Enterprise Resource Planning

3 gute Gründe, weshalb ERP sich ändern muss

16.08.2016 von Christoph Kull
Über 25 Jahre hat die klassische Unternehmens-Software Geschäftsbereiche revolutioniert. ERP ist heute zwar immer noch ein 40-Milliarden-Dollar-Markt, doch Cloud-Services sind längst verbreiteter. Ist das ERP noch zu retten?

Eine IDC-Studie hat ergeben, dass der globale Markt für Public-Cloud-Anwendungen im Jahr 2015 ein Volumen von 70 Milliarden Dollar erreicht hatte - gleichzeitig wuchsen die Umsätze im SaaS-Segment beinahe fünfmal schneller als bei traditioneller Software. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich abermals damit auseinanderzusetzen, welche Rolle Enterprise Resource Planning (ERP) in modernen Unternehmen spielt und wie einige Makrofaktoren die Diskussion rund um Unternehmensanwendungen grundlegend verändern.

8 Trends, die den Markt für Enterprise Software prägen werden
Hybrid Cloud wird zum Mainstream-Thema.
Chris Wolf, Chief Technolgy Officer (CTO) bei VMware in den USA, hat im vergangenen Jahr eine Tendenz zu Multi-Cloud-Strategien beobachtet, die sich seiner Einschätzung nach 2015 verstärken wird. „CIOs wollen die Flexibilität nutzen, die Hybrid-Cloud-Umgebungen bieten“, sagt Wolf. „Und Senior IT-Entscheider werden in Hybrid-Cloud-Architekturen investieren, um ihre Anwendungen und Services zukunftssicher zu gestalten.“ Mit dieser Einschätzung ist der VMware-Manager nicht allein. Für Marc Malizia, CTO bei RKON Technologies, einem Anbieter von Managed-Cloud-Lösungen, wird sich der Trend nicht mehr umkehren: „Die Cloud ist nun schon seit einigen Jahren ein ganz heißes Thema. Unternehmen legen Anwendungen in die Wolke, um schneller zu werden, die Kosten zu senken und einen höheren Servicelevel zu erreichen.“ Malizia erwartet, dass sich 2015 sehr viele Firmen für ein Hybrid-Cloud-Modell entscheiden und dabei externe Cloud-Services mit ihrer hausinternen Private Cloud integrieren werden.
Enterprise Mobile Apps heben ab.
Mobile CRM wird eines der Themen sein, die Enterprise-Software auf mobilen Endgeräten zum Durchbruch verhelfen. Dazu hat nicht zuletzt Salesforce.com beigetragen, das 2014 massiv in seine Mobile Apps investiert und auch seine Integrationspartner dazu gedrängt hat. Mark Seemann, CEO von Synety, einem Spezialisten für die Integration von VoIP-Telefonie in Business-Anwendungen, sieht „Mobile als das wichtigste Schlachtfeld für die großen CRM-Anbieter“. Die Funktionalität der zahlreichen Apps werde sich weiter der von klassischen Web-basierten CRM-Lösungen annähern. Michael DeFranco, Gründer und CEO von Lua, einem Anbieter von sicheren Messaging-Lösungen für Unternehmen, stimmt zu: “Die Mitarbeiter von Unternehmen halten sich immer seltener in ihren Büros und immer häufiger beim Kunden auf. Lösungen wie CRM oder BPM, die mobil einsetzbar sind, werden essenziell.“ Allerdings müsse deren Design optimal auf die Bedürfnisse und das Verhalten mobiler Nutzer abgestimmt sein. Die störungsfreie Kommunikation und Teamarbeit mit den Kollegen im Büro und unterwegs sei erfolgskritisch.
Enterprise Software wird im Abo bezogen.
Anstatt Lizenzen zu kaufen, werden Anwender im großen Stil auf Subskriptionsmodelle wechseln. Das erwartet unter anderem Engin Kirda, Mitgründer und Chief Architect des Security-Anbieters Lastline. „Die Abrechnung von Pro-User- und Pro-Jahr-Gebühren kommt auch für Enterprise-Software und ersetzt Pauschalpreise für Lizenzen und teure Software-Preloads für proprietäre Hardware.“ Nicht nur Enduser-bezogene Anwendungen würden künftig so berechnet, sondern auch Enterprise-Software und -Services – beispielsweise Lösungen für das Data Center Management oder die Einbruchserkennung und –vorbeugung. Die neuen Pricing-Modelle seien besser kalkulierbar und skalierbar.
In-Memory Computing trennt Spreu und Weizen im ERP-Markt.
