FAQ

Alles, was Sie über Apple Pay wissen müssen

18.05.2017 von Thomas Cloer und Manfred Bremmer
Im Oktober 2014 in den USA gestartet, rückt Apples Bezahldienst über Großbritannien, Spanien, Frankreich, die Schweiz und zuletzt Italien allmählich Richtung Deutschland vor. Doch wie funktioniert Apple Pay? Wir haben die Antworten.

Was ist Apple Pay?

Apple Pay ist ein Bezahlverfahren, das der kalifornische Apple-Konzern entwickelt hat. Man kann dabei mit mobilen Geräten von Apple an entsprechend ausgerüsteten Kassen kontaktlos sowie auch in Apps bezahlen.

Seit einer entsprechenden Ankündigung auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2016 lässt sich Apple Pay ähnlich wie PayPal auch als Zahlungsmethode auf Webseiten einbinden. Voraussetzung: Der Nutzer muss die Seite mit dem Safari-Browser besuchen und sein iPhone mit Apple Pay parat haben.

Seit Sommer 2016 können Shop-Betreiber die Bezahlmethode Apple Pay ähnlich wie den PayPal-Button auch in ihre Website integrieren.
Foto: Apple

Welches mobile Gerät braucht man für Apple Pay?

Apple Pay wird von allen mobilen Apple-Geräten (iPhone/iPad/Watch) unterstützt, die seit Oktober 2014 auf den Markt kamen. Bei den iPhones, die für Bezahlungen mit Apple Pay an der Ladenkasse und in Apps verwendet werden können, sind das also iPhone 6 (Plus), iPhone 6S (Plus), iPhone SE sowie iPhone 7 (Plus).

iPads (iPad Air2, iPad mini 3 und 4 sowie die beiden iPad Pro (12,9" und 9,7") beherrschen nur Zahlungen in Apps - bei diesen wiederum muss die Apple Watch (gepaired mit einem iPhone (ab iPhone 5) passen.

Welche iOS-Version braucht man für Apple Pay?

Apple Pay setzt auf dem iPhone oder iPad mindestens iOS 8.1 voraus.

Welche Zahlungsmittel unterstützt Apple Pay?

Drei Jahre nach Start unterstützt Apple Pay in den USA die Kredit- (Mastercard, Visa, Amex) und Debit-Karten praktisch aller größeren US-Banken - plus einiger Punktekarten von Handelsketten. Der Nutzer hinterlegt seine Karten in der Wallet-App auf dem Smartphone. Die erste erfasste Karte wird dabei die bevorzugte, das lässt sich bei mehreren Karten aber später jederzeit in den Einstellungen ändern. Kartendaten kann man entweder manuell eingeben oder mit der eingebauten Kamera abfotografieren - dann werden allerdings die Daten (verschlüsselt) zu Apple-Servern und zurück übertragen.

Wo kann man mit Apple Pay zahlen?

An der Kasse (POS, Point of Sales) muss ein Kartenterminal stehen, das kontaktlose Zahlungen über Near Field Communication (NFC) akzeptiert. In den USA hat sich Apple Pay mittlerweile nach kleineren Startschwierigkeiten durchgesetzt, man kann laut Apple inzwischen an über zwei Millionen Orten (Geschäfte, Automaten) mit Apple Pay bezahlen, weltweit sollen es über fünf Millionen Bezahlstellen geben. viele davon gehören zu populären Handelsketten.

Außerdem kommt Apple Pay dem kalifornischen Hersteller zufolge inzwischen in über 1000 Apps zum Einsatz. Keine konkreten Zahlen gibt es zu den Websites, die Apple Pay als Bezahlmethode anbieten. Apple hatte diese Möglichkeit im Juni 2016 auf der WWDC vorgestellt.

Apple Pay
Apple Pay in Websites
...einbinden, können Shopbetreiber seit Sommer 2016. Der Anwender kann die Webseite auch via Mac besuchen, bezahlen muss er dann aber mit seinem iPhone.

