Andr-ian oder Sym-droid?

Analysten empfehlen Zusammenschluss von mobilen Betriebssystemen

25.07.2008 von Manfred Bremmer
Aus Sicht von Branchenkennern wäre eine Kombination von Symbian und Android gut für Google, Symbian und die Industrie, da sie die Verfügbarkeit von neuen Anwendungen und Diensten fördert.
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Einer der Analysten, die den Zusammenschluss zu einem quelloffenen Betriebssystem für mobile Endgeräte für sinnvoll und unausweichlich halten, ist Jack Gold von J. Gold Associates. Er geht davon aus, dass die beiden offenen Betriebssysteme bereits in den nächsten drei bis sechs Monaten kombiniert werden.

Gold fußt seine Prognose dabei allerdings auf die gegenwärtigen Marktbedingungen und nicht auf Informationen von Vertretern der beiden Organisationen: Der vor kurzem angekündigte Schritt, Symbian OS in ein quelloffenes System zu verwandeln, habe die Landschaft für mobile Betriebssysteme drastisch verändert, schreibt Gold in einem Report. Letztendlich habe auch Symbian-Haupteigner Nokia realisiert - wie bereits die Partner Motorola, NTT DoCoMo und Sony Ericsson -, dass Wettbewerb auf Betriebssystemebene nichts bringe. Es sei wichtiger, eine überzeugende Endnutzererfahrung bereitzustellen, einschließlich Serviceangeboten (wie Nokias Ovi), die Nutzer an die Marke binde und nennenswerte Umsätze generiere. Apple habe diese Lektion schon viel früher gelernt, konstatiert der Chefanalyst und Gründer von J. Gold Associates.

Mit einem Open-Source-Betriebssystem, das eine breite Anzahl von Herstellern unterstützten, seien diese in der Lage, besser um zusätzliche Geschäfte zu buhlen - indem sie den Verkauf von Spielen, Musik, Videos, Anwendungen und anderen Diensten ermöglichen, selbst für Geräte, die nicht von ihnen selbst gefertigt wurden. Dies sei der wahre Vorteil, wenn man ein Open-Source-Betriebssystem unterstütze, folgert Gold.

Entwicklungshilfe von Symbian

Ganz so flüssig wie das Logo andeutet, verläuft die Android-Entwicklung leider nicht.
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Der Bedarf an Offenheit und einem Wettbewerb auf Augenhöhe ist aus Sicht des Analysten auch exakt der Grund, warum Google mit Android in den Markt für mobile Betriebssysteme eingestiegen sei. Blickt man an die jüngsten Gegebenheiten im Android-Umfeld, gibt es allerdings auch andere Gründe, die für einen Zusammenschluss sprechen. So war es Google lange Zeit nicht gelungen, den Entwicklern ein funktionierendes Android SDK bereitzustellen. Und obwohl noch im zweiten Halbjahr 2008 erste marktreife Geräte erwarten, rechnet Gold erst nächstes Jahr damit: Google lerne derzeit auf die harte Tour, wie schwer es ist, ein gutes mobiles Betriebssystem zu schaffen, so der Analyst. Zudem reduzierten die Investitionen in Android das Potenzial, überzeugende Anwendungen für verschiedene Mobilgeräte zu bauen, mit denen der Internet-Riese substanzielle Umsätze generieren kann.

Symbian wiederum weise laut Gold zwar einen hohen Marktanteil im Bereich Smartphones auf, könnte jedoch mehr Hilfe dabei gebrauchen, seine Position in der Open-Source-Community zu festigen - um nicht als PR-Gag von Nokia zu wirken. Nicht zuletzt würde auch einiges geistiges Eigentum, das Android entwickelt, gut in einige "Lücken" passen, die Symbian aktuell ausweise. Andererseits könnte Android von der bestehenden Anzahl an Symbian-Entwicklern und -Anwendungen profitieren. Und da es letztendlich anderthalb bis zwei Jahre dauern werde, bis eine wirklich offene Version von Symbian verfügbar sei, gebe es genügend Zeit, die beiden Code-Stämme zu kombinieren und das Beste davon für ein gemeinsames Betriebssystem zu verwenden.

Gold kann sich sogar vorstellen, dass sich anschließend auch andere mobile Open-Source-Initiativen anschließen, etwa die LiMo-Foundation: Der Mobilfunkmarkt brauche eine gewisse Konsolidierung der Plattformen, um große Fortschritte zu machen,, schreibt er. Entwickler täten sich aktuell schwer, ihre Anwendungen für so viele Plattformen gleichzeitig verfügbar zu machen. Neben der Möglichkeit für ISVs, eine höhere Anzahl von Applikationen bei deutlich niedrigeren Support-Kosten bereitzustellen, sieht Gold in einem offenen Smartphone-Betriebssystem auch Vorteile für Geschäftskunden. Sie könnten auf eine Standardplattform zurückgreifen und gleichzeitig - wie bei Windows Mobile - Produkte bei verschiedenen Herstellern beziehen.