„Plattformen wie SAP HANA oder Oracle In-Memory Application werden vor allem im Großkundenmarkt den Unterschied zur Konkurrenz ausmachen“, meint Glenn Johnson, Senior Vice President bei Magic Software Enterprises, einem Anbieter von Anwendungs-, Mobility- und Integrationslösungen. “In dem Maße, wie der Hype um Big-Data-Lösungen zunimmt, wird es für ERP-Unternehmen, die – anders als die ganz großen Player - keine In-Memory-Lösungen haben, schwieriger.“
ERP-Welten öffnen sich für tiefe Integration.
„ERP wird flexibler und ermöglicht die Einbindung neuer Einkaufs-, HR- und Kundenservicelösungen“, beobachtet Michael Golz, Senior Vice President und CIO von SAP Americas. SAP habe einige strategische Übernahmen getätigt, darunter die des auf Reisekosten-Management spezialisierten Anbieters Concur. Solche Lösungen könnten ERP-Kunden helfen, den Wert ihres Systems zu erhöhen und den Rahmen auszuweiten. Damit verschwänden die Grenzen zwischen den Enterprise-Software-Systemen immer mehr, und der Wert von IT-Investitionen steige. „Historisch wurden ERP und CRM als zwei separate Systemwelten gesehen“, ergänzt Jeremy Roche, CEO von FinancialForce, einem Anbieter von ERP-Software auf der Salesforce-Plattform. Mittlerweile realisierten viele Unternehmen aber den großen Wert, der darin liege, die Trennung zwischen Front- und Back-Office-Prozessen aufzuheben und das ERP-System ähnlich wie die CRM-Welt weiter in den Vordergrund zu rücken. „Anstatt zu erlauben, dass wichtige Kundeninformationen irgendwo im Unternehmen verteilt herumliegen, gehen Unternehmen daran, CRM und ERP zu einem einzigen System of Engagement zu verschmelzen. So können sie die gesamte ‚Customer Journey‘ begleiten – von der Geschäftsanbahnung bis zur Auslieferung des Produkts und nachgelagerten Service-Prozessen.“
Open Source gewinnt weiter an Bedeutung.
Data Warehousing und Business Intelligence waren lange die Domäne einiger weniger Anbieter von proprietärer Software. Das hat sich geändert. „In den vergangenen zehn Jahren haben sich Techniken wie Hadoop oder später auch Apache Spark als preiswerte Open-Source-Alternativen etabliert, die sowohl vom Maßstab als auch von der Raffinesse her alles mitbringen, um große Datenmengen analysieren zu können“, beobachtet Ali Ghodsi, Mitgründer von Databricks. 2015 werde diese und andere Open-Source-Software noch tiefere Spuren in der Enterprise IT hinterlassen. „Das Hadoop-Ökosystem soll bis 2020 einen Gesamtwert von 25 Milliarden Dollar erreichen“, beruft sich Ghodsi auf Marktforscher. Und Spark werde inzwischen von mehr als zehn Anbietern vermarktet, darunter Größen wie SAP, Oracle, Microsoft und Teradata. Alle großen BI-Tools wie Tableau, Qlik oder MicroStrategy würden unterstützt.
BI-Software wird visuell und einfacher zu nutzen.
„2015 werden Business-Intelligence-Lösungen so gut aussehen wie sie funktionieren - und so gut funktionieren wie sie aussehen“, sagt James Richardson, Business-Analytics-Stratege bei Qlik, einem Anbieter von BI- und Datenvisualisierungswerkzeugen. „Unternehmenskunden verlangen BI-Lösungen, die einfach zu nutzen sind – Self-Service-Lösungen. Visualisierung ist der Schlüssel dafür. Indem Daten in einfach zu erfassende Graphen und Charts aufgelöst werden, können User die Inhalte schnell und auf natürliche Art erfassen. Damit werden die Barrieren zwischen den Menschen und ihren Daten beseitigt“, so der Qlik-Manager.
Social-Web-Analyse wird selbstverständlich.
„2014 haben wir gesehen, dass die Unternehmen ernsthaft damit begonnen haben, Social Data zu analysieren“, sagt Ellie Fields, Managerin bei Tableau Software. Dieser Trend werde sich 2015 weiter verstärken. „Indem Konversationen im Social Web analysiert werden, können Unternehmen herausfinden, worüber ihre Kunden reden und wann ein Thema zu einem Trend wird.“ Social Intelligence sorge dafür, dass Firmen schneller würden und auf Kundenanforderungen, -wünsche und -beschwerden zeitnah reagieren könnten. Wer hier nicht aktiv werde, bringe sich gegenüber dem Wettbewerb ins Hintertreffen.

