Notebook mit Doppel-Bildschirm

Acer Iconia im Test

24.06.2011 von Thomas Rau
Das Acer Iconia ist ein Notebook ohne Tastatur, aber mit zwei berührungsempfindlichen Bildschirmen. Ist Acers Idee vom tastaturlosen Notebook revolutionär oder unausgegoren? Der Test sagt es Ihnen.
Im Test: Notebook mit Doppel-Display Acer Iconia
Foto: Acer

Klappt man das Acer Iconia auf, blickt man auf einen 14 Zoll großen Bildschirm – nicht ungewöhnlich. Etwas ungewöhnlicher ist schon, dass dieser Bildschirm berührungsempfindlich ist. Absolut besonders ist aber, dass dort, wo sich bei einem Notebook üblicherweise die Tastatur befindet, ein zweiter 14-Zoll-Bilschirm sitzt – der ebenfalls auf Fingereingaben reagiert.

Die Idee des Acer Iconia: Auf diesem zweiten Bildschirm erscheinen die Bedienelemente, die zum Programm passen, das auf dem oberen Bildschirm läuft.
Das funktioniert natürlich nur mit angepasster Software. Acer hat auf dem Iconia einige passende Programme installiert. Man ruft sie über den Acer Ring auf, eine zentrale Steuer-Software, die sich öffnet, wenn man den unteren Bildschirm gleichzeitig mit fünf Fingern berührt.

Programme öffnen durch Handauflegen

Über den Acer Ring startet man beispielsweise den TouchBrowser, der unter anderem die Pinch-Zoom-Geste unterstützt. Zum Eingeben einer URL aktiviert man über ein kleines Tastatur-Symbol die virtuelle Tastatur auf dem unteren Bildschirm, woraufhin die Webseite automatisch nur auf den oberen Bildschirm hüpft. Auch bei den Programmen für Musik, Bilder und Filme - TouchMusic, TouchPhoto und TouchVideo - werden die Medieninhalte auf dem oberen Bildschirm angezeigt, das Programm-Menü und die Steuertasten unten. Mit dem Programm Gesture Editor kann man neue Gesten festlegen, die bestimmte Aktionen auslösen: Zum Beispiel lässt sich durch das Zeichnen einer Linie der Browser starten.
Das Tool Social Jogger öffnet auf dem unteren Bildschirm einen dreigeteilten Desktop mit Apps für Facebook, YouTube und Flickr, während man die entsprechende Webseite auf dem oberen Display aufrufen kann.

Acer Iconia: So gut funktioniert die Bildschirm-Tastatur

Für die meisten Programme benötigt man aber auf dem Acer Iconia doch eine Tastatur: Die blendet man ein, indem man beide Hände in Schreibhaltung auf dem unteren Bildschirm ablegt. Beim Tippen unterstützt das Acer Iconia mit Wortvorschlägen, wie man es vom Smartphone oder einem Tablet-PC kennt.
Ruft man die Tastatur zum ersten Mal auf, werden die Tasten in einem Raster von 18,5 Millimeter angezeigt – das ist etwas schmaler als bei einem Notebook üblich. Man kann aber einen Eingabetest durchführen, bei dem man dreimal hintereinander denselben Text eingeben muss: Dann passt das Acer Iconia die Tastengröße an das eigene Tipptempo an. Problematisch ist, dass man einen englischen Text auf einer englischen Tastatur eingeben muss.

Außerdem kann man auf dem unteren Bildschirm ein Eingabefeld aufrufen, auf dem man mit dem Finger schreiben kann. Auf Wunsch wandelt das Acer Iconia die handschriftliche Eingabe in Text um.

Die Grundidee des Acer Iconia, die Touch-Bedienung auf den unteren Bildschirm zu verlagern, ist an sich sehr sinnvoll: Normalerweise nervt an Notebooks, die man über einen berührungsempfindlichen Bildschirm bedienen soll, dass das geöffnete Display wackelt, wenn man mit dem Finger darauf tippt. Außerdem ermüdet der Arm rasch, wenn man ihn dauernd zum Tippen hochheben und im rechten Winkel halten muss.

