So motivieren Sie Ihr Team

Agile Methoden fordern neuen Führungsstil

13.04.2017 von Karolina Jackson-Ward
Teams, Soft Skills und agile Verfahren wie Kanban werden immer wichtiger. Der Grund: In Unternehmen wird zunehmend in Projekten und flachen Hierarchien gedacht. Für Projektleiter heißt das, ihre Führung darauf auszurichten.
  • Im Team Building ist auf gegenseitiges Vertrauen sowie sich ergänzende Kompetenzen zu achten.
  • Agile Methoden wie Kanban Boards unterstützen eine kooperative Arbeitsatmosphäre im Team.
  • Projektleiter können mit Coaching, Shaping und Motivation Einfluss auf Teammitglieder nehmen.

Wer heute mit einem Team erfolgreich sein möchte, sollte sich vor allem mit folgenden zwei Fragen beschäftigen:

• Wie lässt sich ein Team am besten führen?

Eine offene und flexible Arbeitsplattform schafft unter Teammitgliedern Vertrauen und weckt die Eigenmotivation in der Zusammenarbeit.
Foto: docstockmedia - shutterstock.com

• Welche Voraussetzungen sind erforderlich, um gemeinsam Erfolge zu erzielen?

Gerade Soft Skills spielen in Zeiten zunehmender Komplexität eine wichtige Rolle. Es ist daher ratsam, dass sich Projektmanager von der Vorgehensweise und Philosophie moderner Führungspersönlichkeiten inspirieren lassen. Ein Grund dafür ist auch, dass flache Hierarchien und zunehmend in Projektstrukturen aufgestellte Unternehmen eine andere Führungskultur als in der Vergangenheit erfordern. Die zwischenmenschlichen Aspekte innerhalb eines Teams beziehungsweise Projekts gewinnen nicht zuletzt vor diesem Hintergrund immer mehr an Bedeutung und wirken sich viel stärker auf das Ergebnis aus als früher. Im Folgenden deshalb einige Denkanstöße, die Projektverantwortlichen helfen können, mit ihrem Team erfolgreich zu sein.

Team mit Fingerspitzengefühl motivieren

Zunächst einmal geht es um die Frage, wen man überhaupt als erfolgreiche Führungskraft bezeichnet. Im Grunde lässt sich die Kunst der Menschenführung auf eine Kernaussage verdichten: Einer erfolgreichen Führungspersönlichkeit gelingt es, seine eigenen Ziele durch die Erfolge anderer Leute zu erreichen. Das hört sich zwar simpel an, ist aber durchaus kompliziert. Es bedarf einer Menge Fingerspitzengefühls, seine Kollegen und sein Team so zu motivieren, dass sie das Unternehmensziel verinnerlichen und aus eigenem Antrieb mit maximalem Engagement verfolgen. Aber genau darauf kommt es an, nämlich gemeinsam aus Überzeugung auf ein Ziel hinzuarbeiten: gerne, motiviert und leistungsstark.