1. Die Strukturen des globalen Wirtschaftens haben sich verändert

Wir leben in einer Ära, in der 40 Prozent der Fortune-500-Unternehmen binnen der nächsten zehn Jahre verschwinden werden - so zumindest eine Schätzung von Forschern der Washington University. Die Auswirkungen der digitalen Umwälzung sind auf allen Ebenen der Wirtschaftswelt spürbar. Aber was ist gemeint, wenn von digitaler Umwälzung die Rede ist? Einfach gesagt: die Veränderung, die mit der unaufhaltsamen Entfaltung verschiedener Langzeittrends einhergeht. Das Gesetz von Moore führt zu schnelleren Computern, besserer Vernetzung und günstigerem Speicherplatz. Die Folgen dieser Veränderungen verstärken sich gegenseitig, die Geschwindigkeit des Wandels nimmt fortlaufend zu.

Wenn man auf die Ursprünge von ERP zurückblickt, verwundert es nicht, dass der Aufstieg der digitalen Wirtschaft auf diese Legacy-Technologie Druck ausübt. Von Anfang an ging es bei ERP mehr um die Herstellung und den Vertrieb von Produkten als um die Menschen in einer Organisation. Mitarbeiter wurden auf ihre Arbeitskraft reduziert und unter dem Aspekt zu verringernder Lohnkosten betrachtet, während ERP die Fusion von Warenhaltung und Finanzwesen in den Mittelpunkt rückte. Heutzutage, da Services und Dienstleistungen im Vordergrund stehen, sind zugleich nicht mehr "Dinge" die wertschaffenden Faktoren, sondern die Menschen und ihre Fähigkeiten. In den vergangenen Jahrzehnten ist der Dienstleistungssektor in zahlreichen Volkswirtschaften stark gewachsen. Parallel dazu legen selbst Unternehmen, die keine Dienstleistungen anbieten, bei der Suche nach Innovationen den Fokus immer stärker auf ihre Mitarbeiter.

Wenn die physischen "Dinge" im Zentrum des Wertschaffungsprozesses stehen, dann ist die Verknüpfung von Finanzwesen, Lieferkette und Warenhaltung ein vernünftiger Ansatz. Wenn die Wertschöpfung jedoch auf geistiges Eigentum, Innovation oder Dienstleistungen (also auf Menschen) fokussiert, dann sollte das Finanzwesen eng an die HR-Abteilung geknüpft werden. Kurzum: Wenn der Hauptzweck sich verändert hat, müssen sich entsprechend auch die Werkzeuge ändern.

