Eindruck erwecken; auch durch den Einsatz von Transparenz. Die Farbpalette ist vereinfacht, es gibt verschiedene Layer. Die Typographie wurde laut Apple für einen klareren, einfacheren Look verfeinert.

Die neue Benutzeroberfläche lässt das iPhone Apple Ansicht nach größer erscheinen, weil das Design den gesamten Bildschirm besser nutzt. Die überarbeiteten Schriftarten sollen auf den Retina Displays auch eine schärfere Textdarstellung bieten.

Control Center und Nachrichtenzentrale

Was bei Android schon lange Standard ist, erhält nun auch bei iOS 7 Einzug: ein Control Center. Alle Kontrollelemente, auf die man schnell zugreifen möchte, sind nun laut Apple an einem zentralen Ort. Geöffnet wird das Control Center durch einen Wisch von der Unterseite des Bildschirms. Damit erhält man Zugriff auf Funktionen wie Flugmodus, WLAN, Bluetooth, Nicht Stören, Helligkeit oder Ausrichtungssperre. Außerdem sind hier die Wiedergabefunktionen für Musik, AirPlay sowie Zugriff auf Apps wie Uhr, Kamera, Rechner und Blitzlicht. iOS 7 besitzt somit eine integrierte Taschenlampe.

In iOS 7 ist die Nachrichtenzentrale, die sich bei entsperrtem Gerät bisher durch ein Wisch von der Oberseite des Bildschirm öffnen lässt, nun auch im Sperrbildschirm zugänglich. Ebenfalls mit einem Wisch nach unten lassen sich bei gesperrtem Gerät alle Nachrichten sehen. Außerdem bietet die neue Today-Funktion in der Nachrichtenzentrale eine Zusammenfassung der wichtigen Details des Tages wie Wetter, Verkehr, Termine und Veranstaltungen.

Multitasking und AirDrop

Apple führt in iOS 7 ein weiterentwickeltes Multitasking ein. Entwickler können dadurch für jede App das Multitasking im Hintergrund über eine neue API aktivieren. Laut Apple haben Anwender damit die Möglichkeit, auf eine visuellere und intuitivere Art und Weise zwischen Apps zu wechseln. So soll iOS 7 berücksichtigen, welche Apps der Anwender am meisten nutzt; deren Inhalt wird dann im Hintergrund automatisch aktuell gehalten. Bei iOS 6 gehen viele Apps derzeit noch in einen Pause-Modus, wenn sie eine Zeitlang im Hintergrund sind.

Neu in iOS 7 die die AirDrop-Funktionalität, die bereits von den Macs bekannt ist. Bei AirDrop erfolgt der drahtlose Datenaustausch über WLAN oder Bluetooth. Bei iOS 7 zeigt AirDrop Kontakte an, die sich mit ihrem iOS7-Gerät in der Nähe befinden. Man wählt dann einfach aus mit wem man etwas teilen möchte - beispielsweise Fotos. Die AirDrop-Übertragungen erfolgen über eine Peer-to-Peer-Verbindung, ein Netzwerk-Setup ist nicht notwendig. Laut Apple ist die Datenübertragung vollständig verschlüsselt.

Neue Apps für Kamera und Fotos

In iOS 7 verfügt die neue Kamera-App über Filter, mit denen sich Echtzeit-Fotoeffekte hinzufügen lassen. Außerdem bietet die Kamera-App nun die vier Optionen Video, Foto, Quadrat und Panorama. Der Wechsel erfolgt per Wisch. Die Verwaltung der Fotos übernimmt in iOS 7 eine ebenfalls überarbeitete App. Neu sind hier die sogenannten "Moments". Damit werden Fotos und Videos automatisch auf der Basis von Zeit und Ort organisiert. Die Fotos können so in Sammlungen nach Orten oder Jahren angeschaut und über Zoomeffekte dargestellt werden.

Seit iOS 6 gibt es die Funktion Shared Fotostream. Eines oder mehrere Bilder lassen sich mit gewählten Zielpersonen teilen. Die Adressaten finden dann im Fotoalbum unter Fotostream den geteilten Stream. iOS 7 erweitert diese Funktion nun auch auf Videos. Die neue Activity Ansicht bildet Updates von den geteilten Streams außerdem an einem einzigen Ort ab.

Safari und Siri überarbeitet

Bei iOS 7 hat auch Safari eine Überarbeitung erhalten. So zeigt der Browser nun mehr Inhalt an und bietet einen Vollbildmodus (den es auch in einer Abwandlung auch in iOS 6 schon gibt). Ein neues "intelligentes" Suchfeld soll zu einer einfacheren Suche verhelfen. Dann gibt es eine neue Ansicht für die Lesezeichen sowie die geöffneten Tabs. Ähnlich einem Cover-Flow (bei iTunes) lässt sich nun zwischen den geöffneten Seiten wechseln.

