Konkurrenz der Messe-Städte

Stuttgart und München wetteifern um Systems-Nachfolge

25.08.2009 von Jan-Bernd Meyer
Die im Oktober 2007 eingeweihte Neue Messe Stuttgart will mit der "IT&Business" als Nachfolger der Münchner IT-Messe "Systems" reüssieren.
Ulrich Kromer, Geschäftsführer der Messe Stuttgart, positioniert die IT&Business klar gegen die Münchner Veranstaltung "Discuss&Discover".
Foto: Neue Messe Stuttgart

Anlässlich einer Pressekonferenz in München haben die Stuttgarter Messeverantwortlichen das Konzept und die wesentlichen Daten zu der Veranstaltung IT&Business vorgestellt. Ulrich Kromer, Geschäftsführer der Messe Stuttgart, sagte, man erwarte für die vom 6. bis 8. Oktober 2009 stattfindende Veranstaltung etwa 7000 Besucher. "Daran wollen wir uns messen lassen", so Kromer.

Bislang haben sich 228 Aussteller angemeldet. Hierzu gehören IBM, Microsoft und die SAP. Der Walldorfer ERP-Weltmarktführer wird auf einem Gemeinschaftsstand über seine Partner auf der Stuttgarter Messe vertreten sein.

Fakten zur IT&Business

Die IT&Business Fachmesse für Software, Infrastruktur und IT-Services, wie sie offiziell heißt, wird laut Kromer auf eine Halle beschränkt sein. Diese hat brutto 20.000 und netto 7000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die Schwaben werben mit einem niedrigeren Preis pro Quadratmeter Ausstellungsfläche. Das sei weniger, als die Münchner Messe heute offeriere. Auf dem neben dem Stuttgarter Flughafen gelegenen Messegelände zahlen die Aussteller 178 Euro pro Quadratmeter. Über Sonderkonditionen wollten die Messeverantwortlichen nichts sagen.

Informationen besagen allerdings, dass die Konkurrenten der Münchner "Discuss&Discover" (D&D) aus Schwaben hohe Subventionen für ihr nagelneues Messegelände und dortige Veranstaltungen erhalten.

Die IT&Business wendet sich an den Mittelstand. Die ausstellenden Softwareanbieter stammen vorzugsweise aus dem Einzugsbereich 200 Kilometern um Stuttgart herum. Kromer hierzu: "Der Fokus der Veranstaltung liegt auf dem Mittelstand aus dem Bereich Deutschland, Österreich und Schweiz."

Harte Konkurrenz zur Münchner Messe

Die Stuttgarter Messe bietet sechs Hauptthemen: Allgemeine Unternehmenssoftware, spezielle Unternehmenssoftware, IT-gestützte Geschäftsprozesse, System-Integration, Infrastruktur sowie Dienstleistungen.

Im Pressegespräch wurde deutlich, dass sich die Mannschaft um Kromer klar gegen die Münchner "Discuss & Discover" positioniert. Sehr deutlich brachte dies Rainer Glatz auf den Punkt. Der Geschäftsführer VDMA Fachverband Software gehört zum Messebeirat und vertritt dort die Interessen des Verbands und seiner Mitglieder. Glatz sagte mit Bezug auf die gestorbene Systems und deren beide Nachfolgeveranstaltungen in München und Stuttgart: "Da ist eine Eiche gefällt worden. Jetzt sprießen da zwei neue. Mal sehen, welche besser wächst." Der VDMA-Mann meinte auch, dass die Münchner Messeverantwortlichen viel Zeit gebraucht hätten, um das Konzept der Discuss & Discover der Öffentlichkeit verständlich zu machen. Kromer, auf die Wettbewerbssituation angesprochen, sagte: "Die Systems ist 2008 letztmals abgehalten worden. Danach kam aus München zunächst keine Aussage, wie es weiter gehen würde. Erst später, nachdem wir mit unserem Konzept an die Öffentlichkeit gegangen sind, kam die Ankündigung der Discuss&Discover." Tatsächlich wurde Messe-München-Geschäftsführer Dittrich 2008 mit dem neuen Konzept einen Tag nach der Ankündigung der Stuttgarter zur IT&Business vorstellig.

Konferenzprogramm zu Anwenderthemen

Rainer Huttenloher vom Konradin-Verlag als Medienpartner der IT&Business betonte, das angegliederte Konferenzprogramm der IT&Business bestehe zu 20 Prozent aus herstellerneutralen Vorträgen. Von den verbleibenden 80 Prozent werde ein Viertel der Präsentationen einen Anwenderbezug haben und Antworten auf IT-Probleme geben. Während die Münchner Veranstaltung ganz wesentlich auf ihr Konferenzprogramm baut, das an jedem der drei Tage 36 Referate bieten soll, beschränkt sich der schwäbische Herausforderer auf deren zwölf pro Tag.

Fragen zur IT&Business

Die Stuttgarter Messemacher hatten es nicht leicht, der Presse ihr Konzept zu verkaufen. Als Wolfgang Schmid, Direktor Mittelstand der IDS Scheer AG, sagte, der Name IT& Business allein sei schon attraktiv und dokumentiere den Willen der Veranstalter, die Verbindung zwischen Informationstechnik und Geschäftsalltag von Unternehmen herauszustreichen, hagelte es Kritik: Diese Aussage sei nicht mehr als ein Allgemeinplatz und gelte seit langem für die Ambitionen aller IT-Messen, wurde den Stuttgarter Messeverantwortlichen vorgehalten.

Auch das Argument Kromers, mit der IT&Business komme man den Wünschen der Anwender entgegen, verschiedene Veranstaltungen zu einer zusammenzuführen, wurde postwendend konterkariert. In die Stuttgarter Veranstaltung wird die bislang gesondert abgehaltene PPS-Hausmesse des VDMA Fachverband Software ebenso integriert wie die PPS-Tage des Fraunhofer-Instituts IPA und die BITexpo. Trotz dieser Vereinnahmung finden innerhalb kürzester Zeit gleich drei IT-Messen im süddeutschen Raum statt: Vom 6. bis 8. Oktober die Stuttgarter IT&Business, vom 13. bis 15. Oktober die aus der "IT-SecurityArea" der Systems hervorgegangene IT-Sicherheits-Messe "IT-SA" in Nürnberg. Letztere sollte ursprünglich im Juni 2009 abgehalten werden. Auf Wunsch der Aussteller findet sie nun zum späteren Zeitpunkt statt. Den IT-Messereigen schließt vom 20. bis 22. Oktober 2009 die Münchner "Discuss & Discover" (D&D) ab. (jm)