Mobility, Echtzeit-Analysen, Multi-Channel

3 Trends der Firmen-IT

14.01.2012 von Andreas Schaffry
Mobil-Strategien, Datenanalysen in Echtzeit und Konzepte für Multi-Channel-Commerce haben in Firmen Priorität. Sie bauen damit laut PAC neue Geschäftsprozesse.
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82 Prozent der deutschen Unternehmen bezeichnen Kosten senken und Effizienz steigern als große geschäftliche Herausforderungen. Für 67 Prozent gehört dazu neue Kunden gewinnen und weitere Geschäftsfelder erschließen und für 65 Prozent an veränderte Kunden- und Marktanforderungen anpassen. Das sagt eine aktuelle Studie des Beratungshauses Pierre Audoin Consultants (PAC) aus München.

In deutschen Firmen stehen Kostensenkungen immer noch ganz oben auf der Agenda. Vermehrt will man mit mobilen Prozessen, Echtzeit-Datenanalysen und Multi-Channel-Konzepten Innovationen umsetzen.
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Um geschäftliche Ziele und Anforderungen bestmöglich umzusetzen, wollen 60 Prozent der Firmen innovative Geschäftsprozesse auf der Basis effizienter und moderner IT-Lösungen etablieren. Wenn es um Innovationen geht, werden drei Themen aktuell am häufigsten diskutiert: Enterprise Mobility, Datenanalyse in Echtzeit und Multi-Channel-Commerce. Diese Trends hat PAC im Auftrag der Technologie- und Unternehmensberatung Bearingpoint auf der Basis eigener Studien in dem Whitepaper "Innovative Geschäftsprozesse fördern mit Technologien jenseits von ERP" näher beleuchtet.

Das mobile Unternehmen

Durch den Einsatz mobiler Endgeräte, ob Smartphones oder Tablet-PCs, erwarten Unternehmen mehr Flexibilität, mehr Mitarbeiterproduktivität und effizientere Geschäftsprozesse. Den Analysten zufolge gehen 60 Prozent der Firmen davon aus, dass Tablet-PCs künftig ein fester Bestandteil ihrer IT-Ausstattung sein werden.

Die Einführung mobiler Geschäftsprozesse bedarf der sorgfältigen Planung aller dafür benötigten Komponenten.
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Die Vorteile mobiler Geschäftsprozesse liegen auf der Hand. Kann das Management über mobile Endgeräte Datenauswertungen oder Kennzahlen immer und überall abrufen, lassen sich fundierte Entscheidungen unabhängig von Ort und Zeit treffen. Darüber hinaus werden Betriebsabläufe beschleunigt, wenn Führungskräfte mobil in IT-gestützte Prozessworkflows eingebunden sind, denn Freigaben werden schneller erteilt.

6 IT-Trends bis 2032
6 IT-Trends bis 2032
Bis 2032 wird die IT-Infrastruktur zum wesentlichen Standortfaktor für Städte. Selbst Mittelständler vernetzen sich weltweit. Detecon blickt 21 Jahre in die Zukunft.
2. IT hilft, die Kosten der alternden Gesellschaft zu dämpfen:
Wegen der hohen Lebenserwartung steigen die Ausgaben für Kranke und Alte weltweit drastisch, insbesondere in den westlichen Industrienationen. IT-Anwendungen, die die Qualität von Diagnostik erhöhen sowie Prävention und Therapie verbessern, sollen Kostensteigerungen entgegenwirken und Effizienzsteigerungen im Gesundheitssystem bewirken.
3. Mega-Städte brauchen Mega-IT-Infrastruktur:
2032 leben 60 Prozent aller Menschen in Städten. Die Zahl der Mega-Cities - Orte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern - steigt. Mitentscheidend für die Standortattraktivität einer Stadt ist die IT-Infrastruktur. Schon heute werden weltweit rund 250 sogenannter "Smart Cities" mit einer wegweisenden Informations- und Kommunikationstechnologie-Ausstattung gebaut oder zumindest geplant.
4. Auch Mittelständler vernetzen sich und agieren global:
2010 beträgt das Welthandelsvolumen circa 12.500 Milliarden US Dollar - 2032 hat es sich mehr als verdreifacht. Die Arbeitsteilung erhöht sich deutlich. Unternehmen flexibilisieren ihre Organisation, ihre Prozesse sowie die Interaktion mit Partnern und Zulieferern. Sie organisieren Forschung, Produktion und Vertrieb noch globaler, um regionale Unterschiede in Kosten, Kompetenzen und Marktpotenzialen bestmöglich zu nutzen. Dies gilt nicht nur für große multinationale Unternehmen, sondern auch für den Mittelstand.
5. Unternehmen arbeiten schneller, besser, kommunikativer:
Mit Hilfe von IT automatisieren Unternehmen 2032 möglichst viele Abläufe. Das betrifft die Produktion von Gütern und Dienstleistungen in allen Wertschöpfungsstufen.
6. Netzwerke entscheiden über den Unternehmenserfolg:
Mitglieder von eng vernetzten Unternehmen beginnen und beenden Ad-hoc-Geschäftsbeziehungen. Die intelligente Vernetzung von Aktivitäten und die Fähigkeit, komplex vernetzte Systeme zu steuern, entwickelt sich zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Unabhängig von diesen sechs großen Trends sehen die Analysten von Detecon bis 2032 "Quantensprünge" in Leistung und Anwenderfreundlichkeit von Computern.