Wie bezahlt man mit Apple Pay?

Apple Pay kann man mit verschiedenen Geräten am Point of Sale, in Apps und auf Websites nutzen.
Foto: Apple

An der Ladenkasse braucht der Nutzer nur sein kompatibles iPhone in die Nähe des Kontaktlos-Lesegeräts zu halten - mit einem erfassten Finger auf dem Touch-ID-Fingerabdruck-Sensor des Geräts. Das Telefon muss dazu nicht aufgeweckt und es muss auch keine App geöffnet werden. Die erfolgreiche Transaktion signalisiert das Gerät durch ein dezentes haptisches Feedback (Vibration).

Mit der Apple Watch bezahlt man am Terminal, indem man die Uhr an den Contactless-Reader hält und zweimal den Knopf unterhalb der "digitalen Krone" drückt. Auch die Uhr signalisiert eine erfolgreiche Transaktion, und zwar haptisch und akustisch.

Innerhalb von Apps zahlt man, indem man zunächst Apple Pay als Zahlungsmethode wählt und dann seine Identität über den Fingerabdruck bestätigt.

Auf Websites (mit Safari-Browser) kann man mit dem iPhone, iPad oder Mac via Apple Pay bezahlen, wenn ein dafür vorgesehener Bezahl-Button integriert ist. Bei iPhone oder iPad tippt man einfach darauf und bestätigt den Kauf mit einem erfassten Finger auf dem Touch-ID-Fingerabdruck-Sensor. Beim Surfen mit dem Mac ist das Verfahren ähnlich, hier bestätigt man die Transaktion mit Touch ID auf dem (natürlich ebenfalls vorhandenen) iPhone oder durch zweifachen Knopfdruck auf der Apple Watch.

Fallen für Apple Pay zusätzliche Gebühren an?

Der Endkunde zahlt keine Gebühren, wenn er Apple Pay nutzt. Auch für den Händler gibt es keine zusätzlichen Kosten über die hinaus, die bei Kartenzahlung ohnehin anfallen. Apple nimmt allerdings eine kleine Gebühr (0,15 Prozent) von den beteiligten Geldinstituten, diese könnten auf die Idee kommen, sich das Geld wieder von ihren Kunden zu holen.

Wie sicher ist Apple Pay?

Apple gibt an, dass Apple Pay deutlich sicherer ist als herkömmliche Kartenzahlungen (die in den USA bislang noch fast immer über den Karten-Magnetstreifen und ohne PIN-Eingabe laufen). Für jede in Wallet hinterlegte Karte wird im Sicherheitschip "Secure Element" eine eineindeutige sogenannte Device Account Number angelegt.

Dazu kommt für jeden Bezahlvorgang ein transaktionsspezifischer dynamisch erzeugter Sicherheitscode. Beim Bezahlen werden nur die Device Account Number und dieser Code übertragen ("Tokenisierung"). Die ursprünglichen Kartendaten bekommt weder Apple noch der Händler, sie werden gar nicht mit der Zahlung übermittelt.

Apple gibt an, dass es keine Transaktionsdaten speichert. Eine Zahlung lasse sich somit auch nicht zum Nutzer zurückverfolge, so der Anbieter. Der Nutzer allerdings kann aus Gründen der Bequemlichkeit seine zuletzt getätigten Apple-Pay-Zahlungen in Wallet einsehen. Damit man Apple Pay verwenden kann, muss das iPhone oder iPad mindestens mit einer PIN gesichert sein.

Geht das mobile Gerät verloren oder wird gestohlen, kann man es über die Funktion "iPhone-Suche" in den gesperrten "Verloren"-Modus versetzen oder gleich fernlöschen.

Über die Sicherheit bei der Bezahlung mit der Apple Watch kann man sich streiten. Schließlich genügt für den Bezahlvorgang ein zweifacher Knopfdruck, gesichert wird die Watch lediglich über einen PIN-Code, diesen muss man nach jedem Anlegen neu eingeben.

