Alte Preis-Leistungsrelation zu IBM wiederhergestellt: Amdahl-Jumbo 20 Prozent schneller als 3081

28.11.1980

FRANKFURT- Superschnell, mikrocodiert und IBM-kompatibel - diese Adjektive kennzeichnen das Einprozessorsystem "5860" der neuen Amdahl-Serie "580", die der IBM-Mitbewerber jetzt als Äquivalent zur H-Serie des Marktführers angekündigt hat. Gleichzeitig gab der kalifornische Computerbauer ein neues 470V/7-Einstiegsmodell "470V/7C" für den Vertrieb frei und senkte die Kaufpreise für die 470er Rechnerfamilie um rund 17 Prozent.

Das neue Amdahl-Flaggschiff, das mit 16 oder 32 MB Hauptspeicher und zwei 32 KB großen Pufferspeichern geliefert wird, ist getreu dem "Mehrwert"-Konzept des PCM-Anbieters rund 20 Prozent leistungsfähiger als die kürzlich angekündigte IBM-Maschine 3081 (Tabelle). Amdahl Deutschland-Geschäftsführer Dieter Knoppke vor Journalisten in Frankfurt: "Die 580 ist von der Architektur her so ausgelegt, daß von IBM gewollte, künstliche Inkompatibilitäten abgefangen werden können."

Das Instruktionswerk des "schnellsten und leistungsfähigsten Computers, den Amdahl bislang produziert hat" (Knoppke), ist kompatibel mit den Operationscodes der "System/370 Principles of Operation", die in einer Mischung aus Hardware, Mikrocode und Makrocode ("einer neuen Art von Firmware") implementiert sind.

Software-Risiken für den Anwender, die aus zukünftigen IBM-Releases entstehen könnten, sehen die Amdahl-Mannen nicht. Mit MVS/SP 3, dem neuen Betriebssystem für den Prozessorkomplex 3081, habe die IBM jetzt ihre Software für die nächsten fünf Jahre angekündigt. Amdahl werde künftig MVS/SP-Unterstützung für alle 470V/7- (Ausnahme 470V/7C), 470V/8- und 580-Rechner bieten. Freut sich William O'Connel, Leiter "International Operations" von Amdahl: "Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können. Jetzt wissen unsere Kunden und Interessenten, woran sie sind."

Die von IBM vorgestellten neuen Rechnermodelle 3033S und 3081 sowie die damit einhergehenden Preissenkungen für 303X-Zentraleinheiten habe man erwartet, sagte Knoppke. Die Amdahl-Ankündigung sei keine Reaktion auf diese Ereignisse, sondern eine "sorgfältig und langfristig geplante Aktion": "Die 580 ist eine evolutionäre Optimierung der uns heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten."

Wesentliche Fortschritte wurden dabei laut Knoppke durch eine schnellere Instruktions-Pipeline für den 580-Prozessor erreicht, die das gleichzeitige, überlappte Abarbeiten von fünf Instruktionen ermöglicht, so daß im günstigsten Fall eine Instruktion je 24-Nanosekunden-Maschinenzyklus ausgeführt werden kann.

Hinzu kommt nach Amdahl-Angaben eine neue, hochintegrierte Logik, die in ECL-Technik ausgeführt ist (Emitter Coupled Logic) und Schaltzeiten von 400 Picosekunden bringt.

Gleichfalls neu ist ein Hochgeschwindigkeits-LSI-Speicher-Chip (RAM/Random Access Memory), der in den Pufferspeichern verwendet wird.

Die neuen RAMs befinden sich gemischt mit den logischen Schaltkreisen auf einem Mehrfach-Bauelementeträger, einem sogenannten "Multi Chip Carrier" - oder kurz "MCC". Acht MCCs bilden den gesamten luftgekühlten Prozessor, der ohne herkömmliche Verdrahtung auskommt (Foto).

Die Amdahl 5860 kann zu einem Doppelprozessorsystem 5880 mit 1,8facher Leistung aufgerüstet werden.

Die ersten Lieferungen des Modells 5860 sind für das erste Quartal 1982 vorgesehen.