Phänomenaler Klang, aber Schwächen im Alltagseinsatz

Apple HomePod 2 im Test

23.04.2023 von Henry  Burrell und Christoph Hoffmann
Der große Homepod feiert sein Comeback. Er soll noch besser klingen und mehr Funktionen bieten. Wir haben den smarten Apple-Lautsprecher im Test.
Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Auf einen Blick

Pro

  • Hervorragende Klangqualität

  • Dolby Atmos & räumliches Audio

  • Mikrofone nehmen Stimmen gut auf

  • Verlustfreies Streaming

Kontra

  • Siri ist schlecht

  • Apple Music für die Sprachsteuerung notwendig

  • Kein Line-In-Anschluss

  • Begrenzte EQ-Optionen

Fazit

Wenn Sie ein iPhone haben und im Apple-Ökosystem bleiben wollen, dann ist ein HomePod (oder zwei) eine gute Investition für verschiedene Heim-Audiobedürfnisse, die Musik- und TV-Setups gut bedienen. Dafür müssen Sie allerdings Kompromisse im Alltagseinsatz in Kauf nehmen, etwa die schlechte Sprachsteuerung und der fehlende Line-In-Anschluss. Und klar – Apple ruft für den Homepod auch einen stolzen Preis auf

Apple hat den ursprünglichen HomePod im Jahr 2021 eingestellt. Wir wissen nicht genau warum, aber jetzt gibt es eine 2. Generation des Apple HomePod, der fast genauso aussieht. Wir haben zwei HomePods der zweiten Generation im Wohnzimmer ausprobiert. Der HomePod hat einen Listenpreis von 349 Euro. Apple-Fans müssen also wieder tief in die Taschen greifen.

Design & Verarbeitung

Der HomePod 2 ist in schwarzem oder weißem Stoff erhältlich. Das ist ein Design, das auf den ersten Blick seltsam aussieht, aber doch sehr praktisch ist. Es handelt sich um ein 360-Grad-Design. Warum also nicht das Netz verwenden, das man auf der Vorderseite eines herkömmlichen HiFi-Lautsprechers findet?

Auf der Oberseite befindet sich ein flaches, rundes Display, das jedoch keinen Text oder Informationen anzeigt. Stattdessen leuchtet die Siri-Kugel auf, wenn man mit dem HomePod spricht. Aufgedruckte Plus- und Minuszeichen dienen als permanente Lautstärketasten.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Uns gefällt das Aussehen des HomePod, besonders in der Farbe Weiß. Beide Farben sehen sauber aus und das Design wirkt trotz seiner Schlichtheit sehr durchdacht - und erinnert an die alten, klassischen Designwerte von Apple.

Das Netzkabel passt farblich zum HomePod und ist abnehmbar. Vorteil dabei: Sie können das Kabel beispielsweise durch kleine Löcher in der Rückwand eines Fernsehers führen. Allerdings gibt es keinen Line-In-Anschluss, um Audioquellen per Kabel anzuschließen.

Die Verarbeitungsqualität ist hervorragend und der Lautsprecher ist ein echtes Schwergewicht. Er wiegt beachtliche 2300 Gramm und sollte daher auf einer stabilen Unterlage Platz finden. Anders als beim HomePod der ersten Generation hatten wir keine Probleme damit, dass eine der beiden Farben auf einer Holzoberfläche Spuren hinterlässt.

Die Konstruktion besteht zu 100 Prozent aus recycelten Materialien: Seltene Erden im Lautsprechermagneten, Gold in der Beschichtung mehrerer Leiterplatten und Kunststoff im Midnight-Gewebe. Leider besteht der weiße Stoff nur zu 30 Prozent aus recyceltem Material.

