Neue Diebstähle

Obermann geht bei Datenschutz in die Offensive

10.10.2008
Die Deutsche Telekom geht nach dem Diebstahl von Millionen Kundendaten in die Offensive.

Nach dem Auftauchen weiterer Missstände wolle Vorstandschef René Obermann die Datensicherheit "massiv verbessern" und führe dazu eine umfassende Untersuchung der Vorfälle durch, erfuhr die Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX am Donnerstag aus Konzernkreisen. Geprüft werde ein Bündelung der bislang getrennten Bereiche Datenschutz und Konzernsicherheit. Dies könne dahin gehen, dass eigens ein Vorstandsposten für diese Funktion geschaffen werde. Personelle Konsequenzen schließe er wegen der Datenpannen nicht mehr aus.

Obermann steht nach den in den vergangenen Monaten aufgetauchten Datenpannen unter Zugzwang. Zudem entwickelte sich das Thema aus seiner Sicht mittlerweile "geschäftskritisch", hieß es. Nach Informationen von dpa-AFX ist der am Wochenende bekanntgewordene Diebstahl von 17 Millionen Kundendaten kein Einzelfall. Alleine in diesem Jahr habe die Telekom drei Anzeigen wegen Datendiebstahl gestellt, hieß es. Neben einem bekannten Fall in Bremerhaven wurden die Staatsanwaltschaften in Berlin und München eingeschaltet worden. In München sei ein Datenträger mit rund 70.000 Kundendaten aufgetaucht.

Obermann reagiert nun mit einem Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Datensicherheit, das er am Freitag vorstellen will. Dabei werde er sich auf umfassend zu den Vorfällen äußern, hieß es. Ein Telekom-Sprecher bestätigte, dass eine Pressekonferenz für den Tag in Bonn geplant ist. Zu Details machte er keine Angaben.

Die Telekom wird seit Monaten von mehreren Datenskandalen erschüttert. Im Mai hatte das Unternehmen bestätigt, dass Telefondaten von Journalisten und Aufsichtsräten ausgewertet worden waren. Auf diese Weise sollten Informationslecks gefunden werden. Am Wochenende war dann bekanntgeworden, dass über 17 Millionen Daten der Mobilfunksparte gestohlen wurden. Die Staatsanwaltschaft Bonn prüft derzeit, ob das zwischenzeitlich von der Staatsanwaltschaft Köln eingestellte Verfahren neu aufgerollt wird.

Die 17 Millionen gestohlenen Daten, die bei einem Mainzer Unternehmer lagern, werden nach Angaben des rheinland-pfälzischen Datenschutzbeauftragten Edgar Wagner vom Donnerstag bald gelöscht. In den nächsten Tagen sichere die Staatsanwaltschaft Bonn noch Beweise. Dann würden die Daten unter seiner Aufsicht gelöscht. Der Unternehmer ist nach eigenen Angaben seit zweieinhalb Jahren im Besitz der Kundendaten und hatte dies auch T-Mobile mitgeteilt. (dpa/tc)