Mit iCloud Keychain speichert Safari in iOS 7 Passwörter und Kreditkarteninformationen laut Apple sicher und stellt sie auf allen anderen Geräten (mit gleicher Apple-ID) zur Verfügung. Damit soll das Navigieren auf Passwort-geschützten Seiten oder bei autovervollständigten Transaktionen sicher und einfach werden. Außerdem bietet Safari eine verbesserte Kindersicherung.

Siri klingt laut Apple "besser als jemals zuvor" mit neuen männlichen und weiblichen Stimmen. Siri bietet in iOS 7 eine integrierte Twitter-Suchfunktion sowie eine Wikipedia-Integration. Siri bietet in iOS 7 eine Bing-Suche innerhalb der App sowie die Möglichkeit Geräteeinstellungen zu ändern und die Voicemail abzuhören.

Die zehn wichtigsten Apple-Keynotes
Wir erinnern an die zehn wichtigsten Keynotes der Apple-Geschichte. Eine von Tim Cook moderierte Veranstaltung findet sich darin nicht - wir warten noch auf die Gelegenheit für den Jobs-Nachfolger eine völlig neue Produktkategorie vorstellen zu dürfen.
Platz 10:
Macworld Expo, 7. Januar 2003: Offiziell hatte Steve Jobs das Jahr 2003 als "Jahr des Notebook" eingeleitet und auf der Keynote die Alu-Powerbooks mit 12 und 17 Zoll Bildschirmdiagonale vorgestellt. Nicht weniger wichtig war aber mit Safari der erste Browser Apples, der als Standard den Internet Explorer (!) ablösen sollte. Mittlerweile ist Safari von iOS-Geräten nicht mehr weg zu denken und erreicht damit Marktanteile wie selten eine Apple-Software zuvor.
Platz 9:
Musik-Event, 7. September 2005: Kaum einer verstand zunächst, warum Apple sein zu der Zeit populärstes Produkt, den iPod Mini, in Ruhestand schickte und durch den iPod Nano ersetzte. Apple zeigte mit dem Schritt aber, auf der Höhe der Zeit zu sein, die Mikro-Festplatte des Mini wich einem noch robusterem Flash-Speicher. Die Farben kehrten dann mit der zweiten Auflage des Nano ein Jahr später zurück. Warum Apple übrigens auf dem Weg von Mini zu Nano gleich sechs Zehnerpotenzen nahm und nicht nur drei, ist klar: Den Begriff "Micro" hat schon jemand anderes besetzt. Auf einen iPod Pico warten wir indes vergeblich.
Platz 8:
WWDC, 6. Mai 2002: Rest in Peace, Mac-OS 9... Die Keynote zur Entwicklerkonferenz - damals noch in San Jose und im Mai - nutzte Steve Jobs dazu, das in die Jahre gekommene klassische Mac-Betriebssystem zu "beerdigen". Plakativ zeigte Jobs damit den Entwicklern auf, sich nicht an die Vergangenheit zu halten, sondern die Zukunft zu gestalten. OS X war zu dem Zeitpunkt seit gut einem Jahr auf den Markt und wurde fortan als Bootsystem mit jedem Mac ausgeliefert, Mac-OS 9 wurde für die nächsten fünf Jahre zur "Classic-Umgebung" degradiert und mit Mac-OS X 10.5 Leopard komplett über Bord geworfen. Apple war nie zimperlich, bewährte Technologien durch neuere zu ersetzen, siehe CD statt Floppy-Disk, USB statt ADB, SSD statt Festplatte und CD oder eben das Betriebssystem.
Platz 7:
Macworld Expo, 10. Januar 2006: Von drei großen Wandlungen, durch die Apple gehen musste, sprach Steve Jobs stets. In seiner Abwesenheit hatte Apple von der 68k-Architektur auf den PowerPC gewechselt, der Wandel vom klassischen Mac-OS zum modernen OS X begann mit seiner Rückkehr. Am unproblematischsten sollte sich jedoch der Wechsel vom PowerPC zu Intel erweisen, schon sieben Monate nach der Ankündigung brachte Apple die ersten Macs mit dem neuen Prozessor heraus. Macbook Pro und iMac zeigten sich äußerlich jedoch kaum gegenüber den Vorgängern verändert und dank des "Übersetzungslayers" Rosetta liefen auch alle alten Programme weiter - erst mit OS X Lion schnitt Apple 2011 diesen alten Zopf ab.
Platz 6:
Roadmap für iPhone-OS 2.0 und SDK für Apps, 6. März 2008: Entwickler hatten Apple geradezu dazu gezwungen, das iPhone für Anwendungen Dritter zu öffnen. Ursprünglich hatte Apple nur Web-Apps vorgesehen, Programmierer wollten aber mehr. Dazu musste Apple jedoch erst ein SDK schaffen und seine Infrastruktur für den Vertrieb von Apps erweitern. Der Rest ist Geschichte, mittlerweile zählt der App Store mehr als 50 Milliarden Downloads.
Platz 5:
