Warum Unternehmen Windows 7 scheuen - und schätzen

7 Gründe pro und contra Win 7

08.11.2010 von Klaus Manhart
Anzeige  Windows 7 ist nun seit über einem Jahr auf dem Markt, doch noch immer scheuen viele Unternehmen den Umstieg. Wir haben die wichtigsten Argumente gesammelt, die gegen und für die Migration auf Win 7 sprechen.

Gegen Windows 7 spricht einiges - und vieles dafür. Es gibt nicht wenige Unternehmen, die mit dem Status quo auf Basis älterer Windows-Versionen durchaus zufrieden sind. Sie haben in den letzten Jahren kaum in Hardware oder Software investiert und damit Kosten reduziert. Windows XP oder noch ältere Versionen laufen zusammen mit den Anwendungen leidlich stabil und die Mitarbeiter kommen damit zurecht. Kein Grund also, etwas zu ändern.

Und das spricht für Win 7: Der Erhalt des veralteten Status quo gleicht dem Sitz auf einem Pulverfass. Unternehmen, die noch mit XP arbeiten, müssen damit rechnen, dass der Support durch Microsoft und andere Softwareanbieter allmählich reduziert wird. Der erweiterte Microsoft Support für Windows XP mit Service Pack 3 (SP3) wird Ende April 2014 eingestellt, danach werden keine Updates oder Patches mehr angeboten.

Geht man von einem Zeitrahmen von 12 bis 18 Monaten für die Vorbereitung und Durchführung einer umfassenden Betriebssystem-Migration aus, bleibt IT-Abteilungen nicht mehr viel Zeit für die Migration auf Windows 7, wenn Sie jetzt nicht mit der Planung beginnen.

2. Hardware ist nicht Win 7 kompatibel

"Aber unsere Hardware ist total veraltet", lautet ein zweiter Einwand gegen Win 7. In Krisenzeiten haben tatsächlich viele Unternehmen ihre Rechner über den Abschreibungszeitraum hinweg betrieben, so dass viele Geräte vier oder fünf Jahre in Betrieb sind. Der Hardware-Park ist nicht mehr auf dem Stand der Zeit. Da Windows 7 aber eine bessere Hardware mit höherer Rechnerleistung als ältere Windows-Versionen erfordert, ist ein Upgrade auf die vorhandene Hardware oft nicht möglich. Es müssten also neue Rechner angeschafft werden.

Das spricht für Win 7: Nicht in jedem Fall müssen ältere Rechner ersetzt werden. Manchmal reicht schon ein kleineres Upgrade etwa beim RAM auf 2 GB. Andererseits liebäugeln viele Unternehmen derzeit ohnehin damit, veraltete, oft mit Problemen behaftete Rechner baldmöglichst auszutauschen. Da kommt Win 7 gerade recht. Bei einem Hardwaretausch und gleichzeitigem Betriebssystemwechsel schlägt man quasi zwei Fliegen mit einer Klappe - und die Umstellung geht in einem Rutsch über die Bühne.

3. Eine Win 7 Migration ist teuer

Ein Betriebssystem Upgrade ist für Unternehmen eine hohe budgetäre Belastung. Die eventuell nötige Anschaffung neuer PCs für Windows 7 kostet viel Geld. Davon unabhängig kommen Lizenzkosten hinzu und Kosten für die Migration und Nutzerschulungen. Bei Dutzenden oder gar Hunderten von Clients belastet das die IT-Ausgaben erheblich. Laut Gartner kann eine Migration von Windows XP nach Windows 7 pro Nutzer zwischen 670 und 1275 Euro kosten.

Das spricht für Win 7: Die Kosten sind zunächst einmal hoch, doch langfristig amortisieren sie sich. Effizientere Hardware sowie hard- und softwareseitige Energiesparfunktionen sorgen beispielsweise für niedrigere Betriebskosten. Zudem bietet Windows 7 mehrere Verbesserungen, die die IT und die Arbeitsabläufe von Mitarbeitern effizienter machen - und damit auch Kosten sparen. Laut Erhebungen schätzen viele Unternehmen beispielsweise neue Funktionen wie DirectAccess, das zur Vereinfachung der Konnektivität für mobile Benutzer entwickelt wurde, die Funktionen BitLocker und BitLocker To Go zur Sicherung von Daten auf Festplatten und USB-Wechsellaufwerken oder AppLocker, die eine genaue Steuerung von Endbenutzeranwendungen ermöglicht.