Digitale Transformation im Branchenvergleich
Spitzenreiter Automotive
Die Automobilindustrie verdankt ihren Spitzenplatz unter anderem den sehr guten Werten beim Kundenmanagement.
Verfolger Telekommunikation
Die Telekommunikations- und Medienbranche erreicht laut Studie den zweitbesten Wert. Dass dafür eine einzige echte Stärke bei Strategie und Governance reicht, illustriert das ausbaufähige Niveau der Gesamtheit.
Verfolger Energiewirtschaft
Die Energiewirtschaft verdankt ihre relativ gute Position unter anderem der soliden IT-Abteilung.
Finanzbranche unterdurchschnittlich
Die Finanzdienstleister schneiden im Vergleich mittelprächtig ab und liegen bereits unter dem Gesamtdurchschnittswert. IT und Strategie sind die einzigen Stärken.
Mittelfeld: Konsumgüter
Die Konsumgüterbranche offenbart Nachholbedarf vor allem bei Produkten und Betrieb.
Nachzügler Fertigung
Die IT läuft in der Fertigungsbranche einigermaßen rund. Trotzdem ist man insgesamt bei der digitalen Transformation in einem ohnehin schwachen Feld hinten dran.
Schlusslicht Reise & Transport
Die Branche kommt in keiner der sieben Kategorien auf mehr als drei von zehn möglichen Punkten.

2. Die Anforderungen an unterschiedliche Abteilungen haben sich verändert

Dies führt auch zu der Frage, wie sich die Anforderungen der Unternehmensverantwortlichen verändert haben, wenn es um die Fachabteilungen einer Organisation geht. CEOs möchten in der Lage sein, datengestützte Entscheidungen zu treffen - und das schneller als jemals zuvor. Sie erwarten, dass Abteilungen schneller handeln und verstärkt als strategische Partner des Unternehmens auftreten.

Traditionelle ERP-Systeme wurden nicht für den Einsatz im digitalen Zeitalter entworfen. Ihr Zweck war es, einen begrenzten, aber wichtigen Datensatz zu erfassen und die gewonnenen Informationen auf Transaktionsbasis zu verarbeiten. Um die reichhaltigen neuen Datentypen auszuwerten und alle externen Quellen zu managen, die für ein umfassendes Gesamtbild herangezogen werden müssen, ist diese Funktionsweise jedoch nicht ausreichend. Anbieter haben auf dieses Manko mit der Integration neuer Systeme reagiert. Sie versuchen, die Daten aus jedem einzelnen von ihnen zu extrahieren und sie in separaten Reporting- und Analyse-Tools zusammenzuführen. Das Endergebnis ist ein Flickenteppich, in den diverse Integrationen, Verknüpfungen und Middleware eingeflochten sind und dessen Benutzung, Management, Aktualisierung und Steuerung schwierig und teuer ist.

Durch das Aufkommen von Cloud Computing und besser skalierbarerer wie kostengünstiger Rechenleistung können Unternehmen auf moderne Technologie-Plattformen zurückgreifen. Wenn diese auch auf In-Memory- und objekt-orientierten Datenstrukturen basieren, ermöglichen sie ihnen die schnelle Verarbeitung von Transaktionen und unterstützen die Entscheidungsfindung im Tagesgeschäft. Cloud Computing löst einige der Herausforderungen, die die moderne, sich grundliegend verändernde Geschäftswelt bereithält: Es ist skalierbar und flexibel und somit sehr schnell an Veränderung anpassbar. Zudem liefert Cloud Computing Unternehmen automatisch und regelmäßig neue Innovationen und Updates. Und schließlich kann Cloud Computing zu einer "Single Version of Truth" führen.

Diese ist von großer Bedeutung, denn Unternehmen erwarten mehr und mehr von den Daten, die sie zur Verfügung haben. Die Gewissheit, dass Informationen korrekt sind, ist wesentlich, wenn Unternehmen ihre Daten in die Entscheidungsfindung und Entwicklung von Strategien einfließen lassen wollen. Zum Beispiel können sich Unternehmen grundsätzlich von der alten Welt der Legacy-Unternehmenssoftware entfernen, in der Abteilungen die Hälfte ihrer Meetings voneinander abweichende Zahlen "diskutierten", die ihre jeweiligen Systeme ihnen geliefert hatten - anstatt sich mit einem einzigen Satz an konsistentem, konsensfähigem Zahlenmaterial zu beschäftigen.