Smarte Funktionen

Apple bewirbt den HomePod als Bluetooth-Lautsprecher, bei dem die Musik im Vordergrund steht, obwohl er mit Siri ausgestattet ist. Im Vergleich zum Google Assistant ist Siri nervig, weil die Sprachbefehle oft falsch verstanden werden. Für einfache Anfragen wie die Wettervorhersage oder lokale Nachrichten ist Siri schnell zur Hand und auf Apples S7-Chipsatz läuft alles reibungslos. Aber wenn man versucht, Siri dazu zu bringen, bestimmte Musikstücke abzuspielen, ist das manchmal ein echt frustrierendes Erlebnis.

Der HomePod ist für die Sprachsteuerung mit Apples Audio-Apps konzipiert. Mehrmals haben wir Siri gebeten, einen bestimmten Song oder ein bestimmtes Album abzuspielen, doch die Sprachsteuerung hat uns falsch verstanden und etwas ganz anderes abgespielt. Oder Siri hat eine obskure Live-Version eines Songs abgespielt, obwohl sie eigentlich die populäre Studio-Version spielen sollte.

Sie können die Musik auf Ihrem iPhone oder iPad entweder über die Apple Music App oder die Home App steuern. Manchmal dauert es allerdings etwas länger, bis der HomePod gefunden wird. Außerdem müssen Sie ihn manuell auswählen, damit die Musik nicht einfach von Ihrem Smartphone abgespielt wird. Sie benötigen ein iPhone 8 oder neuer - ältere iPhones funktionieren nicht.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Handoff funktioniert sehr gut mit iPhones mit U1-Chip (iPhone 11, 12, 13 und 14), wenn Sie Apple Music auf Ihrem iPhone abspielen und es einfach über den HomePod halten, um die Musik zu übertragen.

Im Vergleich zum HomePod der ersten Generation verfügt das neue Modell über integrierte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren. Wir haben festgestellt, dass man damit genaue Messwerte für beide Parameter erhält, die man in der Home App anzeigen oder mit Siri abfragen kann. Wenn man zum Beispiel intelligente Jalousien hat, kann man sie von Siri schließen lassen, wenn es im Zimmer zu heiß wird. Das ist ziemlich smart.

Clever ist auch, wie sich die HomePods schnell zu einem Stereopaar verbinden lassen. Auch praktisch: In einem größeren Haus lassen sich mehrere HomePods, einschließlich der ersten Generation oder HomePods mini, für Funktionen wie Apples Gegensprechanlage in einem Art Netzwerk nutzen. So lassen sich schnell Audionachrichten in bestimmte Räume senden oder Audio auf allen oder bestimmten HomePods abspielen.

Es gibt auch eine neue Geräuscherkennung für Dinge wie Feueralarme. Wenn also Ihr Alarm ertönt, während Sie nicht zu Hause sind, kann der HomePod Sie darauf aufmerksam machen, damit Sie reagieren können.

Konnektivität

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Audio über den HomePod wiederzugeben. Der erste Weg ist die Verwendung von Siri und Apple Music oder Apple Podcasts wie oben beschrieben. Das bedeutet, dass Sie ein Apple Music-Abonnement und ein iPhone oder iPad benötigen, um alle Funktionen des Produkts nutzen zu können.

Für Audiodateien aus anderen Anwendungen, einschließlich Spotify, ist die drahtlose Audiotechnologie AirPlay 2 von Apple erforderlich. Es gibt keine Möglichkeit, den HomePod über das Bluetooth-Menü Ihres Telefons oder Tablets zu verbinden, und es gibt keinen Aux-Eingang. Das heißt: Sie können keine Audioquellen wie Plattenspieler anschließen.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Sie können einen HomePod nur verwenden, wenn Sie ein iPhone oder iPad besitzen. Wenn Sie jedoch eine TV-Box von Apple haben, können Sie zwei HomePods als Stereolautsprecher für Ihr Home Entertainment-System verwenden. Das könnte unsere Lieblingsanwendung sein, denn das Audio-Upgrade von den schrecklichen Lautsprechern des Fernsehers auf den Surround-Sound-Stereo-Bass der HomePods ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Die HomePods funktionieren mit jeder App, die Apple TV verwendet. Wenn Ihr Fernseher mit dem ARC-Standard kompatibel ist, können Sie den Ton auch von anderen Geräten wie einer Spielkonsole übertragen. Da die Anschaffung von zwei Geräten sehr teuer ist, sollten Sie sich stattdessen eine Soundbar zulegen. Außerdem kann man mit dem HomePod der ersten Generation oder dem HomePod mini kein Stereopaar bilden - man muss zwei Geräte der zweiten Generation kaufen.

