Prioritäten gegen Cloud-Kosten

5 Wege zum besseren IT-Betrieb

Kommentar  von Isaac Sacolick
Diese Maßnahmen können Sie ergreifen, um den IT-Betrieb zu optimieren und parallel die Cloud-Kosten im Rahmen zu halten.
Reibungslose, kosteneffiziente IT-Prozesse? Diese 5 Maßnahmen helfen.
Foto: Jaromir Chalabala - shutterstock.com

In den letzten zehn Jahren haben Unternehmen erhebliche Rechenlasten auf Public- und Private-Cloud-Infrastrukturen und Workloads in die Cloud verlagert. Gartner prophezeit, dass die Ausgaben für Public Cloud Services in diesem Jahr 591 Milliarden Dollar erreichen werden - gegenüber den Jahr 2021 wäre das ein Anstieg um 43 Prozent. Dieser signifikante Sprung deutet darauf hin, dass viele Unternehmen ihre Cloud-Migrationen auf Speed optimiert haben, während Kostenmanagement und betriebliche Effizienz in vielen Fällen wahrscheinlich die zweite Geige spielen.

Und obwohl Gartner für 2023 auch ein Wachstum der weltweiten IT-Ausgaben um 2,4 Prozent prognostiziert: Einige Analysten schrauben inzwischen ihre Vorhersagen wieder zurück und viele IT-Führungskräfte planen laut IDC, ihre Investitionen anzupassen. Das anfängliche Wettrüsten im Bereich Cloud-Funktionalitäten verlagert sich also allmählich in Richtung Kostenmanagement, Infrastruktur-Optimierung und die Automatisierung weiterer Abläufe.

Die folgenden fünf Maßnahmen können Sie dabei unterstützen, ihre Cloud-Stacks zu optimieren, Kosten zu senken und die betriebliche Effizienz zu steigern.

1. Mit IaC standardisieren

"Die Infrastruktur hat einen Komplexitätsgrad erreicht, bei dem die manuelle Bereitstellung von Infrastruktur und Anwendungen nicht mehr praktikabel ist", konstatiert Marko Anastasov, Mitbegründer von Semaphore CI/CD, und fügt an: "Infrastructure as Code (IaC)-Tools wie Terraform unterstützen Sie dabei, Ihre Cloud-Infrastruktur einzurichten."

Weitere IaC-Plattform- und -Tool-Optionen sind:

Sie ermöglichen es, Infrastrukturstandards (manchmal auch Patterns oder Templates genannt) festzulegen und Konfiguration und Deployment anschließend mit Code zu managen. Die manuellen Schritte, um Cloud-Infrastrukturen aufzubauen, zu konfigurieren und bereitzustellen, entfallen damit. "Automatisierung ist der Schlüssel, um Kosten zu senken und die Zuverlässigkeit zu verbessern. Infrastructure as Code verschafft einen besseren Überblick über die Services in der Cloud und ermöglicht den Einsatz automatisierter Kostenanalyse-Tools", ergänzt Anastasov.

Meine Meinung: Der Einsatz von Infrastructure as Code ist ein wichtiger Schritt, aber Unternehmen, die Effizienzsteigerungen anstreben, sollten Cloud-Architekturen und wiederverwendbare IaC-Muster standardisieren. Es besteht ein Zielkonflikt zwischen der vollen Infrastruktur-Flexibilität für Devops-Teams und der Effizienzsteigerung durch die Standardisierung von Cloud-Stacks und -Infrastrukturen. IT-Teams, die IaC und Automatisierung nutzen, können jedoch die Anzahl der unterstützten Infrastruktur-Standards erhöhen.

2. Concurrency fokussieren

CI/CD, Continuous Testing und andere Devops-Methoden gehören zum guten Ton, wenn es darum geht, Cloud-Native-Anwendungen zu entwickeln. Aber welche Maßnahmen können Devops-Teams darüber hinaus ergreifen , wenn sie Applikationen und Microservices entwickeln, bei denen eine hohe Nutzlast erwartet wird und konsistente Leistung eine wichtige Anforderung ist? Arjun Chander, CEO von IndustrialML, empfiehlt: "Design-Entscheidungen, die die Concurrency optimieren, sind eine großartige Möglichkeit, um die Customer Experiece zu verbessern. Entsprechende, Concurrency-fähige Sprachen und Frameworks werden Ihnen in Sachen Skalierung weniger Kopfschmerzen bereiten."