Warum Analytics nicht in die IT-Abteilung gehören
Fünf gute Gründe ...
... warum Analytics nicht in die IT-Abteilung, sondern in die Fachbereiche gehören und warum jeder Fachbereichsleiter einen Data Scientist in seinem Team haben sollte.
Analytics können helfen, Unternehmensziele zu erreichen
Analytics dient keinem Selbstzweck. Der Wert von analytischen Services oder Datenprodukten entsteht erst durch die Einbindung in Geschäftsprozesse. Erst durch die Realisierung eines effektiven Nutzens in Form von Effizienzsteigerungen und damit verbundenen Kostensenkungen, der Generierung von Neugeschäft oder eine gesteigerten Kundenloyalität werden tatsächliche Effekte im Geschäftsergebnis messbar.<br /><br /> Fachbereiche sind in ihrer Funktion für die Steigerung von einzelnen Erfolgsfaktoren verantwortlich und haben daher ein Interesse zu verstehen, an welcher Stelle ihnen Analytics helfen kann. Zudem sollten die Mitarbeiter im Fachbereich auch zu einem Stück weit verstehen, wie die Analysen funktionieren, um mit dem Wissen zu ihren Geschäftsproblemen beispielsweise das Transferdenken zu leisten, wie man Daten anreichern sollte oder welche zusätzlichen Analysen durchgeführt werden sollten. Außerhalb des Fachbereichs hat für gewöhnlich niemand das entsprechende Interesse die Unternehmenskennzahlen in dem speziellen Bereich positiv zu beeinflussen und kein anderer kann es besser.
Anwendungsfälle ergeben sich aus den Erfahrungen, die Mitarbeiter im täglichen Betrieb sammeln
Gesunder Menschenverstand, Erfahrungswerte für Abwägungen zwischen Machbarem und Sinnvollem und ein Gespür für die echten Probleme in einem Unternehmensbereich sind relativ seltene Fähigkeiten, schwer zu erlangen und wenn dann über einen längeren Zeitraum im täglichen Geschäft entstanden. Das unverzichtbare Wissen, die sogenannte "Magic Sauce" für eine erfolgreiche Anwendung von analytischen Fähigkeiten ist und bleibt in den Fachbereichen.
Data Scientists brauchen das Know-how des Fachbereichs, um Modelle praxisrelevant zu entwickeln
Ein guter Data Scientist zeichnet sich durch ein breites Wissen von analytischen Methoden, Anwenderkenntnis von analytischen Technologien, Fähigkeiten zur Datenaufbereitung und Kreativität aus. Aber die Arbeit eines Risikoanalysten bei einer Bank und eines Marketinganalysten bei einem Online-Händler unterscheiden sich.<br /><br />Der Grund, warum sie ihre Jobs nicht ohne weiteres tauschen können, ist das Verständnis über ihren Fachbereich und das Wissen was funktioniert und was nicht. So wertvoll Datenprodukte für einzelne Fachbereiche sein können, häufig ist es ein Ansatz aus Testen und Lernen, der aus einem analytisch einwandfreien Modell ein für den praktischen Einsatz wertvolles und nachhaltiges Datenprodukt generiert.
Ergebnisse müssen interpretiert und Maßnahmen abgeleitet werden
Auch wenn der Data Scientist nicht im Fachbereiche angesiedelt ist: Eine enge Zusammenarbeit ist unerlässlich. Spätestens wenn es an das Verstehen von Ergebnissen und Ableiten von Maßnahmen oder die Integration in Geschäftsprozessen geht, nehmen Fachbereiche die Führungsrolle ein. Je enger die Einbindung während der gesamten Entwicklung des analytischen Anwendungsfalls, desto wahrscheinlicher ist die Akzeptanz und Relevanz für die Anwendung in den Fachbereichen.
Ein Data Scientists im eigenen Team schafft Agilität und Vorsprung
Sobald dem Fachbereich bewusst ist, welchen Mehrwert Analytics und die richtige Datenauswertung bietet, können sich Data Scientists häufig nicht mehr vor kurzfristigen Anfragen retten und müssen ihre Kapazität zwischen Fachbereichen balancieren. Arbeitet Data Scientist jedoch im eigenen Team, ist er schneller erreichbar. Analyseprojekte können dauerhaft weiterentwickelt werden und auf die immer schneller wechselnden Prioritäten vieler Fachbereiche kann reagiert werden. Der Data Scientist kann sich mit der Zeit Fachbereichswissen aneignen, entlastet somit andere Fachmitarbeiter und kann sie zugleich in ihren analytischen Fähigkeiten weiterentwickeln – als Hilfe zur Selbsthilfe für die Kollegen im Fachbereich.