Aber isch 'abe gar keine iPhone, Signorina!

Apple Pay ist Mobile Payment für die Apple-Welt. Android-Nutzer können schon lange auf die Google-Wallet sowie alternativ diverse Smartphone-Geldbörsen von Mobilfunk-Netzbetreibern wie Deutsche Telekom oder Vodafone zurückgreifen. Auch Bezahlterminals, die kontaktloses Zahlen via NFC unterstützen, sind mittlerweile weitverbreitet, leider aber noch nicht die Kenntnis der Kassierer (und Kunden) darüber.

Es bleibt daher zu hoffen, dass der Start von Apple Pay in Deutschland dazu beiträgt, dem Thema NFC und Mobile Payment ausreichend Auftrieb zu verschaffen. Apple könnte so dafür sorgen, dass das leidige Henne-Ei-Problem endlich vom Tisch ist und kontaktloses Bezahlen bald sehr viel selbstverständlicher sein wird als bisher.

Was ist was bei Mobile Payment?
Was ist was bei Mobile Payment?
Mobile-Payment ist in Deutschland noch gar nicht so richtig angelaufen, wirft aber technologisch und mit Kürzeln wie BLE oder HCE einige Fragen auf. Die Computerwoche erklärt die wichtigsten Begriffe.
BLE vs. NFC
NFC galt einige Zeit als abgeschrieben, aber mit Unterstützung im neuen iPhone für Apple Pay soll sich die Zahl der Nutzer bis 2019 auf 516 Millionen mehr als verfünffachen, sagt Juniper Research. Pyrim Technologies hat in dieser Infografik Bluetooth Low Energy (z.B. Apples iBeacons) mit NFC verglichen.
Wer war nochmal Bluetooth?
Bluetooth-Namensgeber ist der dänische Wikingerkönig Harald Gormson Blåtand (Blauzahn, um 910 bis 987 n.Chr.), dem es gelungen ist, sein Land mit den benachbarten Norwegern zu versöhnen. Seine Initiale H (wie ein x mit einem senkrechten Strich in der Mitte)...
Wer war nochmal Bluetooth?
... und B schmücken als zusammengeführte Runenzeichen auch das Bluetooth-Logo.
Bluetooth 4.2 soll sicherer und schneller sein
Bluetooth 4.2 wurde im Dezember 2014 vorgestellt und soll BLE noch sicherer, stromsparender und schneller machen.
Bluetooth-Varianten im Vergleich
Was es mit Bluetooth Classic, Bluetooth smart und Bluetooth smart ready auf sich hat, ob und wie sich die verschiedenen Versionen beziehungsweise Varianten miteinander vertragen, zeigt diese Ansicht.
Beacons kommen meist kieselartig daher
Beacons wie die iBeacons von Apple oder wie dieses hier auseinandergenommene von Estimote sehen oft aus wie farbige große Kiesel, aber sie können auch beliebige andere Formen annehmen.
Starke Enterprise Beacons
Nicht alle Beacons sind kieselförmig. Die der Enterprise Beacons der Onys Beacon GmbH aus Friedrichshafen, hier als technische Zeichnung, sollen besonders robust, leistungsstark und sicher sein.
Wirecard Card Reader
In Vietnam mit der dortigen Im- und Exportbank Eximbank unter dem Namen "Eximbank's mPOS" eingeführt, bietet Wirecard einen Card-Reader fürs Smartphone oder Tablet an. Denn gerade viele kleine Händler oder Betreiber von Essständen können sich die Anschaffung eines Kartenterminals nicht leisten. Die Kunden verlangen aber danach. Akzeptiert werden Kreditkarten von VISA, MasterCard und JCB.
Das NFC-Logo
Das NFC-Logo schmückt einfach ein geschwungenes N auf blauem Hintergrund. Die mit RFID verwandte Technologie wurde unter anderem speziell im Hinblick auf Mobile-Payment oder Micropayment entwickelt, weshalb die kurze Reichweite von meist unter 10 cm durchaus gewollt ist.
NFC bittet zum Druck
Die von Canon, HP, Samsung und Xerox (hier im Bild) gegründete MOPRA Alliance hat einen auf NFC basierenden mobilen Print-Service entwickelt, der es erlaubt, vom Android-Smartphone (ab Version 4.4) einen Print-Befehl an einen entsprechend vorbereiteten Drucker auszugeben.
RFID-Label für vertikale Märkte
Die Schreiner Group beziehungsweise die Tochter Schreiner LogiData bietet RFID-Etiketten für verschiedene vertikale Märkte an.
RFID-Label für die Kfz-Auslieferung
Für die Verladeprozesse nach der Kfz-Produktion hat Schreiner LogiData dieses Windshield RFID-Label entwickelt. Darauf können sich zum Beispiel Daten befinden, ob das fertige Fahrzeug per Bahn, LKW oder per Schiff verladen werden soll.
QR-Code - eine rätselhafte Matrix
QR-Codes bestehen in der Regel aus einer quadratischen Matrix mit 177 x 177 schwarzen und weißen Elementen, die wie hier zum Beispiel das ganze Vaterunser und mehr Informationen enthalten können.(Quelle: Jobo aus Wikipedia)