Meine Meinung: Bei der Entwicklung neuer Anwendungen und Services sollten Produktmanager und agile Teams prüfen, welche nicht-funktionalen Kriterien Priorität haben. In einigen Fällen sind das Skalierbarkeit und Performance. In anderen vielleicht Zuverlässigkeit, Flexibilität oder Compliance. Teams, die diese Prioritäten im Voraus erkennen, sind besser darauf vorbereitet, Kompromisse zu finden, wenn darum geht, die Architektur zu entwerfen und den Code zu entwickeln.

3. VDI einführen

Immer mehr Unternehmen ersetzen PCs und Laptops durch virtuelle Desktops (Virtual Desktop Infrastructures, VDIs), die in der Cloud laufen. Eine aktuelle Untersuchung bescheinigt dem VDI-Markt ein Volumen von 16 Milliarden Dollar - und eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von mehr als 20 Prozent bis 2023.

"Unternehmen modernisieren das Endbenutzer-Computing mit Cloud-PCs. Das ist eine wertvolle Ergänzung für die Cloud-Computing-Strategie und garantiert in unsicheren Zeiten mehr Agilität", bestätigt Matthew Davidson, Field CTO bei Workspot. Er ergänzt: "Cloud-Funktionen und -Kosten bei den Hyperscalern variieren. Die Bereitstellung von Cloud-PCs über mehrere Regionen und Clouds hinweg ermöglicht eine Kostenoptimierung nach Anwendungsfall - eine wichtige Innovation, von der Unternehmen in Zeiten knapper Budgets profitieren können."

Meine Meinung: Viele Unternehmen sind während der Pandemie auf VDIs umgestiegen und haben dabei in vielen Fällen auf One-Size-Fits-All-Konfigurationen gesetzt. Damit können zwar die IT-Ressourcen effizient gemanagt werden, die Benutzererfahrung leidet dabei aber möglicherweise - insbesondere, wenn es um Mitarbeiter mit überdurchschnittlichen oder spezifischen Anforderungen geht. Ganzheitliche Effizienz seitens der IT lässt sich erzielen, indem der Impact von Virtual Desktops auf die Produktivität analysiert wird, Usage Personas identifiziert und entsprechend optimierte Deployment Patterns erstellt werden.

4. Monitoring stärken

Workloads in die Cloud zu verlagern, ist nur der erste Schritt auf dem Weg zur Modernisierung. Ein effizientes und reaktionsschnelles Day-2-System bereitzustellen, um zuverlässige, effiziente Cloud-Stacks und -Workflows zu gewährleisten, erfordert von IT-Teams eine schrittweise Verbesserung der Prozesse.

Ming Gong, Vice President of Product bei Blameless, empfiehlt Unternehmen, ihre Incident-Management-Verfahren zu optimieren: "Wir haben festgestellt, dass ein unzureichend definierter Incident-Management-Prozess sowohl die Produktivität als auch die Innovation behindert. Diesen zu optimieren wird einen großen Beitrag dazu leisten, die Effizienz Ihres IT-Betriebs zu verbessern."

Meine Meinung: Man kann nicht verbessern, was man nicht misst. Unabhängig davon, ob Sie versuchen, Kosten zu senken, mehr Cloud-Workflows zu managen, Experiences zu verbessern oder die Zuverlässigkeit zu erhöhen: Ich empfehle Ihnen, Observability, Monitoring und AIops in Ihren Day-2-Modellen Priorität einzuräumen.

5. Prioritäten prüfen

"In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs sollten Unternehmen ihr bestehendes technisches Portfolio überprüfen und herausfinden, welche IT-Initiativen mit dem geringsten Aufwand die größte Wirkung erzielen", empfiehlt John Milburn, CEO von Clear Skye. Dan Ortman, Global Finops Practice Director bei SoftwareOne, fügt hinzu: "Rezessionsängste und eine allgemeine Priorität auf Ausgabenoptimierung treiben das Finops-Wachstum. Dieser Ansatz richtet IT, Finanzen, Technik, Produktentwickler, IT-Asset-Management und Führungskräfte auf gemeinsame Cloud-Nutzungs- und Ausgabenziele aus."

