Microsoft-Suite für den Mac

2011 – das Office, in dem wir Kontakt aufnehmen

26.10.2010 von Thomas Cloer
Microsoft hat mit Office 2011 eine Büro-Suite für den Mac im Gepäck. Das Paket zielt eindeutig auf bessere Integration in Microsoft-Umgebungen.

Microsoft hat auf www.microsoft.de/mac bereits die wichtigen Neuerungen in seinem Mac-Paket vorgestellt. Wir haben die finale Version ausführlich angesehen und sind durchaus angetan, um das bereits vorwegzunehmen.

Die klassischen Office-Anwendungen Word, Excel und PowerPoint laufen in Version 2011 deutlich schneller und geschmeidiger als die Vorversionen 2004 und 2008. Der Hersteller hat hier offensichtlich den Code gründlich überarbeitet und entschlackt, was der Performance sichtlich gut bekommen ist.

Microsoft hat in Office 2011 jetzt auch in den Mac-Versionen die im Windows-Pendant bereits mit Office 2007 eingeführte „Fluid“-Oberfläche mit der kontextsensitiven „Ribbon“-Befehlsleiste (zu Deutsch „Menüband“) eingebaut. Die bisherige, Mac-typische Menüstruktur plus Symbolleiste ist aber weiterhin vorhanden, und anders als im Windows-Office lässt sich das Ribbon auf dem Mac auf Wunsch auch ausblenden.

Im Prinzip hat Microsoft in Office 2011 beim UI also „doppelt gemoppelt“ – über die Sinnhaftigkeit dieses Schritts lässt sich streiten. Zumindest sollten „Switcher“, die vom PC zum Mac wechseln, sich mit dem Menüband im neuen Mac-Office leichter zurechtfinden – was die Absicht des Herstellers gewesen sein dürfte. Speziell auf kleineren Bildschirmen etwa von Apples 13-Zoll-Notebooks (1280 x 800 px) nimmt das Ribbon aber in der Höhe unnötig viel Platz weg.

Outlook ist zurück auf dem Mac

Die speziell für Unternehmen wichtigste Neuheit in Office 2011 ist die Rückkehr von Outlook auf den Mac. Office-Nutzer mit Apple-Rechnern erhalten damit endlich eine vollwertige Anbindung an den Messaging-Server Exchange. Gleichzeitig beendet Microsoft seinen Sonderweg mit dem PIM-Client „Entourage“, den das Unternehmen mit Office v. X eingeführt und bis zur Version 2008 beibehalten hatte. Entourage hatte sich nie wirklich durchsetzen können, da es sich weder mit dem Apple-Betriebssystem Mac OS X noch mit Microsofts Enterprise-Backend richtig integrierte.

Outlook 2011 wurde von Grund auf neu (und als einzige Office-Komponente in Apples modernster Programmierumgebung Cocoa) geschrieben. Es beherrscht neben Exchange-Postfächern auch die traditionellen Internet-Standards POP3 und IMAP. Das Programm speichert E-Mails und deren Anhänge dateibasierend und arbeitet damit endlich auch mit Apples systemweiten Such- und Backup-Techniken „Spotlight“ und „Time Machine“ zusammen.

Outlook 2011 ist außerdem erstmals in der Lage, Postfach-Dateien vom PC-Pendant (Dateiendung .pst) zumindest zu importieren. Das funktionierte bei uns im Test mit einer 30-Gigabyte-Datei übrigens problemlos. Ein Export von PST-Dateien in Richtung Windows ist aus dem neuen Mac-Outlook heraus allerdings bisher nicht möglich.

Kalender- und Kontaktdaten vermag Outlook neben Exchange über das iSync-Framework von Apple auch mit MobileMe und anderen Anwendungen auszutauschen. Leider beherrscht das Programm aber nicht die offenen Internet-Standards CalDAV beziehungsweise CardDAV zur Integration mit Online-Diensten von Google und Co.

Bisherige Nutzer von Apple Mail werden beim Wechsel auf Outlook 2011 außerdem die Möglichkeiten vermissen, in E-Mails eingefügte Bilder in verschiedenen Größenstufen zu skalieren und damit die Größe der zu versendenden Nachricht komfortabel zu verringern.

Bessere Einbindung in die Microsoft-Welt

Office 2011 verwendet von Haus aus dasselbe XML-basierende Dateiformat (Office Open XML, kurz OOXML) wie die Windows-Version. Auch Dokumente mit Makros sind nun wieder möglich, weil das in Version 2008 weggelassene Visual Basic for Applications (VBA) zurückgekehrt ist. VBA funktioniert plattformübergreifend gut, solange man in Makros keine Schreib- oder Lesevorgänge auf das Dateisystem mit absoluten Pfaden verwendet. AppleScript als Steuersprache für die Office-Programme auf dem Mac wird auch weiterhin unterstützt.

Excel 2011 beherrscht nun endlich auch Pivot-Tabellen sowie die aus neueren Windows-Versionen bekannten „Sparklines“ zur einfachen Visualisierung von Daten in einer Zelle des Rechenblatts. Und wie im Windows-Office lassen sich eingefügte Bilder nun direkt in den Programmen bearbeiten, ohne dass man dazu eine separate Anwendung bemühen müsste.

Das Mac-Office unterstützt jetzt auch Dokumente, die auf SharePoint-Servern im Unternehmen oder „SkyDrive“-Laufwerken in der Cloud liegen. Funktionen für kollaboratives Editieren ermöglichen dabei auch das gleichzeitige Bearbeiten von Dokumenten durch mehrere Personen (dabei greift ein Lock auf Absatzebene, um Konflikte zu vermeiden).

Die Vorlagen-Galerien der Office-Programme bieten nun auch direkten Zugriff auf die Online-Templates auf office.microsoft.com.

Schöne „Mac-only“-Features

Die Macintosh Business Unit (MacBU) hat sich extra für die Mac-Gemeinde aber auch Office-Features einfallen lassen, die es nur in der Mac-Ausprägung der Suite gibt. Das ist zum einen die Vollbildansicht von Word. Sie bietet zwei Modi für Schreiben sowie Lesen und soll ein ungestörtes und auf das Wesentliche konzentriertes Arbeiten ermöglichen – eine wirklich gute Idee.

Außerdem bietet Office 2011 die Möglichkeit, die verschiedenen Ebenen komplexer Dokumente in einer neuartigen 3D-Ansicht zu durchblättern und neu anzuordnen – speziell interessant sein dürfte dies für PowerPoint-Virtuosen.

Mit der Funktion "Bildschirmpräsentation übertragen" kann PowerPoint 2011 außerdem eine Präsentation über das Web streamen. Die Empfänger erhalten dazu lediglich einen URL und sehen auf ihrem Monitor stets auch nur die Folie, die der Referent gerade vorsieht.

Preise und Verfügbarkeit

Office 2011 ist in zwei Varianten erhältlich. Office 2011 für Mac Home and Student kostet als Einzelversion 109 Euro, die Edition mit drei Lizenzen 139 Euro. Sie enthält nur Word, Excel und PowerPoint sowie verschiedene auch separat kostenlos erhältliche Dreingaben wie den „Messenger“. Die Home-and-Business-Version inklusive Outlook und „Communicator“-Client für Microsofts Unified-Communications-Server gibt es für 249 Euro mit einer sowie für 379 Euro mit zwei Lizenzen.