3. Die Anforderungen an das Kerngeschäft haben sich verändert

Damit gelangen wir zum letzten Teil des Puzzles. Wenn wir über den Aufstieg von ERP nachdenken, dann erkennen wir darin einen der technologischen Schlüsselmomente des industriellen Zeitalters. Die Geschwindigkeit des Wirtschaftens ist in den vergangenen 25 Jahren exponentiell angestiegen und die Anforderungen an Unternehmenssoftware, schneller, flexibler und agiler zu sein, sind für moderne, vorwärtsdenkende Unternehmen nicht mehr verhandelbar. CEOs erwarten mehr von ihrem Unternehmen und suchen nach zunehmend aggressiveren und innovativeren Wachstumsstrategien. Ein System, mit dem ein neuer Bürostandort in vier bis sechs Monaten in Betrieb genommen werden kann, im Vergleich mit einem System, bei dem dieser Prozess lediglich 30 bis 60 Minuten dauert, erstickt die Innovationskraft eines Unternehmen von Grund auf.

ERP-Systeme wurden nicht entwickelt, um Veränderungen mitzugehen und sie erfordern zahlreiche Anpassungen, um spezifische Anforderungen zu erfüllen. Skalierung, die parallel zum Unternehmenswachstum ablaufen sollte, wird so zu einem langen und mühsamen Prozess. Durch die Cloud gibt es eine neue Vorstellung davon, wie eine Anpassung an Veränderungen aussehen sollte. Sie überträgt die Verantwortlichkeit wieder auf die Anbieter von Technologien und treibt sie an, Software zu entwickeln, die mit den sich verändernden Geschäftsanforderungen mitwachsen kann. Unternehmen benötigen heute Systeme, die Informationen über die Finanzen und Mitarbeiter einer Organisation schnell und effizient kombinieren können.

Anbieter, die nicht mit den sich verändernden Anforderungen mithalten konnten, haben lange darauf gesetzt, existierende Verfahren um Stückwerk zu ergänzen. Fehlende Funktionen wurden Systemen "angeflanscht", zentrale Unternehmensanwendungen wurden so zu einem Mischmasch aus Akquisitionen, Verknüpfungen und Middleware. So konnten Anbieter zwar funktionale Lücken schließen, aber nicht die Transformation von Unternehmen unterstützen. Jede nachträgliche Ergänzung hat eine eigene Schnittstelle und der Austausch von Daten mit anderen Systemen ist nicht immer reibungsfrei möglich (selbst dann nicht, wenn die Systeme vom gleichen Anbieter kamen) - das macht das Arbeiten mit solchen Systemen nicht einfach.

Martin Gill, Vice President von Forrester Research, sagte zu CIO.com: "Hier geht es für Unternehmen um mehr, als einige neue Websites oder Apps zu ergänzen. Es ist eher so, als würden Unternehmen ihr Betriebsmodell neu starten."