Und im Vertrieb können mobile Prozesse laut PAC für "eine neue Dimension bei der Interaktion mit Kunden" sorgen. Über das iPhone oder iPad können Außendienstmitarbeiter vor Ort bei Kunden die Verfügbarkeit von Artikeln prüfen, Fragen zur Lieferfähigkeit bestimmter Artikel sofort beantworten und Kundenbestellungen direkt im ERP-System anlegen.

Für die erfolgreiche Einführung und Umsetzung brauchen Unternehmen eine klare und langfristig angelegte Strategie. Zu fragen ist, welche Abläufe für mobile Abläufe in Frage kommen. Wichtig sind auch die Auswahl der passenden mobilen Geräte, Sicherheits- und Integrationslösungen und ein effektives Gerätemanagement. In die Planungen sind sowohl die Fachbereiche wie auch die betreffenden Abläufe und Backend-Systeme einzubeziehen. Andernfalls steigt die Komplexität der IT, was wiederum die Kosten in die Höhe treibt.

Datenanalysen in Echtzeit

Die Technologien für Datenauswertungen haben sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Mit In-Memory-Anwendungen lassen sich Analysen quasi in Echtzeit durchführen.
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Fachbereiche in Unternehmen klagen häufig darüber, dass die Bereitstellung von Analysen, Kennzahlen und Berichten im Rahmen von Business Intelligence (BI) durch die IT zu lange dauert. Außerdem wollen Fachanwender die Datenanalysen inzwischen verstärkt in die eigene Hand nehmen und Abfragen selbst durchführen.

Möglich ist dies auf der Basis von In-Memory-Technologie in Verbindung mit modernen Frontend-Tools für Visualisierung und Dashboards. Das versetzt BI-Anwender in die Lage, selbstständig Datenhierarchien schnell aufzubauen, flexibel verschiedene Ansichten und Gruppierungen zu bilden und Geschäftsdaten interaktiv auszuwerten.

Mit In-Memory-basierten Analyse-Anwendungen, wie etwa SAP HANA, lassen sich Profitabilitäts- oder Liquiditätsanalysen sekundenschnell durchführen. Auf diese Weise erkennen Firmen ein geändertes Kundenverhalten sofort und können darauf sehr zeitnah und gezielt reagieren - mit Kampagnen, Preismodellen oder speziellen Angeboten.

Gartners Top-10 für das Jahr 2012
Gartners Trends 2012
Die in der Folge aufgelisteten Trends haben strategische Bedeutung für Unternehmen, weil sie die IT oder das Kerngeschäft künftig erheblich beeinflussen.
Media-Tablets
Angesichts der Vielzahl von Formfaktoren, Plattformen, Geräteklassen und Techniken im Mobility-Bereich sollten IT-Abteilungen die Rolle einer zentalen Planungsstelle aufgeben und lernen, die Vielfalt zu verwalten und gewinnbringend zu fördern.
Mobil-zentrische Applikationen und Interfaces
Smartphones und Tablets haben die Grundlagen der GUI-Entwicklung verändert: Touch, Sprache und Gesten lösen Icons, Menüs und Maus ab.
Internet der Dinge
Das Internet der Dinge kommt nun doch. Zunehmend werden Geräte, Maschinen und andere Objekte mit Intelligenz und Kommunikationstechnik ausgestattet.
App Stores und Marktplätze
70 Milliarden App-Downloads im Jahr 2014 erwartet Gartner. Die Masse macht der Privatkunde, doch Online-Marktplätze gibt es künftig vermehrt auch im Geschäftsumfeld.
Big Data
Datenmenge und Zahl der Formate steigen, gleichzeitig müssen Informationen schneller verarbeitet werden. Logische Data Warehouses lösen traditionelle Installationen ab.
In-Memory-Computing
Preisverfall und Verfügbarkeit von Flash-Speichern bereiten den Boden für das In-Memory-Computing.
Extrem energiesparende Server
Neue Anbieter bewerben ihre energiesparenden Server. Oft sind sie zu leistungsschwach und zu betreuungsintensiv.
Cloud Computing
Der Trend zur IT aus der Wolke wird kaum eine Branche verschonen. Die meisten Verantwortlichen treten nun in die Phase konkreter Projekte ein.

Multi-Channel Commerce

Ein Closed-Loop macht Konzepte für Multi-Channel-Commerce effizient.
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Bislang werden auch die Potenziale bei der Kundensegmentierung, der zielgruppengerechten Ansprache und der Kundenwertanalyse nur unzureichend ausgeschöpft. Da Kunden über alle gängigen Vertriebs- und Servicekanäle kommunizieren wollen, müssen Unternehmen diese anbieten. Das reicht vom Telefon und Brief über die E-Mail und das Web bis hin zum Informationsaustausch per mobilen Nachrichten oder via Apps über das Smartphone.

Dabei gewinnt die Kommunikation über soziale Netzwerke wie Facebook oder Microblogging-Dienste wie Twitter immer mehr an Bedeutung. Anbieter von Produkten und Dienstleistungen können durch die Teilnahme an sozialen Netzwerken zum einen mehr Präsenz am Markt zeigen, und zum anderen besser mit Kunden in einen Dialog kommen.

Soziale Plattformen liefern den Unternehmen zudem wertvolle Informationen darüber, was Kunden von ihren Produkten und Dienstleistungen halten. Laut PAC werden Firmen künftig die Daten aus sozialen Netzwerken verstärkt mit den Daten aus den Kernsystemen verknüpfen und auf Verkaufspotenziale hin analysieren Das alles "natürlich unter Einhaltung des Datenschutzes", wie es heißt. Angesichts der jüngsten Datenpannen sind hier allerdings Zweifel angebracht.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)