Soundqualität

Kommen wir nun zur eigentlichen Erfahrung: Der HomePod ist nicht der intelligenteste Lautsprecher, aber mit seinem 4-Zoll-Tieftöner und den fünf Hochtönern sicherlich einer der am besten klingenden Lautsprecher. Apple hat phänomenale Arbeit geleistet, um ein abgerundetes Klangbild zu schaffen. Allerdings neigt der HomePod 2 dazu, sehr basslastig zu sein, obwohl er weniger basslastig ist als der HomePod der ersten Generation.

Das bedeutet, dass sich der HomePod der zweiten Generation hervorragend für eine laute Hausparty eignet. Es bedeutet aber auch, dass bei niedrigen Lautstärken das große Dröhnen der Bässe einige Details im Rest des Mixes hörbar überdecken kann.

Das macht sich besonders bei Rap- und Hip-Hop-Songs bemerkbar, bei denen die Bässe sehr präsent sind. Positiv ist, dass wir Synthesizer- und Bassklänge in Liedern gehört haben, von denen wir gar nicht wussten, dass sie überhaupt existieren.

Wenn Sie den HomePod mit Apple Music verwenden, können Sie die volle Unterstützung von Dolby Atmos mit Tausenden von Titeln nutzen, die in dem beliebten virtuellen Surround-Sound-Standard verfügbar sind.

Wir lieben die Song der Beatles. Die Wiedergabe von Come Together über zwei HomePods klingt wirklich gut. Der Mikrofoneffekt von John Lennons Stimme ist kristallklar, und die Instrumente sind gut platziert.

Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Die HomePods sind rund, aber Apple hat sie mit Näherungssensoren ausgestattet. Diese erkennen, wenn sie an einer Wand oder in der Nähe eines anderen Gegenstandes aufgestellt werden. Die Lautsprecher passen sich dann an, um den Klang im Raum zu verteilen.

Bei der Wiedergabe von Bob Dylans Love Sick gewinnt der Bass wieder die Oberhand, aber die Wiedergabe ist fast zu höhenbetont. Es ist nicht so, dass die Höhen und Mitten durchdringend sind, aber der Bass ist manchmal so gut, dass er die anderen Frequenzen übertönt. Wir haben festgestellt, dass es hilfreich ist, zwei HomePods in einem Stereopaar etwas weiter voneinander entfernt aufzustellen (mindestens zwei Meter), um den Klang im Raum auszubalancieren.

Taboo von Gabriels rumpelt und schleicht mit der gekonnten Bedrohlichkeit des Künstlers durch das tiefe Grollen des Schlagzeugs, das weniger gute Lautsprecher einfach nicht reproduzieren können. Aber wenn man sich die Titel anhört, die Apple Music in Dolby Atmos mit Spatial Audio anbietet, schalten die HomePods einen Gang höher.

Mystery von Turnstile klingt absolut gewaltig, die Lautsprecher erzeugen ein Echo und einen Hall, der über Kopfhörer einfach nicht möglich ist. Der stark komprimierte Titel hat dank Dolby Atmos mehr Raum zum Atmen. Die Gitarre springt regelrecht aus den Lautsprechern, wenn wir sie in Stereo hören. Aber sie klingt auch gut abgerundet, wenn wir mit nur einem Lautsprecher lauschen.