Soft Skills in der Praxis: So gelingt gute Zusammenarbeit
Ulrike Stahl
Jeder kann kommunikative und kooperative Stärken zeigen, ist das Credo von Ulrike Stahl. Sie coacht Führungskräfte und gibt neun Tipps für eine gute Zusammenarbeit.
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An gemeinsamen Hobbys lässt sich gut anknüpfen. "Wenden Sie zuvor etwas Zeit auf, um eine persönliche Gemeinsamkeit mit dem Verhandlungspartner herauszufinden und diese zu benennen", rät Stahl. Dadurch machen Sie sich sympathisch.
Tipp 2: Finden Sie eine gemeinsame Ausdrucksweise
Wichtig ist, dass sich jeder Projektbeteiligte klar und direkt ausdrückt. Dass jeder höflich bleibt, ist eine Selbstverständlichkeit.
Tipp 3: Zeigen Sie den Nutzen auf
Was habe ich davon? Was sind die Ziele der Kooperationspartner, vor welchen Herausforderungen stehen sie? Wer kann wen wie unterstützen und welche Zahlen und Daten belegen das?
Tipp 4: Vorbild Chef
Chefs sollten im eigenen Team gute Zusammenarbeit vorleben. Denn Kooperation funktioniert nur auf Augenhöhe. "Wünschen Sie sich Mitarbeiter, die aktiver mitgestalten, lautet der Schlüssel Gleichheit und Anerkennung der Mitarbeiter", so Ulrike Stahl.
Tipp 5: Betonen Sie die Gemeinsamkeiten
Ulrike Stahl empfiehlt, gemeinsame Erfolge zu feiern und so das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Auch sollte eine Führungskraft immer das gemeinsame Ziel und die Bedeutung der Arbeit des Teams hervorheben.
Tipp 6: Austausch der Mitarbeiter
Gerade wenn die Kollegen an unterschiedlichen Projekten arbeiten, sollte in wöchentlichen Meetings jeder berichten, was er tut. "Ermöglichen Sie, dass Teammitglieder in solche Meetings Fragen einbringen, bei denen die anderen mit Ideen unterstützen können, auch wenn sie nicht komplett mit der Materie vertraut sind."
Tipp 7: Transparenz der Ziele
Neben übergeordneten Firmenzielen können sich für Mitarbeiter konkurrierende individuelle Ziele ergeben. So etwas ist Gift für ein kooperatives Klima, weiß Stahl. Die Gegenmaßnahme lautet Transparenz hinsichtlich der individuellen Ziele. "Diese ermöglicht es den Mitarbeitern, sich widersprechende Ziele selbst zu identifizieren, und der Führungskraft, diese nachzubessern."
Tipp 8: Teambildungsmaßnahme
Setzen sich Teams aus sehr unterschiedlichen Menschen zusammen, kann ein Teambuilding helfen. Dabei geht es Stahl nicht unbedingt um gemeinsame Trips in die freie Natur. Für IT-Teams bieten sich analytische Auseinandersetzungen nach wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitsmodellen an.
Tipp 9: den eigenen Chef verstehen
"Auch Chefs sind eher gewillt, die zu unterstützen, von denen sie den Eindruck haben, dass sie ihn unterstützen", sagt Stahl. Das Beste sei also, selbst Kooperationsbereitschaft zu beweisen. "Letztlich weiß jeder Chef, dass sein Erfolg vom Erfolg seiner Mitarbeiter abhängt."

Nützlich ist an dieser Stelle ein Blick in die Psychologie, denn uns Menschen geht es im Grunde immer nur darum, Teil einer Gemeinschaft zu sein, Wertschätzung zu erfahren, oder um es plakativ zu sagen: von den anderen geliebt zu werden. Für dieses Gefühl sind wir bereit viel zu leisten. Eine solche Motivation lässt sich aber nicht einfach "anknipsen" und etwa auf Knopfdruck für ein vorgegebenes Ziel umsetzen. Vielmehr müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit dieser eigene Antrieb entstehen kann. Konkret bedeutet das für einen Projektleiter, dass er die Projektkomponenten sehr gut abwägen sollte, bevor er sein Team zum ersten Mal auf das gemeinsame Ziel einschwört.

Sorgfalt bei der Auswahl der Teammitglieder

Deshalb ist schon die Zusammenstellung des Teams eine wichtige Aufgabe. Bei der Auswahl der verschiedenen Player sollte immer bedacht werden, ein Team zu bilden, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann, in dem sich die verschiedenen Kompetenzen ergänzen und das bereit ist, für ein gemeinsames Ziel alles zu geben. Werden diese Aspekte beim Team Building beachtet, entsteht wie von selbst eine offene, kollaborative Atmosphäre, in der sich ein Projekt erfolgreich entwickeln kann.

Kollaborative Methoden können helfen

Gerade moderne Vorgehensweisen, wie etwa die Nutzung von Kanban Boards, können eine solche Arbeitsatmosphäre unterstützen. Projektleiter, die nach dieser Methode vorgehen, schenken ihren Teammitgliedern nicht nur eine Menge Vertrauen, indem sie ihnen bei der Abarbeitung der verschiedenen Aufgaben viel Freiraum lassen, sondern ermutigen das Team zudem, sich gegenseitig zu unterstützen. Das impliziert natürlich auch eine gewisse Form der Kontrolle, denn alle können jederzeit sehen, was der jeweils andere macht. Und jedes Teammitglied hat Zugang zu den Dokumenten.