Wann kommt Apple Pay nach Deutschland?

Apple hat noch keinerlei konkrete Angaben zur Verfügbarkeit des Dienstes in Deutschland gemacht. Es häufen sich jedoch die Anzeichen, dass ein Start hierzulande für das dritte oder vierte Quartal 2017 angepeilt wird. So wird das Bezahlverfahren mittlerweile auch schon in den Nachbarländern Schweiz und Frankreich angeboten. Seit Dezember 2016 können auch spanische Kunden den Bezahldienst nutzen, in Italien ist Apple Pay am 17.5. 2017 offiziell gestartet. Außerdem sind seit 12. Oktober 2016 folgende Support-Seiten auf Deutsch verfügbar: Informationen zu Apple Pay , Mit Apple Pay bezahlen , Apple Pay einrichten , Unterstützung beim Hinzufügen von Karten zu Apple Pay erhalten , Teilnehmende Banken in Europa .

Apple Pay rückt näher: Inzwischen ist der Bezahldienst auch in der Schweiz verfügbar - gegen den Willen der Schweizer Finanzbranche mit ihrer eigenen Bezahl-App Twint.
Foto: Apple/Screenshot

Gegen eine baldige Einführung spricht die geringe Bereitschaft der Deutschen, mit Kreditkarte oder überhaupt bargeldlos zu zahlen. Ein anderer Punkt ist, dass die Interchange Gebühr in Europa maximal 0,3 Prozent betragen darf. Nachdem Apple bereits 0,15 Prozent kassiert, bleibt demnach nicht mehr so viel übrig. Es ist aber denkbar, dass sich die Banken einen anderen Weg einfallen lassen, etwa durch erhöhte Gebühren für eine Apple-Pay-fähige Kreditkarte.

Kann man auch als Deutscher - etwa im Urlaub - bereits Apple Pay nutzen?

Ja - und nicht nur im Ausland, sondern auch in manchen Geschäften in Deutschland, deren Bezahlterminals NFC (PayPass) und Apple Pay unterstützen. Berichten zufolge sind Filialen von Starbucks, Lidl, Rewe, Shell und Saturn einen Versuch wert. Der Aufwand ist aber relativ hoch, da man sich eine Apple-ID und eine unterstützte Kreditkarte (auch virtuell) aus einem Apple-Pay-Land besorgen muss.

Werden deutsche Geldinstitute bei Apple Pay mitmachen?

Davon kann zum jetzigen Zeitpunkt ausgehen. Der Deutsche Sparkassen und Giro-Verband (DSGV) zum Beispiel hat bereits ausdrücklich Interesse bekundet. In Deutschland haben zwar bereits verschiedenste Gruppen in Mobile-Payment-Systeme investiert, die Resultate waren jedoch durchweg bescheiden.