Adobe nutzt mit Flex den Hype um Ajax und macht Flash Player Dampf

28.06.2006
Mit einer deutlichen Preissenkung will Adobe sein "Flex" zur Entwicklung von Rich Internet Applications populärer machen. Der Flash Player als Frontend wurde drastisch beschleunigt.
Diese Immobiliensuche ist einer der Sieger des letzten Flex Developer Derby.

Den "Flash Player 9" gibt es zunächst in Ausführungen für Windows und Mac OS X, eine Linux-Ausführung soll nachgereicht werden. Wer Internet Explorer und Mozilla-Browser parallel verwendet, muss ihn unter Windows zweimal installieren - als Netscape-Plug-in für Firefox und Co. sowie als ActiveX-Control für den Microsoft-Browser.

Wichtigste Neuerung des Players ist die ActionScript Virtual Machine (AVM) und Unterstützung für die neue Version 3.0 von ActionScript. Die AVM verwendet einen Laufzeit-Compiler, der den ActionScript-Code in nativen Maschinencode übersetzt und damit erheblich beschleunigt. ActionScript 3 unterstützt nun unter anderem ECMAScript für XML (E4X), reguläre Ausdrücke und ein standardisiertes DOM-Event-Modell.

Konkurrenz für AJAX?

Das wie Flash ursprünglich von Macromedia enwickelte Flex ermöglicht die Entwicklung von Web-Anwendungen mit Desktop-Möglichkeiten. Es konkurriert damit mit der gegenwärtig populären Entwicklungstechnik AJAX (Asynchronous JavaScript and XML), mit der sich Inhalte auf Web-Seiten verändern lassen, ohne dass man die Seite zur Gänze neu laden müsste. Adobe spielt die Konkurrenz aber bewusst herunter und sieht beide Techniken eher als einander ergänzend an.

Derzeit arbeiten nur rund 5000 Entwickler mit Flex. Das liegt unter anderem daran, dass das entsprechende Software Development Kit (SDK) bislang nur im Paket mit dem 15.000 Dollar pro CPU teuren Flex Presentation Server zu haben war. Binnen fünf Jahren möchte Adobe nun die Zahl der Flex-Developer auf eine Million erhöhen. Dazu senkt es die Einstiegsbarrieren deutlich.

Einstiegshürde deutlich gesenkt

Mit Version 2 wird das Flex-SDK kostenlos. Man kann damit weniger anspruchsvolle Applikationen erstellen, die ohne Server-Komponente auskommen. Natürlich lassen sich Web-Services und XML verwenden, um sich mit einem Server zu verbinden, wenn Daten nicht allzu häufig abgerufen werden und die Payloads klein bleiben.

Für anspruchsvollere Anwendungen gibt es "Flex Data Services 2 Express", das Verbindungen zwischen der Daten- und Präsentationsschicht herstellt. Diese ist für Single-CPU-Systeme ebenfalls kostenlos. Sobald eine Applikation über mehrere Prozessoren geclustert wird, muss man allerdings zu den "Flex Data Services" greifen, die ab 20.000 Dollar je CPU erhältlich sind. Es handelt sich dabei um den früheren Presentation Server, dem der Hersteller zusätzliche Fähigkeiten für Datenverwaltung und Messaging spendiert hat.

"Wie Erdnussbutter und Marmelade"

Richard Monson-Haefel, Analyst bei der Burton Group, glaubt, dass vor allem das populäre weil kostenlose AJAX Adobe zu der neuen Preisstruktur genötigt hat. "Ich denke, Adobe hatte praktisch keine Wahl, wenn es wettbewerbsfähig bleiben wollte", so der Experte.

Jeff Whattcott, Senior Director of Product Marketing bei Adobe, sieht für Flex und AJAX jedenfalls eher eine friedliche Koexistenz. "Wir glauben nicht, dass AJAX fehlschlagen muss, damit Flex ein Erfolg wird", sagt Whatcott. Beide Techniken passten zusammen "wie Erdnussbutter und Marmelade". Ein AJAX-Entwickler könne beispielsweise Flex nutzen, um seine Anwendung um Charts und Grafiken zu erweitern.

Flex-IDE basiert auf Eclipse

Dem stimmt auch Mike Gilpin von Forrester Research zu. "In Wahrheit ist das, was AJAX macht, eine Untermenge von dem, was Flex tut. Und mit den Tools von Adobe können Sie eine beliebige Kombination von beidem als Runtime nehmen", erläutert der Analyst. Flex stelle eine Unternehmenslösung für die Entwicklung von Anwendung im Kontext von SOA (Service-orienterte Architektur) dar, bei der Clients auf Dienste zurückgreifen, die das Backend bereitstellt.

Apropos Werkzeuge: Adobes neues IDE (Integrated Development Environment) "Flex Builder 2" basiert auf der quelloffenen Tooling-Plattform von Eclipse. Viele Entwickler benutzen dies ohnehin schon für Java-Projekte und sollten sich in der gewohnten Umgebung wohlfühlen und rasch zurechtfinden. Verbessert wurden unter anderem das Code-Hinting sowie die Möglichkeiten für visuelles Layout, Skinning und Styling. Pro Entwicklerarbeitsplatz kostet Flex Builder 2 knapp 500 Dollar, für 750 Dollar gibt es außerdem eine leistungsfähigere Ausführung, mit der sich Charts und andere Grafiken erzeugen lassen. (tc)