iPad Special Event, 27. Januar 2010: Von seinem Krebs schon schwer gezeichnet und offiziell im Krankenstand, ließ es sich Steve Jobs nicht nehmen, das iPad selbst der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nicht jeder hat die Relevanz des neuen Geräte, das erst Monate später in den Handel kommen sollte, gleich erkannt. Kritiker schmähten es als "großen iPod Touch". Apple hat damit aber eine neue Produktkategorie geschaffen und die Post-PC-Ära eingeleitet, am iPad kommt heute keiner mehr vorbei. Völlig neue Produkte stellt Apple nun gerne in eigenen Events vor und nicht mehr im Rahmen von Messen, wie etwa das iPhone auf der Macworld Expo 2007. "We don't believe in trade shows", heißt es seit 2009 lapidar.
Platz 4:
iPod Special Event, 23. Oktober 2001: Apple werde ein digitales Gerät vorstellen, das kein Mac sei, ließ der Hersteller im Vorfeld der Veranstaltung durchsickern. Während viele mit einem der damals noch populären PDAs (Personal Digital Assistent, etwa Palm Pilot) rechneten, hatte Apple die Zeichen der Zeit erkannt und zusammengefügt, was zusammengehört. Der iPod war der erste rasch füllbare mobile Speicher für eine ganze Plattensammlung und hat Apple den Aufbruch aus dem Dasein eines Nischenherstellers beschert.
Platz 3:
Macworld Expo Boston, 6. August 1997: Lang, lang ist es her, dass es in den USA gleich zwei Macworld Expos gab. Eine an der Ostküste im Sommer, die andere an der Westküste im Winter. Boston 1997 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Apples. Steve Jobs hielt die erste Keynote nach seiner Rückkkehr, kurz bevor GIl Amelio als CEO gehen musste. Doch so mancher im Auditorium hätte an diesem Sommertag Steve Jobs am liebsten wieder zum Teufel geschickt, denn überlebensgroß erschien dieser auf der Leinwand. Nein, das war natürlich nur Bill Gates, den seinerzeit aber nicht wenige Apple-Jünger als Herr der Finsternis ansahen. Was Gates und Jobs zu verkünden hatten, war aber weit wichtiger als jede Animosität. Apple legte seine Patentklagen gegen Microsoft nieder und bekam im Gegenzug versichert, Redmond werde weiterhin Software für den Mac entwickeln, insbesondere Office und den Internet Explorer. Die Finanzspritze in Höhe von 150 Millionen US-Dollar, die Microsoft für nicht stimmberechtigte Aktien überwies, rettete zudem den schwer strauchelnden Mac-Hersteller vor der Insolvenz. Einziger Fehler, wie Jobs seinem Biographen später erläuterte: Gegenüber dem riesenhaften Abbild Bill Gates' wirkte er winzig klein und nicht wie ein ernst zu nehmender Partner.
Platz 2:
Unternehmensversammlung, 24. Januar 1984: Nein, den Mac hat Steve Jobs nicht an seinem 30sten Geburtstag erstmals gezeigt, wie die Macher der Biopic-Parodie iSteve glauben machen, sondern exakt ein Jahr und einen Monat zuvor. An jenem Dienstag raunte die Szene immer noch über den spektakulären Werbespot vom Superbowl am Sonntag, in dem Apple nur andeutete, dass 1984 dank des Macintosh so anders werden würde wie Orwells "1984". Den ersten Blick auf die neue Wundermaschine warfen weder Messebesucher, noch Entwickler, noch Teilnehmer einer Pressekonferenz, sondern die Aktionäre des Unternehmens. Welch ein Schachzug! Denn der Mac brauchte noch ein ganze Weile, um Rendite abzuwerfen.
Platz 1:
Macworld Expo, 9. Januar 2007: Auf das iPhone mussten Verbraucher hingegen fast noch ein halbes Jahr nach der Vorstellung warten, Rendite warf es aber praktisch sofort ab. Trotz all der Zweifler, die meinten, Apple würde sich als Neuling im Mobiltelefonmarkt ja wohl kaum gegen die Platzhirsche von Nokia, Motorola, Sony-Ericsson und RIM durchsetzen. Aber das Gerät war ja nicht nur ein Telefon, wie ein damals noch gesunder Jobs nicht müde wurde zu betonen. Denn es handelte sich nunmal auch um einen iPod mit Touchscreen und ein revolutionäres Internetgerät. So etwas wie Smartphones gab es schon vor dem iPhone, doch Apple rollte den Markt dermaßen auf, dass wenige Jahre später kein Stein mehr auf dem anderen stand. Nokia? Motorola? RIM? Sony-Ericsson? Noch Fragen?

Weitere neue Features

Laut Apple beinhaltet iOS 7 hunderte von neuen Funktionen. Nachfolgend zählen wir die wichtigsten auf:

Die iOS 7 Beta Software und das SDK sind ab sofort für Mitglieder des iOS Developer Program auf developer.apple.com erhältlich.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel. (mhr)