Acer Iconia: Die Nachteile des Doppel-Displays

Allerdings gibt es auch Nachteile: Das Schreiben auf der Bildschirm-Tastatur des Acer Iconia ist deutlich unangenehmer als auf einer richtigen Tastatur – der Tastenhub fehlt, man hat keine Druckrückmeldung und das Tippen auf der Glasoberfläche ermüdet die Finger schneller. Außerdem hat der untere Bildschirm einen recht geringen Einblickwinkel: Will man etwas genau erkennen, muss man sich direkt über den Bildschirm beugen und sitzt dann recht verkrampft vor dem Acer Iconia.

Mit der Touch-Tastatur ins Bios

Weitere Probleme ergeben sich bei Programmen, die vor dem Windows-Start nach einer Tastatur verlangen. Die virtuelle Tastatur zeigt sich zwar sofort nach dem Einschalten des Notebooks auf dem unteren Bildschirm: So kann man die Bios-Einstellungen aufrufen oder im Boot-Manager einen Eintrag auswählen. Startet man aber etwas die Systemwiederherstellung über die Taste F8, bleibt der untere Bildschirm schwarz, der obere versteht keine Touch-Eingaben und deswegen lässt sich auch der Maus nicht bewegen. In diesem Fall kann man sich mit der Tastaturtaste behelfen, die außen am linken Displayscharnier sitzt. Durch wiederholtes Drücken navigiert man sich durch die Menüs.

Einfaches Fenster-Management

Programmfenster besitzen beim Acer Iconia eine vergrößerte Navigationsleiste, die um zusätzliche Symbole ergänzt ist: Mit ihrer Hilfe kann man das Fenster einem bestimmten Bildschirm zuweisen, das Fenster über beide Bildschirme strecken oder das aktive Fenster auf den anderen Bildschirm verschieben. Das Acer Iconia meckert aber immer, wenn man den unteren Bildschirm zum Hauptbildschirm machen will und will das Notebook immer wieder auf die Standard-Einstellung zurücksetzen.

Anschluss an einen externen Monitor

Das Acer Iconia kann man auch mit einem externen Bildschirm verbinden, den man per HDMI oder VGA anschließt. Man kann dann aber nicht drei Monitore nutzen, sondern nur zwei: Der externe Monitor wird dann zum Hauptbildschirm und der untere Bildschirm des Acer Iconia zeigt die Tastatur.
Den externen Monitor sollte man aber unbedingt mit der Tastenkonbination Fn+F5 einrichten, über das Windows-Menü für Mehrmonitorbetrieb klappte es im Test nicht zuverlässig. Im Test dauerte es beim Acer Iconia ungewöhnlich lange, bis ein externer Monitor am HDMI-Ausgang erkannt wurde. Bei mehreren getesteten Monitoren kam es außerdem zu Problemen: Mal wurde der Monitor beim erneuten Anschließen nicht mehr erkannt, manchmal zeigte nur der externe Monitor ein Bild, die Bildschirme des Acer Iconia blieben dagegen dunkel.

Acer Iconia: Test-Fazit

Beide Displays des Acer Iconia zeigen eine mittelmäßige Bildqualität. Besonders die Helligkeit lag mit rund 150 cd/m2 zu niedrig. Kontrast und Helligkeitsverteilung waren dagegen gut.

Das Acer Iconia wiegt mit seinen zwei 14-Zoll-Bildschirmen 2,72 Kilogramm – ungefähr so schwer wie ein normales 15,6-Zoll-Notebook. Doch für unterwegs ist es ohnehin weniger geeignet: Im Akku-Test machte es schon nach rund 2,5 Stunden schlapp.

Notebook ohne optisches Laufwerk

Auf ein optisches Laufwerk muss man beim Acer Iconia verzichten – das passte nicht mehr ins untere Gehäuse, in dem der zweite Bildschirm sitzt. Auch bei den Anschlüssen bringt das Acer Iconia weniger mit als ein normales Notebook, zum Beispiel nur drei USB-Buchsen: Die an der rechten Seite unterstützt aber immerhin USB 3.0. Ein Einschub für Speicherkarten sitzt nicht im Gehäuse des Iconia. Acer legt ihn als externes USB-Gerät bei, das mehr kann als ein eingebauter Kartenleser: Er nimmt ohne Adapter auch Micro-SD- und Memory-Stick-Micro-Karten auf.

