Obermann-Kandidat

Balz wird Telekom-Vorstand für Datenschutz

22.10.2008
Nach den gravierenden Datenschutzpannen bei der Deutschen Telekom soll Manfred Balz als neuer Vorstand eine Wiederholung verhindern.

Der Aufsichtsrat berief den bisherigen Chefjustiziar Balz am Dienstag zum Vorstand für Datenschutz, Recht, Datensicherheit und Compliance, wie das Unternehmen mitteilte. Der 63-jährige Balz war Wunschkandidat von Telekom-Chef René Obermann. Vergangene Woche hatte der Aufsichtsrat zwar die Einrichtung des Vorstandspostens beschlossen, aber Balz nicht ernannt. Das hatte sofort Spekulationen über eine Schwäche in Obermanns Position ausgelöst. Nach dpa-Informationen unterstützten am Dienstag auch die Arbeitnehmervertreter die Kandidatur von Balz.

Nach den Beratungen des Aufsichtsrats hatte es in Konzernkreisen am vergangenen Mittwoch noch geheißen, der Auswahlprozess könnte einige Woche in Anspruch nehmen. Die Kandidatur von Balz sei umstritten gewesen, da er aus dem Unternehmen komme und bereits mit den Vorgängen befasst gewesen sei, hatte es auch geheißen.

Mit dem neuen Vorstandsressort reagiert die Telekom-Führung auf eine Serie von Datenpannen, die den Konzern seit Monaten erschüttern. Derzeit ermitteln Staatsanwaltschaften in sieben Fällen von Diebstahl von Kundendaten der Telekom. Möglich wurde der Klau durch Löcher in der Sicherheit der Kundendatenbanken, die nach Angaben der Telekom mittlerweile gestopft wurden.

Das neue Vorstandsressort soll umfangreiche Kompetenzen erhalten, um die Datenschutzprobleme zügig zu lösen. Der oberste Datenschützer solle bei wichtigen Entscheidungen hinzugezogen werden, hieß es. Nach Angaben der Telekom sollen dem Ressort rund 500 Mitarbeiter in Deutschland zugeordnet werden.

Manfred Balz: Später Karriereschub nach Datenpannen

Der Chefjustiziar der Deutschen Telekom, Manfred Balz, konnte sich zum Ende einer langen Laufbahn eigentlich auf einen geruhsamen Ruhestand vorbereiten. Doch die Serie von Datenpannen bescherte dem 63-Jährigen einen späten Karriereschub. Der Aufsichtsrat berief den erfahrenen Juristen in den Vorstand des Bonner Konzerns, wo er für Datenschutz und Recht zuständig sein wird.

Dass die Berufung erst im zweiten Anlauf klappte - vergangene Woche hatte das oberste Konzerngremium die Abstimmung verschoben - dürfte den kulturinteressierten Balz nicht stören. Seit elf Jahren ist er bei der Telekom und hat dort als oberster Anwalt mit vielen kniffligen Fällen zu tun gehabt. So ziehen sich die Klagen von Investoren im Zusammenhang mit den Börsengängen und der Übernahme des US-Mobilfunkers VoiceStream über Jahren hin. Balz setzte sich zumeist für den harten Weg ein, also den Gang durch alle Gerichtsinstanzen.

Bei der Mehrheitsübernahme des polnischen Mobilfunkkonzerns PTC geriet er dabei auch mit Telekom-Chef René Obermann aneinander. Obermann wollte in seiner damaligen Funktion als T-Mobile-Chef PTC möglichst schnell übernehmen, wurde aber von Balz gebremst. Der charismatische Jurist strengte Klagen in etlichen Ländern gegen PTC-Miteigner Vivendi an und scheute auch den Gang zum internationalen Schiedsgericht in Wien nicht.

Über die gemeinsame Arbeit in den vergangenen beiden Jahren hätten Obermann und Balz aber ihre Konflikte begraben und könnten gut zusammenarbeiten, heißt es in Unternehmenskreisen. Vor seiner Zeit bei der Telekom war Balz unter anderem Chefsyndikus der Treuhandanstalt. (dpa/tc)