IT-Entscheider sollten darüber hinaus eine Architekturstrategie entwickeln, die die Entwicklung von Plattformen und Wiederverwendbarkeit fördert. "Prüfen Sie, welche Funktionen oder Lösungen innerhalb Ihrer Plattform vorhanden sind, um das Beste aus Ihrer aktuellen Investition herauszuholen. Das spart nicht nur Geld, sondern verringert auch Komplikationen bei der Implementierung neuer Technologien", rät Milburn.

Meine Meinung: IT-Teams sollten Experimenten, dem Management von Innovations-Pipelines, der Entwicklung neuer Produkte sowie der Verbesserung von Experiences und dem Aufbau datengesteuerter Prozesse Prorität einräumen. Anschließend gilt es, finanzielle Disziplin einzuziehen, um Kosten- und Effizienzüberlegungen während der Entwicklungsphase anstellen zu können. Bei Systemen, die bereits in Produktion sind, ist die Suche nach Kostenoptimierungen und betrieblichen Verbesserungen eine Möglichkeit, um technische Schulden abzubauen. (fm)

Virtueller Roundtable "Cloud-Migration"
Henrik Hausen, all4cloud Group
„Unternehmen, die ein Cloud-Migrations-Projekt durchführen, erwarten davon einen klaren Mehrwert für das Business. Speziell bei ERP- und CRM-Systemen bietet der Umzug in die Public Cloud oder die Installation einer SaaS-Cloud-Lösung den Vorteil, Eigenentwicklungen zu minimieren und den Grad der Prozessstandardisierung deutlich zu erhöhen."
Christian Weck, CGI Deutschland
„Wir sehen, dass Unternehmen aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation bei der Cloud-Migration jetzt öfters die Pause-Taste drücken und geplante Investitionen hinauszögern. Das erschwert die angestrebte agile Unternehmenssteuerung – und sollte allen bewusst sein. Außerdem haben einige deutsche Unternehmen noch immer Vorbehalte gegenüber der Public Cloud."
Wolfgang Schuster, Flexera Software
„Hybride IT-Systemlandschaften werden in Zukunft die Regel sein. Nach unserer Erfahrung fließt gegenwärtig jeweils ein Drittel der IT-Ausgaben in On-Premises-Systeme, in SaaS-Lösungen und in Cloud-Computing. Allerdings werden die Investitionen in Cloud-Projekte in Zukunft weiter ansteigen."
Peter Bauer, matrix technology
„Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen in Zukunft verstärkt in die Public-Cloud gehen. Die meisten brauchen auf diesem Weg externe Unterstützung. Da hybride IT-Architekturen Standard sind, verlangen sie von ihrem Dienstleister, dass er sich sowohl in der Public Cloud als auch mit On-Premises bzw. Private Cloud Strukturen auskennt."
Thomas Huber, Nutanix
„Mittelständische Firmen haben in der Regel kein ausreichendes internes IT-Know-how, um Cloud-Migrations-Projekte effizient umzusetzen. Darüber hinaus muss sich jedes Unternehmen mit der Frage auseinandersetzen, ob ein Public-Cloud- oder ein On-Premises-Betriebsmodell oder eine Kombination aus beidem seine Anforderungen am besten erfüllt."
Alexander Wallner, PlusServer
„Die Innovationskraft eines Unternehmens ist nicht in erster Linie von der Cloud abhängig. Wer in eine Public Cloud geht, muss aber genau wissen, welche Daten in der Cloud gespeichert werden und welche nicht aus der Hand gegeben werden sollen. Vor allem im Mittelstand fehlt dafür das nötige IT-Personal und IT-Know-how."
Heike Marquordt, Unit4
„Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei Cloud-Migrations-Projekten ist, dass die Belegschaft in die Cloud Journey frühzeitig miteinbezogen und mitgenommen wird. Genauso wichtig für den Erfolg ist ein aktives Changemanagement, das die Sorgen und Ängste der Beschäftigten vor Veränderungen abbaut und Vertrauen schafft."

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.