Es wäre toll, den Frequenzgang zu kontrollieren. Aber Apple schränkt auch die Kontrolle über die EQ-Einstellungen ein - es sind praktisch keine vorhanden. In der Home App gibt es einen Schalter "Bass reduzieren", der in einem Einstellungsmenü versteckt ist.

Sie können den EQ der Apple Music App ändern (verwirrenderweise im Einstellungsmenü Ihres iPhones oder iPads). Wenn Sie sich also dafür entscheiden, die Musik über AirPlay abzuspielen, wird dies Ihre Wahl widerspiegeln, aber im Großen und Ganzen können Sie den EQ hier nicht steuern.

The new HomePods next to an orange HomePod mini
Foto: Dominik Tomaszewski / Foundry

Auch bei klassischer Musik klingt der HomePod 2 hervorragend. Glenn Goulds Aufnahmen von Bachs Goldberg-Variationen klingen besonders lebendig. Auch Jazz wird dank der breiten Klangbühne und des guten Frequenzmanagements gut wiedergegeben.

Der HomePod ist zweifellos ein besserer Musiklautsprecher als jeder intelligente Lautsprecher von Google oder Amazon - mit Ausnahme des eingestellten Google Home Max - und sollte eher als Ersatz für die besten Sonos-Lautsprecher auf dem Markt betrachtet werden.

Der HomePod 2 ist außerdem eines der wenigen Audiogeräte von Apple, das "Apple Music"-Titel in hoher Qualität im verlustfreien Format wiedergeben kann. Ist Ihr Titel in Apple Music mit "Lossless" gekennzeichnet? Es gibt keine AirPods auf dem Markt, die diese Titel in wirklich verlustfreier Qualität wiedergeben können. Diese Funktion ist standardmäßig deaktiviert und der Schalter zum Aktivieren befindet sich in den Einstellungen der Home App.

Preis & Verfügbarkeit

The HomePod 2 hat einen Listenpreis von 349 Euro. Das ist ein sehr ambitionierter Preis für einen Bluetooth-Lautsprecher. Sie können ihn direkt bei Apple oder einem Shop Ihrer Wahl ab 349 Euro kaufen.

Der Apple-Lautsprecher ist in Bezug auf Klang und Funktionen mit dem rund 240 Euro teuren Amazon Echo Studio vergleichbar, das allerdings seit seiner Markteinführung im Jahr 2019 in die Jahre gekommen und schon nicht mehr in allen Ländern und Regionen verfügbar ist.

Der Hauptkonkurrent des HomePod 2 ist der Sonos One, der mit einem Preis von 229 Euro einen hervorragenden Klang bietet. Er lässt sich problemlos mit verschiedenen Sonos-Lautsprechern verbinden und harmoniert viel besser mit Spotify. Außerdem können Sie zwischen Google Assistant und Amazon Alexa wählen.

Fazit

Der HomePod 2 ist ein ausgezeichneter Musiklautsprecher mit erstaunlicher Basswiedergabe und phänomenalem Klang - wenn er mit Apple Music verbunden ist.

Spatial Audio und Dolby Atmos-Unterstützung sowie eine intelligente Hinderniserkennung sorgen für einen angenehmen, raumfüllenden Klang. Ein HomePod wird jedoch immer besser klingen als die Hälfte eines Stereopaars, was bedeutet, dass Sie rund 700 Euro ausgeben müssen, um wirklich das beste Stereo-Erlebnis mit dem HomePod zu erhalten.

Der Nachteil ist, dass die intelligenten Funktionen nicht zur Verfügung stehen, wenn man Spotify nutzen möchte. Zudem ist Siri (noch) nicht intelligent genug, um als vollwertiger Sprachassistent zu dienen, obwohl Siri einige praktische Funktionen hat.

Wenn Sie im Apple-Kosmos leben und nicht vorhaben, ihn zu verlassen, ist der HomePod 2 eine gute Wahl für einen intelligenten Lautsprecher. Für alle anderen gibt es den Sonos One beispielsweise bei Amazon ab 214 Euro.

Spezifikationen

(PC-Welt)