4. Die Umstellung verschlingt viel Zeit

Upgrades für die vielen Desktop-Computer im Unternehmen kosten die IT-Abteilungen nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit. Für eine typische IT-Umgebung müssen für die Migration auf die neue Windows-Version 63.500 Arbeitsstunden veranschlagt werden. Die größte Herausforderung, gerade wenn Vista übersprungen wurde, ist das Testen der neuen Umgebung. Die Migration umfasst zeitaufwändige Schritte wie Kompatibilitäts- und Regressionstests, Nachbesserungen von Systemen oder das Einspielen von Upgrades vor Ort. Firmenweite Migrationen in großen Unternehmen dauern manchmal mehrere Jahre.

Das spricht für Win 7: Durch Umsetzen von Best Practices und Automatisieren vieler Migrationsschritte können Unternehmen den Zeitaufwand der Bereitstellung von Windows 7 deutlich senken. Microsoft stellt kostenlose Tools zur Verfügung, um Administratoren bei der Migration von Windows XP auf Windows 7 zu unterstützen. Eine Win 7 Migration kann damit weitgehend automatisiert ablaufen, so dass IT-Abteilungen nicht mehr auf die alten Paradigmen der manuellen Bereitstellung oder des simplen Abwartens, dass Systeme ausgetauscht werden, zurückgreifen müssen.

5. Anwendungen sind inkompatibel

Als eines der Top-Hindernisse gegen ein Upgrade auf Windows 7 gilt die mangelhafte Kompatibilität zu älteren Software-Anwendungen. Die meisten Applikationen, die für Windows XP geschrieben wurden, funktionieren zwar gut unter Windows 7. Allerdings gibt es in jedem Unternehmen eine Reihe geschäftskritischer oder selbst gestrickter Anwendungen, für die das nicht gilt. Die müssen für Windows 7 kompatibel gemacht - oder durch neue ersetzt werden.

Das spricht für Win 7: Kompatibilitätsprobleme lassen sich auf mehrere Arten lösen. Eine Möglichkeit ist die reifer gewordene Client-Virtualisierung. Applikationen, die unter Windows 7 nicht laufen oder deren Migration zu aufwändig ist, lassen sich in einer Sandbox im XP-Modus beziehungsweise in einer virtuellen Umgebung betreiben. Zudem haben Kunden des Software-Assurance-Programms Zugang zur Microsoft Enterprise Desktop Virtualization (MED-V) und Microsoft Application Virtualization (App-V). Damit lassen sich die letzten Kompatibilitäts-Hürden für eine Windows-7-Migration beseitigen.

6. Die Umstellung ist aufwändig

Für Anwender ist die Umstellung mit großem Aufwand verbunden. Das Upgrade jedes einzelnen Rechners stellt für sie eine erhebliche Störung dar und verwirrt technisch wenig erfahrene Mitarbeiter. Aufgaben, die früher vertraut waren, müssen nun anders gelöst werden. Das Arbeiten in der neuen Umgebung ist erst mühsam zu erlernen. Während und nach eines Bereitstellungsprojekts steigt deshalb die Zahl der Support-Fälle in der Regel stark an. Die Benutzer benötigen massive Unterstützung seitens der Support-Techniker, bevor sie wieder ihr normales Produktivitätsniveau erreichen.

Das spricht für Win 7: Windows 7 ist im Vergleich zu früheren Versionen deutlich einfacher und intuitiver zu bedienen. Falls überhaupt notwendig reichen deutlich kürzere Schulungen als früher. Die beste Möglichkeit, Störungen zu verhindern, die Zahl der Anfragen beim Helpdesk zu verringern und möglichst rasch zu hoher Produktivität zu finden, besteht darin, Mitarbeiter frühzeitig und regelmäßig darüber zu informieren, wie häufige Aufgaben in der neuen Umgebung durchgeführt werden.

7. Win 7 ist auch nicht zukunftsfähig

"Wenn die Migration endlich abgeschlossen ist, haben wir trotzdem keine topaktuelle Desktop-Umgebung", heißt es manchmal. "Das bedeutet, dass uns beim nächsten Anwendungs- bzw. Betriebssystem-Upgrade wieder die gleiche aufwändige und kostenintensive Prozedur bevorsteht."

Das spricht für Win 7. Win 7 kann zum Anlass genommen werden, die gesamte Desktop-Strategie zu überdenken. Eine Möglichkeit, sich von Betriebssystem- und Hardware-Wechseln unabhängiger zu machen, besteht darin, den PC als Terminal oder Thin Client zu behandeln. Desktop-Virtualisierung verlegt die klassischen Desktop-Arbeitsplätze auf eine Server-Farm. Virtuelle PCs sind damit zentral im Rechenzentrum manage- und administrierbar. Die Mitarbeiter können mit virtuellen PCs genauso komfortabel arbeiten wie zuvor. Jeder hat eine "eigene" virtuelle Maschine, die alle Anwendungen einschließlich des Betriebssystems und der persönlichen Einstellungen bereitstellt.