Organisationen müssen ihre Herangehensweise an Technologie von Grund auf überdenken. Unternehmen, die gestalten wollen statt passiv "umgewälzt" zu werden, setzen auf Cloud Computing. Sie verstehen die Bedeutung von Echtzeit-Daten und verlangen agile Systeme, welche die Veränderungen der Geschäftsprozesse mittragen und unterstützen können. Das ist der beste Weg, mit einem Sturm umzugehen, der mit der Zeit wohl noch stärker werden wird. (fm)

Kampf der ERP-Titanen
Marktanteile
SAP sichert sich unter den Top-Anbietern den größten Marktanteil. Allerdings verlieren die drei Führenden ein paar Prozentpunkte. Der große Gewinner im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage ist Infor.
Auf der Shortlist
Die hohen Marktanteile spiegeln sich auch in den Shortlists wider. SAP taucht hier am häufigsten auf ...
Auswahl gewonnen
... und in der Folge gewinnt SAP auch am häufigsten die Projekte, in denen es die Walldorfer in die engere Auswahl schaffen.
Einführungsdauer
Im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage brauchen die Anwender länger, um ein neues ERP-System einzuführen. Am längsten dauert es mit Microsoft Dynamics - über zwei Jahre. 2014 schnitt der US-Konzern mit 12,5 Monaten noch am besten ab.
Verzögerungsgründe
Nachträgliche Projekterweiterungen sowie Probleme mit Technik, Daten und der Organisation sind die häufigste Ursachen dafür, dass Unternehmen ihre Zeitbudgets für die ERP-Einführung überschreiten.
Return on Invest (RoI)
Meist dauert es Jahre, bis sich ein neues ERP-System aus Perspektive der Anwenderunternehmen bezahlt macht.
Projektkosten
Oracle-Projekte kommen die Unternehmen am teuersten. In den meisten Projekten reicht das Geld nicht. Ausnahme Infor: Hier liegen die tatsächlichen Kosten für die ERP-Einführung im Durchschnitt niedriger als ursprünglich geplant.
ERP-Vorteile
Über ein Drittel der Unternehmen hat es im Zuge der ERP-Einführung geschafft, die Verfügbarkeit von Informationen zu verbessern. Auch die interne Zusammenarbeit und Integration wollen die Unternehmen mit einem neuen ERP-System effizienter machen.
Ziele erreicht?
Insgesamt scheinen die selbstgesteckten ERP-Ziele schwer zu erreichen. Gerade einmal jeder fünfte SAP- und Microsoft-Kunde schafft mehr als 50 Propzent Zielerreichungsgrad. Oracle mit 14 Prozent und Infor mit elf Prozent schneiden noch deutlich schlechter ab.
Funktionalität
Die meisten ERP-Funktionen bleiben ungenutzt. Ein Viertel bis die Hälfte der Anwenderunternehmen gaben an, höchstens 40 Prozent der mit dem ERP-System gelieferten Funktionalität auch zu nutzen.
Projektvorgehen
Der Umstieg in Phasen bleibt das präferierte Umstiegsmodell für die meisten ERP-Anwender.
Customizing
Das Customizing - eine der Hauptursachen für komplexe Anwendungslandschaften - nimmt ab. Gerade im SAP-Umfeld geben sich immer mehr Anwender mit den im Standard gebotenen Funktionen zufrieden.
Umstieg mit Unterbrechung
Die meisten ERP-Einführungen sind nach wie vor mit einer Unterbrechung des operativen Betriebs verbunden.
Unterbrechungsdauer
Und diese Unterbrechungen können dauern - teilweise sogar bis zu einem halben Jahr.
ERP aus der Cloud
Das Cloud-Modell will im ERP-Umfeld nicht so richtig in Schwng kommen. SAP kann zwar etwas zulegen, aber bei Microsoft und Oracle stagniert der Cloud-Anteil im Vergleich zur Umfrage vor zwei Jahren.
Kostenvorteile in der Cloud
Die zögerliche Cloud-Adaption mag auch daran liegen, dass die Kostenersparnisse aus Anwendersicht nur bei 40 Prozent und weniger liegen.
Zusammenfassung
ERP-Projekte dauern lange, kosten viel Geld und überschreiten in aller Regel Zeit- und Kosten-Budgets. Daran scheint sich wenig zu ändern, wie auch die aktuelle Umfrage wieder einmal gezeigt hat.