Viele ziehen diese Art zu arbeiten den engen Projektstrukturen klassischer Tools wie beispielsweise MS Project vor. Eigenverantwortung, Flexibilität und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit sind Komponenten, die in der Projektarbeit immer wichtiger werden. Die Kanban-Methode ist deshalb ein Modell, über das Projektverantwortliche nachdenken sollten.

Darüber hinaus gibt es weitere Aspekte, die einem Projektmanager helfen können, erfolgreich zu sein: Coaching, Shaping und Motivation sind drei Faktoren, die hier zu erwähnen sind.

Coaching

Das Wort Coaching ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Beratungsmethoden. Im Unterschied zur klassischen Beratung werden im Coaching keine direkten Lösungen geliefert, sondern treibt der Coach die Entwicklung eigener Lösungen voran. Deshalb geht es beim Coaching in erster Linie darum, den anderen zu verstehen. Für den Projektverantwortlichen bedeutet es, dass er sich intensiv mit den individuellen Fähigkeiten seiner Teammitglieder befassen muss. Es gilt die richtigen Fragen zu stellen, gut zuzuhören und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wenn es dem Projektleiter gelingt, die einzelnen Teammitglieder und deren Anforderungsprofil zu verstehen, wird er automatisch in der Lage sein, die richtigen Impulse zu setzen. Das wird beide Seiten motivieren und zu einer kooperativen Zusammenarbeit führen, in der das gemeinsame Erarbeiten eines Ziels eine Selbstverständlichkeit ist und keine von außen aufoktroyierte Aufgabe.

Shaping

Unter Shaping wird ein Benehmen verstanden, dass andere Menschen dazu bringt, dass zu tun, was für sie gut ist - unbewusst, automatisch und zu deren eigener Zufriedenheit. Um als Führungskraft ein solches Verhalten an den Tag legen zu können, muss am aber zunächst intensiv die Psyche des Menschen studieren. Wie wir bereits festgestellt haben, will jeder Mensch in seinem tiefsten Inneren Teil einer Gruppe sein und um seiner selbst willen gemocht werden. Beim Shaping macht sich der Projektleiter diese Tatsache immer wieder bewusst und versucht durch sein eigenes Verhalten, auch in einer Art Vorbild, den anderen in seinem Sinn zu prägen. So gesehen steht das Shaping im engen Kontext zur Motivation und kann auf eine andere Art und Weise ebenfalls Impulsfaktor für hervorragende Team- oder Einzelleistungen sein.

Motivation

Grundlegend für jeden Erfolg aber ist die Motivation. Sie ist der Auslöser für das Handeln eines jeden Menschen. Dabei werden zwei Arten von Motivation unterschieden:

• der Eigenantrieb (internal motivation) und

• die externe Motivation (external motivation).