Die Rechenleistung des Acer Iconia ist gut: Dank des Core i5-480M punktet es mit hoher Geschwindigkeit bei Multimedia- und Büroprogrammen. Für aktuelle oder effektreiche Spiele war das Notebook im Test dagegen zu langsam.

Sehr bequem kommt man an die Komponenten des Acer Iconia: Über zwei Schiebeschalter kann man die ganze Notebook-Unterseite lösen und erreicht so die Hauptplatine und den Akku.

Test-Fazit

Das Acer Iconia ist ein großes Versprechen: Das Konzept mit zwei Bildschirmen hat Potential: Mit mehr und attraktiveren Programmen (etwa Spielen), die besser auf die Touch-Bedienung abgestimmt sind, könnte man es noch besser ausreizen.
Diesem Konzept hätte allerdings ein hochwertigeres Gerät besser gestanden: Das Acer Iconia bietet weder ein überragendes Design, noch eine opulente Ausstattung – selbst die Qualität der beiden Bildschirme ist mau. Für 1500 Euro ist das zu wenig – selbst wenn das Notebook zwei Bildschirme besitzt.

TESTERGEBNISSE (NOTEN)

Acer Iconia

Testnote

befriedigend (3,47)

Preis-Leistung

teuer

Geschwindigkeit (25%)

3,12

Ausstattung (20%)

2,92

Bildschirm (17%)

4,15

Mobilität (15%)

4,61

Tastatur (8%)

3,24

Umwelt und Gesundheit (5%)

3,19

Audioqualität (5%)

2,5

Service (5%)

3,32

Acer Iconia: Alle Infos auf einen Blick

ALLGEMEINE DATEN

Acer Iconia

Testkategorie

Notebooks

Hersteller

Acer

Internetadresse

www.acer.de

Preis (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers)

1499 Euro

Technische Hotline

0900/1002237

Garantie des Herstellers

12 Monate

TESTERGEBNISSE

Acer Iconia

Geschwindigkeit

<br>

Startzeit

58 Sekunden

Geschwindigkeit bei Büro-Programmen

290 Punkte

Geschwindigkeit bei Multimedia-Programmen

362 Punkte

Geschwindigkeit bei 3D-Spielen

1908 Punkte

USB-Anschlüsse: Lese- / Schreibrate

67,9 / 65,9 MB/s

Bildschirm: Helligkeit / Helligkeitsverteilung / Kontrast

154 cd/m² / 83 % / 819:1

Entspiegelung

gering

Akkulaufzeit

2:37 Stunden

Gewicht: Notebook (mit Akku) / Netzteil

2,72 / 0,54 Kilogramm

Betriebsgeräusch: geringe /hohe Last

0,5 / 1,5 Sone

Stromverbrauch: Ruhe / Last / Bereitschafts-Modus / Aus

24,1 / 52,3 / 0,8 / 0,5 Watt

TECHNISCHE DATEN

Acer Iconia

Prozessor (Taktrate)

Intel Core i5-480M (2,67 GHz, Turbo Boost: max. 2,93 GHz)

verfügbarer Arbeitsspeicher (eingebauter Arbeitsspeicher), Typ

3766 MB (4096 MB), DDR3-1333

Grafikchip (Grafikspeicher)

Intel HD Graphics (128 MB max., vom Arbeitsspeicher)

Bildschirm: Diagonale, Auflösung, Typ

14 Zoll (35,6 Zentimeter), 1366 x 768, spiegelnd

Festplatte

Toshiba MK6465GSX; 578,1 GB (nutzbar)

optisches Laufwerk

nicht vorhanden

Betriebssystem

Windows 7 Home Premium 64 Bit

LAN

Gigabit-LAN

WLAN

802.11n

Bluetooth

ja

Schnittstellen Peripherie

2x USB 2.0 (2 links), USB 3.0 (rechts), LAN(rechts), Kartenleser (extern, per USB angebunden)

Schnittstellen Video

VGA (rechts), HDMI (links), Internetkamera (1,3 MP)

Schnittstellen Audio

Mikrofon, Audioausgang (analog/digital), Audioeingang,

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.