Top-10-Faktoren der Jobmotivation
Top 10 Faktoren der Jobmotivation
Die Studie der ManpowerGroup hat die zehn wichtigsten Faktoren der Motivation im Arbeitsalltag identifiziert.
1. Gutes Arbeitsverhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten
Der menschliche Faktor zählt: 65 Prozent der Befragten sind motivierter im Job, wenn sie mit Kollegen und Chefs gut auskommen. 2014 waren es noch 77 Prozent.
2. Flexible Arbeitszeiten
Gleitzeit oder ein Arbeitszeitkonto bleiben wichtige Motivatoren, sind allerdings auf dem Rückzug. Nur jeden zweiten Arbeitnehmer (50 Prozent) spornt flexibles Kommen und Gehen an. Im Vorjahr war dies noch bei 67 Prozent der Fall.
3. Freundschaftliches Verhältnis zu Kollegen
Für 42 Prozent der Deutschen ist es wichtig, auch nach Feierabend den Kontakt zu anderen Kollegen zu pflegen und gemeinsam etwas zu unternehmen. Letztes Jahr war es 45 Prozent.
4. Kostenlose Getränke vom Arbeitgeber
Geringer Aufwand, große Wirkung: Für 33 Prozent Arbeitnehmer sind kostenlose Getränke am Arbeitsplatz motivierend für den Job – ein Prozent mehr als bei der Vorjahresbefragung.
5. Teamarbeit
33 Prozent der Arbeitnehmer haben mehr Spaß im Job, wenn sie häufig in Gruppen arbeiten. „Die Arbeitnehmer schätzen zwar den Kontakt zu ihren Kollegen – doch ständige Meetings und Arbeitsgruppen empfinden zwei Drittel eher lästig als motivierend“, sagt Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland.
6. Ansprechende Raumgestaltung
Die Büroatmosphäre hat auf ebenso wenig Befragte eine motivierende Wirkung. 32 Prozent arbeiten aus eigener Sicht produktiver, wenn die Optik im Büro stimmt. Das bedeutet drei Prozentpunkte Einbuße im Vergleich zum Vorjahr.
7. Betriebliche Gesundheitsförderung
Beratung durch den Betriebsarzt und vom Arbeitgeber bezahlte Präventionskurse sind gut für die Motivation. 31 Prozent der Mitarbeiter arbeiten befreiter, wenn sie wissen, dass ihr Unternehmen die Gesundheit der Angestellten fördert. 2014 waren es 38 Prozent.
8. Guter Kaffee
Augen auf beim Kaffeekauf: Für 28 Prozent der Mitarbeiter fördert die Qualität des Koffeingetränks die Motivation am Arbeitsplatz. Guter Kaffee rutscht damit in die Top 10 der Arbeitsmotivatoren und holt im Vergleich zu 2014 fünf Prozentpunkte auf.
9. Pflanzen im Büro
Grünpflanzen heben die Stimmung und sorgen für ein besseres Raumklima. Ein Prozent mehr als letztes Jahr, nämlich 27 Prozent der Befragten, können besser arbeiten, wenn Zimmerpflanzen im Büro stehen.
10. Motivation durch Büromöbel
Mit Investitionen in moderne Bürowelten können Arbeitgeber punkten: 25 Prozent der Arbeitnehmer lassen sich durch zeitgemäßes, ergonomisches Design motivieren – vier Prozent mehr als 2014.

Der Projektleiter hat lediglich die Möglichkeit, mit externen Impulsen die grundsätzliche Motivation seiner Teammitglieder zu fördern. Mit speziellen Belohnungssystemen kann er dafür sorgen, dass die Teammitglieder ein Ziel möglichst engagiert verfolgen. Die wirkliche Kunst aber besteht darin, sein Team durch Vertrauen, Aufrichtigkeit, Wertschätzung, Teamgeist und andere Faktoren so zu motivieren, dass sie ein Ziel verinnerlichen und es als ihr eigenes, persönliches annehmen. Nur so besteht die Chance, dass die Teammitglieder aus innerem Antrieb alles tun, um gemeinsam mit dem Projektleiter ein Ziel zu erreichen. Diese Eigenmotivation ist der größte und wichtigste Schlüsselfaktor. Aber sie ist auch der Aspekt, der am schwersten in die Realität umzusetzen ist. Gelingt es die innere Motivation zu wecken, ist nicht nur der Erfolg um vieles wahrscheinlicher, sondern auch die Zufriedenheit jedes Einzelnen. Das wiederum führt zu einer höheren Motivation, was wiederum die Voraussetzung für noch bessere Leistungen ist - ein positiver Kreislauf, von dem alle profitieren.

Fazit

Das Erfolgsgeheimnis eines jeden Projektleiters liegt in einer Mischung der beschriebenen Faktoren. Je nachdem, um welches Projekt und welche Voraussetzungen es sich handelt, gilt es die richtigen Tools, Methoden und Soft Skills zu nutzen. Ein Faktor allein wird nicht ausreichen, um erfolgreich zu sein. Wem es aber gelingt, die Eigenmotivation seiner Teammitglieder zu wecken, eine offene und flexible Arbeitsplattform zu entwickeln sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu erzeugen, der hat die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, dass ein Projekt erfolgreich verläuft. Tipp: Trauen Sie sich selbst zu, dieses Kunststück zu schaffen und vertrauen Sie Ihrem Team. Nur Mut, denn niemand hat etwas zu verlieren, im Gegenteil. (pg)